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Ackern wie von Geisterhand

(DLG). Landwirte zeigen sich offen gegenüber neuen Technologien. Konkret nach denkbaren Einsatzszenarien für teilautonome bzw. autonome Traktoren befragt, tendiert so mancher dann doch etwas

(Bildquelle: profi.de)

Landwirte zeigen sich offen gegenüber neuen Technologien. Konkret nach denkbaren Einsatzszenarien für teilautonome bzw. autonome Traktoren befragt, tendiert so mancher dann doch etwas zurückhaltender – wenn, dann würde man ihnen zunächst einmal einfachere Arbeiten bzw. Arbeitsgänge mit hohem Routineanteil überlassen, etwa Arbeitsgänge, die auch einem Aushilfsfahrer zugemutet werden können. Höhere Anforderungen zu meistern, dies traut man offensichtlich dieser Technik zumindest noch nicht zu. Dies ist Fazit einer aktuellen Umfrage, die von der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) gemeinsam mit der Universität Hohenheim im Rahmen des DLG-Praxis-Monitors bei DLG-Mitgliedern durchgeführt wurde. 
 
Der rasche Einzug von automatischen Lenksystemen bei Traktoren belegt eindrucksvoll, dass Landwirte durchaus bereit sind, in sogenannte Zukunftstechnologien zu investieren. Wie die Umfrage zu Lenksystemen in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift DLG-Test Landwirtschaft zeigt, geschieht der Einstieg in diese Technologie besonders in kleinstrukturierten Regionen auf einzelbetrieblicher Ebene oft mit einfacheren und kostengünstigeren Ausführungen. Diese Tendenz wird auch in diesem DLG-Praxis-Monitor bestätigt (Grafik: Nutzen Sie Lenksysteme).
 
Wie eine weitere Frage bei den Landwirten, die bereits in die Technik investiert haben, ergab, nutzen rund 30 % der Befragten ein kostengünstiges System mit optischer Signalanzeige mit einer Anschlussspur-Genauigkeit von über 30 cm. Der Fahrer folgt dabei der optischen Vorgabe, weshalb die Fahrerentlastung und Genauigkeit hier natürlich nicht sehr hohen Ansprüchen genügen. Andererseits gibt es etliche Arbeiten, bei der die Genauigkeit auf den letzten Zentimeter nicht zwingend erforderlich ist und das kostenfreie Korrektursignal offensichtlich ausreicht. Zudem lassen sich diese Systeme schnell und meist einfach auf einen anderen Traktor umbauen. Um die 30 cm Genauigkeit bei der direkten Anschlussfahrt erreichen nach eigener Einschätzung knapp 24  % der Umfrageteilnehmer. Mit rund 28  % der Nennungen werden fast ebenso häufig Systeme eingesetzt, deren Genauigkeit auf etwa 10 cm im pass-to-pass" reicht. Noch genauer geht es mit RTK. Die geschätzten ±  2 cm nutzen knappe 21  % der Anwender bereits auf ihren Flächen – allerdings haben lediglich 10,5  % bislang eine Anbaugerätelenkung ausprobiert. Konkret nach ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber Zukunftstechnologien befragt, schätzen sich die befragten Praktiker meist als „aufgeschlossen“ oder „sehr aufgeschlossen“ ein.
 
Aus rein betriebswirtschaftlichem Blickwinkel sind technische Entwicklungen erfahrungsgemäß immer dann von gehobenem Interesse, wenn sie eine Produktivitätssteigerung oder ein Einsparpotenzial versprechen. Die elektronische Koppelung mehrerer Traktoren bzw. Gespanne setzt voraus, dass es möglichst viele Arbeitsgänge gibt, bei denen gleichzeitig mehrere Gespanne auf einem Feld arbeiten können. Sind dies, wie z. B. beim Grubbern, gleichartige Gespanne, ist je nach Konfiguration eine Mindestgröße der jeweiligen Parzelle notwendig. Bei unterschiedlichen Gespannen, wie z. B. bei der Saatbettbereitung und Aussaat, müssen darüber hinaus die beiden Arbeitsgänge unmittelbar nacheinander folgen und die Schlagkraft der Gespanne aufeinander abgestimmt sein. Bei welchen Arbeitsschritten die Landwirte sich vorstellen könnten, solche teilautonomen Systeme zu nutzen, zeigt die Grafik: Möglicher Einsatz teilautonomer Systeme.
 
Darüber hinaus sagen rund 45  % der befragten Landwirte, dass es auf ihrem Betrieb keine Feldarbeitsgänge gibt, die direkt nacheinander folgen können. Die übrigen 55 % sehen dagegen etliche Arbeiten bzw. Arbeitsgänge, die zeitlich direkt in Abfolge stehen können. Als denkbare Beispiele werden genannt: Bodenbearbeitung und Saat, Gülleausbringung und -einarbeitung sowie einige Arbeitsfolgen in der Futterernte. Wie die Umfrage weiter zeigt, sind zeitgleich in vielen Betrieben (28 %) bei der Saat zwei oder mehr Traktoren auf demselben Feld unterwegs (Grafik: gleichzeitger Einsatz mehrerer Gespanne). Auch bei der Bodenbearbeitung (knapp 26  %) und der Saat- und Pflanzbettbereitung (zusammen knapp 26  %) sind offensichtlich häufiger mehrere Gespanne gleichzeitig auf einer Parzelle im Einsatz.
 
Vor die Wahl gestellt, ob die Praktiker die elektronisch gekoppelte Traktorformation eher nutzen würden, um einen Arbeitsgang (z. B. Grubbern) gleichzeitig mit mehreren Gespannen durchzuführen oder um damit verschiedene Arbeitsgänge zeitgleich und parallel zu erledigen, ergibt sich ein vergleichsweise klares Bild: Annähernd zwei Drittel der Befragten würden diese Technik nutzen, um mehrere aufeinander folgende Arbeitsgänge, wie z. B. die Saatbettbereitung und Einsaat, parallel durchzuführen. Damit lediglich die Flächenleistung weiter zu steigern, scheint nur für ein Drittel spannend. Dies könnte auch aus der technischen Einsicht resultieren, dass ein großes Gespann in aller Regel energieeffizienter unterwegs ist als zwei kleinere, die in der Summe die gleiche Flächenleistung bringen. Insgesamt sehen die Praktiker durch den Einsatz der elektronischen Deichsel (teilautonome Traktoren) vor allem das Potenzial, Arbeitskraft (37  %) und Zeit (25  %) einzusparen (Grafik: Nutzen teilautonomer Traktorformationen).
 
Teilweise sieht man durch die Nutzung dieser Technologie auch Chancen für eine „Vergleichmäßigung“ bzw. ein „Vervielfältigen“ einer hohen Arbeitsqualität (eines guten Fahrers rund 13,5  %). Mancher Betrieb wünscht sich aber auch mehr Flexibilität, besonders während der Stoßzeiten. Der Vorteil, nun auch möglicherweise eher kleinere und damit bodenschonendere Traktoren einsetzen zu können, wurde eher selten angekreuzt (9,1 %).
 
Denkt man den Ansatz teilautonomer Traktoren oder Gespanne weiter, wird man schnell bei einem Szenario mit völlig autonomer Technik landen. Auch für diese autonomen Gespanne sehen die Umfrageteilnehmer einige Einsatzbereiche. Für etwas über 42  % ist die Bodenbearbeitung ein Einsatzfeld, für zusätzliche knappe 23  % die Saatbettbereitung und für gut 6 % die Pflanzbeetbearbeitung. Rund 19  % könnten sich auch vorstellen, die Saat autonom erledigen zu lassen. Wohl die Kartoffelanbauer sehen zudem einen Einsatzbereich bei der Entsteinung. Lediglich einzelne Betriebe könnten sich auch Mäh- und Mulcharbeiten ohne Fahrer denken oder würden bei der Gülleausbringung selbst nicht am Feld sein wollen. In der Gesamtsumme sind es also meist Arbeiten, die in der Regel vergleichsweise überschaubare Ansprüche an die Qualifikation und das Können des Fahrers stellen.
 
Auch von den autonom arbeitenden Traktoren erwartet man in erster Linie eine Einsparung von Arbeitskraft und/oder Zeit sowie eine gleichmäßigere Arbeitsqualität. Der Einsatz kleinerer und leichterer Gespanne wird auch hier deutlich seltener gesehen. Dabei wünschen sich fast 60  % der Umfrageteilnehmer die zum autonomen Fahren nötige Ausstattung als flexibel installierbare Technik. Sie möchten die Technik also bei Bedarf auch auf andere Traktoren umbauen bzw. manuell bedienen können. Nur ca. 14  % sehen diese Ausstattung als festen Bestandteil nur eines Traktors.
 
Wie interessant sind diese Zukunftstechnologien wirklich für die Praxis? Wie die Umfrage zeigt, sind 42  % der Befragten der Meinung, dass autonome Systeme für sie bzw. ihre betriebliche Konstellation ungeeignet sind. Als interessiert, aber wahrscheinlich nicht kaufend, äußern sich weitere rund 19  %. Unschlüssig erweist sich ein gutes Fünftel der Befragten – sie halten diese Entwicklungen für interessant, sind sich aber nicht sicher, sie auch zu kaufen. Weitere 15  % haben Interesse, erachten die Technik aber zumindest innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht für einsatzfähig. Lediglich 3,7  % geben sich sehr zuversichtlich und würden sie jetzt schon kaufen. Für die teilautonome Technik gilt grundlegend die gleiche Tendenz.

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