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Corona legt die Traktorfertigung in Europa weitgehend lahm

Da viele wichtige Zulieferbetriebe in Europa, aber auch weltweit nicht mehr arbeiten, fahren auch die Traktorenhersteller zwangläufig nach und nach die Produktion runter.

Deutz-Fahr-Werk in Lauingen bei der Produktion von Traktoren

In vielen europäischen Traktor-Werken – wie hier bei Deutz-Fahr in Lauingen – stehen aktuell die Bänder still. Wann es weiter gehen kann, ist derzeit bei den meisten noch ungewiss. (Bildquelle: Werkbild)

Globalisierte Zulieferketten stellen die Traktorenhersteller aktuell vor große Herausforderungen. Besonders die komplette Einstellung der nicht lebensnotwendigen Produktion in Italien bedeutet teils große Lieferengpässe bei Zulieferteilen. Durch die vergleichsweisen kurzen Wege sind die Auswirkungen sehr direkt. Denn entgegen erster Befürchtungen führt der mehrwöchige Stillstand in China kaum zu Ausfällen. Mittlerweile läuft dort die Produktion wieder an. Die Versorgung war bisher über den Seeweg noch abgedeckt, die Schiffe fungierten sozusagen als fahrendes Zwischenlager. Das Ausweichen auf die schnellere Luftfracht kompensiert jetzt das erwartete Ausbleiben des Containernachschubs, so dass kaum Engpässe entstehen. Bei Zulieferteilen aus Italien fehlt dagegen das schwimmende Lager, die fehlende Produktion macht sich sehr viel direkter bemerkbar. Auch Grenzschließungen und die damit verbundenen Beeinträchtigungen für Berufspendler sind eine Herausforderung für die Unternehmen.

John Deere

Bei John Deere in Mannheim ruht die Produktion in KW 13 (23.03. bis 29.03.) aufgrund fehlender Motoren. Das Deere-Motorenwerk im französischen Saran ist geschlossen. Betroffen ist auch die Kabinenfertigung in Bruchsal, wo die Produktion von Schlepperkabinen ebenfalls stillsteht. In der Folgewoche soll die Produktion in Mannheim mit Motoren, die sich jetzt noch in der Logistikkette befinden, wieder anlaufen. Das Unternehmen stellt dann allerdings von Ein- auf Zweischichtbetrieb mit verlängerten Taktzeiten um. So kommen pro Schicht weniger Mitarbeiter zum Einsatz und Kontaktpunkte werden reduziert. Bei Ersatzteilen gibt es aktuell wegen der größeren Bevorratung keine Engpässe. Viele John Deere Vertriebspartner haben bereits kontaktlose Übergabemöglichkeiten für Teile geschaffen und setzen im Service verstärkt auf den Online Zugriff auf die Maschinen mit Connected Support. Die John Deere Traktorenfertigung in den USA läuft bisher ohne Einschränkungen.

CNH Industrial: Case IH/Steyr und New Holland

Ähnlich ist die Situation deshalb bei CNH Industrial mit den Marken Case IH/Steyr und New Holland. Seit Wochenbeginn ist die Produktion in einem Großteil der europäischen CNH Industrial-Werke nicht nur in Italien für zwei Wochen gestoppt, da es aktuell zu Einschränkungen in der Zulieferkette kommt. Die Fertigung von Komponenten und die Ersatzteileversorgung werden – unter strikter Einhaltung der jeweiligen nationalen Gesundheitsrichtlinien – aufrechterhalten, und bereits produzierte Maschinen werden ausgeliefert. Zudem hat der Mutterkonzern CNH Industrial in Italien zusammen mit Fiat Chrysler Automobiles (FCA), Ferrari und weiteren Unternehmen rund 150 Beatmungsgeräte sowie weitere medizinische Ausrüstung von verschiedenen außereuropäischen Anbietern organisiert. Auch Case IH Deutschland unterstützt Institutionen mit Gerätschaften.

Agco: Fendt und Massey Ferguson

Bei Agco wurde die Produktion an mehreren europäischen Standorten erheblich heruntergefahren oder ausgesetzt. So stehen bei Fendt in Marktoberdorf und im Kabinenwerk Asbach-Bäumenheim seit Mittwoch, den 25.3., die Bänder auf unbestimmte Zeit still. Trotz der nach eigenen Angaben sehr guten Auftragslage musste die Produktion wegen fehlender Komponenten gestoppt werden. Für die Belegschaft der Traktorenproduktion wurde vorsorglich bis Ende Juni 2020 Kurzarbeitergeld beantragt und genehmigt. Die Bereiche Kundendienst und Ersatzteilversorgung stehen aber weiter zur Verfügung.
Bei Massey Ferguson wurde entsprechend des Beschlusses der französischen Regierung die Produktion im Werk Beauvais eingestellt. Genauso sind die italienischen Werke von Laverda in Breganze und Agritalia in Rovigo aufgrund von Regierungsmaßnahmen, aber auch wegen Engpässen in der Lieferkette geschlossen. Voll in Betrieb sind derzeit allerdings die Ersatzteillager und die Neumaschinen-Auslieferung, insbesondere da in einigen Märkten diese Bereiche als systemrelevant eingestuft wurden, um die Nahrungsmittelversorgung zu sichern.

Same Deutz-Fahr

Oberstes Ziel ist es auch bei Same Deutz-Fahr, die Gesundheit von Mitarbeitern und Geschäftspartnern zu schützen, die Arbeitsplätze zu sichern und die Ersatzteilversorgung für die Landwirtschaft zu gewährleisten. Um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, wird soweit als möglich im Home-Office gearbeitet. In den Bereichen der Ersatzteilversorgung und Neumaschinenauslieferung wurden die Arbeitsabläufe neu gestaltet, um den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern der Transportunternehmen auf ein Minimum zu reduzieren. Während das Werk im italienischen Treviglio bereits seit einiger Zeit geschlossen ist, wird in Lauingen seit Anfang dieser Woche nicht mehr produziert.

Argo-Gruppe: McCormick und Landini

Bei der Argo-Gruppe (McCormick/Landini) mit Sitz im italienischen Fabbrico ruht die komplette Produktion aufgrund eines Regierungsbeschlusses bereits seit Montag, dem 23. März. Zur Eindämmung der Corona-Krise müssen alle Werke in Norditalien mindestens bis zum 3. April geschlossen bleiben. Die Ersatzteilversorgung wird aber aufrechterhalten, so Argo in einer Mitteilung an seine Händler.

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