Aus dem Heft

Manfred Neunaber: „Ob’s richtig ist, wird die Zukunft zeigen!“

Fendt braucht einen Partner, um in eine sichere Zukunft zu investieren. Derzeit lassen Fendt (ca. 1 Millarde Mark Jahresumsatz) und AGCO (ca. 3 Millarden Mark Jahresumsatz, siehe profi 8/96, Seite 50) vom Bundeskartellamt prüfen, ob AGCO an Fendt eine Mehrheitsbeteiligung (bis hin zur vollständigen Übernahme) erwerben kann. Mehr an Information ist derzeit nicht auf dem Markt. Die Hintergründe lassen sich so lesen: 1. Fendt geht es derzeit gut, das belegen auch die Zahlen der letzten Pressekonferenz Anfang November. 2. Die Eigentümer von Fendt stehen vor einer Entscheidung: entweder „mittelständisch“ zu bleiben und sich auf die traditionellen Märkte zu konzentrieren (Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz und Holland). Oder zu investieren und danach zu trachten, im europäischen Markt zukünftig eine größere Rolle zu spielen. 3. Offenbar ist die Entscheidung zugunsten des Wachstums gefallen. Dazu aber braucht Fendt mehr Kapital und mehr Kontakte. Denn neue Märkte (England, Skandinavien, Spanien, Portugal, evtl. Märkte außerhalb Europas) müssen mit Geld und neuen Händlern erobert werden. 4. Deshalb macht ein Partner aus dem Ausland (und aus der Branche) durchaus Sinn. Wenn über den Kaufpreis (der an die bisherigen Eigentümer fließen wird) hinaus Kapital in Fendt investiert wird und der neue Eigentümer seine Kontakte für die Weiterentwicklung von Fendt im Ausland nutzt, kann der Sprung vom nationalen Mittelständler zum europäischen Mitspieler gelingen. 5. AGCO als Partner hätte für Fendt einen Pluspunkt: AGCO hat bislang seine Tochtergesellschaften relativ eigenständig wirtschaften lassen. Das Fragezeichen bei AGCO ist, wie lange die AGCO- Strategie „Wachstum durch Zukauf“ ohne eine Phase der Konsolidierung gesund fortgeführt werden kann. So oder so: wenn Fendt seine Eigenständigkeit aufgibt, sind Änderungen zu erwarten. Im Produktprogramm bietet sich vor allem der untere Leistungsbereich an. Der Markt unterhalb von 80 oder 100 PS ist ein „Preismarkt“ geworden, in dem Fendt mit seiner Philosophie hoch-technischer und hoch-preisiger Traktoren auf Dauer nicht bestehen kann. Hier könnten preiswertere, einfachere Maschinen im Fendt-Programm einen Anreiz für neue Händler in neuen Märkten bieten. In der oberen Leistungsklasse hat Fendt hingegen seine Stärken, hier sollte auch ein neuer Partner investieren statt zu ändern. Der Zeitpunkt für eine Änderung der Besitzverhältnisse ist von den Fendt-Eigentümern nicht schlecht gewählt. Ob die Entscheidung für AGCO fällt und ob diese Entscheidung richtig ist, wird die Zukunft zeigen. Bis Weihnachten soll das Geschäft über die Bühne sein. Auf Fendt und den Markt muß das – von Emotionen abgesehen – aber zunächst keinen Einfluß haben.

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