Gut zu wissen
- 1960 wurde das Institut für landwirtschaftliche Transporte mit Sitz in Meißen gegründet.
- Die Forschung, die Entwicklung und der Prototypenbau für universellen Transport, Umschlag und Lagerung waren für die gesamte DDR in Meißen konzentriert.
- Die Arbeiten im Institut deckten alle Bereiche der Außen- und Innenwirtschaft ab.
- Das Institut wurde 1991 ersatzlos geschlossen.
Die DDR ist Geschichte, ihre Landtechnik lebt jedoch in vielen Facetten weiter. Dazu gehören auch die landwirtschaftlichen Transporte. Und wie heute galt damals der Spruch: „Die Landwirtschaft ist ein Transportgewerbe wider Willen.“
Dies wurde in den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und auf den volkseigenen Gütern (VEG) ab den 1960er Jahren zunehmend zum Problem. Die Fachleute und politisch Verantwortlichen erkannten dies und gründeten 1960 in Meißen das
Institut für landwirtschaftlichen Transport.
Von der Kegelbahn zur Versuchswerkstatt
Blicken wir kurz noch weiter zurück. Nach der 1945 begonnenen Bodenreform und der ab 1952 durchgeführten Kollektivierung fehlte es an moderner und schlagkräftiger Landtechnik. Zwar entstanden in den 1950er Jahren auf dem Boden der DDR aus den alten Landtechnikunternehmen neue Fertigungsstätten für Landmaschinen. Doch die Kollektivierung stellte die Landwirtschaft vor allem beim Transport vor große Herausforderungen. Deshalb begannen ab 1960 an der Hochschule in Meißen im Institut für landwirtschaftlichen Transport entsprechende Forschungsarbeiten. Die Ausstattung war anfangs sehr bescheiden. So bauten die ersten Mitarbeiter, ein Diplomingenieur und drei Schlosser, eine alte Kegelbahn zur Versuchswerkstatt um.
Theorie und Praxis in einer Hand
Wer nun vermutet, dass die Forscher und Wissenschaftler in Meißen allein theoretische Ausarbeitungen anfertigten und diese den Landtechnikern zu Verfügung stellten, liegt völlig falsch. Von Beginn an spielten der Prototypenbau und die Erprobung in der Praxis eine tragende Rolle. Lediglich Motoren, Getriebe, Achsen und manchmal ganze Traktoren oder Lkw zum Umbauen kamen von Zulieferern. Alle weiteren Geräte und Fahrzeuge konstruierten und bauten die Meißener Forscher komplett selbst.
Das Spektrum der neu entwickelten Geräte, Maschinen und Fahrzeuge deckte alle Bereiche ab, die mit Transport, Umschlag und Lagerung in der Landwirtschaft zu tun hatten. Zu Beginn ging es vor allem um Rationalisierungen und Grundlagenexperimente, um die Arbeitswirtschaft in den immer größeren Betrieben zu entlasten. Dazu gehörten
- das Auflösen von Strohballen,
- Leichtgutaufbauten für Anhänger,
- die Fertigung eines Aufbaus mit Verdichtungseinrichtung auf einem Kratzbodenanhänger, insbesondere für Strohhäcksel oder
- die Entwicklung von Muldenkippern auf...
Gut zu wissen
- 1960 wurde das Institut für landwirtschaftliche Transporte mit Sitz in Meißen gegründet.
- Die Forschung, die Entwicklung und der Prototypenbau für universellen Transport, Umschlag und Lagerung waren für die gesamte DDR in Meißen konzentriert.
- Die Arbeiten im Institut deckten alle Bereiche der Außen- und Innenwirtschaft ab.
- Das Institut wurde 1991 ersatzlos geschlossen.
Die DDR ist Geschichte, ihre Landtechnik lebt jedoch in vielen Facetten weiter. Dazu gehören auch die landwirtschaftlichen Transporte. Und wie heute galt damals der Spruch: „Die Landwirtschaft ist ein Transportgewerbe wider Willen.“
Dies wurde in den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und auf den volkseigenen Gütern (VEG) ab den 1960er Jahren zunehmend zum Problem. Die Fachleute und politisch Verantwortlichen erkannten dies und gründeten 1960 in Meißen das
Institut für landwirtschaftlichen Transport.
Von der Kegelbahn zur Versuchswerkstatt
Blicken wir kurz noch weiter zurück. Nach der 1945 begonnenen Bodenreform und der ab 1952 durchgeführten Kollektivierung fehlte es an moderner und schlagkräftiger Landtechnik. Zwar entstanden in den 1950er Jahren auf dem Boden der DDR aus den alten Landtechnikunternehmen neue Fertigungsstätten für Landmaschinen. Doch die Kollektivierung stellte die Landwirtschaft vor allem beim Transport vor große Herausforderungen. Deshalb begannen ab 1960 an der Hochschule in Meißen im Institut für landwirtschaftlichen Transport entsprechende Forschungsarbeiten. Die Ausstattung war anfangs sehr bescheiden. So bauten die ersten Mitarbeiter, ein Diplomingenieur und drei Schlosser, eine alte Kegelbahn zur Versuchswerkstatt um.
Theorie und Praxis in einer Hand
Wer nun vermutet, dass die Forscher und Wissenschaftler in Meißen allein theoretische Ausarbeitungen anfertigten und diese den Landtechnikern zu Verfügung stellten, liegt völlig falsch. Von Beginn an spielten der Prototypenbau und die Erprobung in der Praxis eine tragende Rolle. Lediglich Motoren, Getriebe, Achsen und manchmal ganze Traktoren oder Lkw zum Umbauen kamen von Zulieferern. Alle weiteren Geräte und Fahrzeuge konstruierten und bauten die Meißener Forscher komplett selbst.
Das Spektrum der neu entwickelten Geräte, Maschinen und Fahrzeuge deckte alle Bereiche ab, die mit Transport, Umschlag und Lagerung in der Landwirtschaft zu tun hatten. Zu Beginn ging es vor allem um Rationalisierungen und Grundlagenexperimente, um die Arbeitswirtschaft in den immer größeren Betrieben zu entlasten. Dazu gehörten
- das Auflösen von Strohballen,
- Leichtgutaufbauten für Anhänger,
- die Fertigung eines Aufbaus mit Verdichtungseinrichtung auf einem Kratzbodenanhänger, insbesondere für Strohhäcksel oder
- die Entwicklung von Muldenkippern auf der Basis eines Ferguson-Kippers.
Know-how und Starthilfe für die Industrie
Ein bedeutsamer Beitrag des Instituts für landwirtschaftlichen Transport war um 1965 die Einführung des Lkw-Einsatzes auf dem Feld. Gemeinsam mit dem Werk Werdau erprobten die Meißener Transportfachleute einen Allradantrieb und eine Kipppritsche für den Lkw W50. Die Forscher leisteten in der Fabrik noch Starthilfe für die Produktion und wandten sich dann neuen Projekten zu. Das war ein wichtiger Grundsatz bei allen Entwicklungen. Das Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium erteilte die Forschungsaufträge und legte dann fest, welche fertig entwickelten Maschinen in welchem Werk produziert werden sollten.
In Meißen konzentrierte sich die spezialisierte Kompetenz, wenn es um Transporte, Umschlag und Lagerung in der DDR-Landwirtschaft ging. 1970 bezog das Institut einen ganz neuen Gebäudekomplex. Die folgenden Jahre waren davon geprägt, Vergleichs-Versuche mit Lkw, Sattelaufliegern und Traktorzügen durchzuführen. Es ging vor allem darum, die Effizienz zu steigern. Eines der spektakulärsten Fahrzeuge war 1972 der Systemtraktor ZM 1800 4x4. Er wurde im Traktorenwerk Schönebeck gebaut und in Meißen mit verschiedenen, selbst gebauten Sattelaufliegern ergänzt.
Die Erarbeitung neuer Lösungen für den Umschlag von Gütern mit Kränen, Radladern und stationären Vorrichtungen bildete einen weiteren Schwerpunkt des Instituts. Wichtig zu erwähnen sind auch die Kooperationen mit den Kollegen in den befreundeten RGW-Ländern, besonders in der Tschechoslowakei und der Sowjetunion. Mit diesen tauschten die Meißener sowohl Ideen als auch Prototypen und Messgeräte aus.
Energie und Tiertransporte
In den 1980er Jahren war auch die Bodenschonung ein wichtiges Forschungsthema. Dazu entwickelten, bauten und nutzten die Meißener Forscher das weltgrößte, zivile Rad-Boden-Messfahrzeug. Hinzu kam die Aufgabe, den Energieverbrauch in der Landwirtschaft zu senken, an dem die Transporte einen erheblichen Anteil hatten. Das war auch ein Grund, weshalb die Meißener Forschungseinrichtung 1984 den Namen „Institut für Energie- und Transportforschung“ (IETF) bekam. Eine herausragende Entwicklung gemeinsam mit dem Landbau war die Bogenbinder-Membranhalle zur Lagerung, Belüftung und Trocknung von Erntegütern.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt betraf die Tiertransporte. Die Meißener Wissenschaftler entwickelten moderne Konzepte, Umschlageinrichtungen und Fahrzeuge, um Rinder und Schweine möglichst stressarm zu transportieren. Sie bauten Hub- und Treibeinrichtungen zum Verladen und mehrgeschossige Transportfahrzeuge. Es ging darum, die Tiere in kleinen Gruppen, aber mit großen Fahrzeugen zu transportieren.
Ab Mitte der 1980er Jahre hielten die Elektronik und die EDV ihren Einzug in Meißen. Dadurch konnten die Untersuchungsmethoden verfeinert und vor allem beschleunigt werden. Ein Beispiel dafür waren Verlustmessungen und die Steuerung bei Überladevorgängen. Es gab weitgehende Pläne, besonders auch den Umschlag und die Lagerung von Erntegütern zu verbessern. Im Jahr 1988 hatte das Institut etwa 120 Mitarbeiter.
Doch der Mauerfall im November 1989 und der Zusammenbruch der landtechnischen Produktion in der DDR bedeutete einen krassen Schnitt. Die meisten Landtechnikwerke standen ohne Perspektive da. Sie waren teils pleite oder wurden nach zeitweiliger Übernahme und Ausschlachten geschlossen. Im Herbst 1991 beschloss der Freistaat Sachsen das Aus für die Forschungseinrichtung in Meißen, und Ende 1991 wurde sie endgültig aufgelöst.
Das Ende ohne Happy End
Für alle Mitarbeiter bedeutete dies, dass sie neue Jobs brauchten. Als sie 2005 erfuhren, dass das Land Sachsen ihr Archiv komplett vernichtet hatte, trugen sie die noch verfügbaren Unterlagen zusammen. Und gemeinsam mit vielen ehemaligen Kollegen erstellte Dr. Frank Uhlemann eine Dokumentation über das Institut. Diese ist unter
https://mediatum.ub.tum.de/1574772 abrufbar.
Der Titel lautet: „Vom Institut für landwirtschaftlichen Transport Meißen zum Forschungszentrum für Mechanisierung und Energieanwendung in der Landwirtschaft in der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (1960-1992).“ Darin geht es genauso um die Technik wie um die Menschen, die dahinterstanden.
Während einige Dokumente erhalten geblieben sind, gibt es kaum noch Prototypen und Baumuster aus Meißen. Wer noch eines hat oder von einem weiß, möge dies dem Direktor des Deutschen Landwirtschaftsmuseums Schloss Blankenhain mitteilen:
Dr. Jürgen Knauss, Tel. 03 66 08/23 21,
info@deutsches-landwirtschaftsmuseum.de.