160 PS für 55.000 Mark! Der Zetor ZTS 16245 hatte 1994 vor allem ein Argument: den Preis. Wie steht es um den Slowaken 30 Jahre später — wir haben nachgehört.
Erstbesitz — das hört man immer gern! Auch, wenn es sich nicht um die typischen Klassiker wie MB trac, Schlüter & Co. handelt. Im Falle des Zetor ZTS 16245 hört der Erstbesitzer auf den Namen Alexander Eberhardt. Naja fast, gekauft hat den Schlepper 1994 noch sein Vater. Aber von vorne.
Auf dem Milchviehbetrieb der Familie Eberhardt am Rande der schwäbischen Alb sollte 1994 ein in die Jahre gekommener John Deere 4240 ersetzt werden. Im Wochenblatt weckte eine Anzeige die Aufmerksamkeit: Ein Händler bewarb die tschechischen Traktoren mit extremen Kampfpreisen. Während die Faustformel von 1.000 DM pro PS noch galt, waren 160 PS für 55.000 DM ein echtes Totschlag-Argument, sogar besser als viele Gebrauchtmaschinenangebote. „Wir konnten damals einen Schlepper zur Vorführung bekommen“, erinnert sich der 51-Jährige, „und waren neben dem Preis von der simplen Technik und dem kernigen Motor angetan.“
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Erstbesitz — das hört man immer gern! Auch, wenn es sich nicht um die typischen Klassiker wie MB trac, Schlüter & Co. handelt. Im Falle des Zetor ZTS 16245 hört der Erstbesitzer auf den Namen Alexander Eberhardt. Naja fast, gekauft hat den Schlepper 1994 noch sein Vater. Aber von vorne.
Auf dem Milchviehbetrieb der Familie Eberhardt am Rande der schwäbischen Alb sollte 1994 ein in die Jahre gekommener John Deere 4240 ersetzt werden. Im Wochenblatt weckte eine Anzeige die Aufmerksamkeit: Ein Händler bewarb die tschechischen Traktoren mit extremen Kampfpreisen. Während die Faustformel von 1.000 DM pro PS noch galt, waren 160 PS für 55.000 DM ein echtes Totschlag-Argument, sogar besser als viele Gebrauchtmaschinenangebote. „Wir konnten damals einen Schlepper zur Vorführung bekommen“, erinnert sich der 51-Jährige, „und waren neben dem Preis von der simplen Technik und dem kernigen Motor angetan.“
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Alexander Eberhardt, der gelernter Nutzfahrzeugmechaniker ist, hatte dabei keine Angst vor späteren Reparaturen, obwohl der Händler relativ weit entfernt lag.
„Zwar mussten wir an dem Schlepper schon hin und wieder etwas reparieren“, gibt er zu. „Durch den einfachen Aufbau und die bis heute sehr gute Ersatzteilverfügbarkeit lässt sich das aber gut machen.“ Denn während die großen Zetor in Deutschland eine Ausnahmeerscheinung sind, waren und sind sie auf den Feldern des ehemaligen Ostblocks in großer Stückzahl im Einsatz. „Eine Kupplungsscheibe kriegt man heute für 50 Euro und die ist morgen früh da“, ist der 51-Jährige noch heute über die Reparaturfreundlichkeit des Schleppers zufrieden. „Ich habe ein Ersatzteilbuch, da sind selbst die Dioden der Lichtmaschine einzeln aufgeführt.“
Wofür steht Zetor ZTS?
Bevor wir tiefer in die Details der Maschine einsteigen, noch ein paar Worte zur Markenkennzeichung Zetor ZTS. Die traditionsreiche Marke Zetor aus dem tschechischen Brünn ist nicht der einzige Hersteller aus der ehemaligen Tschechoslowakei: ZTS fertigte in der slowakischen Stadt Martin ebenfalls Traktoren. Zwar wurden die großen Sechszylinder in den 1980er Jahren bei Zetor entwickelt. Angeblich wurde durch politische Entscheidungen die Produktion aber an ZTS übertragen. Dort erfolgte auch die Weiterentwicklung — der ZTS 16245 gehört bereits zur dritten Generation der schweren Sechszylinder. In Deutschland wurden die Traktoren der Einfachheit halber unter dem Doppelnamen Zetor ZTS über das gleiche Händlernetz vertrieben. Am 16245 von Alexander Eberhardt ist damit nur der Aufkleber von Zetor.
Der Youngtimer setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen
Werfen wir aber einen genaueren Blick auf den ZTS 16245 Turbo. Der ist eine Mischung verschiedener Komponenten aus den ehemaligen Ostblockländern. So stammt die Hinterachse von Ursus (ZPC) aus Polen, die Vorderachse von UTB aus Rumänien. Wie auch an anderen Stellen ist hier ein Grund für den günstigen Preis zu spüren: Der außermittige Frontantrieb sorgt dafür, dass der von Zetor angegebene Wendekreis von 7,07 m nur rechtsherum gilt — links ist es ein guter Meter mehr. Das einfach aufgebaute Getriebe kommt aus der Tschechoslowakei und wird beim Betätigen einer mechanischen Einscheibenkupplung geschaltet: Zwei Gruppen, drei Gänge und eine LS-Stufe. „Viel Schalten muss ich aber meist nicht, da der ZTS-Motor sehr durchzugsstark ist“, freut sich Alexander Eberhardt.
Und noch etwas begeistert den freundlichen Schwaben: „Nach monatelanger Standzeit im Winter springt der Zetor beim ersten Schlüsselumdrehen an.“ Beim profi-Schleppertest 1992 gehörte der Sechszylinder-Motor mit 6,8 l Hubraum – allerdings ohne Turbolader – nicht zu den sparsamsten. Ordentlich Durchzugskraft von unten wurde ihm aber schon damals bescheinigt.
Alexander Eberhardt zum Youngtimer-Traktor Zetor ZTS 16245: „Der Komfort hält sich in Grenzen“
In der großen Kabine geht es — wie erwartet — spartanisch zu. „Der Komfort hält sich zwar in Grenzen“, erzählt Alexander Eberhardt, „aber viele Schlepper aus den 1980ern boten auch nicht so viel mehr.“ So lässt sich die Kupplung in seinem 1500er MB trac auch nicht leichter treten — und eine Lastschaltstufe hat der schon gar nicht.
„Und auch die lastschaltbare Zapfwelle mit 540/1.000 Umdrehung hatte damals längst nicht jeder.“ Beim Kauf durch die Familie Eberhardt war der 16245 eigentlich überdimensioniert, und mit dem Vierscharpflug oder 3-m-Grubber nur selten voll gefordert. Heute macht der Schlepper zwar weniger Stunden als früher, dafür gibt es mit der Quaderballenpresse aber immerhin ein „würdiges“ Anhängsel. Vor der Presse punktet der Zetor auch durch seine große Bodenfreiheit von fast 50 cm. Die kommt auch durch die große Bereifung zustande, denn inzwischen sind mit 480/70 R 28 vorne und 650/75 R 38 hinten die maximal möglichen Dimensionen aufgezogen. „Damit läuft er jetzt auch fast 38 km/h“, freut sich Eberhardt.
Wir halten fest
Der Zetor ZTS 16245 ist in Deutschland eine Randerscheinung — die trotzdem ihren Reiz hat. Wer Spaß an den günstigen PS eines großen Zetors hat, muss eine Weile suchen. Auf unserem Gebrauchtmaschinenportal traktorpool.de wird aktuell kein 16245 angeboten. Auf dem 45 ha großen Nebenerwerbsbetrieb von Alexander Eberhardt leistet der Schlepper noch jedes Jahr rund 250 Stunden treue Dienste. Dabei ist der Schlepper kein Liebhaberstück und muss auch mal draußen übernachten — dafür kann sich das Topmodell aus der Slowakei noch sehen lassen.