Gut zu wissen
- Zur kommenden Ernte fällt der Wirkstoff Deiquat zur Krautminderung weg.
- Die mechanische Krautminderung wird wieder Fahrt aufnehmen.
- Im Vergleich konnten vier Hersteller (AVR, Baselier, Grimme und Struik) ihr Können beweisen.
- Bei einer Neuanschaffung ist die Ausstattung der Geräte von großer Bedeutung.
Die Kartoffelbranche steht vor einer großen Herausforderung: Wie geht es in den nächsten Jahren mit der Krautabtötung weiter? An Alternativen zur chemischen Minderung mangelt es nicht, oftmals steht das Kosten-Nutzen-Verhältnis aber auf einem anderen Blatt.
Krautschlagen ist einfach
Im Vergleich zum thermischen Abflammen oder dem Einsatz von elektrischer Hochspannung ist das Krautschlagen für die Praxis aktuell die einfachste und preiswerteste Lösung für ein kurzfristiges Umdenken.
Auch wenn das Krautschlagen im letzten Jahrzehnt aus der Mode gekommen war, scheint es jetzt wieder Fahrt aufzunehmen. Die Resonanz bei den Herstellern ist spürbar. Die verkauften Stückzahlen sind rapide nach oben gegangen. Inwieweit zukünftig auch die Wahl von leichter abreifenden Sorten oder minimierte Düngestrategien in den Fokus rücken, wird sich zeigen. Das Ziel jedenfalls bleibt bei allen neuen Denkansätzen eine gleichmäßige Abreife und ein unterbundener Wiederaustrieb.
Für unseren Vergleichseinsatz von drei Meter breiten Krautschlägern bei 75 cm Reihenweite haben wir diese vier Geräte mit Unterstützung der Hersteller verglichen:
Im Feld mussten alle Geräte ihr Können beweisen
In einer Parzelle sollte das Kraut mit einer Reststängellänge von 10 bis 15 cm abgeschlagen werden, in einem zweiten Versuch mit 25 bis 30 cm. Die beiden Zielvorgaben decken verschiedene Praxisanforderungen ab: Mit der kurzen Variante ein maximales Abschlagen des Krautes, und in der langen Variante eine Stängellänge, die sicher über die Grobkrautkette vom Kartoffelroder abtransportiert wird.
Stattgefunden haben die Versuche in einem Bestand der mittelfrühen Stärkesorte Axion am 11. September 2019. Zu diesem Zeitpunkt zeigte das Kraut trotz mehrmaliger Beregnung erste Abreife-Erscheinungen. Der Frischmasse-Blattertrag lag noch bei rund 30 t/ha.
Im Nachgang an die Einsätze führte Dr. Rolf Peters als langjähriger Experte nach dem Krautschlagen Bonituren durch. Ein kurzes Statement von Dr. Peters zur Zukunft der Krautminderung finden Sie auf der nächsten Seite.
Zurück zu den Bonituren: Er bewertete in dreifacher Wiederholung über alle Reihen die verbliebenen Reststängellängen, die Dammbedeckung mit abgeschlagenem Kraut sowie den Wiederaustrieb. Anhand der Ergebnisse lassen sich im weiteren Verlauf differenzierte Empfehlungen zur Maschinenausstattung aussprechen.
Die Zielvorgabe: 10 bis 15 cm Reststängellänge
Die Zielvorgabe konnten alle Hersteller nahezu einhalten (Grafik auf der nächsten Doppelseite). Sowohl die mittlere Länge der Reststängel als auch die durchschnittliche Streuung um den Mittelwert wurde vergleichbar gut erzielt: AVR, Grimme und Struik haben das Kraut alle im Bereich zwischen 12 und 14,5 cm Reststängellänge abgeschlagen. Bei Baselier waren die Pflanzenreste im Durchschnitt noch 15,7 cm lang. Vermutlich hätte hier bereits eine Kurbelumdrehung an den beiden Tiefenführungsrädern das Ergebnis verbessert. Auch die mittlere Streuung der Reststängellängen war beim Modell von Baselier mit 7,2 cm am größten. Die drei anderen Krautschläger schnitten mit 5,6 bis 6,4 cm vergleichbar ab. Bei Baselier war die Streuung vermutlich aus diesem Grund am größten: Der Rotor arbeitet nur mit 1 150 U/min, was im Vergleich die geringste Drehzahl darstelle (AVR: 1 320, Grimme: 1 300 und Struik mit 1 200 U/min). Optional bietet Baselier auch einen Rotor mit 1 600 U/min an.
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Gut zu wissen
- Zur kommenden Ernte fällt der Wirkstoff Deiquat zur Krautminderung weg.
- Die mechanische Krautminderung wird wieder Fahrt aufnehmen.
- Im Vergleich konnten vier Hersteller (AVR, Baselier, Grimme und Struik) ihr Können beweisen.
- Bei einer Neuanschaffung ist die Ausstattung der Geräte von großer Bedeutung.
Die Kartoffelbranche steht vor einer großen Herausforderung: Wie geht es in den nächsten Jahren mit der Krautabtötung weiter? An Alternativen zur chemischen Minderung mangelt es nicht, oftmals steht das Kosten-Nutzen-Verhältnis aber auf einem anderen Blatt.
Krautschlagen ist einfach
Im Vergleich zum thermischen Abflammen oder dem Einsatz von elektrischer Hochspannung ist das Krautschlagen für die Praxis aktuell die einfachste und preiswerteste Lösung für ein kurzfristiges Umdenken.
Auch wenn das Krautschlagen im letzten Jahrzehnt aus der Mode gekommen war, scheint es jetzt wieder Fahrt aufzunehmen. Die Resonanz bei den Herstellern ist spürbar. Die verkauften Stückzahlen sind rapide nach oben gegangen. Inwieweit zukünftig auch die Wahl von leichter abreifenden Sorten oder minimierte Düngestrategien in den Fokus rücken, wird sich zeigen. Das Ziel jedenfalls bleibt bei allen neuen Denkansätzen eine gleichmäßige Abreife und ein unterbundener Wiederaustrieb.
Für unseren Vergleichseinsatz von drei Meter breiten Krautschlägern bei 75 cm Reihenweite haben wir diese vier Geräte mit Unterstützung der Hersteller verglichen:
Im Feld mussten alle Geräte ihr Können beweisen
In einer Parzelle sollte das Kraut mit einer Reststängellänge von 10 bis 15 cm abgeschlagen werden, in einem zweiten Versuch mit 25 bis 30 cm. Die beiden Zielvorgaben decken verschiedene Praxisanforderungen ab: Mit der kurzen Variante ein maximales Abschlagen des Krautes, und in der langen Variante eine Stängellänge, die sicher über die Grobkrautkette vom Kartoffelroder abtransportiert wird.
Stattgefunden haben die Versuche in einem Bestand der mittelfrühen Stärkesorte Axion am 11. September 2019. Zu diesem Zeitpunkt zeigte das Kraut trotz mehrmaliger Beregnung erste Abreife-Erscheinungen. Der Frischmasse-Blattertrag lag noch bei rund 30 t/ha.
Im Nachgang an die Einsätze führte Dr. Rolf Peters als langjähriger Experte nach dem Krautschlagen Bonituren durch. Ein kurzes Statement von Dr. Peters zur Zukunft der Krautminderung finden Sie auf der nächsten Seite.
Zurück zu den Bonituren: Er bewertete in dreifacher Wiederholung über alle Reihen die verbliebenen Reststängellängen, die Dammbedeckung mit abgeschlagenem Kraut sowie den Wiederaustrieb. Anhand der Ergebnisse lassen sich im weiteren Verlauf differenzierte Empfehlungen zur Maschinenausstattung aussprechen.
Die Zielvorgabe: 10 bis 15 cm Reststängellänge
Die Zielvorgabe konnten alle Hersteller nahezu einhalten (Grafik auf der nächsten Doppelseite). Sowohl die mittlere Länge der Reststängel als auch die durchschnittliche Streuung um den Mittelwert wurde vergleichbar gut erzielt: AVR, Grimme und Struik haben das Kraut alle im Bereich zwischen 12 und 14,5 cm Reststängellänge abgeschlagen. Bei Baselier waren die Pflanzenreste im Durchschnitt noch 15,7 cm lang. Vermutlich hätte hier bereits eine Kurbelumdrehung an den beiden Tiefenführungsrädern das Ergebnis verbessert. Auch die mittlere Streuung der Reststängellängen war beim Modell von Baselier mit 7,2 cm am größten. Die drei anderen Krautschläger schnitten mit 5,6 bis 6,4 cm vergleichbar ab. Bei Baselier war die Streuung vermutlich aus diesem Grund am größten: Der Rotor arbeitet nur mit 1 150 U/min, was im Vergleich die geringste Drehzahl darstelle (AVR: 1 320, Grimme: 1 300 und Struik mit 1 200 U/min). Optional bietet Baselier auch einen Rotor mit 1 600 U/min an.
Apropos Drehzahl: Für den Fronteinsatz waren alle Geräte für die 1 000er Zapfwelle ausgerüstet. Als Leistungsbedarf haben wir im Leerlauf bei AVR 11,9 kW gemessen, bei Grimme 11,8 kW und bei Struik 13,3 kW. Baselier benötigte hier nur 6,2 kW, was wir auf die minimale Ausstattung ohne windstörende Leitbleche im Rotorraum zurückführen. Das Anlaufmoment ist natürlich weitaus größer, hier haben wir bei den Geräten zwischen 42 und 53 kW gemessen. Diese Leistungsklasse fordern die Hersteller oftmals auch als minimalen Leistungsbedarf für den Feldeinsatz — hier haben wir aufgrund der mangelnden Vergleichbarkeit keine Messungen erhoben.
Zurück zu den Feldversuchen: Bei der länger zu schlagenden Variante konnten wir keine aussagekräftigen Ergebnisse feststellen: Im Mittel hat keines der Geräte die Zielvorgabe erreicht. Warum? Ein Teil der Stängel lagerte schon. Die breiten Schlegel saugen zwar einige davon hoch, aber die Tiefeneinstellung der Krautschläger wird grundsätzlich anspruchsvoller.
Stichwort Tiefenführung
In unserem Vergleich wurden alle Geräte klassisch über zwei Tiefenführungsräder auf der Rückseite des Schlägers geführt. Per Spindel wird daran die Arbeitstiefe eingestellt. Sofern das Kraut allerdings leicht heterogen abgereift, der Boden unterschiedlich tragfähig ist oder beispielsweise die Anschlussbahnen vom Pflanzen nicht perfekt sind, lassen sich diese Häcksellängen schwer erzielen.
Für einen nachfolgenden Sikkationseinsatz mit der Feldspritze ist eine bleibende Reststängellänge von 10 bis 15 cm aber wichtig, damit das ausgebrachte Pflanzenschutzmittel ausreichend aufgenommen werden kann.
Unsere Empfehlung: Für Betriebe mit vielen verschiedenen Sorten und wechselhaften Bodenbedingungen sollte ein hydraulisch verstellbares Fahrwerk geordert werden, das alle Hersteller im Programm haben. Als Fahrer kann man so schnell auf das visuelle Ergebnis reagieren. Baselier bietet auf Wunsch sogar eine automatische Tiefenführung mithilfe eines Bodentasters an.
Sinnvolle Ausstattungen
Weitere Ausstattungsempfehlungen als Ergänzungen zu den Klassikern wie einer Beleuchtungseinrichtung: Zusätzlich zu einer Gegenschneide oder zu Reibblechen empfehlen wir Leitbleche im Rotorraum. Damit wird das Kraut bei allen getesteten Herstellern nahezu vollständigen in den Furchen abgelegt. Sowohl phytosanitär als auch bei einer nachfolgenden Pflanzenschutzmaßnahme ist diese Ablage sinnvoll. Besonders gut gefiel das geschlossene Leitblechkonzept bei Grimme, weniger das von AVR, auf dem sich im Einsatz viel Erde und Blattmasse aufbaute.
Bei der Schlegelauswahl und Anbindung konnten wir bei unseren Einsätzen keine Unterschiede ausmachen. Alle Geräte haben mit den Schlegeln sauber das Dammprofil nachempfunden. AVR und Grimme montieren die Schlegel einzeln auf der Welle, was beim Austausch und bei der Helix-artigen Anordnung Vorteile bringt. Bei Baselier und Struik sind die Werkzeuge jeweils in Gruppen angeordnet, beim Modell von Struik sind sie sogar per Feder überlastgesichert.
Wartungsklappen erleichtern bei allen Kandidaten den Zugang. Beim Gerät von Grimme ist Werkzeug zum Öffnen nötig, was der Hersteller mit gesetzlichen Richtlinien erklärt. Die Abdichtung der Klappen könnte aber besser sein. Struik hat gleich drei Klappen sehr wartungsfreundlich für den Frontanbau auf der Vorderseite platziert.
Vorsicht auf der Straße!
Die überbreiten Transportmaße von 3,47 m bis 3,68 m verpflichten zu den optionalen Langfahreinrichtungen! Nur Grimme hatte diese installiert — sehr löblich! Deren Konzept mit einer Klappdeichsel samt Oberlenker und Positionierung per Ratsche gefiel. Der Gelenkwellenhalter ging in Ordnung, nur das Umstecken der Räder ließe sich vereinfachen. Die 820 Euro Aufpreis (alle Preise ohne MwSt.) sind gerechtfertigt.
Stichwort Kosten: Baselier führt mit der geringsten Ausstattung den Preisvergleich an: 10 170 Euro in Testausstattung. Auf Platz zwei folgt Grimme mit 12 175 Euro Listenpreis inklusive Langfahreinrichtung. Struik und AVR folgen mit 12 460 und 12 840 Euro.
Alles Weitere in Kürze:
- Für die bestmögliche Zerkleinerung empfehlen wir unbedingt den Frontanbau.
- Eine zusätzliche Innenauskleidung mit Edelstahl haben wir bei unserem Einsatz nicht vermisst.
- Nur beim Krautschläger von Struik kann man die Klappe zur Kontrolle der Riemenspannung werkzeuglos öffnen.
- Die Einsatzgewichte liegen zwischen 980 und 1 160 kg.
- Ein Heckanbau ist bei allen Geräten auf Wunsch möglich.
- Allein beim Schläger von Baselier kann das Öl vom Winkelgetriebe ohne Getriebeausbau gewechselt werden.
- Zum sicheren und komfortablen Abbau der Geräte sollten die Stützfüße teilweise etwas länger sein und mit zusätzlichen Bohrungen versehen werden.
- Für schwere Böden kann eine Kombination mit Dammschlussrädern oder -trommeln hinter der Maschine sinnvoll sein.
- Alle Modelle (bis auf das von Grimme) sind mit brauchbaren Skalen an den Tiefenführungsrädern versehen.
- Aufgrund der Trockenheit konnten wir auch ohne chemische Unterstützung keinen Wiederaustrieb erkennen.
RESTSTÄNGEL-BONITUREN
DAS SAGT EXPERTE DR. ROLF PETERS
Die EU-Entscheidung aus dem Herbst 2018 zur Nichtverlängerung der Zulassung des Wirkstoffs Deiquat schlägt jetzt in der Praxis durch. Der Wegfall hinterlässt eine Lücke in der chemischen und universellen Blattsikkation. Fortan stehen in Deutschland nur noch drei alternative Wirkstoffe zur Auswahl (Carfentrazone-Ethyl, Pelargonsäure, Pyraflufen), die ihre Stärken zumeist im Bereich der Austrocknung der Kartoffelstängel haben.
Um für die „Nach-Deiquat-Zeit“ ab 2020 gewappnet zu sein, hat es bereits verschiedene Krautminderungsversuche gegeben: sowohl rein chemisch als auch in Kombination mit mechanischen Verfahren.
Als mechanische Variante steht der Kartoffelkrautschläger wieder im Fokus, da er durch seine angepassten Schlagwerkzeuge und die gezielte Ablage des zerkleinerten Kartoffelkrautes eine hohe Arbeitsqualität ermöglicht.
Krautrupfer oder Abflammgeräte werden verfahrensbedingt wohl eher für Verwertungsrichtungen wie dem Pflanzkartoffel- oder Bioanbau an Bedeutung gewinnen. Die Krautminderung mit elektrischem Strom befindet sich aktuell noch in der Erprobung, um Arbeits- und Produktqualität in Einklang zu bringen.
Fazit
Der Wegfall des Wirkstoffs Deiquat stellt den Kartoffelanbau vor neue Herausforderungen bei der Krautminderung. Einer der zukünftigen Bausteine wird die mechanische Zerkleinerung sein. In unserem Vergleich zwischen AVR, Baselier, Grimme und Struik haben alle Kandidaten gut abgeliefert. Als wichtig haben sich Ausstattungen wie eine Gegenschneide oder Leitbleche herausgestellt. Verzichten sollten Sie auf keinen Fall auf eine Langfahreinrichtung.