Technik

Grasnachsaat: Eine Frage der Technik?

Grünland will gepflegt werden. Dazu zählt auch die regelmäßige Nach- und Durchsaat der Narbe. Aber welche Technik eignet sich unter welchen Bedingungen am besten? Wir haben zu diesem Thema einen Praktiker im hohen Norden Niedersachsens besucht.

Die Grasnachsaat ist mit unterschiedlicher Technik durchführbar: Mit der Breit- oder der Schlitzsaat beschäftigt sich Jens Koelln. (Bildquelle: Bensing, Koelln)

Gut zu wissen

- Bei der Nachsaat unterscheidet man zwischen der Breit- und Schlitzsaat.
- Die Schlitzsaat ist teurer, bietet dem Grassamen aber auch unter trockenen Verhältnissen optimale Auflaufbedingungen.
- Die Breitsaat ist flexibler in der Nutzung (Neuansaaten).
Grasnachsaat ist kein Trend, sie ist Bedingung für hochwertige Silagen und hohe Energieerträge. Die Zeiten, dass sich Narben durch eigene Samenbildung regenerieren sind dahin, weil Milchviehbetriebe neben der Masse auch hohe Energie und Proteingehalte pro Hektar Grünland realisieren — da passt nur die intensive Nutzung mit mehreren Schnitten.
Der totale Umbruch einer Grasnarbe in Verbindung mit einer intensiven Bodenbearbeitung und einer Neuansaat ist die aufwändigste Variante einer Grünlandrenovierung. Zudem besteht die Gefahr der Bodenerosion und der nicht befahrbaren Narbe, die erst nach Monaten spurlos befahrbar ist.
Um die Grünlandnarbe strapazierfähig zu halten, und neues genetisches Potenzial einfließen zu lassen, ist die Über- oder Nachsaat ein weitverbreitetes Mittel für professionelle Milchviehbetriebe.
Grassamen sind als Saatgut gefürchtet. Denn eine gleichmäßige Querverteilung der ungleichgroßen und auch ungleichschweren Samen stellt jede Pneumatik vor große Herausforderungen.
Die Nachsaat unterteilt sich in zwei Methoden: Zum einen die Breitsaat, bei der das Saatgut mit Pneumatik- oder Schneckenkornstreuern oder mit Pralltellern auf die Arbeitsbreite der Maschine verteilt wird. Zum anderen die Schlitzsaat: Hier wird das Saatgut zwar auch pneumatisch gefördert (zumindest bei Arbeitsbreiten von mehr als 3 m), aber es wird unmittelbar in einen zuvor geformten Schlitz geleitet, so dass die Samen direkt Bodenkontakt haben.
Aber welche Technik setzt man wann wie ein? Speziell zu dieser Fragestellung haben wir einen Grünlandprofi im hohen Norden besucht, der sich auf die Grünlandpflege spezialisiert hat. Jens Koelln vom Silowalzdienst Koelln hat seit 2008 ein kleines Lohnunternehmen in 26446 Friedeburg unweit von Wilhelmshaven. Wie der Name schon sagt, verdichtet Koelln Silos. Aber einen großen Teil des Jahres ist der nebenberufliche Lohnunternehmer mit der Grünlanderneuerung beschäftigt. Nicht verwunderlich, weil am Jadebusen und Umgebung vor allem eins vorhanden ist: Grünland. Koelln hat seit nun mehr einem Jahr drei Geräte im Einsatz: Zum einen zwei Güttler- Maschinen Green Alpin 600 und eine Agri­Twin Scheibenschlitzmaschine mit 5,80 m Arbeitsbreite von Vredo. Mittlerweile bearbeitet Koelln mit den drei Maschinen eine Fläche von mehr als 3 200 Hektar im Jahr.
Die Nachsaat ist immer mit einem sehr großen Risiko verbunden: dem Wetter. Fehlt Wasser, vertrocknen die Keimlinge. Fehlt Licht, können sich die Keimlinge nicht eta­blieren. Und fehlt der offene Boden, keimen die Grassamen erst gar nicht.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Koelln die Grasnachsaat vor allem im Frühjahr und im Spätsommer. Dann ist die Altnarbe meist weniger stark und wüchsig und bietet für die neuen Pflanzen gute Überlebenschancen, ohne in Konkurrenz mit Licht, Wasser und Platz zu stehen.
Die Scheibenschlitzmaschine von Vredo empfiehlt Koelln wegen des Auflaufverhaltens, weil das Saatgut direkt in den zuvor geformten Schlitz geblasen wird. Nachdem es von der nachlaufenden Walze angedrückt wurde, hat der Samen direkten Bodenschluss. Unter trockenen Bedingungen findet eine sichere Keimung des Samens statt.
Anders als bei der Breitsaat, sät die Vredo-Maschine in einem Abstand von 7,5 cm — zu breit für eine Neuansaat, berichtet Koelln. Außerdem ist die Vredo Maschine nicht für den Acker bzw. für hohe Erntereste ausgelegt. Hier spielt wiederum die Güttler-Walze ihre Stärken aus, mit der Koelln nicht nur Ansaaten, sondern auch die Gründüngung mit gleichzeitiger Maisstoppelzerkleinerung anbietet.
Auf Grünland rechnet Koelln mit einem Feldaufgang beim Schlitzverfahren von 80 %. Bei der Breitsaat mit...

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