Praxistest

Caterpillar 910M: Betriebshelfer vom Bau

Der Cat 910M sieht aus wie eine reine Baustellen-Maschine. Trotzdem macht der Radlader auf dem Hof eine gute Figur — mit einem ärgerlichen Schönheitsfehler.

Radlader

Der Caterpillar 910M macht mit der langen Schwinge nicht nur auf der Baustelle, sondern auch auf dem Hof eine gute Figur. (Bildquelle: Tovornik, Colsman)

Gut zu wissen

- Die Dosierbarkeit von Fahrantrieb und Joystick ist sehr gut.
- Die Schwinge sackt mit der Zeit ab — hier muss und will Caterpillar nachbessern.
- Bei Hub- und Zug-/Schubkraft erreicht der 910M nur mittlere Ergebnisse.
- Gefallen hat uns der niedrige Kraftstoffverbrauch.
Der gehört doch auf den Bau: Die typische Cat-gelbe Farbe, das Reifenprofil und die Z-Kinematik kennzeichnen den in England gebauten 910M als klassische Baumaschine. Unser Praxistest hat aber gezeigt, dass er auch auf dem Hof als fleißiger Betriebshelfer dienen kann. Mit gut 8 t Gewicht eignet sich die Maschine für viele Aufgaben rund um den Hof — weite Wege sind dagegen nicht unbedingt ihre Stärke.
Im Heck des Laders dieselt ein Caterpillar C 4.4 Acert Vierzylinder mit 4,4 l Hubraum, der von der Caterpillar-Tochter Perkins stammt. Unsere Maschine erfüllte noch die Abgasstufe IV, dafür setzt Caterpillar auf die Kombination aus SCR und DOC. Die Stufe-V-Modelle sind aber bereits verfügbar.

Caterpillar Radlader: Genügsam beim Kraftstoff

Im täglichen Einsatz hat uns der Motor mit Turbolader und Ladeluftkühlung sehr gut gefallen. Die 74 kW/101 PS gehen kultiviert und leise ans Werk, der Kraftstoffverbrauch kann sich sehen lassen: Beim Verladen von Erde genügtem dem Vierzylinder rund 8,5 l/h — ein prima Wert. Bei Transportfahrten stieg der Verbrauch auf 11,6 l/h an, hier macht sich die Auslegung als 20-km/h-Maschine bemerkbar. Dagegen gehen die 10,7 l auf unserer Hofrunde mit voller Schaufel inklusive Steigungen wieder voll in Ordnung. Und beim Befüllen des Futter­mischwagens begnügte sich der sparsame Engländer sogar mit nur 5,1 l/h. Um diese Werte zu erreichen, setzt Caterpillar auf einen Eco-Modus: Per Schalter wird die Motordrehzahl um 450 U/min auf 1 900 U/min begrenzt.
Wir haben festgestellt: Die volle Motordrehzahl braucht man im täglichen Einsatz eigentlich so gut wie nie, 90 % der Arbeiten lassen sich gut im Eco-Modus erledigen. Dank des intelligenten Fahrantriebs erreicht die Maschine dabei trotzdem auch die Höchstgeschwindigkeit bei reduzierter Dreh­zahl, was bei unseren Testfahrten auf der Straße den Kraftstoffverbrauch um 1 l/h reduzierte.

Mit Kriechgang

Der hydrostatische Fahrantrieb von Caterpillar im 910M kam bei unseren Testern gut an. Sowohl die beiden Fahrmotoren als auch die Pumpe sind schwenkbar ausgeführt. Der Lader kann in zwei Fahrstufen bewegt werden (0 bis 10 und 0 bis 20 km/h), wobei nur die Pedalspreizung angepasst wird. Die meisten Arbeiten lassen sich mit dem sehr gut dosierbaren Fahrantrieb aber prima in der zweiten Stufe erledigen.
Die Zug- bzw. Schubkraft unterscheidet sich dabei nur geringfügig. Maximal zerrt der Radlader laut unserer Waage mit 5 903 daN am Haken — hier dürfte es gerne eine Schippe mehr sein. In der zweiten Fahrstufe fällt der Wert geringfügig auf 5 688 daN ab. Wichtig zu wissen: In der rechten Bedienkonsole kann die Aggressivität des Fahrantriebs in drei Abstufungen eingestellt werden. Zwischen der „sanften“ und der „harten“ Einstellung konnten wir einen Unterschied von rund 1 100 daN feststellen.
In der zweiten Stufe erreicht der 910M die serienmäßig versprochenen 20 km/h Höchstgeschwindigkeit (40 km/h optional). Dabei ist der Lader spritzig, bergauf bei gut 10 % Steigung fiel die Tachonadel nicht unter gute 12 km/h.
In der ersten Fahrstufe kann die Maximalgeschwindigkeit zusätzlich mit einem Dreh­rad in der rechten Seitenkonsole begrenzt werden — gut für Einsätze etwa mit einer Kehrmaschine. Außerdem kann dafür über zwei Taster die Motordrehzahl gespeichert und abgerufen werden. Etwas gewundert hat uns dabei, dass kein Sitzkontakt nötig ist: Mit angehobener Drehzahl und eingestellter Fahrgeschwindigkeit in Stufe 1 fährt die Maschine bei einer Bewegung des Fahrpedals los — auch, wenn das Pedal durch die rechte Tür per Hand von außen gedrückt wird.
Gut gefallen hat uns die Abstimmung der Bremsen: Die Maschine hält am Hang, ein Anfahren ohne ein Zurückrollen ist pro­blemlos möglich. Und wenn es richtig schwer geht, sind die Achsen bis zu einer Geschwindigkeit von 6 km/h über einen Knopf am Joystick zu 100 % sperrbar. Für eine gute Bodenanpassung sorgt außerdem die hintere Pendelachse mit 22° Pendelweg.

Gestreckte Schwinge

Um ausreichend Hubhöhe zur Verfügung stellen zu können, wurde der von uns getestete 910M mit der auf 2,78 m „verlängerten“ Schwinge ausgeliefert (statt 2,43 m bei der Standardschwinge). Laut unserem Händler Zeppelin wird diese Variante für den Agrar­einsatz bei 90 % der Maschinen geordert. Damit erreicht der 910M eine Hubhöhe im Drehpunkt von 4,05 m.
Dabei sinkt die Hubkraft bei zunehmender Hubhöhe ab: Während wir knapp über dem Boden noch rund 4 000 daN messen konnten, waren es nur noch 2 900 daN in 4 m Höhe — ein magerer Wert. Die angegebene Kipplast geknickt von 3 493 kg wird damit deutlich unterschritten.
Ein echter Nachteil und nicht ungefährlich dagegen ist das Absinken der Schwinge „über Nacht“. Nach 20 Stunden hatte sich...

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