Praxistest

Claas Torion 956 Sinus: Vom Bau auf den Hof

Claas verkauft den Torion als landwirtschaftlichen Radlader. Dabei kann die von Liebherr produzierte Maschine ihre Herkunft aber nicht ganz leugnen.

Claas Radlader Torion 956 Sinus

Der Claas Torion 956 Sinus ist ein schicker Radlader. Damit er auch ein guter wird, bedarf es noch etwas Feintuning. (Bildquelle: Tovornik)

Gut zu wissen

- Motorleistung und Fahrantrieb sind etwas knapp dimensioniert.
- Die kombinierte Knick- und Hinterachslenkung hat sich bewährt.
- Die Hubkraft der High-Lift-Schwinge und die Aufbrechkraft der Z-Kinematik sind ordentlich.
- Die Kabine bietet einen guten Arbeitsplatz, die Bedienung wurde laut Claas inzwischen verbessert.
Bereits auf der Agritechnica 2017 verkündete Claas die Zusammenarbeit mit Liebherr und zeigte auf der Messe die ersten Rad- und Teleskop­lader in saatengrün. Die Vertriebswege sind klar abgegrenzt: Liebherr beliefert die Baubranche, Claas die Landwirtschaft. Dabei übernimmt Claas den Torion bis auf wenige Ausstattungsdetails und die saatengrüne Lackierung fast 1:1 aus dem Liebherr-Programm. Das merkt man zweifelsohne an dem ein oder anderen Detail.

103 PS mit wenig Durst

Für den Praxistest hat uns Claas den Torion 956 Sinus mit „High-Lift“-Schwinge zur Verfügung gestellt. Als größter Vertreter der Sinus-Baureihe mit knapp 10 t Einsatz­gewicht ist er ein erwachsener Rad­lader für den universellen Einsatz vor allem auf dem Hof.
Der Motor von Deere Power System mit 4,5 l Hubraum und 76 kW/103 PS Nennleistung erfüllte mit SCR, DOC und DPF zum Testzeitpunkt noch die Abgasstufe IV. Inzwischen werden die Stufe-V-Maschinen mit gleichen Leistungsdaten ausgeliefert. Die relativ geringe Motorleistung ist typisch für Baumaschinen. Für unwegsames Gelände in der Landwirtschaft sind Radlader dieser Klasse meist höher motorisiert.
Dafür war der Torion bei unseren Einsätzen eher genügsam. Knapp 7 l Diesel pro Stunde beim Befüllen des Futtermischwagens — hier arbeitet der Motor viel im Teillastbetrieb — sowie rund 11 l/h bei schwerer Erdarbeit und bei Transportfahrten (ohne Absenkung der Motordrehzahl) auf überwiegend ebener Strecke sind prima Werte. Auch 14,5 l/h bei unseren „Hof-Runden“ mit voller Schaufel und etwa 5 m Höhenunterschied liegen noch im grünen Bereich.

Fahrantrieb ausbaufähig

Hydrostatischer Fahrantrieb und Motorleistung sind ausbaufähig, das zeigen die Durchzugskraft des Torion 956 bei Bergauffahrt genauso wie die maximale Zug-/Schubkraft. Geht es bergauf, wird die Maschine schnell langsamer. Bei 10 % Steigung ist dann bei 11,5 km/h Feierabend. Außerdem werden in der Ebene die versprochenen 40 km/h nicht ganz erreicht.
In Sachen Zug- bzw. Schubkraft ist unsere Waage bei maximal 6 140 daN stehengeblieben. Das ist für einen 10-t-Radlader mit Schaufel eher mäßig. Gut gefallen hat uns, dass beide Achsen serienmäßig mit einem Selbstsperrdifferenzial ausgerüstet sind. Ihr Sperrwert beträgt 45 %, eine zuschaltbare 100-%-­Sperre ist nicht lieferbar. Etwas ungewohnt sind die vielen Möglich­keiten zur Anpassung von Zug-/Schubkraft, Fahrgeschwindigkeit und Drehzahl­aufteilung zwischen Fahrantrieb und Arbeitshydraulik: Üblich ist das kombinierte Brems/Inch­pedal, wobei der selbsthemmende Fahrantrieb oft die Arbeit der Bremse erledigt. Die Pedalstellung wurde laut Claas inzwischen verbessert. Ein Zwei-Stufen-Getriebe wechselt je nach Fahrweise zwischen 8 und 16 km/h ruckfrei die Fahrstufe. Per Taster ist die zweite Fahrstufe sperrbar.
Per Taster lässt sich die Zug-/Schubkraft in drei Stufen um 200, 300 und 1 650 daN verringern, um z. B. ein Durchdrehen der Räder auf losem Grund zu vermeiden. Gut 1 300 Euro kostet die „Hand-Inch-Einrichtung“ bzw. Langsamfahr-Einrichtung. Per Drehknopf lassen sich wie mit dem Inchpedal die Schrägstellung der Hydro­statpumpe und damit Drehmoment sowie Fahrgeschwindigkeit stufenlos begrenzen — z. B. bei der Arbeit mit hydraulischen Dauerverbrauchern wie dem Kehrbesen. Außerdem gibt es auf Wunsch noch einen Vmax-Taster zur beliebigen Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit, der bei unserem Testkandidaten allerdings nicht montiert war.

Sinus-Lenkung

Kennzeichen der Sinus-Baureihe ist die Kom­­­bination aus Knick- und Hinterachslenkung (Knicklenkung mit 30°, Achsschenkel mit 25° Einschlagwinkel). 9,50 m Wendekreis über die äußeren, für den Test mit 540/70 R 24 bereiften Räder sind gut, auch die Schaufel ragt nur wenig nach außen hinaus. Weiterer Vorteil gegenüber reinen Knicklenkern ist die bessere Standsicherheit: Der Torion 956 hat mit Palettengabel nur 340 kg Kipp­lastverlust zwischen Geradeausfahrt und maximal eingeschlagener Lenkung.
Enge Kurvenradien quittierte unser Testkandidat noch mit deutlichen Geräuschen, das ist laut Claas inzwischen dank geänderter Lamellen in den Achsdifferenzialen abgestellt. Allerdings radieren nach unserem Eindruck die Räder relativ deutlich, was den Reifenverschleiß im Vergleich zur reinen Knicklenkung beschleunigt. Gelenkt wird mit einem einfachen Differenzialzylinder, das ist nicht optimal. Denn die Lenkradumdrehungen und im Standgas auch der Kraftbedarf sind für beide Seiten unterschiedlich. Vor allem die unterschiedlichen Lenkradumdrehungen — vier nach links und drei nach rechts — sind vor allem bei flotter Fahrt recht gewöhnungsbedürftig.
Ein Highlight ist aber die doppelte Boden­anpassung: Die Hinterachse kann um 5° in beide Richtungen frei pendeln, das Knickpendelgelenk mit dem gleichen Pendelwinkel ist über vorgespannte, abwechselnd angeordnete Gummi- und Stahlelemente gedämpft, damit sich beide Pendelgelenke nicht gegenseitig aufschaukeln. Wir hatten mit diesem aufwändig konstruierten System sowohl bei der Arbeit als auch bei schneller Straßenfahrt immer ein gutes und sicheres Fahrgefühl.

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