Gut zu wissen
- Motorleistung und Fahrantrieb sind etwas knapp dimensioniert.
- Die kombinierte Knick- und Hinterachslenkung hat sich bewährt.
- Die Hubkraft der High-Lift-Schwinge und die Aufbrechkraft der Z-Kinematik sind ordentlich.
- Die Kabine bietet einen guten Arbeitsplatz, die Bedienung wurde laut Claas inzwischen verbessert.
Bereits auf der Agritechnica 2017 verkündete Claas die Zusammenarbeit mit Liebherr und zeigte auf der Messe die ersten Rad- und Teleskoplader in saatengrün. Die Vertriebswege sind klar abgegrenzt: Liebherr beliefert die Baubranche, Claas die Landwirtschaft. Dabei übernimmt Claas den Torion bis auf wenige Ausstattungsdetails und die saatengrüne Lackierung fast 1:1 aus dem Liebherr-Programm. Das merkt man zweifelsohne an dem ein oder anderen Detail.
103 PS mit wenig Durst
Für den Praxistest hat uns Claas den Torion 956 Sinus mit „High-Lift“-Schwinge zur Verfügung gestellt. Als größter Vertreter der Sinus-Baureihe mit knapp 10 t Einsatzgewicht ist er ein erwachsener Radlader für den universellen Einsatz vor allem auf dem Hof.
Der Motor von Deere Power System mit 4,5 l Hubraum und 76 kW/103 PS Nennleistung erfüllte mit SCR, DOC und DPF zum Testzeitpunkt noch die Abgasstufe IV. Inzwischen werden die Stufe-V-Maschinen mit gleichen Leistungsdaten ausgeliefert. Die relativ geringe Motorleistung ist typisch für Baumaschinen. Für unwegsames Gelände in der Landwirtschaft sind Radlader dieser Klasse meist höher motorisiert.
Dafür war der Torion bei unseren Einsätzen eher genügsam. Knapp 7 l Diesel pro Stunde beim Befüllen des Futtermischwagens — hier arbeitet der Motor viel im Teillastbetrieb — sowie rund 11 l/h bei schwerer Erdarbeit und bei Transportfahrten (ohne Absenkung der Motordrehzahl) auf überwiegend ebener Strecke sind prima Werte. Auch 14,5 l/h bei unseren „Hof-Runden“ mit voller Schaufel und etwa 5 m Höhenunterschied liegen noch im grünen Bereich.
Fahrantrieb ausbaufähig
Hydrostatischer Fahrantrieb und Motorleistung sind ausbaufähig, das zeigen die Durchzugskraft des Torion 956 bei Bergauffahrt genauso wie die maximale Zug-/Schubkraft. Geht es bergauf, wird die Maschine schnell langsamer. Bei 10 % Steigung ist dann bei 11,5 km/h Feierabend. Außerdem werden in der Ebene die versprochenen 40 km/h nicht ganz erreicht.
In Sachen Zug- bzw. Schubkraft ist unsere Waage bei maximal 6 140 daN stehengeblieben. Das ist für einen 10-t-Radlader mit Schaufel eher mäßig. Gut gefallen hat uns, dass beide Achsen serienmäßig mit einem Selbstsperrdifferenzial ausgerüstet sind. Ihr Sperrwert beträgt 45 %, eine zuschaltbare 100-%-Sperre ist nicht lieferbar. Etwas ungewohnt sind die vielen Möglichkeiten zur Anpassung von Zug-/Schubkraft, Fahrgeschwindigkeit und Drehzahlaufteilung zwischen Fahrantrieb und Arbeitshydraulik: Üblich ist das kombinierte Brems/Inchpedal, wobei der selbsthemmende Fahrantrieb oft die Arbeit der Bremse erledigt. Die Pedalstellung wurde laut Claas inzwischen verbessert. Ein Zwei-Stufen-Getriebe wechselt je nach Fahrweise zwischen 8 und 16 km/h ruckfrei die Fahrstufe. Per Taster ist die zweite Fahrstufe sperrbar.
Per Taster lässt sich die Zug-/Schubkraft in drei Stufen um 200, 300 und 1 650 daN verringern, um z. B. ein Durchdrehen der Räder auf losem Grund zu vermeiden. Gut 1 300 Euro kostet die „Hand-Inch-Einrichtung“ bzw. Langsamfahr-Einrichtung. Per Drehknopf lassen sich wie mit dem Inchpedal die Schrägstellung der Hydrostatpumpe und damit Drehmoment sowie Fahrgeschwindigkeit stufenlos begrenzen — z. B. bei der Arbeit mit hydraulischen Dauerverbrauchern wie dem Kehrbesen. Außerdem gibt es auf Wunsch noch einen Vmax-Taster zur beliebigen Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit, der bei unserem Testkandidaten allerdings nicht montiert war.
Sinus-Lenkung
Kennzeichen der Sinus-Baureihe ist die Kombination aus Knick- und Hinterachslenkung (Knicklenkung mit 30°, Achsschenkel mit 25° Einschlagwinkel). 9,50 m Wendekreis über die äußeren, für den Test mit 540/70 R 24 bereiften Räder sind gut, auch die Schaufel ragt nur wenig nach außen hinaus. Weiterer Vorteil gegenüber reinen Knicklenkern ist die bessere Standsicherheit: Der Torion 956 hat mit Palettengabel nur 340 kg Kipplastverlust zwischen Geradeausfahrt und maximal eingeschlagener Lenkung.
Enge Kurvenradien quittierte unser Testkandidat noch mit deutlichen Geräuschen, das ist laut Claas inzwischen dank geänderter Lamellen in den Achsdifferenzialen abgestellt. Allerdings radieren nach unserem Eindruck die Räder relativ deutlich, was den Reifenverschleiß im Vergleich zur reinen Knicklenkung beschleunigt. Gelenkt wird mit einem einfachen Differenzialzylinder, das ist nicht optimal. Denn die Lenkradumdrehungen und im Standgas auch der Kraftbedarf sind für beide Seiten unterschiedlich. Vor allem die unterschiedlichen Lenkradumdrehungen — vier nach links und drei nach rechts — sind vor allem bei flotter Fahrt recht gewöhnungsbedürftig.
Ein Highlight ist aber die doppelte Bodenanpassung: Die Hinterachse kann um 5° in beide Richtungen frei pendeln, das Knickpendelgelenk mit dem gleichen Pendelwinkel ist über vorgespannte, abwechselnd angeordnete Gummi- und Stahlelemente gedämpft, damit sich beide Pendelgelenke nicht gegenseitig aufschaukeln. Wir hatten mit diesem aufwändig konstruierten System sowohl bei der Arbeit als auch bei schneller Straßenfahrt immer ein gutes und sicheres Fahrgefühl.
Öl per...
Gut zu wissen
- Motorleistung und Fahrantrieb sind etwas knapp dimensioniert.
- Die kombinierte Knick- und Hinterachslenkung hat sich bewährt.
- Die Hubkraft der High-Lift-Schwinge und die Aufbrechkraft der Z-Kinematik sind ordentlich.
- Die Kabine bietet einen guten Arbeitsplatz, die Bedienung wurde laut Claas inzwischen verbessert.
Bereits auf der Agritechnica 2017 verkündete Claas die Zusammenarbeit mit Liebherr und zeigte auf der Messe die ersten Rad- und Teleskoplader in saatengrün. Die Vertriebswege sind klar abgegrenzt: Liebherr beliefert die Baubranche, Claas die Landwirtschaft. Dabei übernimmt Claas den Torion bis auf wenige Ausstattungsdetails und die saatengrüne Lackierung fast 1:1 aus dem Liebherr-Programm. Das merkt man zweifelsohne an dem ein oder anderen Detail.
103 PS mit wenig Durst
Für den Praxistest hat uns Claas den Torion 956 Sinus mit „High-Lift“-Schwinge zur Verfügung gestellt. Als größter Vertreter der Sinus-Baureihe mit knapp 10 t Einsatzgewicht ist er ein erwachsener Radlader für den universellen Einsatz vor allem auf dem Hof.
Der Motor von Deere Power System mit 4,5 l Hubraum und 76 kW/103 PS Nennleistung erfüllte mit SCR, DOC und DPF zum Testzeitpunkt noch die Abgasstufe IV. Inzwischen werden die Stufe-V-Maschinen mit gleichen Leistungsdaten ausgeliefert. Die relativ geringe Motorleistung ist typisch für Baumaschinen. Für unwegsames Gelände in der Landwirtschaft sind Radlader dieser Klasse meist höher motorisiert.
Dafür war der Torion bei unseren Einsätzen eher genügsam. Knapp 7 l Diesel pro Stunde beim Befüllen des Futtermischwagens — hier arbeitet der Motor viel im Teillastbetrieb — sowie rund 11 l/h bei schwerer Erdarbeit und bei Transportfahrten (ohne Absenkung der Motordrehzahl) auf überwiegend ebener Strecke sind prima Werte. Auch 14,5 l/h bei unseren „Hof-Runden“ mit voller Schaufel und etwa 5 m Höhenunterschied liegen noch im grünen Bereich.
Fahrantrieb ausbaufähig
Hydrostatischer Fahrantrieb und Motorleistung sind ausbaufähig, das zeigen die Durchzugskraft des Torion 956 bei Bergauffahrt genauso wie die maximale Zug-/Schubkraft. Geht es bergauf, wird die Maschine schnell langsamer. Bei 10 % Steigung ist dann bei 11,5 km/h Feierabend. Außerdem werden in der Ebene die versprochenen 40 km/h nicht ganz erreicht.
In Sachen Zug- bzw. Schubkraft ist unsere Waage bei maximal 6 140 daN stehengeblieben. Das ist für einen 10-t-Radlader mit Schaufel eher mäßig. Gut gefallen hat uns, dass beide Achsen serienmäßig mit einem Selbstsperrdifferenzial ausgerüstet sind. Ihr Sperrwert beträgt 45 %, eine zuschaltbare 100-%-Sperre ist nicht lieferbar. Etwas ungewohnt sind die vielen Möglichkeiten zur Anpassung von Zug-/Schubkraft, Fahrgeschwindigkeit und Drehzahlaufteilung zwischen Fahrantrieb und Arbeitshydraulik: Üblich ist das kombinierte Brems/Inchpedal, wobei der selbsthemmende Fahrantrieb oft die Arbeit der Bremse erledigt. Die Pedalstellung wurde laut Claas inzwischen verbessert. Ein Zwei-Stufen-Getriebe wechselt je nach Fahrweise zwischen 8 und 16 km/h ruckfrei die Fahrstufe. Per Taster ist die zweite Fahrstufe sperrbar.
Per Taster lässt sich die Zug-/Schubkraft in drei Stufen um 200, 300 und 1 650 daN verringern, um z. B. ein Durchdrehen der Räder auf losem Grund zu vermeiden. Gut 1 300 Euro kostet die „Hand-Inch-Einrichtung“ bzw. Langsamfahr-Einrichtung. Per Drehknopf lassen sich wie mit dem Inchpedal die Schrägstellung der Hydrostatpumpe und damit Drehmoment sowie Fahrgeschwindigkeit stufenlos begrenzen — z. B. bei der Arbeit mit hydraulischen Dauerverbrauchern wie dem Kehrbesen. Außerdem gibt es auf Wunsch noch einen Vmax-Taster zur beliebigen Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit, der bei unserem Testkandidaten allerdings nicht montiert war.
Sinus-Lenkung
Kennzeichen der Sinus-Baureihe ist die Kombination aus Knick- und Hinterachslenkung (Knicklenkung mit 30°, Achsschenkel mit 25° Einschlagwinkel). 9,50 m Wendekreis über die äußeren, für den Test mit 540/70 R 24 bereiften Räder sind gut, auch die Schaufel ragt nur wenig nach außen hinaus. Weiterer Vorteil gegenüber reinen Knicklenkern ist die bessere Standsicherheit: Der Torion 956 hat mit Palettengabel nur 340 kg Kipplastverlust zwischen Geradeausfahrt und maximal eingeschlagener Lenkung.
Enge Kurvenradien quittierte unser Testkandidat noch mit deutlichen Geräuschen, das ist laut Claas inzwischen dank geänderter Lamellen in den Achsdifferenzialen abgestellt. Allerdings radieren nach unserem Eindruck die Räder relativ deutlich, was den Reifenverschleiß im Vergleich zur reinen Knicklenkung beschleunigt. Gelenkt wird mit einem einfachen Differenzialzylinder, das ist nicht optimal. Denn die Lenkradumdrehungen und im Standgas auch der Kraftbedarf sind für beide Seiten unterschiedlich. Vor allem die unterschiedlichen Lenkradumdrehungen — vier nach links und drei nach rechts — sind vor allem bei flotter Fahrt recht gewöhnungsbedürftig.
Ein Highlight ist aber die doppelte Bodenanpassung: Die Hinterachse kann um 5° in beide Richtungen frei pendeln, das Knickpendelgelenk mit dem gleichen Pendelwinkel ist über vorgespannte, abwechselnd angeordnete Gummi- und Stahlelemente gedämpft, damit sich beide Pendelgelenke nicht gegenseitig aufschaukeln. Wir hatten mit diesem aufwändig konstruierten System sowohl bei der Arbeit als auch bei schneller Straßenfahrt immer ein gutes und sicheres Fahrgefühl.
Öl per Zahnradpumpe
Während Lader mit vergleichbarer Leistung in der Landwirtschaft meist mit einer Loadsensing-Hydraulik daherkommen, ist der Torion 956 mit einer „einfachen“ Zahnradpumpe ausgestattet. Deren Förderleistung ist mit angegebenen 115 l/min nicht rekordverdächtig. Am dritten Steuerkreis kamen noch 68 l/min bei 35 bar Staudruck an (laut Claas jetzt 95 l/min bei 100 bar). Das sollte z. B. für mittelgroße Kehrmaschinen reichen.
Für schnelle Arbeitsbewegungen fordert die Zahnradpumpe eine hohe Motordrehzahl. Bei üblichen 1 500 U/min sind die Geschwindigkeiten mit 0,36 m/s beim Heben und rund 39°/s beim Ankippen eher mager. Für maximal 59,1 m/s bzw. 45°/s ist Vollgas bei 2 500 Touren nötig. Bei normalen Ladespielen kamen wir aber gut zurecht — nur bei kurzen Wegen und großer Hubhöhe steht man auf der Bremse.
Reichlich Kraft
Die Kipplasten mit der Palettengabel haben wir bereits angesprochen. Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass die Kipplasten mit einer Schaufel je nach Volumen um rund 1 t höher ausfallen. Kipp- und auch Traglasten sind das eine, Hub- und Aufbrech- bzw. Reißkräfte das andere — vor allem wenn es z. B. darum geht, Erde aus festen, abgesetzten Haufen aufzunehmen.
Für sein Gewicht bzw. Kontergewicht hat der Torion 956 auch mit der 24,5 cm längeren High-Lift-Schwinge reichlich Kraft — sowohl in den Hubzylindern als auch dank Z-Kinematik im Kippzylinder. Um das Kraftpotenzial zu messen, mussten wir das Laderheck am Boden fixieren: Dann stemmen die Hubzylinder fast 5 700 daN, der Kippzylinder über 4 700 daN. Im praktischen Einsatz stehen gut 4 800 daN Hub- und 4 000 daN Aufbrechkraft zur Verfügung, bevor der Torion hinten abhebt. Damit sind wir gut zurechtgekommen.
Dank der Schwingengeometrie hat der Torion seine maximale Hubkraft in Bodennähe — sehr gut. Denn hier ist sie in der Regel auch erforderlich. Aber wir haben auch die durchgehende Hubkraft gemessen, die — wie der Name schon sagt — durchgängig über den ganzen Hubweg zur Verfügung steht: Bei gut 4 100 daN ist hier die Waage stehen geblieben — ebenfalls ein guter Wert, der immerhin 140 kg über der angegebenen Kipplast bei Geradeausfahrt liegt. Beim Ausnutzen der Hubkräfte sollte man vorsichtig sein, die zugelassenen Lasten beachten und die passenden Werkzeuge einsetzen. Sonst hebt das Laderheck schnell mal ab.
High-Lift für mehr Hubhöhe
Wer viel Hubhöhe benötigt, greift in der Regel zum Telelader oder zum Teleskopradlader. Oft reichen aber z. B. für den Futtermischwagen wenige Zentimeter mehr aus. Dafür bietet Claas dann die High-Lift-Schwinge für 2 300 Euro Aufpreis an, die mit gemessenen 4,02 m im Werkzeugdrehpunkt fast 30 cm mehr Hubhöhe bietet als das Standard-Hubgerüst. Mit der 1,9-m3-Schaufel bleiben dann bei gut 1 m Ausschüttweite fast 3 m Ausschütthöhe übrig.
Für mehr Ausschütthöhe und auch -weite bieten die einschlägigen Werkzeughersteller Hochkippschaufeln an. Einen ähnlichen Effekt hat die Abschiebeschaufel von LSB Oschersleben, die Claas mit 2 m3 Volumen für unsere Einsätze mitlieferte. Bei Arbeiten mit der Schaufel interessieren die Kippwinkel für eine vollständige Füllung und für ein einfaches Loswerden auch z. B. bei klebriger Erde. Hier haben wir mit der leeren 1,9-m3-Schaufel noch ordentliche Werte gemessen: Auf jeweils 42° kommen der Ankippwinkel am Boden und der Auskippwinkel bei voller Hubhöhe.
Apropos Winkel: Die Stärke der Z-Kinematik ist der Schaufelbetrieb, wo es nicht ganz so auf eine exakte Parallelführung ankommt. Immerhin kippt der Torion das Werkzeug beim Anheben nicht weiter aus. Mit + 12° bei der Schaufel und + 13° bei der Palettengabel kann man leben, wenn man ein wenig aufpasst.
Schnell gewechselt
Der Schnellwechselrahmen entspricht der sogenannten Volvo-„Norm“ und macht einen sehr stabilen Eindruck. Unser Testkandidat war mit dem dritten und vierten Hydraulikkreis ausgestattet (gut 6 100 Euro Aufpreis inkl. Dauerfunktion, drucklosem Rücklauf und Leckölleitung). Darin enthalten ist auch die hydraulische Werkzeugverrieglung. Eigentlich gut ist die Anzeige zur Stellung der beiden Verriegelungsbolzen und der Warnton bei offener Verriegelung.
Beides hilft aber wenig, denn die Anzeige am Schnellwechselrahmen wird durch die Ölleitungen der Zusatzhydraulik verdeckt. Und der Warnton schaltet schon ab, wenn der Bolzen gerade seine Öffnungs-Endposition verlässt, das Arbeitsgerät aber noch lange nicht verriegelt ist — schade!
Die Ölkupplungen sind zwar am Wechselrahmen angeordnet. Aber für jeden der beiden Steuerkreise befindet sich auf beiden Seiten des Schnellwechselrahmens je ein Anschluss. Man muss beim Kuppeln — einen Taster zum Drucklos-Schalten bei laufendem Motor haben wir auch vermisst — jedes Mal um das Werkzeug herumlaufen. Noch schlimmer, wenn die Schläuche des Arbeitsgerätes nicht passend verlegt sind und der eine Schlauch einfach verlängert wurde. Hier sind Schäden — wie in unserem Fall — vorprogrammiert.
Gute Sicht- und Platzverhältnisse
Der Aufstieg in die Kabine (nur von links) ist mit rutschfesten Trittstufen und guten Handgriffe gelungen. Weil jedoch die vier Stufen mit 33 bis 52 cm unterschiedlich hoch sind, ist Aufmerksamkeit geboten. Schön, dass sich die Tür und das rechte Seitenfenster um 180° aufstellen, arretieren und von außen sowie von innen entriegeln lassen. Auf das Schiebefenster in der Tür kann man verzichten. Es behindert die Sicht, ist recht klein und kostet 460 Euro Aufpreis.
Die Kabine bietet gute Platzverhältnisse und eine angenehme Sitzposition, wenn die dreifach verstellbare Lenksäule (460 Euro Aufpreis) und der pneumatische Fahrersitz (gut 1 600 Euro Aufpreis inklusive Heizung und linker Armlehne) mitbestellt wurden. Auch die Übersicht zu allen Seiten ist nicht zuletzt dank nach vorne verlegter B-Säule und runder Heckscheibe sehr gut. Nur bei der Sicht auf das Werkzeug in Bodennähe stören die Anlenkpunkte der Schwinge etwas.
Die Geräuschdämmung macht beim normalen Arbeiten einen ordentlichen Eindruck, dazu passen auch die gemessenen 75 dB(A) am Fahrerohr bei geschlossener Kabine. Die lauten Hydrostat-Geräusche bei etwa 33 bis 38 km/h, die unser Schallpegelmessgerät mit bis zu 88 dB(A) quittierte, sind laut Claas inzwischen abgestellt.
Bedienung mit Luft nach oben
Prima arbeiten lässt sich mit dem Joystick, dessen Konsole samt großer Armauflage am Sitz verstellbar montiert ist. Er überzeugt mit guter Dosier- und Mischbarkeit, auch der Kippschalter auf der Vorderseite für die Wendeschaltung ist gut angeordnet. Klasse ist auch der kleine Daumen-Joystick für die beiden Zusatzfunktionen.
Alle anderen Bedienelemente sind auf der rechten Seitenkonsole (Arbeitsfunktionen, Klimaanlage), oben rechts im Kabinendach (Licht) und am rechten A-Holm (Info-Monitor inklusive Display für die Rückfahrkamera) angeordnet. Alle Schalter und Taster sind unterleuchtet, aber ziemlich unlogisch angeordnet und mit missverständlicher Symbolik versehen.
Gar nicht gefallen hat der Startvorgang: Egal ob kalt oder warm, zwischen Einschalten der Zündung und Motorstart brauchte das System zehn Sekunden, um hochzufahren. Immerhin hat Claas diese Zeit nach eigenen Angaben durch ein Software-Updaten inzwischen halbiert.
Die Bedienung der serienmäßig installierten Schaufelrückführung geht noch in Ordnung, wenn man weiß, dass man beim Absenken der Schwinge, den Joystick kurz nach links in die Raste führen muss. Die Bedienung der Hubhöhen-Endabschaltung (gut 400 Euro Aufpreis) halten wir für nicht so gelungen. Denn man muss den Joystick in die hintere Raste bewegen und loslassen. Dann springt der Hebel passend heraus, mit der festen Hand am Hebel hebt die Schwinge weiter an.
Was uns außerdem auffiel
- Weder die Schwinge noch die Werkzeuge hatten eine Neigungsanzeige.
- Der Umkehrlüfter (2 600 Euro Aufpreis) hat eine Automatikfunktion und kann manuell betätigt werden.
- In der Kabine finden sich gute Ablagen.
- Die Rückfahrkamera ist als Ausschnitt im Monitor immer sichtbar, bei Rückwärtsfahrt ist das Bild Display-füllend — schön, mit 2 600 Euro Aufpreis aber teuer.
- Mit jeweils vier LED-Leuchten vorne und hinten ist der Torion für Nachteinsätze gut gerüstet (zusammen mit 120-A-Lichtmaschine über 2 800 Euro Aufpreis).
- Die Wartung ist dank Zentralschmieranlage (knapp 4 900 Euro Aufpreis) kein Problem (alternativ kann hier eine Werkzeugbox installiert werden). Nur schade, dass einige Verschraubungen nicht verzinkt sind und schnell gammeln. „Interessant“ ist, dass die Kardanwelle nicht schmierbar ist. Die Drehpunkte der Lenkerstangen zur Zwangslenkung der Hinterachse sind dank Kugelkopfgelenke ebenfalls wartungsfrei. Die Wartungsstellen an Motor und Hydraulik sind gut zugänglich.
- Laut Liste kostet der Torion 956 Sinus in Grundausstattung über 143 000 Euro! In der ziemlich vollständigen Testausstattung sind sage und schreibe 190 000 Euro auf den Tisch des Herrn zu legen (alle Preise ohne MwSt. und ohne Werkzeuge).
Praktikerurteil
Lukas Hafner: "Die Sinus-Lenkung hat mich komplett überzeugt."
Lukas Hafner: "Die Sinus-Lenkung hat mich komplett überzeugt."
Fazit
Mit dem Torion 956 Sinus hat Claas einen schicken, 9,5 t schweren Radlader im Programm, der von Liebherr gebaut wird. Ein Highlight ist die kombinierte Knick-/Hinterachslenkung. Und auch Schwingengeometrie sowie Kräfte beim Laden haben uns gut gefallen. Außerdem war der 103-PS-Motor von Deere Power Systems sparsam. Etwas schwach für harte landwirtschaftliche Einsätze ist der Fahrantrieb. Auch die Bedienung stellte uns noch nicht überall zufrieden. Und bei 190 000 Euro ohne MwSt. für die Testmaschine müssen schon Baumaschinenrabatte gewährt werden, um den Lader an den Mann oder die Frau zu bringen.