Praxistest

Mähdrescher New Holland CR 9.80 Revelation: Viel Leistung, wenig Einstellerei

Mit fast 800 t in acht Stunden hält New Holland den Weltrekord im Weizendrusch. Hoch waren also unsere Erwartungen an den CR 9.80 mit der Drusch-Automatisierung IntelliSense.

Der CR 9.80 hat im Vergleich zum Topmodell CR 10.90 einen kleineren Korntank und einen kleineren Motor. (Bildquelle: Stefan Tovornik)

Gut zu wissen

- Der New Holland CR arbeitet mit einem Doppelrotor-Dreschwerk und hat jetzt 600 PS Maximalleistung (Abgasstufe V).
- Bis zu 80 t/h Weizen konnten wir mit der Maschine dreschen, bei 1 % Verlusten und weniger als 1 % Bruchkorn.
- Die Langstrohqualität leidet beim Rotordrusch entsprechend.
"Revelation" bedeutet auf Deutsch so viel wie „Offenbarung“. Inwieweit der CR 9.80 Revelation eine Offenbarung ist, haben wir in der vergangenen Druschsaison in einem ausführlichen Praxistest ausprobiert.

FPT-Motor mit 571 PS

Mittlerweile hat der CR 9.80 mit der Abgas­stufe V sogar 600 PS Maximalleistung (nach ECE-R 120), während der Cursor 13 von FPT in unserer Testmaschine mit der im Sommer 2019 gültigen Stufe IV noch mit 571 PS daher kam. Aber sowohl der vergrößerte Ölkühler und das größere Drehsieb (mit verstärkter Verriegelung!) als auch die 1 300 l Diesel- sowie 130 l AdBlue-Vorrat (mit verbesserter Be­füllung!) hatte auch unsere Maschine schon. Aber alles der Reihe nach...
Als Schneidwerk war ein 10,70 m breites VariFeed HD gekoppelt, mit vier Tastkufen zur Höhenführung, die alle bei jedem An- und Abbau verriegelt und gelöst werden müssen. Gut gefallen haben uns dagegen die geschraubten Messerklingen, zumal es jetzt an der linken Schneidwerkrückwand ­ein­en ordentlichen Werkzeugkasten gibt, der an der Maschine selber nach wie vor zu klein ausfällt. Lediglich die Sicherung der Kiste mit Klapp­splinten wird noch vereinfacht.
Bereits jetzt sehr einfach ist die Raps-Um­rüstung, die man in weniger als zehn Minuten erledigt hat. So fährt der Tisch per Knopfdruck um bis zu 57 cm aus und wir hatten New Holland-eigene Seitenmesser ein­er Vorserie im Test, die ihren Ölmotor und somit ihren Schwerpunkt unten hatten. Damit ist die Handhabung eine Wucht, nur beim Drusch von teils grünem Vermehrungssenf blieb der Antrieb schon mal stehen und die Haspel-­Geschwindigkeit variierte. Hier wird New Holland aber zur Serie nachbessern. Kurz machen können wir es bei dem Schneidwerkwagen Leguan Quattro von TAM, den wir mit seinem spurtreuen Nachlauf bereits vorgestellt haben (profi 3/2017).

Variabler Schnittwinkel

Steht der Wagen nicht optimal, kann schon die hydraulische Schnittwinkelverstellung am Schrägförderer Wunder wirken. Die immerhin 3 730 Euro Aufpreis (alle Preise o. MwSt.) machen aber vor allem Sinn, wenn man in verschiedensten Bedingungen unterwegs ist. So waren auch wir beim Grasdrusch mit einer anderen Einstellung unterwegs als bei der Getreideernte.
Beim Schneidwerkanbau müssen auf der linken Seite die Verriegelung und die Gelenkwelle sowie der Hydraulik-Multikuppler und die Stromversorgung einzeln verbunden werden. Das geht auch einfacher, zumal die Verbindung der Elektrik vergleichsweise filigran geraten ist.
Vor den Drusch- und Abscheiderotoren sitzt die Dynamic Feed Roll (DFR) mit 45 cm Durchmesser, die noch einmal höhere Förderleisten und zusätzliche Verschleißplatten bekommen hat. Die Trommel soll Steine in eine Mulde ablenken und das Erntegut zusätzlich beschleunigen. Und in der Tat verschwindet das „Knurren“ der Maschine im Vergleich zum CR mit dem „alt“-bekannten Advanced Stone Protection System (ASP). Zur Erinnerung: Hier öffnet automatisch eine Klappe, wenn Klopfsensoren einen vermeintlichen Fremdkörper erkennen. Erst beim Hochheben des Schneidwerks schließt sich die Klappe wieder.
Stichwort Steine: Bei dem neueren System kann die Steinfangmulde links unter der Kabine mit einem langen Hebel geöffnet werden. Macht man das nur einmal täglich, muss man allerdings manchmal nachhelfen, damit das Material herausfällt.

1,12 m breiter Dreschkanal

Von dem — mit 1,12 m vergleichsweise schmalen — Schrägförderer geht es in den ebenso breiten Dreschkanal. Dort sitzen die 2,64 m langen „TwinPitch Plus“-Rotoren mit 56 cm Durchmesser. Deren Kern ist aber geschrumpft, um mit 7,6 cm hohen Reibleisten mehr Materialdurchgang zu ermöglichen. Außerdem sind die Rotoren vorne nur noch mit zwei statt drei Schneckenwindungen ausgestattet. Zusammen mit der Dynamic Feed Roll trägt das nach unseren Erfahrungen dazu bei, den CR besser durch feuchte Druschbedingungen zu bringen.
Generell kann man auch sagen, dass der CR als Rotormaschine das Getreidekorn sehr schonend behandelt. So hat die Lufa Münster selbst in extrem trockenen Weizenproben (unter 12 %) weniger als 1 % Bruchkorn gefunden — sehr gut. Deutlich mehr leidet dagegen der Langstroh-Anteil, wenn auch die elektrische Rotorleitblechverstellung des „IntelliSense“ die Fließgeschwindigkeit des Ernteguts, und damit die Belastung des Materials, positiv beeinflussen kann.
Apropos „IntelliSense“: Zu der Ausstattung für die automatische Maschineneinstellung gehören neben den elektrisch verstellbaren Rotorleitblechen vor allem die Kornqualitätskamera „GrainCam“ (deren Reinigung bei feuchtem Raps zwischendurch im Terminal angemahnt wird), die Feuchte- und Ertragssensorik sowie die automatische Vorfahrtsregelung „IntelliCruise“.
Außerdem hat sich New Holland etwas völlig Neues zur Bestimmung der Siebkasten-­Auslastung einfallen lassen. Dabei wird anhand von Luftdruck-­Unterschieden ober- und unterhalb des Obersiebes dessen Belastung gemessen. Zudem erfasst der CR
natürlich Parameter wie die Verluste an Siebkasten und Rotoren sowie die Belastung des Schneidwerkes bzw. der Druschorgane. Bisher stehen allerdings noch nicht alle Früchte zur Automatisierung im Terminal bereit. So ist z. B. die Gerste im vergangenen Jahr erst testweise hinzugekommen.
Sicher funktionieren schon Weizen, Raps, Soja und Mais, wo der Fahrer zwischen vier unterschiedlichen Handlungsstrategien für das System wählen kann:
  • beste Kornqualität (Saatgut)
  • minimale Verluste
  • maximaler Durchsatz
  • konstanter Durchsatz (Logistik)

Wir haben vorwiegend die Strategie der minimalen Verluste gewählt, da uns bei „maximalem Durchsatz“ die Verluste zu hoch waren. Der CR 9.80...

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