Praxistest

Systemvergleich Ballenwagen: Rohr, Gurt oder Gatter ?

Zum Ballentransport gibt es zahlreiche Systeme mit hydraulischer Ladungssicherung. Wir haben die Wagen von Kröger agroliner, Reisch und Pronar miteinander verglichen.

Ballenwagen

Drei Konzepte zur Ladungs­sicherung bieten Kröger agroliner, Reisch und Pronar (von vorne nach hinten). (Bildquelle: Tovornik)

Gut zu wissen

- Der Ballenwagen von Pronar ist preislich interessant, liegt ansonsten in verschiedenen Kategorien etwas zurück.
- Das Test-Fahrzeug von Reisch punktet vor allem beim Konzept der Ladungssicherung und belegt das preisliche Mittelfeld.
- Am Wagen von Kröger setzt vor allem das Fahrwerk Maßstäbe. Beim teuersten Testmodell hat die Ladungssicherung aber noch Luft nach oben.
Nicht nur preislich gibt es enorme Sprünge bei Ballenwagen, auch bei den Sicherungssystemen. In unserem Dreiachser-Test der 24-t-Klasse haben wir drei Fahrzeuge verglichen:
  • Der PWO 24 von Kröger agroliner sichert die Ballen beidseitig mit zwei Rohren. Geöffnet parken sie auf Plattformhöhe.

  • Pronar lieferte den T028KM, der beidseitig mit hydraulischen Gattern sichert. Zum Beladen verfahren sie nach oben. Mit dieser Technik schickte Pronar einen Prototyp ins Rennen, der im Vergleich zum bisherigen Modell 50 cm höher öffnet.

  • Reisch schickte den RBW-240 mit starrem Gatter rechts und Gurtsystem links in den Ring. Beim Be- oder Entladen liegt der Gurtträger auf Höhe der Plattform an.

Hersteller mit starren, nach unten absenkbaren Gattern (Joskin, Oehler und Metaltech) wollten sich an unserem Vergleichstest leider nicht beteiligen.

Ballenwagen: Die Plattformlängen im Detail

Im Rahmen der gesetzlich möglichen 12 m Gesamtlänge für Anhänger haben die Hersteller unterschiedliche Plattformmaße realisiert. Reisch bietet mit 10,02 m die längste Ladefläche im Vergleich zu 9,90 m (Pronar) und 9,85 m (Kröger) an. Nur auf Wunsch ist die Plattform von Kröger 10 m lang.
Bei 1,25-m-Rundballen war das Testfahrzeug von Reisch im Vorteil, es lädt pro Fahrt bis zu vier Ballen mehr. Auch bei 2-m- und 2,50-m-Quaderballen war Reisch im Vorteil. Abweichungen der Plattformbreite sind im Einsatz weniger zu spüren: Mit geschraubter Vierkant-Ladekante ist die Kröger-Plattform 2,47 m breit, die von Pronar mit verschweißter Ladekante 2,43 m. Reisch kommt ohne Ladekante auf 2,41 m Plattform-Breite.

Mit oder ohne Ladekante?

Ladekanten haben zwei Vorteile: Einerseits lassen sich die Ballen daran leichter von der Gabel abziehen, andererseits liegt die untere Lage hierdurch etwas sicherer. Beim Reisch-­Aufbau haben wir uns zum Abziehen den Gurtträger als Gegenlager zunutze gemacht und kamen damit auch ohne Ladekante gut zurecht.
Die Klemm-Kinematik von Pronar ist so aufgebaut: Das untere Rechteckrohr wird beim Öffnen über einen Seilzug nach oben gezogen. Geöffnet bietet das Fahrzeug 3,44 m als Ladehöhe zwischen Plattform und Ladeeinrichtung, was für hohe Ladegabeln knapp bemessen ist. Beim Schließen der Kine­matik fällt das untere Rohr mit Hilfe der Schwerkraft wieder nach unten. Bei zu breiter Ladung — was schon bei 1,25-m-Rundballen der Fall ist — liegt das Rohr auf den Ballen auf und verkantet — schade! Zukünftig will Pronar nachbessern, um ähnlich flexibel wie Reisch und Kröger auf seitlichen Überstand reagieren zu können.

Unterschiedliche Hydraulikkonzepte im Vergleich

Zwei doppeltwirkende Steuergeräte zum Öffnen und Schließen einer Seite sind beim Pronar T028KM erforderlich — das ist zu aufwändig. Zwischen der rechten und linken Seite schaltet man mit einem schwergängigen Umschalthebel unter der Plattform um. Komfortabler wäre ein dw-Steuergerät mit Folgesteuerung für links und eins für rechts. Das will Pronar zukünftig so anbieten. Geöffnet ist der Aufbau übrigens 5,24 m hoch.
Da Hydraulikzylinder ohne Sperrblöcke montiert waren, muss Pronar Punkte ein­büßen. Mittlerweile hat der Hersteller diese nach eigenen Aussagen montiert, um die Sicherheit und den Kuppel-Komfort zu steigern. Bei Kröger hat uns das Hydraulikkonzept mit zwei dw-Steuergeräten — eins pro Seite — genauso gut gefallen wie das System am Reisch-Fahrzeug. Reisch kommt mit einem dw-Steuergerät aus.
Das feststehende Gatter am RBW von ­Reisch hat sein Für und Wider: Grundsätzlich ist es ein simples und auch für Teilladungen gut geeignetes System. Bei wechselnden Ent­lade­stellen und für eine beidseitige Feldbeladung ist es aber im Nachteil. Die größere Überladeweite schließt je nach Ballenmaß ein Beladen mit kleineren Ladern aus.

Folienschonung der Wagen

Zum Transport von gewickelten Siloballen traten bei jedem Fahrzeug Schwachstellen zu Tage. Am Fahrzeug von Kröger waren es überstehende Sechskant-Schraubenköpfe an der Ladekante. Bei Reisch die gesteckten Profile des Gatters rechts: Sobald die Folien­ballen zu stramm an die scharfkantigen Stöße der Rechteckprofile geschoben wurden, kam es zu Verletzungen.
Am Wagen von Pronar beschädigten unnötige Montagehaken am Rechteckprofil die Folie, die sich beim Absenken in die Folie drückten. Diese Schwachpunkte wollen alle drei Hersteller ändern. Grundsätzlich hat uns das Gurtkonzept von Reisch für Silo­ballen am besten gefallen.

Wer sichert sicher?

Alle Testfahrzeuge werden mit einem Ladungssicherungs-Zertifikat ausgeliefert. Aber Vorsicht: Die Zertifikate gelten ausschließlich für die geprüfte Ladungsart mit den entsprechenden Ballenmaßen. Letztlich bleibt der Fahrer für die korrekte Ladungssicherung verantwortlich.
Das Rohrsystem von Kröger funktioniert mit vierlagig gestapelten, 70 cm hohen Quaderballen gut — das obere Rohr ist dafür passend auf 2,26 m Höhe platziert. Bei den meisten Teilladungen kommt man bei diesem System aber um das manuelle Verzurren nicht herum. In puncto Flexibilität stufen wir dieses System daher am schwächsten ein, im Mittelfeld liegt Pronar und am flexibelsten ist der RBW-240 von Reisch.

Gurte fördern Flexibilität

Die vertikalen Gurte zwischen den Rechteckrohren am Fahrzeug von Pronar sind gut. Unseren Vorschlag, den Gurt-Abstand zu verringern, will Pronar für die Zukunft aufgreifen. Stichwort Rechteckprofil: Zum Ende der Saison war der Aufbau mittig 9 cm breiter als vorne und hinten. Diese Material­schwäche führte im unbeladenen Zustand zu 7 cm Überbreite. Ein zu breites Fahrzeug haben wir auch bei Kröger gemessen. Am Testfahrzeug kamen erstmals neue Tele­skop-Spindeln in der Öffnungskinematik zum Einsatz, um die Rohrhöhe und -breite nachstellen zu können. In der kürzesten Stellung erreichte das Fahrzeug damit aber schon 2,68 m Außenbreite. Kürzere Spindeln beheben das Problem inzwischen ab Werk.

Rohre mit Schwung

Spätestens bei Leerfahrten wünscht man sich beim Wagen von Kröger eine steifere Rohrkonstruktion: Denn bisher schwingen die 10-cm-Rohre so stark, dass jeder Fahrer sie freiwillig absenkt....

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