Praxistest

Systemvergleich Stoppelbearbeitung: Olympiade der Stoppelbearbeitung

Striegel, Mulcher, Scheibenegge oder Grubber: Welche Systeme regen am meisten Ausfallgetreide zum Keimen an? Dieser Frage sind wir im vergangenen Sommer nachgegangen.

Vergleich Stoppelbearbeitung

Bei unserem Vergleich zur Stoppelbearbeitung unterstützten uns sechs Hersteller mit acht Geräten: Väderstad, Köckerling, Wallner, Agrisem, Müthing und Kerner. Zusätzlich setzten wir zwei betriebsübliche Geräte ein. (Bildquelle: Tovornik)

Gut zu wissen

- Im Vergleich waren neun Geräte.
- Der Feldaufgang in den einzelnen Parzellen war sehr heterogen.
- Die Ergebnisse variieren um bis zu 70 Pflanzen pro Quadratmeter.
- Die beiden Systeme mit den höch­sten Auflaufraten haben nicht/kaum in den Boden eingegriffen.
Über die Stoppelbearbeitung lässt sich zweifelsohne unter zahlreichen Gesichtspunkten diskutieren. Vom Kraftstoffverbrauch über die Schlagkraft bis zur Strohrotte und Ver­dunstungsrate. Zieht man noch verschiedene Boden- und Klimabedingungen mit in Betracht, könnte man umfangreiche Doktorarbeiten mit dem Thema füllen.
Für diesen Beitrag haben wir uns mit einer Kernfrage beschäftigt: Welches Maschinenkonzept regt am meisten Ausfallgetreide zum Keimen an? Hierfür kamen sechs Bearbeitungssysteme und neun verschiedene Geräte nebeneinander auf einer Weizenstoppelfläche zum Einsatz. Hintergründe zu den Einsatz- und Testbedingungen finden Sie im Kasten „So haben wir getestet“ auf der nächsten Doppelseite. Dort finden Sie ebenso einen Kasten „Erfahrungen im Raps“.

Gerätegruppen für den Systemvergleich

Um Unterschiede zwischen verschiedenen Bauarten herauszufinden, haben wir die nachfolgenden Konzepte verglichen:
  • Vertreter der Flügelschargrubber war Kerner mit dem dreibalkigen Corona 300. Eine separate Messerwalze X-Cut-300 brachte Kerner für den Einsatz auf Rapsstoppeln mit.

  • Die Gattung der Flachgrubber besetzte Köckerling mit dem ganzflächig arbeitenden Allrounder 600 flatline. Die Messerwalze vor dem Zinkenfeld bringt bei der Bearbeitung von Rapsstoppeln größere Effekte als auf Getreidestoppeln.

  • Müthing stieg mit zwei verschiedenen Mulcherkonzepten in den Ring: Als Klassikmulcher trat der MUM 280 Vario Shark im Frontanbau an. Zusätzlich setzten wir den Ackerbaumulcher der Agriline-Serie ein. Als Heckmulcher ist er mit einer Striegelreihe vor dem Rotor und einer schweren Güttlerwalze dahinter bestückt.

  • In der Kategorie der Strohstriegel kamen zwei Geräte zum Einsatz. Agrisem trat mit dem Turbomulch als Wellscheiben-­Striegel an. Dieses Gerät war mit zwei optionalen Wellscheibenreihen vor dem Zinkenfeld versehen. Wallner hingegen schickte mit dem Messerwalzen-Striegel ein Modell in den Vergleich, das vor dem Zinkenfeld als Wunschausstattung eine Messerwalze mitbrachte. Auf einigen Striegelzinken waren zudem Spezialwerkzeuge verschraubt.

  • Von Väderstad setzten wir die Kurzscheibenegge Carrier 425 XL ein. Als Sonderausstattung war sie mit einer Messerwalze und 12 cm breit arbeitenden Cross­Cutter-Discs bestückt. Im Test führen wir dieses System als Wellscheibenegge.

Als betriebsübliche Varianten rundeten zwei Konzepte den Vergleich ab: eine 9,30 m breite Kettenscheibenegge von Kelly, die vornehmlich im Raps eingesetzt wird und die angebaute Kurzscheibenegge Discomulch RR mit feinverzahnten Scheiben von Agrisem.
Weitere Daten zu den Geräten finden Sie ab der dritten Doppelseite. Dort sind auch die Fahrgeschwindigkeiten und die theore­tischen Flächenleistungen aufgeführt — je um 20 % für Wendemanöver reduziert.
Da wir die Versuche mit drei Traktoren angelegt haben (John Deere 6215R, Fendt 516 Vario und 936 Vario), waren Messungen zum Kraftstoffverbrauch nicht möglich. Herstellerempfehlungen zur Traktorleistung finden Sie auf der ersten Doppelseite.

Fast 50 % Unterschied

Mit unseren Einsatzbedingungen kamen die Systeme unterschiedlich gut klar. Zwischen dem höchsten und niedrigsten Feldaufgang lagen knapp 50 % Unterschied. Das macht eine absolute Differenz von 69 Pflanzen pro Quadratmeter. Apropos Pflanzen pro Quadratmeter: Wenn wir bei 10 t Ertrag von maximal 1 % Verlust aus­gehen, hinterlässt der Mähdrescher bei einem Tausendkorngewicht von 45 g etwa 222 Körner pro Quadratmeter — das nur zur Einordnung.
Am besten kam der Wellscheiben-Striegel mit den Testbedingungen zurecht. Hier zählten wir 144 gekeimte Pflanzen pro Quadratmeter — der mit Abstand höchste Wert im Vergleich. Offensichtlich haben die beiden Scheibenreihen in Kombination mit 4 cm Strichabstand und der fünfreihigen Zinkenanordnung für optimale Keimbedingungen gesorgt.
Der Messerwalzen-Striegel erzielte im direkten Vergleich durchschnittliche Ergebnisse. Die Unterschiede zwischen den beiden Striegelkonzepten liegen offenbar im Vorwerkzeug. Hier scheint die doppelte Wellscheibenreihe, die etwa 3 cm tief in den Boden eingriff, im Vorteil zu sein. Beide ­Systeme durchtrennen weder die Wurzeln noch die kapillare Wasserführung. Die ­Zinkenfelder waren je auf etwa 2 cm Arbeitstiefe eingestellt.
Den zweithöchsten Feldaufgang stellten wir beim Ackerbaumulcher fest. Mit 122 ge­keimten Pflanzen pro Quadratmeter sorgte die doppelt bestückte Rotorwelle in Kombination mit der schweren Güttlerwalze für gute Keimbedingungen. Auch bei diesem Verfahren wurden weder die Wurzeln noch die kapillaren Wassergänge durchtrennt. Zudem hat die schwere Walze zwei Vorteile: Sie sorgt für Bodenschluss der Körner und passt sich der Bodenkontur an. Vermutlich brachte auch die vor Verdunstung schützende Mulchschicht einen Vorteil. Als Reststoppellänge haben wir 5 cm gemessen, wobei die Stoppeln hinter den Schlepperrädern sichtlich länger waren.
An dritter Stelle reiht sich mit überdurchschnittlichen Ergebnissen die betriebsüb­liche Kurzscheibenegge ein. Mit 114 Pflanzen pro Quadratmeter präsentierte sie bei einer Arbeitstiefe von etwa 6 cm ein ordentliches Bild. Zur Rückverfestigung arbeitete das Gerät mit einer einfachen Stabwalze.
Im Mittelfeld lagen fünf Geräte mit einem durchschnittlichen Aufgang von 100 Pflanzen pro Quadratmeter dicht beieinander: der Flügelschar- und der Flachgrubber, der Klassikmulcher und der Messerwalzen-­Striegel sowie die Kettenscheibenegge.

Breites Mittelfeld

Im Vergleich der beiden Grubber durch­trennte der Flügelschargrubber den Boden bei einer Arbeitstiefe von 5,5 cm etwas gleichmäßiger. Beim Flachgrubber blieben trotz 9 cm Überschnitt bei einer Arbeitstiefe von 4,5 cm vereinzelt Stoppeln stehen — schon leichte Unebenheiten reichen hierfür aus. Für Rückverfestigung sorgte am Flachgrubber eine Doppel-U-Profil- und beim Flügelschargrubber eine Dachringwalze.
Der Klassikmulcher hinterließ die Stoppeln mit einer Reststängellänge von 5 cm. Die Schneidschiene war auf maximale Zerkleinerung eingestellt. Das Mulchmaterial legte der Rotor vor der Stützwalze ab, weshalb die durchgehende Stützwalze womöglich für leichten Bodenschluss der Ausfallkörner sorgte.
Für die Kettenscheibenegge war der Einsatz im 20° Winkel zur Särichtung nicht optimal. Oder die Kettenspannung war nicht aus­reichend für diesen Einsatz. Beim Freilegen der Bodenprofile zeigte sich ein phasenweiser Intervalleingriff in den Boden. Daraus resultierten abwechselnd bearbeitete und unbearbeitete Bereiche. Positiv für dieses System war der erdfeuchte Bodenzustand, weshalb sich im Bereich der bearbeiteten Zonen viele Stoppeln lösten.
Mit 75 Pflanzen pro Quadratmeter liefen am wenigsten Pflanzen durch die Bearbeitung per Wellscheibenegge auf. Die Gründe können vielschichtig sein: Zum einen hat der flache Zickzack-Schnitt bei der eingestellten Arbeitstiefe von rund 4 cm zu einem starken Mischeffekt zwischen Erdkluten, Stroh und Stoppeln geführt. Unter Umständen wurden einige Körner verschüttet, wobei eindeutige Ursachen nicht auszumachen waren. Und obwohl sich für das Auge subjektiv zunächst ein gutes Bild zeigte, waren es objektiv nur wenige, große Einzelpflanzen.

So haben wir getestet

Stattgefunden hat der Systemvergleich auf einer homogenen Weizenfläche mit durchschnittlich 66 bis 71 Bodenpunkten (Bodentyp: Pseudogley-Parabraunerde) im nördlichen Landkreis Uelzen (Niedersachsen). Die Ernte erfolgte am 9. August, drei Tage später die Stoppelbearbeitung. Geerntet wurde mit einem Mähdrescher auf Raupenlaufwerk mit einem 10,50-m-Bandschneidwerk. Das Stroh verblieb auf der Fläche. Die Bearbeitungsrichtung wurde um 20° zur Särichtung gedreht....

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