Schleppertest

John Deere 5075M und 5075E: Das mittlere M oder das einfache E?

75-PS-Schlepper sind immer noch Verkaufsschlager bei den Herstellern. John Deere bietet in dieser Klasse zwei Typen an: den 5075M und den 5075E — Mittelklasse und Cabrio.

John Deere Traktoren

75 völlig unterschiedliche PS: Der 5075M in hoher Ausstattung gegen einen einfachen 5075E ohne Kabine. (Bildquelle: Tovornik, Wilmer, Bensing, Huesmann)

Gut zu wissen

- Im Segment der kleinen Traktoren mit 75 PS bietet John Deere den 5075M und 5075E an.
- Plattformschlepper ohne Kabine sind nicht Serie, kosten aber 6 800 Euro weniger.
- Im Vergleich ist der 5E spritziger, „mehr Trecker“ gibt es aber beim 5075M.

Das Angebot kleinerer Schlepper mit 75 PS ist bei vielen Herstellern mehr als eine Nische. Die Verkaufszahlen sind konstant hoch und mit Front­lader können auch die „Kleinen“ auf größeren Betrieben viel bewegen. Als Allround-Schlepper mit Front­lader ausgestattet haben wir deshalb einen Vergleich zwischen Mittel­klasse und Cabrio gewagt.
Und dabei entscheidet nicht nur die Technik, sondern auch der Preis: Der 5075M kostet schließlich sage und schreibe 30 000 Euro mehr als der 5075E.

John Deere 5075M und 5075E: Gleicher Motor

Keinen Unterschied gibt es beim Motor: Unter beiden Hauben dieselt ein Drei­zylinder Power Tech E von John Deere mit 2,9 l Hubraum. Nur beim 5075M als kleinster Schlepper dieser Baureihe baut John Deere diesen Dreizylinder ein. Die größeren Modelle ab dem 5090M arbeiten mit dem 4,5-l-Vierzylinder. Der 5075E ist das größte Modell der 5E-Serie mit vier Modellen von 50 bis 75 PS, die alle mit dem gleichen Motor arbeiten. Die Motoren in beiden Testschleppern halten mit Dieselpartikelfilter, gekühlter Abgasrückführung und Ladeluftkühlung die Abgasstufe V ein.
Wir wollten genau wissen, ob beide Motoren die gleiche Leistung abliefern oder ob sich Getriebe-Unterschiede hier auswirken. Die Deula Warendorf hat für uns die Leistung an der Zapfwelle gecheckt (Kasten: „So haben wir gemessen“). Alle Ergebnisse aus diesen Messungen haben wir in der Tabelle „Datenkompass und Messwerte im Vergleich“, sowie in den Grafiken „Leistung und Dreh­moment“ und „Dieselverbrauch im ­Vergleich“ für Sie zusammengefasst.

Cabrio mit mehr Dampf

Laut John Deere haben beide Modelle bei Nenndrehzahl 55 kW/75 PS Motorleistung. Davon kommen beim Cabrio maximal sehr gute 88 % (48,2 kW) am Stummel an. Der 5M leistet maximal 45,8 kW an der Zapfwelle, das sind gerade mal 83 % der versprochenen Motorleistung.
Ein Drehmomentanstieg von 33 % beim M bzw. 23 % beim 5E sind gut. Mehr Drehmoment könnten die Kleinen beim Anfahren haben, gerade als Frontladerschlepper mit vielen Richtungswechseln. Die theoretischen Motordaten bestätigen unseren praktischen Eindruck, wonach der 5075E spritziger agiert als der immerhin auch 1,5 t schwerere 5075M.
Gemessen an seiner Dieseltankgröße müsste der 5M ein echter Schluckspecht sein. Satte 198 l reichen auch für längste Arbeitstage. Mit dem Cabrio ist man dagegen am besten nur zu Sonnenzeiten unterwegs, denn hier sind 82 l Vorrat knapp. Verbrauchsmäßig unterscheiden sich beide Modelle nur gering­fügig zugunsten des 5E. Beide Hirsche fährt man am besten bei geringerer Drehzahl (unter 1 900 min-1), dann sind die Verbräuche in Ordnung. Und im Teillastbereich sind die Unterschiede im Dieselverbrauch sicherlich weniger entscheidend.
Beide Traktoren haben bereits einen leichtgängigen Handgashebel, leider fehlt beiden aber auch ein einstellbarer Anschlag oder gar ein Drehzahlspeicher. Außerdem wird der Handgashebel beim 5075M mit dem rechten Arm ungewollt verstellt, wenn ein Steuergerät betätigt wird — schade.

Lastschaltbare Wendeschaltung

Eine lastschaltbare Wendeschaltung haben beide Traktoren — fast ein Muss in dieser Liga. Hierfür sponsorte John Deere beiden Testmodellen die Option der „Modulationssteuerung“ für den „PowrReverser“. In der Praxis merkt man den Unterschied zwar. Aber es wird vor allem die Dauer und weniger die Aggressivität des Richtungswechsels verändert. Typisch für John Deere: Beide Schlepper fahren im gleichen Gang rückwärts schneller. Das ist bei Frontladerarbeiten nicht immer hilfreich und mit 75 PS unter der Haube sollte die Gangvorwahl passen, damit die Kleinen nicht abgewürgt werden.

5075E: Weniger Gänge, aber besser zu schalten

Der 5075M hat mit vier (synchronisierten) Gruppen, vier Gängen und zwei Lastschaltstufen ein deutlich höher ausgestattetes Getriebe. Dennoch sind unsere Praktiker bei freier Wahl lieber auf den 5075E gestiegen (zumindest bei trockenem Wetter). Grund dafür ist die Schaltbarkeit beim 5E: Die Gruppen werden mit der linken Hand, die Gänge rechts geschaltet. Das funktioniert in der Praxis prima, wenngleich der Fahrer aufpassen muss, bei den Gängen nicht in die P-Position zu geraten.
Das wird beim 5M mit einer massiven Metallkulisse sicher verhindert, dennoch stört und vibriert diese bei der Arbeit und erschwert zudem das Einlegen der sonst praktischen Parkposition. Großer Nachteil beim 5M-Getriebe: Weil der Schlepper über 40 km/h schnell rennt (gut), beginnt der erste Gang in der höchsten Gruppe bei mehr als 10 km/h (schlecht). Unter Last ist also die Gruppe zu wechseln, wofür der Hebel rechts neben dem Sitz ungünstig platziert ist.
Absolut empfehlenswert ist die elektro­nische Kupplungsbetätigung auf dem langen Ganghebel. Nur leider schaltet die Lastschalt­stufe recht hart.
Keine Lastschaltstufe und maximal 35 km/h schnell fährt das Cabrio. Daher passte die Gangabstufung mit zwölf Gängen bei allen durchgeführten Arbeiten mit dem Schlepper, der in Indien gefertigt wird. Eine 40-km/h-Version ist nicht liefer­bar. Außerdem fehlen dem Cabrio noch Kotflügel vorne (sowie Verbreiterungen hinten), die den Lenkwinkeleinschlag unnötig weiter ­einschränken dürften.

Frontlader raubt Wendigkeit

Die Frontladerkonsolen rauben beiden Traktoren unnötig viel Wendigkeit. Nach unserer Optimierung der Lenkeinschläge dreht der 5M auf 8,70 m, der 5E braucht sogar 10,20 m. Das ist für einen Hofschlepper reichlich. John Deere gibt einen Wendekreis von 8,40 m beim E ohne Lader an.
Was die Zapfwellenausstattung angeht, hat der Kunde beim 5M die Wahl zwischen zwei (540/540E) oder drei Drehzahlen (540/540E und 1 000). Den 5E gibt es nur mit zwei Drehzahlen 540/540E. Allerdings ist alternativ auch eine Wegzapfwelle lieferbar. Eine externe Bedienung mit der Freischaltung in der Kabine bzw. auf der Plattform gibt es bei beiden Testkandidaten. Beim Cabrio ist mit der „externen“ Bedienung ein beherzter Griff über das Hinterrad auf die rechte Konsole gemeint. Ebenfalls extern kann das Heckhubwerk bedient werden. Allerdings finden wir die Lösung beim 5E gefährlich: Betätigt man die Taster im Heck, hebt das Hubwerk stufenweise aus bzw. senkt stufenweise ab — allerdings in sehr großen Stufen!

Hubkräfte sind M-Sache

Womit wir bei den Heckkrafthebern wären. Kurzum: Hier gewinnt in allen...

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