Test Veredlungstechnik

GDO Precision Technology: Anestacia Narkosegerät: Kopfüber in den Schlaf

Für sein Narkosegerät „Anestacia“ mit drei Ferkelschalen erhielt GDO im Mai das für eine Bezuschussung notwendige DLG-Zertifikat.

Gerät für Narkose von Ferkeln

Ist die Narkose ausreichend? Bei den Tests der DLG war immer ein Tierarzt vor Ort, der vor dem Kastrieren die Tiefe der Narkose anhand des Zwischenklauenreflexes überprüfte. (Bildquelle: Stefan Tovornik)

Gut zu wissen

- Uns gefällt die solide Verarbeitung des Anestacia sowie die Möglichkeit zum flotten Arbeiten.
- Messungen der DLG ergaben sehr niedrige Isoflurankonzentrationen am Arbeitsplatz.
- Wer mit der Positionierung der Ferkel klar kommt, macht mit einem Anestacia nichts verkehrt.
- Am 1.7.20 bestand die Version mit vier Schalen die DLG-Prüfung. Die Zertifizierung stand da noch aus.

Das Verbot der betäubungslosen ­Kastration ab dem 1.1.21 kommt. Die niederländische Firma GDO ist eine von fünf Herstellern, die ein Isofluran-­Narkosegerät für den deutschen Markt entwickelten. Im Mai erhielt das GDO-Gerät mit drei Ferkelschalen das DLG-­Zertifikat, während die Ausführung mit vier Schalen erst zum Redaktionsschluss am 2. Juli zertifiziert wurde. Wir beziehen uns in diesem Beitrag ausschließlich auf die Version mit drei Schalen, welche wir als Vor­serienmodell begleiten durften.

Maschinenbauer mit Tradition

Vor mehr als 100 Jahren begann GDO mit dem Bau von Maschinen für den Bergbau. Heute fertigt die Firma mit weltweit mehr als 100 Mitarbeitern und einer Niederlassung im baden-württembergischen Hügelsheim schwerpunktmäßig Sondermaschinen für die Auto-, Nahrungs- und Pharmaindustrie. Auf der Suche nach Geschäftsfeldern thematisierte GDO mit Partnern in der Landwirtschaft den Bedarf an Geräten zum Narkotisieren von Ferkeln. So kam es, dass mit Züchtern und Tierärzten das Narkosegerät „Anestacia“ entwickelt wurde.
Tatsächlich unterscheidet sich die Neukonstruktion von anderen Geräten am Markt. So verwendet GDO eine Reihe an Sensoren für eine präzise ­Steuerung der Narkose. Am auffälligsten sind die Unterschiede beim Einlegen der Ferkel in die steil angeordneten Ferkelschalen, wobei die Rüssel zum Bediener hin zeigen.

Flottes Einlegen möglich

Hochwertige, industrielle Komponenten wie Lüfter von ebm-papst sowie massive und sauber gekantete Bleche aus Edelstahl in Verbindung mit einem Einsatzgewicht von 124,3 kg in Vollausstattung lassen auf einen soliden Maschinenbau schließen — der erste Eindruck vom Anestacia-Narkosegerät ist gut. Ins Auge fällt auch die Länge von 90 cm (bei drei Plätzen) kombiniert mit einer Gerätetiefe von 55 cm — je nach Breite des Kontrollgangs muss man also das Gerät längs ins Abteil stellen. Die Tiefe des Geräts bringt es mit sich, dass bei einem schmalen Flur der Bediener zudem gezwungen ist, sich in eine Abferkelbucht zu stellen. Dafür ist die Höhe des Geräts in Schritten von 5 cm im Bereich von 105 bis 125 cm durch den Einbau passend hoher Klötze einstellbar.
Eine wirkliche Besonderheit des Anestacia aber sind die nach dem Einlegen zum Bediener zeigenden Rüssel sowie die relativ steil angestellten Ferkelschalen. Dies erlaubt ein zügiges Einlegen der Tiere, wobei kopfüber eingelegt die Ferkel sich durch ihr Eigengewicht in der Atemmaske fixieren. Das Gummi der Maske war beim Vorserienmodell noch sehr weich, so dass manchmal der innere Teil der Maske beim Einführen des Rüssels umklappte.
GDO hat das Gummi nun so geändert, dass das Einlegen weniger Probleme macht. Ein weiterer Vorteil des neuen Gummis: Die Rüssel der Tiere liegen jetzt dicht an der Maske an, was einem unkontrollierten Verlust des Narkosegases Isofluran zuvorkommt.
Tatsächlich gab es bei den ersten Messungen der DLG noch Probleme mit der Arbeitssicherheit. Durch die neuen Masken in Kombination mit einer veränderten Absaugung liegen aber nun beim zertifizierten GDO-Gerät mit weniger als 1 mg/m3 die Werte deutlich unter dem von der DLG mit 15 mg/m3 festgelegten MAK-Wert — sehr gut!
Die Ferkelschalen werden von GDO für das Kastrieren von bis zu sieben Tage alten Ferkeln in einer Universalgröße angeboten. Um zu verhindern, dass die Tiere in der Narkose durch eine völlige Erschlaffung der Muskulatur aus der Schale fallen, gibt es Haltebänder aus alterungsbeständigem Polyurethan. Meist reicht ein Band, so dass das Einlegen der Tiere im Nu erledigt ist. Allerdings sollte man das Band zur Vermeidung von Blutstaus nicht zu straff anziehen. Und es empfiehlt sich, nach dem Anlegen des Bands das Tier zur Beruhigung kurz festzuhalten, bis es binnen Sekunden kopfüber in die ­Narkose gefallen ist.
Die Anordnung der Ferkelschalen beeinflusst auch die Arbeit des Landwirts. Denn die Hoden der Tiere liegen so, dass sie vom Landwirt weg zeigen. Kleinere Personen müssen also mit gestrecktem Arm arbeiten, was das Kastrieren nicht leichter macht.

Option: Verdampfer auch für den Outdoorbetrieb

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