Erntehelfer werden überall gesucht — gleichzeitig wird die Technik komplexer. Werden die Erntemaschinen nicht optimal bedient, kann es teuer werden. AgriExperts Recruitment bietet Schulungen an.
Erntezeit in Lettland, Kanada oder Australien: Oft werden die Drescher von deutschen Erntehelfern gefahren, die in den Ferien praktische Erfahrungen sammeln und sich im Ausland etwas dazu verdienen möchten.
„Im Baltikum oder in Australien gibt es ein Defizit an fitten Mähdrescherfahrern“, so Jens Broer, Gründer und Geschäftsführer von AgriExperts. Mit der Vermittlung von Erntehelfern in Verbindung mit Schulungsangeboten wollen er und sein Compagnon Niels Schröder diese Lücke etwas schließen. Von der heißen Sonne Australiens wechseln wir daher in den deutschen Winter. An die Ernte ist nicht zu denken, als wir zum Schulungstermin auf dem Betrieb der Gutsverwaltung Fürstenberg im westfälischen Bad Wünnenberg eintreffen.
Zehn Teilnehmer sollen in den nächsten zwei Tagen für den Mähdrusch fit gemacht werden. Vom Lohnunternehmer über Aushilfsfahrer bis zum Mitarbeiter eines ungarischen Großbetriebes streut sich das Teilnehmerfeld. Um die Schulung trotz Corona durchführen zu können, müssen sich alle an ein strenges Hygienekonzept halten.
Die Schulung vermittelt Grundwissen zur Ernte mit dem Mähdrescher: Druschsysteme und die einzelnen Baugruppen bilden die Grundlage. Dazu werden Fragen wie „Was und wo ist der Vorbereitungsboden?“ oder „Wo liegen Ober- und Untersieb?“ beantwortet. Auch der Einfluss der verschiedenen Dresch- und Schneidwerke auf die Druschbedingungen werden thematisiert.
Vom Schneidwerk bis zum Häcksler wird jede Baugruppe mit einem eigenen Schulungsteil berücksichtigt. Niels Schröder erläutert etwa in seinem Part, was die Sensoren eines Mähdreschers melden und wie die Werte zu interpretieren sind.
Neben der Technik sollen die Teilnehmer auch einen Blick für die Druschqualität bekommen. Anhand von Getreideproben werden Anteile von Verunreinigungen und Bruchkorn erklärt sowie Strategien aufgezeigt, wie und in welcher Reihenfolge mit der Einstellung darauf reagiert werden kann.
Auch für Betriebsleiter bietet AgriExperts Schulungen an. Ziel ist die Optimierung des Ernteprozesses sowie die richtige Einordnung der Mähdrescher-Kennzahlen und Verlustwerte. Neben dem kurzen Umriss zum aktuellen Stand der Technik geht es im...
Erntezeit in Lettland, Kanada oder Australien: Oft werden die Drescher von deutschen Erntehelfern gefahren, die in den Ferien praktische Erfahrungen sammeln und sich im Ausland etwas dazu verdienen möchten.
„Im Baltikum oder in Australien gibt es ein Defizit an fitten Mähdrescherfahrern“, so Jens Broer, Gründer und Geschäftsführer von AgriExperts. Mit der Vermittlung von Erntehelfern in Verbindung mit Schulungsangeboten wollen er und sein Compagnon Niels Schröder diese Lücke etwas schließen. Von der heißen Sonne Australiens wechseln wir daher in den deutschen Winter. An die Ernte ist nicht zu denken, als wir zum Schulungstermin auf dem Betrieb der Gutsverwaltung Fürstenberg im westfälischen Bad Wünnenberg eintreffen.
Zehn Teilnehmer sollen in den nächsten zwei Tagen für den Mähdrusch fit gemacht werden. Vom Lohnunternehmer über Aushilfsfahrer bis zum Mitarbeiter eines ungarischen Großbetriebes streut sich das Teilnehmerfeld. Um die Schulung trotz Corona durchführen zu können, müssen sich alle an ein strenges Hygienekonzept halten.
Die Schulung vermittelt Grundwissen zur Ernte mit dem Mähdrescher: Druschsysteme und die einzelnen Baugruppen bilden die Grundlage. Dazu werden Fragen wie „Was und wo ist der Vorbereitungsboden?“ oder „Wo liegen Ober- und Untersieb?“ beantwortet. Auch der Einfluss der verschiedenen Dresch- und Schneidwerke auf die Druschbedingungen werden thematisiert.
Vom Schneidwerk bis zum Häcksler wird jede Baugruppe mit einem eigenen Schulungsteil berücksichtigt. Niels Schröder erläutert etwa in seinem Part, was die Sensoren eines Mähdreschers melden und wie die Werte zu interpretieren sind.
Neben der Technik sollen die Teilnehmer auch einen Blick für die Druschqualität bekommen. Anhand von Getreideproben werden Anteile von Verunreinigungen und Bruchkorn erklärt sowie Strategien aufgezeigt, wie und in welcher Reihenfolge mit der Einstellung darauf reagiert werden kann.
Auch für Betriebsleiter bietet AgriExperts Schulungen an. Ziel ist die Optimierung des Ernteprozesses sowie die richtige Einordnung der Mähdrescher-Kennzahlen und Verlustwerte. Neben dem kurzen Umriss zum aktuellen Stand der Technik geht es im eintägigen Seminar vor allem um die Wirtschaftlichkeit. Neben Steigerung von Druschleistung und Arbeitsqualität sowie Reduzierung von Verlusten, Dieselverbrauch und Kosten geht es auch um die Logistik im Feld sowie die Kommunikation zwischen Fahrern und Betriebsleiter. Außerdem werden Fahrassistenzsysteme und Telemetrie aus wirtschaftlicher Sicht beleuchtet.
Praxis am Mähdrescher
Nachmittags geht es an die Maschine. In einer großen Scheune wartet ein Claas Lexion 760 Montana der Gutsverwaltung Fürstenberg auf die Teilnehmer. Gefahren wird dabei aber nicht. Dafür werden hier die vorher in der Theorie besprochenen Themen an den Bauteilen der Maschine wiederholt. Jens Broer und Niels Schröder geben dabei hilfreiche Tipps aus ihrer eigenen Erfahrung — und Hinweise auf die Arbeitssicherheit.
Großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Dreschers haben Wartung und Pflege. Am zweiten Schulungstag geht es nachmittags daher wieder an den Mähdrescher. Wartungspunkte, Intervalle und Schadenserkennung stehen auf dem Programm.
Zu den typischen Verschleißteilen werden den Teilnehmern anschauliche Praxisbeispiele aufgezeigt: Scharfe und stumpfe Schneidwerks- und Häckslermesser lassen sich im direkten Vergleich eben am besten erkennen. Dann noch der Tipp zum Wechsel: „Im Rahmen des Schneidwerks ist ein kompletter Ersatzmesserbalken untergebracht.“
Eines der Hauptthemen sind die Ernteverluste. Jens Broer liefert einen entscheidenden Hinweis: „Die Anzeigen müssen auf das vom Betrieb gewünschte Verlust-Maß kalibriert werden“, erklärt er. „Denn nur dann könnt ihr die Maschine auch so fahren, dass das Ernteergebnis den Anforderungen des Betriebes entspricht.“
Immer wieder bringen Jens Broer und Niels Schröder mit passenden Fragen den direkten Praxisbezug mit Fallbeispielen: „Euer leistungsbegrenzender Faktor sind die Rotorverluste — was tut ihr?“ Oder: „Der Bruchkornanteil ist zu hoch — was könnt ihr tun?“ Die Teilnehmer können so das Gelernte kombinieren und lernen die richtigen Einstellschritte kennen. „Wichtig ist dabei — vor allem für unerfahrene Fahrer — in einem Schritt immer nur eine Anpassung vorzunehmen“, hält Niels Schröder fest.
Erntebedingungen einordnen
Außerdem gibt er Tipps, wie die tatsächlichen Erntebedingungen erkannt und eingeschätzt werden. „Neben dem reinen Ausdruschverhalten ist auch der Strohzustand wichtig für die Einstellung“, erklärt er. „Zählt, wie oft man ein Bündel Halme verdrehen muss, bis es bricht. Fünf Runden entsprechen normalen Druschbedingungen.“
Da die Teilnehmer oft für die Ernte im Ausland fit gemacht werden, gibt es auch dazu Hinweise. „Nicht nur die Druschbedingungen sind dort oft anders als bei uns“, wissen die Experten. „Auch andere Besonderheiten und interkulturelle Unterschiede muss man einordnen. Etwa die je nach regionalem Lohn unterschiedliche Arbeitsmotivation.“
Am Ende der Schulung wiederholen Jens Broer und Niels Schröder die Hauptfaktoren auf den Durchsatz eines Mähdreschers ohne Assistenzsysteme:
Zustand der Maschine (Verschleiß)
Anforderungen des Betriebsleiters
Grundeinstellungen bzw. Ausstattung
Passende Einstellung an die Bedingungen
Verlustkontrolle und Sensor-Kalibrierung
Erkennen der leistungsbegrenzenden Faktoren
Kompromiss zwischen Durchsatz, Verlust und Qualität
Wer ist AgriExperts?
Hinter AgriExperts stehen Jens Broer und Niels Schröder. Beide verfügen über viel Erfahrung im Mähdrusch. Jens Broer hat knapp zehn Jahre bei Claas gearbeitet und gründete 2018 neben seinem Ackerbau- und Schweinemastbetrieb AgriExperts Consulting.
Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt in der Mähdrescher-Optimierung vor Ort. „Wir nehmen kaum technische Anpassungen vor, sondern prüfen und optimieren die Einstellungen“, so Jens Broer. „Bis zu 30 % Leistungssteigerung sind allein dadurch drin.“ Das Team ist international unterwegs, um Fahrer und Vertriebsmitarbeiter zu schulen.
Um die arbeitsärmere Zeit im Winterhalbjahr füllen zu können, erweiterten Jens Broer und Niels Schröder das Unternehmen um den Bereich Recruitment. Ziel war und ist die internationale Vermittlung von qualifizierten Erntehelfern und passenden Schulungsangeboten. Interessierte können sich zum „Ernte-Profi“ ausbilden lassen. Gleichzeitig können auch Betriebe, die auf der Suche nach Mähdrescherfahrern bzw. Erntehelfern sind, sich an AgriExperts Recruitment wenden. Und zukünftig sollen auch für Betriebe, die einen gebrauchten Mähdrescher erstanden haben, herstellerunabhängige Fahrerschulungen angeboten werden.
Mit den wichtigsten theoretischen Grundlagen sind die Teilnehmer für den Mähdreschereinsatz gut gerüstet und haben mit dem ausgestellten Zertifikat auch einen echten Vorteil bei zukünftigen Bewerbungen. Die Kosten der Schulungen (zwischen 299 und 549 Euro) hängen von der Schulungsdauer ab und werden zum Teil bei der Vermittlung durch AgriExperts von den zukünftigen Arbeitgebern übernommen.
Jens Broer abschließend: „Eine theoretische Schulung kann zwar keine Praxiserfahrung ersetzen. Aber wir wollen ein Grundverständnis für den Dreschereinsatz schaffen, um Betrieben in der Ernte das Anlernen der Erntehelfer zu erleichtern.“
Da alle Teilnehmer der von uns besuchten Schulung den Sommer auf Mähdreschern von Claas verbringen, lag der Fokus auf den Lexion-Modellen. Ein Vorteil, denn so konnte auch auf das Fahrassistenzsystem Cemos Automatik eingegangen werden. In Zukunft sollen aber auch maschinenunabhängige Kurse bzw. Schulungen zu Maschinen anderer Hersteller angeboten werden.
Erntehelfer für Lettland
Marco Hartmann hat die Stellenanzeige auf Instagram entdeckt: „Dort wurden explizit drei Mähdrescherfahrer für einen Betrieb in Lettland gesucht“, erzählt er. Gemeinsam mit Linus Große Lembeck und Jannes Stauvermann bewarb er sich auf das Angebot, um die Zeit zwischen Fachabitur und Beginn des Agrarstudiums zu nutzen. Neben einem Lebenslauf ging auch eine kurze Bewerbung mit den bisherigen Erfahrungen an Niels Schröder. Anschließend traf man sich auf der Insel Fehmarn zum Bewerbungsgespräch mit dem Betriebsleiter. Dort wurden alle Rahmenbedingungen geklärt: „Der Betrieb zahlt einen Schulungstag, wir den zweiten“, erklärt Linus Große Lembeck. „Insgesamt waren wir mit der Vermittlung und der Schulung sehr zufrieden“, sind sich die drei einig.