Geht schneller, dauert nur länger

Aufsteigen und losfahren, heißt es auf der Seite 32 über den Schlepper von Kioti. Sicherlich ist der Traktor exotisch, aber er ist eben einfach und unkompliziert und kann von jedem auf dem Hof bedient werden.

Hightech-Traktoren erlauben genau das nicht immer: Ich wollte das Fronthubwerk, welches ich mir auf den modernen Fahrhebel programmiert hatte, in die Schwimmstellung bringen, damit der Frontpacker sanft absinkt. Die Funktion Schwimmstellung erlaubt das Terminal in der Standardkonfiguration auf dem Fahrhebel aber nicht. Programmiert man diese Funktion auf z. B. die Raste für ein Steuergerät, senkt sich das Fronthubwerk wie gewünscht sanft ab, und ich kann im Menü die Schwimmstellung aktivieren und schlussendlich das Fronthubwerk wieder auf den griffgünstigen Joystick legen. Genial, oder? Jeder Technikfreak stimmt mir zu. Nur wenn ich Opa oder der Aushilfe diese Funktionen erläutern soll, hat der Kioti schon die ersten fünf Hektar gesät.

Funktion und funktionieren

Was kann ich heute Fahrern an modernen Funktionen zumu­ten, wie viel Technik ist sinnvoll und vor allem: Werde ich effizienter? Stellen Sie sich regel­mäßig diese Sinnfrage bei der Ausstattung Ihrer neuen Maschinen? Das Problem des „Störfaktors“ Mensch ist noch längst nicht vom Tisch. Qualifi­zierte Arbeitskräfte sind knapp, der Wille, sich mit komplizierter Elektronik auseinander­zusetzen, nimmt ab, und das Verständnis für Maschinenfunk­tionen verstummt in superleisen Kabinen. Aufsteigen und losfahren ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Zugegeben: Bei einem Rübenroder wie dem neuen Holmer Terra Dos 5 (Seite 34) erwarte ich das auch überhaupt nicht. Ich verdamme Elektronik nicht grundsätzlich. Denn sie kann auch echten Nutzen bringen, wie die Goldmedaillen der EuroTier beweisen (Seite 76): Hier hört die Elektronik nämlich, ob die Schweine husten oder nicht. Das System ersetzt aber nicht den Landwirt. Denn der entscheidet mit der wichtigen Portion Bauchgefühl. Das fehlt den Platinen dieser Welt (noch).