Technik

Struvit-Kristallbildung bei der organischen Düngung: Nierensteine für den Grundwasserschutz

Struvit bereitet Menschen in Form von Nierensteinen Probleme. Im Boden verbessern die Kristalle die Phosphorversorgung der Pflanzen.

Gülle ausbringen und einarbeiten

Kieserit wird der Gülle beigemischt und direkt in den Boden eingearbeitet. (Bildquelle: Tobias Bensing)

Gut zu wissen

- Struvit-Kristalle binden Phosphor und Stickstoff. Die Kristalle sind kaum wasserlöslich.
- Die Zugabe von Kieserit zum Gärrest fördert die Kristallbildung.
- Die Wurzelexsudate der Pflanzen können diese Bindung lösen.
- Die Auswaschung der Nährstoffe P und N wird minimiert.

Struvit? Vielen Landwirten wird diese Verbindung eher unbekannt sein, während sich Abwassertechniker und Mediziner die Haare raufen. Struvit entsteht bei der Ausfällung von Phosphor, Stickstoff und Magnesium (Kasten: „Was ist Struvit?“). Die kristalline Form verstopft nach unkontrolliertem Wachstum in Kläranlagen gerne mal Rohrleitungen oder sorgt beim Menschen im Nierenbecken für unangenehme Nierensteine.
Aber was haben Nierensteine oder verstopfte Rohre mit dem Grundwasserschutz zu tun? Die Idee dieses neuen Verfahrens ist es, die Nährstofffestlegung von Phosphor im Oberboden zu minimieren sowie die Auswaschung von Nitrat aus dem Oberboden zu reduzieren. Bei der mineralischen Unterfußdüngung gibt es bereits wissenschaftliche Erkenntnisse über die Funktion von Struvit-­Kristallen im Boden.
Veredlungsbetriebe haben in der Regel ausreichende Mengen Phosphor in der Gülle, um die Pflanzen zu versorgen. Die in der Gülle enthaltenen Nährstoffe sollen möglichst pflanzenverfügbar bleiben. In Böden mit höheren pH-Werten binden sich die Phosphor-Moleküle gerne an freie positiv geladene Calcium-Atome. Auf sauren Standorten kommt es dagegen zu schwer verfügbaren Eisen-Aluminium-Phosphat-Verbindungen — beides schlecht pflanzenverfügbar.
Christian Röring aus 48691 Vreden hat zusammen mit Lohnunternehmer Thomas Upgang und dem Berater Reinhard Elfrich (K+S) ein Verfahren entwickelt, bei dem die Struvit-Bildung bei der Gärrestausbringung erfolgen kann und damit der Phosphor auch längerfristig verfügbar bleibt und nicht in tiefere Bodenschichten gespült wird. Dafür wird dem Gärrest Kieserit zugemischt. ­Kieserit enthält 26 % Magnesium und 21 % Schwefel, das bei einer chemischen Reaktion mit N und P ein Magnesium-Ammonium-­Phosphat (Struvit) entstehen lässt. Röring hat dabei die Erfahrung gemacht, dass die Reaktion mit Gärrest, der einen höheren pH-Wert hat als Gülle, schneller erfolgt.

Kristalle nach 30 Minuten

Die Herausforderung bei dieser Technik ist die Ausfällung selbst. Denn wenn das Kieserit mit der Gülle in Kontakt kommt und sich gelöst hat, dauert es nur 30...

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