Praxistest

Grimme EVO 280: Siebfläche satt

Drei Meter Außenbreite, leistungsfähige Trenngeräte und ein 8-t-Bunker — das verspricht Grimme für den EVO 280. Wie es um diese und weitere Fakten steht, zeigt unser Praxistest.

Kartoffelroder Grimme Evo 280

Der EVO überzeugte im Feld durch seine große Igelfläche und Fahrstabilität. Aufholbedarf besteht am Steinekasten. (Bildquelle: Tovornik)

Gut zu wissen

- Das Trennsystem blüht mit vielen Kluten und Steinen auf.
- Einstellhilfen ermöglichen vor allen mit dem Vario-Drive-Antrieb eine schonende Ernte.
- Bei der Wartung, verschiedenen Standzeiten und dem Steinekasten besteht Verbesserungspotenzial.
Um dem jüngsten Zweireiher von Grimme unters Blechkleid zu fühlen, setzten wir den Roder auf rund 100 ha in der Lüneburger Heide in Speise- und Stärkekartoffeln ein. Überwiegend auf sandigen bis leicht lehmigen Böden — oft mit Steinbesatz. Ausgestattet war die Maschine mit dem ClodSep-Fingerkamm, der alternativ ab Werk durch die EasySep-­Walzen ersetzt werden kann.

Grimme EVO 280: Koppeln und überwachen

Der Anbau an den Schlepper ist schnell erledigt: Zusätzlich zu den Leitungen für die Bremse und Beleuchtung müssen drei Loadsensing-Schläuche, der ISO-Bus-Stecker und ein dw-Steuergerät gekoppelt werden. Die K80-Kalotte und Walterscheid-Gelenkwelle ließen ebenso wie die seit dem Praxistest des EVO 290 (profi 4/2019) überarbeitete Schlauchgarderobe und -führung keine Wünsche offen. Der Stützfuß wird neuerdings doppeltwirkend mit Sperrblock betätigt, was das Umlegen eines Absperrhahns ersetzt — prima. Erkenntnisse zu der serienmäßig auf der Schlauchgardrobe platzierten GSC-Box finden Sie im Kasten: „Erfahrungen mit mygrimme.com“.
Zur Wartung: Entlang der Deichsel muss man von den Gelenkwellen bis zu den Drehpunkten zahlreiche Schmierpunkte mit Fett versorgen. Einige Schmiernippel lassen sich nur eingeklappt erreichen, andere nur ausgeklappt — das ist unpraktisch. Zudem wäre es hilfreich, wenn Schmierpunkte am Bunker, der Achse sowie der Deichsel und Aufnahme in Schmierleisten zusammengefasst würden. An der Achse greift Grimme den Wunsch bereits zur nächsten Saison auf.
Gefreut hätte uns zudem ein Schmierplan an der Maschine, um keinen der 60 Schmiernippel zu vergessen. Zehn davon benötigen täglich Fett, die restlichen Schmiernippel alle 50 Betriebsstunden — das sind im Vergleich zum Wettbewerb recht kurze Wartungs­intervalle.

TerraTronic: ruhige Aufnahme

Gespannt waren wir auf die TerraTronic-Aufnahme, die nach unserem EVO 290-Test überarbeitet wurde. Neu sind Leichtlauf­zylinder am Aufnahmerahmen, eine veränderte Anlenkung der Dammtrommel und neue Sensorik für die Damm-Mittenfindung und -druckregelung. Für die Mittenfindung sitzt nun an der rechten Dammtrommel ein Winkelsensor, der das Kippen erfasst — das funktioniert gut. Auch die Dammdruck­regelung, die mit den Druckwerten aus den Zylindern der hydraulischen Rodetiefenverstellung arbeitet, lief zuverlässig. Wenn man beispielsweise mal schneller fahren will, kann man per Knopfdruck auf die klassische Dammdruckentlastung umstellen. Unser Fazit zur Aufnahme: Die Überarbeitung hat sich gelohnt — jetzt läuft sie ruhig!
Noch nicht überzeugt hat uns aber die An­­rodefunktion. In diesem Modus schiebt man das linke Rad der Teleskopachse anstatt auf 3,50 nur auf 3,30 m aus. Anschließend fährt man mit den Schlepper- und Roder­rädern in der Fahrgasse. Den Siebkanal stellt man währenddessen schräg, so dass lediglich das linke Schar im Boden ist. Dabei sind alle Automatiken deaktiviert, man geht deshalb oft einen Kompromiss aus angeschnittenen Kartoffeln und Kluten ein. Anders als beim Testroder lässt sich im Anrode-Modus zukünftig immerhin der Bunkerboden vorziehen — auch mit eingeschobener Achse. Anliften lässt sich der Bunker dann allerdings erst mit ausgeschobener Achse — das ist okay.

Solider Siebkanal

Die optionale Steinsicherung an den Scharplatten hat ihre Dienste nicht nur einmal zuverlässig verrichtet. Dass wir mehrfach die linke Scharplatte verloren haben, führen wir auf zu kurze Gewindegänge an der Verschraubung zurück. Als zuverlässig stufen wir das Einzugverhalten in den Siebkanal ein, wofür im Notfall das Reversieren dank VarioDrive-Antrieb sehr hilfreich ist.

Antrieb der Siebketten

An beiden Antriebswellen der Siebketten traten verschiedene Phänomene auf. Vorne zeigte sich bereits während der Saison deutlicher Verschleiß des Führungstellers zwischen dem Siebkanal und der Siebkette. Um diese zu erneuern, muss die gesamte Welle gezogenen werden, was in Kombination mit dem optionalen Steinekasten und dem dahinter platzierten Getriebe wenig wartungsfreundlich ist.
An der Antriebswelle der zweiten Siebkette gleichen Distanzteller den Abstand zwischen Siebkette und Krautkanal aus. Dazwischen ist das Spaltmaß so groß, dass Steine ihren Weg in die Teller fanden, aber nicht wieder raus. Zukünftig will Grimme die Tellerform ändern.
Der Antriebsstrang zu diesen Antriebswellen verläuft Grimme-typisch unter dem Verlesetisch nach hinten — mit Riemenüber­setzung. Die Kontrolle der Riemenspannung muss wie das Schmieren der Gelenkwellen im Antriebsstrang durch eine Wartungsklappe im Steinkasten erfolgen — unschön.

Variabel dank VarioDrive

Zur separaten Drehzahlsteuerung der ersten und zweiten Siebkette ist die VarioDrive-­Option zu empfehlen (5 135 Euro, Listenpreise ohne MwSt.). VarioDrive ermöglicht es, feinfühlig auf wechselnde Bedingungen zu reagieren. Das schützt nicht nur die Kartoffeln, sondern auch vor Verschleiß.
Stichwort Verschleiß: Beim Testroder waren erstmals zwischen VarioDrive-Getriebe und Antriebswelle vier Keilriemen platziert. Da sich bei dieser Vorserienlösung weder die Riemenspannung komfortabel prüfen noch ausreichend nachspannen ließ, wird die Position noch mal überarbeitet. Sinnvoll ist die Kombination aus Vario-Getriebe und den hydraulisch einstellbaren...

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Fahrbericht

In unserem Praxistest konnte der EVO 290 nicht alle Wünsche erfüllen. Grimme hat reagiert und zahlreiche Konstruktionen geändert. Hier die Evolution im Detail.

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