Gut zu wissen
- Das Trennsystem blüht mit vielen Kluten und Steinen auf.
- Einstellhilfen ermöglichen vor allen mit dem Vario-Drive-Antrieb eine schonende Ernte.
- Bei der Wartung, verschiedenen Standzeiten und dem Steinekasten besteht Verbesserungspotenzial.
Um dem jüngsten Zweireiher von
Grimme unters Blechkleid zu fühlen, setzten wir den Roder auf rund 100 ha in der Lüneburger Heide in Speise- und Stärkekartoffeln ein. Überwiegend auf sandigen bis leicht lehmigen Böden — oft mit Steinbesatz. Ausgestattet war die Maschine mit dem ClodSep-Fingerkamm, der alternativ ab Werk durch die EasySep-Walzen ersetzt werden kann.
Grimme EVO 280: Koppeln und überwachen
Der Anbau an den Schlepper ist schnell erledigt: Zusätzlich zu den Leitungen für die Bremse und Beleuchtung müssen drei Loadsensing-Schläuche, der ISO-Bus-Stecker und ein dw-Steuergerät gekoppelt werden. Die K80-Kalotte und Walterscheid-Gelenkwelle ließen ebenso wie die seit dem
Praxistest des EVO 290 (profi 4/2019) überarbeitete Schlauchgarderobe und -führung keine Wünsche offen. Der Stützfuß wird neuerdings doppeltwirkend mit Sperrblock betätigt, was das Umlegen eines Absperrhahns ersetzt — prima. Erkenntnisse zu der serienmäßig auf der Schlauchgardrobe platzierten GSC-Box finden Sie im Kasten: „Erfahrungen mit mygrimme.com“.
Zur Wartung: Entlang der Deichsel muss man von den Gelenkwellen bis zu den Drehpunkten zahlreiche Schmierpunkte mit Fett versorgen. Einige Schmiernippel lassen sich nur eingeklappt erreichen, andere nur ausgeklappt — das ist unpraktisch. Zudem wäre es hilfreich, wenn Schmierpunkte am Bunker, der Achse sowie der Deichsel und Aufnahme in Schmierleisten zusammengefasst würden. An der Achse greift Grimme den Wunsch bereits zur nächsten Saison auf.
Gefreut hätte uns zudem ein Schmierplan an der Maschine, um keinen der 60 Schmiernippel zu vergessen. Zehn davon benötigen täglich Fett, die restlichen Schmiernippel alle 50 Betriebsstunden — das sind im Vergleich zum Wettbewerb recht kurze Wartungsintervalle.
TerraTronic: ruhige Aufnahme
Gespannt waren wir auf die TerraTronic-Aufnahme, die nach unserem EVO 290-Test überarbeitet wurde. Neu sind Leichtlaufzylinder am Aufnahmerahmen, eine veränderte Anlenkung der Dammtrommel und neue Sensorik für die Damm-Mittenfindung und -druckregelung. Für die Mittenfindung sitzt nun an der rechten Dammtrommel ein Winkelsensor, der das Kippen erfasst — das funktioniert gut. Auch die Dammdruckregelung, die mit den Druckwerten aus den Zylindern der hydraulischen Rodetiefenverstellung arbeitet, lief zuverlässig. Wenn man beispielsweise mal schneller fahren will, kann man per Knopfdruck auf die klassische Dammdruckentlastung umstellen. Unser Fazit zur Aufnahme: Die Überarbeitung hat sich gelohnt — jetzt läuft sie ruhig!
Noch nicht überzeugt hat uns aber die Anrodefunktion. In diesem Modus schiebt man das linke Rad der Teleskopachse anstatt auf 3,50 nur auf 3,30 m aus. Anschließend fährt man mit den Schlepper- und Roderrädern in der Fahrgasse. Den Siebkanal stellt man währenddessen schräg, so dass lediglich das linke Schar im Boden ist. Dabei sind alle Automatiken deaktiviert, man geht deshalb oft einen Kompromiss aus angeschnittenen Kartoffeln und Kluten ein. Anders als beim Testroder lässt sich im Anrode-Modus zukünftig immerhin der Bunkerboden vorziehen — auch mit eingeschobener Achse. Anliften lässt sich der Bunker dann allerdings erst mit ausgeschobener Achse — das ist okay.
Solider Siebkanal
Die optionale Steinsicherung an den Scharplatten hat ihre Dienste nicht nur einmal zuverlässig verrichtet. Dass wir mehrfach die linke Scharplatte verloren haben, führen wir auf zu kurze Gewindegänge an der Verschraubung zurück. Als zuverlässig stufen wir das Einzugverhalten in den Siebkanal ein, wofür im Notfall das Reversieren dank VarioDrive-Antrieb sehr hilfreich ist.
Antrieb der Siebketten
An beiden Antriebswellen der Siebketten traten verschiedene Phänomene auf. Vorne zeigte sich bereits während der Saison deutlicher Verschleiß des Führungstellers zwischen dem Siebkanal und der Siebkette. Um diese zu erneuern, muss die gesamte Welle gezogenen werden, was in Kombination mit dem optionalen Steinekasten und dem dahinter platzierten Getriebe wenig wartungsfreundlich ist.
An der Antriebswelle der zweiten Siebkette gleichen Distanzteller den Abstand zwischen Siebkette und Krautkanal aus. Dazwischen ist das Spaltmaß so groß, dass Steine ihren Weg in die Teller fanden, aber nicht wieder raus. Zukünftig will Grimme die Tellerform ändern.
Der Antriebsstrang zu diesen Antriebswellen verläuft Grimme-typisch unter dem Verlesetisch nach hinten — mit Riemenübersetzung. Die Kontrolle der Riemenspannung muss wie das Schmieren der Gelenkwellen im Antriebsstrang durch eine Wartungsklappe im Steinkasten erfolgen — unschön.
Variabel dank VarioDrive
Zur separaten Drehzahlsteuerung der ersten und zweiten Siebkette ist die VarioDrive-Option zu empfehlen (5 135 Euro, Listenpreise ohne MwSt.). VarioDrive ermöglicht es, feinfühlig auf wechselnde Bedingungen zu reagieren. Das schützt nicht nur die Kartoffeln, sondern auch vor Verschleiß.
Stichwort Verschleiß: Beim Testroder waren erstmals zwischen VarioDrive-Getriebe und Antriebswelle vier Keilriemen platziert. Da sich bei dieser Vorserienlösung weder die Riemenspannung komfortabel prüfen noch ausreichend nachspannen ließ, wird die Position noch mal überarbeitet. Sinnvoll ist die Kombination aus Vario-Getriebe und den hydraulisch einstellbaren...
Gut zu wissen
- Das Trennsystem blüht mit vielen Kluten und Steinen auf.
- Einstellhilfen ermöglichen vor allen mit dem Vario-Drive-Antrieb eine schonende Ernte.
- Bei der Wartung, verschiedenen Standzeiten und dem Steinekasten besteht Verbesserungspotenzial.
Um dem jüngsten Zweireiher von
Grimme unters Blechkleid zu fühlen, setzten wir den Roder auf rund 100 ha in der Lüneburger Heide in Speise- und Stärkekartoffeln ein. Überwiegend auf sandigen bis leicht lehmigen Böden — oft mit Steinbesatz. Ausgestattet war die Maschine mit dem ClodSep-Fingerkamm, der alternativ ab Werk durch die EasySep-Walzen ersetzt werden kann.
Grimme EVO 280: Koppeln und überwachen
Der Anbau an den Schlepper ist schnell erledigt: Zusätzlich zu den Leitungen für die Bremse und Beleuchtung müssen drei Loadsensing-Schläuche, der ISO-Bus-Stecker und ein dw-Steuergerät gekoppelt werden. Die K80-Kalotte und Walterscheid-Gelenkwelle ließen ebenso wie die seit dem
Praxistest des EVO 290 (profi 4/2019) überarbeitete Schlauchgarderobe und -führung keine Wünsche offen. Der Stützfuß wird neuerdings doppeltwirkend mit Sperrblock betätigt, was das Umlegen eines Absperrhahns ersetzt — prima. Erkenntnisse zu der serienmäßig auf der Schlauchgardrobe platzierten GSC-Box finden Sie im Kasten: „Erfahrungen mit mygrimme.com“.
Zur Wartung: Entlang der Deichsel muss man von den Gelenkwellen bis zu den Drehpunkten zahlreiche Schmierpunkte mit Fett versorgen. Einige Schmiernippel lassen sich nur eingeklappt erreichen, andere nur ausgeklappt — das ist unpraktisch. Zudem wäre es hilfreich, wenn Schmierpunkte am Bunker, der Achse sowie der Deichsel und Aufnahme in Schmierleisten zusammengefasst würden. An der Achse greift Grimme den Wunsch bereits zur nächsten Saison auf.
Gefreut hätte uns zudem ein Schmierplan an der Maschine, um keinen der 60 Schmiernippel zu vergessen. Zehn davon benötigen täglich Fett, die restlichen Schmiernippel alle 50 Betriebsstunden — das sind im Vergleich zum Wettbewerb recht kurze Wartungsintervalle.
TerraTronic: ruhige Aufnahme
Gespannt waren wir auf die TerraTronic-Aufnahme, die nach unserem EVO 290-Test überarbeitet wurde. Neu sind Leichtlaufzylinder am Aufnahmerahmen, eine veränderte Anlenkung der Dammtrommel und neue Sensorik für die Damm-Mittenfindung und -druckregelung. Für die Mittenfindung sitzt nun an der rechten Dammtrommel ein Winkelsensor, der das Kippen erfasst — das funktioniert gut. Auch die Dammdruckregelung, die mit den Druckwerten aus den Zylindern der hydraulischen Rodetiefenverstellung arbeitet, lief zuverlässig. Wenn man beispielsweise mal schneller fahren will, kann man per Knopfdruck auf die klassische Dammdruckentlastung umstellen. Unser Fazit zur Aufnahme: Die Überarbeitung hat sich gelohnt — jetzt läuft sie ruhig!
Noch nicht überzeugt hat uns aber die Anrodefunktion. In diesem Modus schiebt man das linke Rad der Teleskopachse anstatt auf 3,50 nur auf 3,30 m aus. Anschließend fährt man mit den Schlepper- und Roderrädern in der Fahrgasse. Den Siebkanal stellt man währenddessen schräg, so dass lediglich das linke Schar im Boden ist. Dabei sind alle Automatiken deaktiviert, man geht deshalb oft einen Kompromiss aus angeschnittenen Kartoffeln und Kluten ein. Anders als beim Testroder lässt sich im Anrode-Modus zukünftig immerhin der Bunkerboden vorziehen — auch mit eingeschobener Achse. Anliften lässt sich der Bunker dann allerdings erst mit ausgeschobener Achse — das ist okay.
Solider Siebkanal
Die optionale Steinsicherung an den Scharplatten hat ihre Dienste nicht nur einmal zuverlässig verrichtet. Dass wir mehrfach die linke Scharplatte verloren haben, führen wir auf zu kurze Gewindegänge an der Verschraubung zurück. Als zuverlässig stufen wir das Einzugverhalten in den Siebkanal ein, wofür im Notfall das Reversieren dank VarioDrive-Antrieb sehr hilfreich ist.
Antrieb der Siebketten
An beiden Antriebswellen der Siebketten traten verschiedene Phänomene auf. Vorne zeigte sich bereits während der Saison deutlicher Verschleiß des Führungstellers zwischen dem Siebkanal und der Siebkette. Um diese zu erneuern, muss die gesamte Welle gezogenen werden, was in Kombination mit dem optionalen Steinekasten und dem dahinter platzierten Getriebe wenig wartungsfreundlich ist.
An der Antriebswelle der zweiten Siebkette gleichen Distanzteller den Abstand zwischen Siebkette und Krautkanal aus. Dazwischen ist das Spaltmaß so groß, dass Steine ihren Weg in die Teller fanden, aber nicht wieder raus. Zukünftig will Grimme die Tellerform ändern.
Der Antriebsstrang zu diesen Antriebswellen verläuft Grimme-typisch unter dem Verlesetisch nach hinten — mit Riemenübersetzung. Die Kontrolle der Riemenspannung muss wie das Schmieren der Gelenkwellen im Antriebsstrang durch eine Wartungsklappe im Steinkasten erfolgen — unschön.
Variabel dank VarioDrive
Zur separaten Drehzahlsteuerung der ersten und zweiten Siebkette ist die VarioDrive-Option zu empfehlen (5 135 Euro, Listenpreise ohne MwSt.). VarioDrive ermöglicht es, feinfühlig auf wechselnde Bedingungen zu reagieren. Das schützt nicht nur die Kartoffeln, sondern auch vor Verschleiß.
Stichwort Verschleiß: Beim Testroder waren erstmals zwischen VarioDrive-Getriebe und Antriebswelle vier Keilriemen platziert. Da sich bei dieser Vorserienlösung weder die Riemenspannung komfortabel prüfen noch ausreichend nachspannen ließ, wird die Position noch mal überarbeitet. Sinnvoll ist die Kombination aus Vario-Getriebe und den hydraulisch einstellbaren Abstreiferkämmen (2 410 Euro). Beim Reversieren warnt das Terminal vor Fehlbedingungen — gut so.
Ebenfalls in Kombination mit dem Vario-Getriebe zu empfehlen ist die Siebkettenautomatik Speedtronic-Web (1 520 Euro). Die geschwindigkeits- und lastabhängige Regelung inklusive einer Sicherheitsfunktion beim Unterschreiten einer definierten Geschwindigkeit fördert die Knollenschonung auf leichten Böden ungemein.
Zur Krautkette bleibt nur wenig zu sagen — ein solides System. Beim Einbau der Krautabreißstangen und Schutzrohre kommt man allein allerdings an seine Grenzen. Am besten geht es zu zweit — unpraktisch.
Zu den Trenngeräten
Am ersten Trenngerät mit dreifachem Walzenabstreifer trägt die hydraulische Winkelverstellung des Walzenpakets (1 725 Euro) sehr zur Schonung bei. Hilfreich zur Leistungssteigerung ist die überarbeitete Höhenverstellung der Walzen. Neuerdings werden diese beidseitig hydraulisch per Master-Slave-System verstellt.
Die abgesiebte Erde fördert der Roder gerade nach hinten heraus. Damit diese Beimengen nicht durch die Grobkrautkette fallen, war im Testroder ein Austragband (4 200 Euro) integriert. Auch wenn die Rollen und -halter darin nicht alle die Saison überstanden haben, empfehlen wir das Band trotzdem. Die Gummiverkleidung nach hinten und zur Seite will Grimme verbessern.
Zurück zum Krautkanal
In Fahrtrichtung links neben dem ersten Igelband hat sich unter klebrigen Bedingungen Erde aufgebaut, wodurch einige Kartoffeln länger als notwendig auf dem Band verweilten. Bei guten Rodebedingungen trat dieses Problem nicht auf.
Nachdem das erste Trenngerät den Gutstrom umgelenkt hat, folgt das zweite Igelband mit zwei Abstreifwalzen — oder optional mit dreien. Auch hier war eine hydraulische Winkelverstellung integriert (1 725 Euro), was hilfreich aber weniger bedeutend als am ersten Trenngerät war. Größeren Einfluss auf das Trenn-Ergebnis hat der Hangausgleich in Fahrtrichtung, der eine manuelle Anpassung der Reinigungsaggressivität zulässt (2 035 Euro).
Drittes Trenngerät
Basis des dritten Trenngerätes sind drei nebeneinander angeordnete und unterschiedlich lange Igelbänder. Im Testroder waren diese als optionale Plattenbänder und nicht als klassische Stab-Igelbänder ausgeführt. Oberhalb fördern zwei unabhängig voneinander einstellbare Doppelfingerkämme die Kartoffeln auf den Verlesetisch. Währendessen unterlaufen die Beimengen im besten Fall den Fingerkamm in Richtung Beimengenspur. Damit diese auch auf der Beimengenspur landen, ist in Kombination mit dem weichen Plattenband eine Spiralwalze anstatt der Glattwalze für die Beimengen zu empfehlen.
Besonders blüht das Trennkonzept bei der Erdtrennung auf. Dann punkten die Einstellmöglichkeiten mit verschiedenen Höhen, Geschwindigkeiten und dem Verschub von links nach rechts.
Zum Verlesestand
Am 1,10 m breiten Verlesestand präsentierte Grimme das neue und zu empfehlende Komfort-Pro-Paket (1 450 Euro). Darin sind links z. B. höhenverstellbare Podeste für das Sortierpersonal enthalten. Außerdem zählen Lendenschutze, Getränkehalter, ein Behälter für Handwaschwasser sowie eine Staubox und Anlegeleiter dazu. Nun fehlen nur noch Klappsitze und Jackenhalter sowie höhenverstellbare Podeste rechts.
Als eng empfand unser Sortierpersonal das Platzangebot — zum Beispiel wegen der Seitenbügel neben dem Einwurfschacht auf der linken Seite. Gewöhnungsbedürftig ist die breite, aber kurze Bauweise der Beimengenspur. Diese erfordert eine hohe Griff-Frequenz, wofür wir ein geschlossenes Plattenband (Option) empfehlen.
Große Kritik gab es für die Lärmkulisse am Verlesetisch. Zum Beispiel bei den lauten Einwurfschächten will Grimme nachbessern.
Großbaustelle: Steinekasten
Um die 3 m Außenbreite zu erreichen, klappt der Steinebunker bei Straßenfahrt ein, was das System (4 325 Euro) komplex macht. Und vielleicht ist es gerade deshalb auch noch nicht ausgereift. Hier einige Beispiele: Während sämtliche Bleche im Steinekasten und in den Fallkanälen zu dünn sind, stören verschiedene Kanten den Gutfluss.
Zudem ist das Steineband, das die Beimengen von rechts nach links fördert ungünstig positioniert: Erstens fielen viele Steine wieder zurück in den Siebkanal und zweitens förderte es mit der Unterseite verlesene Erde und Steine aus dem Steinekasten heraus. Probleme gab es außerdem bei der Anlenkung der Klappe am Steinekasten und mit der Beimengenrückführung. Zur nächsten Saison will Grimme viele dieser Punkte ändern und optimieren. Beibehalten sollte der Hersteller den hohen Abgabepunkt und das weite Herausfördern der Steine.
Der Kartoffelbunker
Nach dem Ausklappen des Roders fällt das Bunkertuch leider nie in die gewünschte Startposition. Um händisch nachzuhelfen, muss man in den Bunker klettern und dabei die Absturzsicherung überwinden — das geht besser. Apropos Bunkertuch: Die seitlichen Gleithalter zeigten bereits während der Saison starke Ermüdungserscheinungen.
Sobald das Bunkertuch jedoch passend liegt, arbeitet die Befüllautomatik samt Ultraschallkopf zuverlässig. Je nach Sorte und Sortierung passen 7 800 bis 8 200 kg in den Bunker — das passt. Trotz des absenkbaren Vorsatzelevators ist die Fallstufe aber mit 90 cm recht hoch. Anfängliches Zerquetschen von Kartoffeln durch die Bunkerkette verhindert jetzt eine Kunststoffleiste.
Um die Kartoffeln trotz Bunkerkopfabsenkung (3 995 Euro) schonend überzuladen, nutzten wir das breite Fallsegel (1 230 Euro). Beim manuellen Ein- und Ausklappen und der Bauhöhe auf der Straße mit 4,10 m ist dieses leider nicht mehr zeitgemäß.
Vom Bunker zur Bedienung
Während des Abbunkerns gefiel uns die Bedienung über die beiden Kreuzhebel am linken GBX-870-Bedienpult. Zusätzlich wäre ein Drehpoti angenehm.
Auf der rechten Seite nutzten wir die Kombination aus CCI1200 (1 330 Euro) und AUX-N-Joystick mit drei Ebenen (1 055 Euro) — ein komfortables Duett. Die GDI-Oberfläche auf dem CCI-Terminal erntet überwiegend Lob: Die Symbole sind gut dargestellt und auch die Baugruppen verständlich aufgebaut. Wünschenswert wären verschiedene Warntöne, um akustisch zwischen „Bunker voll“ und „Hupe“ zu unterscheiden. Software Probleme — etwa beim Einklappen — will Grimme abstellen.
Gut gelungen ist das neue SmartView-Videosystem. Dies ist entweder mit fünf (Basic) oder acht Kameras in der Pro-Version (8 190 Euro) zu bekommen. An jeder Kameraposition ist eine Scheinwerfer-Position vorgesehen. Hilfreich sind die gute Kameraqualität sowie die SlowMotion- und Zoom-Funktionen, ebenso die Möglichkeit, einzelne Kamerabilder auf einem Smartphone oder Tablet anzeigen zu lassen.
Alles Weitere in Kürze
- Optional gibt es einen 6-t-Überladebunker (mit 3 m Breite) und eine Triebachse.
- Ab Werk ist eine Ausrüstung für die 540er oder die 1000er Zapfwelle möglich.
- Die Leitern zu den Verleseständen wirken komplex und teuer bei Reparaturen.
- Einige Ölleitungen sind ungünstig zwischen den Rahmenelementen verlegt.
- Speedtronic-Sep regelt die Trenngeräte lastabhängig — super zur Schonung.
- TurboClean reinigt per Tastendruck alle Bänder nacheinander.
- Die Radialreifen der Größe 850/50 R 30.5 (3 140 Euro) kommen links mit 1,4 bar und rechts mit 2,4 bar aus.
- Der EVO 280 wiegt sportliche 13 960 kg.
- Für die Transportachse wäre ein Rangiermodus (oder Absperrhahn) hilfreich.
- Preislich liegt der EVO 280 in Grundausstattung bei 194 050 Euro. In der Testkonfiguration wandert der Preis auf stolze 251 715 Euro — 10 000 Euro mehr als der EVO 290 in Testausstattung 2019.
Das Portal bietet einerseits eine strukturierte Darstellung der Betriebsanleitung und Ersatzteillisten. Andererseits lassen sich dort in Echtzeit Leistungsparameter auswerten, was uns gut gefiel. Hilfreich wären für die Zukunft rückwirkend einsehbare Rodereinstellungen, Ertragsaufzeichnungen oder eine Standort-Verfolgung für die Abfuhrkette.
Zu loben ist der fahrer-entlastende Ansatz: Das Portal erhebt die Daten komplett autark, ohne Zutun des Fahrers. Zuweilen kommt es dadurch zwar noch zu Schwierigkeiten in der Job-Abgrenzung, was wir dem kostenlosen Angebot aber verzeihen.
Praktikerurteile Grimme EVO 280
TerraTronic brachte Ruhe
Franz-Josef Isensee und Mitarbeiter Ronny Raum ziehen nach zwei Ernten ein positives Resümee: "In unserer Ausstattung ohne Fingerkamm ist der Roder leistungsfähig und schonend." Der Betrieb rodet jährlich 100 bis 130 ha Speisekartoffeln auf steinfreien Lößlehmböden im Raum Lommatzsch. Während in der ersten Saison Probleme auftraten, lief die zweite Saison gut, berichtet Ronny Raum: "Zu Beginn hat sich der EVO aufgeschaukelt. Nach dem Umbau auf die neue TerraTronic-Aufnahme war das Problem behoben. Zeitgleich wurden verschiedene Umrüstlösungen eingebaut — z. B. an der Achse — was den guten Service unterstreicht." Als Vorteile beschreibt Isensee die Igelfläche, das Reversieren, die GDI-Bedienung und die Einstellmöglichkeiten der Trenngeräte und Siebketten.
Franz-Josef Isensee: "Mindestens 25 % Mehrleistung im Vergleich zur SE 150-60."
Leistungsstark mit kleinen Schwächen
Fynn Johanning vom Kartoffelhof Johanning aus Rehden betreut seit 2018 zwei EVO-280-Vorserienmodelle. "Entscheidend für den Kauf waren der hohe Durchsatz — womit der Zweireiher auch zum Anreichern geeignet ist — und die Nähe nach Damme." Zur Leistungssteigerung und Reduzierung des Einstellaufwandes entschied sich der Betrieb für die EasySep-Ausführung. Nach der Ernte von etwa 600 ha Chipskartoffeln je Maschine fasst Johanning seine Langzeiterfahrungen zusammen: „Reparaturen sind teilweise sperrig, da der Roder recht verbaut ist. Die Antriebswelle der ersten Siebkette lässt sich z. B. nur unkomfortabel ausbauen. Stärkere Bleche oder Halter würden an der einen oder anderen Stelle außerdem Sinn machen. "In Summe ist Johanning aber zufrieden: „Ein ruhig laufender Roder mit einer einfachen Bedienung."
Fynn Johanning: "Guter Durchsatz, mäßige Wartungsfreundlichkeit."
Fazit
In Summe verrichtet der EVO 280 gute Dienste. Er punktet durch die große Trennfläche und kommt gut mit Erde und Steinen klar. Maschinenbaulich gibt es am optionalen Steinekasten noch Aufholbedarf. Auch die Wartung und einige Materialstärken bieten noch Luft nach oben. Im Durchsatz, der Fahrstabilität, neuen Komfortkonzepten und der Möglichkeit zur Schonung, braucht sich der Roder aber nicht zu verstecken.