Gut zu wissen
- Um unter nassen Bedingungen Mais ernten zu können, nutzen mehrere niederländische Lohnunternehmer Raupendumper.
- Damit auch die Häcksler nicht stecken bleiben, wurden sie zum Teil ebenfalls auf Gummiraupen gestellt.
- Die Maschinen werden nur auf dem Acker eingesetzt, Straßentransporte erfolgen per Tieflader.
Spezielle Bedingungen erfordern spezielle Maschinen. Wenn das Wetter zu schlecht und der Boden zu feucht wird, kommen herkömmliche Radmaschinen auf schweren Böden an ihre Grenzen. Einer der Spezialisten, die unter feuchten Bedingungen noch jeden Mais vom Acker geholt haben, ist das Lohnunternehmen Oussoren aus Westbroek.
Der findige Lohnunternehmer begann 1997 als erster, Abfuhrfahrzeuge auf Gummiraupen einzusetzen. Er kaufte gebrauchte Kettendumper von IHI (heute Kato). Die von einem Mitsubishi-Sechszylinder mit 255 PS angetriebenen Maschinen rollen auf zwei Laufbändern und sind relativ kompakt. Durch die Panzerlenkung sind die Dumper extrem wendig.
Die Maschinen kamen gut an — heute gehören 18 verschiedene Raupendumper-Typen zur Flotte des Unternehmens. Dabei geht das Angebot von den kleinen Miniraupendumpern mit 0,5 m³ Inhalt bis zu den iC100 mit 20 m³ Ladevolumen.
Raupendumper: Mehr Volumen für Mais
Für die Maisernte kommen die großen iC100 zum Einsatz. In der eigenen Werkstatt entstanden spezielle Hochkippbunker für das im Verhältnis zum Erdbau leichte Ladegut. Die knapp 22 m³ großen Bunker können rund 9 t Mais laden und am Feldrand auf ein Transportfahrzeug übergeben. Voll beladen kommen die Maschinen bei einem Leergewicht von 14 t auf knapp 23 t.
Die Raupendumper zeigten sich als ideal für die Maisernte unter feuchten Bedingungen. Doch mit dem Einsatz der Kettenfahrzeuge trat ein neues Problem auf: Nicht mehr die Abfahrgespanne, sondern der Häcksler war jetzt der begrenzende Faktor unter schlammigen Bedingungen.
Mit den Gummiraupen hatte Oussoren schon gute Erfahrungen gesammelt — warum nicht den kompletten Häcksler auf ein solches Fahrwerk setzen? Im Jahr 2000 startete der erste Umbau: Ein älterer John Deere-Maishäcksler 5830 wurde seiner Achsen entledigt und auf Laufbänder eines gebrauchten iC70 Raupendumpers gestellt.
Was sich im ersten Moment einfach anhört, war durchaus ein zeit- und kostenintensives Projekt: Für das Fahrwerk musste ein neuer Rahmen angefertigt werden. Außerdem musste ein Zusatztank für den hydraulischen Antrieb der Laufwerke einen Platz finden. Das geringe Einsatzgewicht in Kombination mit der großen Aufstandsfläche kam gut an — die Raupenflotte hatte in den Herbstmonaten gut zu tun.
2011 wurde daher ein zweiter gebrauchter Häcksler mit deutlich mehr Leistung erworben. Ein 360 PS starker John Deere 6750 bekam statt Rädern Raupenlaufwerke verpasst. Wieder griff man auf die Laufwerke eines ausgemusterten iC70 zurück.
Tieflader zum Transport
Zwar sind mit den Gummiraupen auch Fahrten auf der Straße möglich, Oussoren setzt aber nur auf kurzen Strecken und mit maximal 15 km/h um, um den Verschleiß niedrig zu halten. Trotzdem rechnet der Lohnunternehmer mit Verschleißkosten von 30 Euro pro Stunde bei den Laufbändern. Aus diesem Grund werden die Raupendumper nur auf dem Acker zum Abtransport eingesetzt. Mit ihren Überladebunkern werden Absetz-Container am Feldrand befüllt, die dann per Lkw zum Silo transportiert werden.
Der alte John Deere 5830 musste schließlich ebenfalls ersetzt werden. Mit den guten Erfahrungen aus den ersten beiden Umbauten setzte Oussoren noch einen drauf: Mit einem John Deere 7400 aus dem Jahr 2011 wurde der bisher leistungsstärkste Häcksler mit 480 PS auf die Dumperketten gesetzt. Verwendet wurden dieses Mal die längeren Laufwerke eines der größeren iC100-Dumper.
Mit dem achtreihigen Maisgebiss von Kemper sind mit dieser Raupenkolonne auch unter schwierigen Bedingungen gute Tagesleistungen möglich. Schon beim zweiten Umbau setzte der niederländische Lohnunternehmer auf eine Lenkung des Häckslers per Joystick anstelle des herkömmlichen Lenkrads.
Mieten für die Maisernte
In den Niederlanden zählt G. M. Damsteegt zu einem der größten Baumaschinenvermieter. Rund 70 Raupendumper vor allem von IHI und Takeuchi zählt die Flotte. Während das Einsatzgebiet der Dumper über den größten Teil des Jahres Baustellen sind, kommen in der nassen Herbstsaison ein knappes Dutzend auch in der Maisernte zum Einsatz.
Damsteegt investierte ebenfalls in einen Häcksler auf Raupen. 2014 modifizierte man in der eigenen Werkstatt einen älteren Claas Jaguar 840, der bereits 3 500 Stunden als konventioneller Häcksler geleistet hatte. Der 380 PS starke Mercedes-Motor bekam eine Leistungskur, und die Achsen wurden gegen die beiden Raupenlaufwerke des ältesten iC100-Dumpers des Unternehmens getauscht. In der vergangenen Saison wurde der Häcksler durch eine „neue“ gebrauchte Maschine mit acht Reihen ersetzt: Dieser Claas Jaguar 940 erntete im vergangenen Herbst erstmals auf zwei Gummiraupen den Mais von den niederländischen und auch deutschen Feldern.
Da auch bei Damsteegt die Straßenfahrten der Raupendumper möglichst gering gehalten werden sollen, setzt man am Feldrand auf ein Überladen des Erntegutes mit dem Bagger. Dazu kippen Dumper ihre Fracht in einen flachen Behälter, aus dem das Material anschließend per Bagger auf Anhänger bzw. Lkw umgeladen wird.
Übrigens: Bei den Einsätzen unter besonders nassen Bedingungen und mit den Spezialmaschinen wird bei allen Lohnunternehmern nicht nach Hektar, sondern ausschließlich pro Stunde abgerechnet.
Zweites Leben für die Bunker
Die Lohnunternehmer De Haan und Heyblok haben für die Maisernte Überladebunker von anderen Maschinen auf ihre Raupendumper umgebaut. De Haan entledigte zwei abgewrackte Bunkerhäcksler vom Typ Hesston Fieldqueen ihres Bunkers und baute diese in Eigenregie auf zwei Raupendumper vom Typ iC100 auf.
Um auch auf große Transportfahrzeuge überladen zu können, haben die Tüftler die Hochkippbunker vorne und hinten in alten Gabelstapler-Hubmasten aufgehängt. Damit können die 22 m³ großen Bunker zusätzlich angehoben und auf die für den Abtransport genutzten Pöttinger Jumbo Combiline Ladewagen entleert werden.
Während die meisten im Mais eingesetzten Raupendumper von IHI stammen, ist bei Lohnunternehmer Heyblok eine Maschine des japanischen Herstellers Morooka im Einsatz. Gemeinsam mit einem Jaguar 840, der anstelle der Räder an der Vorderachse mit einem Paar Westtrack-Raupen versehen ist, kommt der Dumper bei Extrembedingungen zum Einsatz.
Ein Hochkippbunker, der vorher auf einem Vredo-Trac seinen Dienst verrichtet, passte perfekt zum gebrauchten Morooka CG 100 mit 4 000 Stunden. Mit dem 22 m³ großen Bunker werden Hakenlift-Container für den Abtransport beladen.
Rettung bei Regen
Der Einsatz von Gummiraupen bei Häckslern und Abfuhrfahrzeugen hat sich bei mehreren niederländischen Lohnunternehmern bewährt. Notfalls kann damit auch unter sehr nassen Bedingungen die Maisernte abgeschlossen werden — das rechtfertigt auch den aufwändigen Straßentransport per Tieflader. Und auch wenn die Kabinen der Raupendumper verglichen mit modernen Traktoren relativ eng und laut sind, haben die Fahrer Spaß an der Herausforderung mit den Maschinen — sie ist zum Glück ja zeitlich begrenzt.