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Nachrüst-Cracker Kemper Profi: Abstand und Profil machen Stärke mobil
Nachrüst-Cracker Kemper Profi: Abstand und Profil machen Stärke mobil
Kemper bietet neben Vorsätzen auch Cracker an. Wie der Walzenabstand und das Walzenprofil die Stärke-Verdaulichkeit beeinflusst und was die Praktiker zum Cracker sagen, haben wir uns für Sie angeschaut.
Die Maisernte steht kurz bevor und jeder Landwirt steht vor der Frage der Häcksellänge. Vor einigen Jahren ist das Thema der Kornaufbereitung dabei groß in die Schlagzeilen geraten. Das Thema Langschnitt bzw. Shredlage ist auf vielen Betrieben diskutiert und umgesetzt worden — mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Aber weniger die Schnittlänge als vielmehr die Kornaufbereitung ist mit der Diskussion um die Häcksellänge in der Praxis angekommen. Denn damals und auch heute ist es möglich, bei Schnittlängen jenseits der 20 mm ein fast pulverisiertes Korn zu erzielen. Die Zeiten, in denen das Korn nur angeschlagen sein sollte, sind vorbei. Für hochleistende Tiere muss das Futter gut aufbereitet sein (Kasten: „Der Pansen unserer Kühe braucht Konstanz“).
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Bei der optimalen Kornaufbereitung will auch Kemper ein Wörtchen mitreden und bietet für Feldhäcksler den Profi-Cracker an. Dieser ist nicht neu, sondern vielmehr die rote Variante des Scherer-Crackers, der bei John Deere-Häckslern als XStream-Prozessor in den Broschüren aufgelistet ist. Die beiden Walzen haben 200 bis
280 mm Durchmesser und arbeiten mit bis zu 50 % Drehzahldifferenz. Und es gibt zwei Profile: das Sägezahnprofil oder die spezielle Spiralnut für höchste Aufbereitung auch bei Langschnitt.
Kemper zielt mit seinem Produkt auf die übrigen Wettbewerber und preist dafür die groß dimensionierte Lagerung beim Profi-Cracker an. Schließlich drehen die Walzen mit bis zu 5 000 U/min und es müssen 50 kg Frischmasse und mehr pro Sekunde durch den Spalt zwischen den Walzen gequetscht werden. Deshalb hat der Profi-Cracker auch eine separate Ölschmierung, die nachgerüstet werden muss.
Apropos Nachrüstung: Wer einen Profi-Cracker einbauen möchte, sollte die möglichen Garantieleistungen seines Häckslers prüfen — Kemper sieht hier kein Problem.
Wie eine solche Nachrüstung funktioniert, haben wir in profi 11/2019 ausführlich beschrieben. Bei einem unserer Praxisbetriebe haben wir einen Profi-Cracker mit 245 mm Walzendurchmesser und Spiralnut nachgerüstet. In der hektischen Ernte kam es bei der Nachrüstung zu einem kleinen Problem mit großer Wirkung: Der Riemen war zu lang. Mit Schlupf im Riemen waren die Kornaufbereitung und auch der Durchsatz hinfällig.
Der zweite Teil der Ernte war von sehr trockenen Maisbeständen gezeichnet. Entsprechend groß war hier die Varianz in unseren Analysen bzw. der TS-Gehalt lag zeitweilen bei 45 %. Die LUFA-Analysen zum CSPS (Corn Silage Processing Score) geben dabei Aufschluss über den Zerkleinerungsgrad der Körner in der Silage. Für die Untersuchung wird die Probe getrocknet und durch ein 4,75 mm Sieb geschüttelt. In beiden Fraktionen wird nun die Gesamtstärke via NIRS bestimmt. Anschließend wird errechnet, wie groß der Anteil der Stärke der feinen Fraktion in Bezug auf die Gesamtstärke ausfällt. Anteile von mehr als 70 % gelten als sehr gut, Anteile von 70 bis 50 % als gut.
Bei 1 mm Walzenabstand und einer Schnittlänge von 7 mm lag der CSPS-Wert bei 90 % — super. Wird das Spaltmaß auf 2 mm vergrößert, lag die Aufbereitung noch bei 65 %, bei 2,5 mm stieg sie sogar leicht auf 67 %.
Zusätzliche Messungen beim Lohnbetrieb Enninga (Praktikerurteil) mit einem 280 mm großen Cracker bestätigen die gute Aufbereitung. Hier erzielte der nachgerüstete Claas Jaguar 970 mit 1 mm Walzenabstand CSPS Werte um die 77 %. Noch 63 % waren es bei 2 mm Spaltmaß und immer noch 61 % bei 3 mm Walzenabstand. Die Krux beim Spaltmaß: Je enger, desto mehr Kraft und auch Diesel sind nötig.
Entsprechend muss der Unternehmer diese Mehrleistung berechnen, ist der Tierarzt Hüting (Kasten unten) überzeugt. Die Langzeiterfahrungen mit dem System können wir indes nicht beurteilen.
Ein herstellerübergreifender Vergleich von Feldhäckslern samt Crackern steht noch auf unserer Wunschliste, wir bleiben für Sie am Ball.
Aufbereiten kann der Profi-Cracker von Kemper. Das ist nicht neu, zumal wir die Grün-Gelbe-Variante bereits in einem Test unter die Lupe genommen haben. Als Nachrüstlösung muss aber eine zusätzliche Druckölschmierung montiert werden.
Als Tierhalter kontrollieren Sie das Häckselergebnis noch während der Ernte, damit die im Maiskorn enthaltene Stärke später optimal verdaut werden kann.
Praktikerurteil
Wenig Verschleiß
Manfred Enninga (links) aus Ihlow bei Aurich betreibt mit seinem Bruder ein Lohnunternehmen mit fünf Claas-Häckslern. Das Flaggschiff, ein Jaguar 970, hat der Unternehmer für den Langschnitt bei seinen Milchviehkunden angeschafft. Die Kornaufbereitung stellte den Unternehmer zufrieden, aber nach etwa 1.500 ha Einsatzfläche war der erste Cracker verschlissen. Daraufhin hat sich Enninga für einen Kemper Profi Cracker mit 280 mm Walzendurchmesser und 50 % Drehzahldifferenz entschieden. Nicht nur die Kornaufbereitung begeistert den Unternehmer: „Nach 1.200 ha Einsatzfläche sind die Walzen kaum verschlissen.“ Für die intensive Aufbereitung rechnet Enninga 40 Euro/ha Aufpreis. „Die Ölschmierung der Lager ist für mich unproblematisch, alternativ hätte ich Fett verbraucht“, so der Praktiker.
Andre Hüting ist Teilhaber einer Gemeinschaftspraxis mit dem Schwerpunkt Rind in Hamminkeln (NRW). Präventives Milchviehmanagement ist sein Ziel: „Wir wollen Gesundheit managen — keine Krankheit, dafür ist die richtige Fütterung essenziell“, ist er überzeugt.
Zusammen mit seinem Praxisteam ist der Tierarzt in der Maisernte auf den Betrieben unterwegs und kontrolliert vor der Ernte den TS-Gehalt sowie während der Ernte die Häckselqualität und Kornaufbereitung mittels der Schüttelbox von Wasserbauer.
„Für viele Lohnunternehmer bin ich sicher ein ungeliebter Gast“, weiß Hüting zu berichten. „Dabei will ich keinen Unternehmer kritisieren. Geht es der Kuh gut, gehts auch dem Betriebsleiter gut — und seinem Betriebsbudget.“ Davon profitieren wir alle.
Und wer gute Arbeit liefert, darf auch den Preis anpassen. Kornaufbereitung kostet nun mal mehr Verschleiß und Diesel. Ziel der Schüttelproben während der Ernte ist es, Fehler im Silomanagement abzustellen. „Ganze Maiskörner dulden wir in unserer Kundschaft nicht!“, so Hüting.
Ziel ist Maissilage mit einem TS-Gehalt zwischen 32 und 35 % und einem möglichst stark aufbereiteten Korn. Mit den Schüttelproben während der Ernte, wissen die Kollegen bereits visuell, ob die Aufbereitung der Silage passt oder nicht. Ziel der Analysen sind homogene Rationen in den Betrieben.
„Eine hohe Herdengesundheit erreicht man dann, wenn der pH-Wert im Pansen konstant bleibt, das haben viele Langzeitanalysen bewiesen. Dann sind höchste Lebensleistungen möglich“, ist sich Hüting sicher. Die beste Ration ist so homogen, dass die Siebfraktionen nach der Schüttelprobe kurz nach der Futtervorlage und 23,5 h später annähernd gleich sind. „Wir arbeiten zumeist mit der Schüttelbox von Wasserbauer, das erste Sieb ist 19 mm groß. Hier sollen im besten Fall keine Partikel mehr zu finden sein, während sich etwa 40 % der eingewogenen Voll-TMR im unteren Sieb und die restlichen 60 % in den oberen Sieben (8 und 4 mm) verteilen.