Alexander Bertling: Große Flexibilität bei Ernte und Fütterung
Silagequalität lässt sich nicht nur auf die Schnittlänge begrenzen. Wer mit dem Füttern z. B. im Sommer am Fahrsilo nicht hinterherkommt, hat mit Nacherwärmung zu tun. Praktisch ist es, wenn für solche Zeiten Silageballen zur Verfügung stehen, die bedarfsgerecht verfüttert werden können.
Auch bei dem Argument der Schnittlänge punkten neue Presswickel-Kombinationen immer besser: So ist z. B. Pöttinger in der Lage, das Gras mit bis zu 32 Messern auf 36 mm theoretische Schnittlänge zu bringen. Vor allem, wenn der Lohnunternehmer dann mit einer Festkammerpresse gearbeitet hat, lässt sich der Ballen aufgrund des weicheren Kerns im Futtermischwagen gut auflösen.
Die Technik ist bodenschonender auf feuchten Standorten und rechnet sich bei Schnitten mit weniger Aufwuchs.
Alexander Bertling
Zudem bringen Silagerundballen Flexibilität bei der Wahl des Futters auf dem Hof sowie bei der Ernte auf der Wiese. So können z. B. die Trockensteher jederzeit mit einem späteren oder trockeneren Schnitt mit weniger Energiegehalt versorgt werden, ohne ein extra Silo dafür zu öffnen. Bei der Ernte lässt sich zudem in kleineren Schritten arbeiten — vor allem, wenn Mähen und Schwaden in Eigenregie erfolgen. Es ist nur ein Gespann zu koordinieren und keine ganze Häckselkette.
Betrachtet man die Kosten, so punktet der Silageballen vor allem beim Thema Lagerung. Er stellt keine besonderen Ansprüche an bauliche Gegebenheiten, wie es bei einem Fahrsilo nach JGS-Vorschriften der Fall ist. Es sollte sich bestenfalls um einen befestigten Platz handeln, um Schadnagerfraß an den Unterseiten der Ballen zu verhindern. Laut einem Kostenvergleich in profi 8/2009 liegen die Lagerkosten für Silageballen somit bei nicht einmal einem Zehntel pro t im Vergleich zum neu gebauten Fahrsilo über die wirtschaftliche Nutzungsdauer.
Zudem kann die Presswickel-Kombination bei der Ernte von Schnitten mit wenig Aufwuchs von teils unter 10 t/ha im Vorteil sein. So rechnet der Lohnunternehmer pro Ballen ab (z. B. 17 Euro inklusive Betriebsstoffe), was bei 8 t/ha Frischmasse (rund zehn Ballen à 800 kg) etwa 160 Euro/ha entspricht. Der Abtransport ist oft mit eigener und auch kleinerer Technik zu bewerkstelligen und man braucht keine zusätzlichen Helfer zum Auf- und Abdecken des bereits gefüllten Fahrsilos.
Zudem sind viele Häcksler gerade im Herbst für den Maiseinsatz ausgerüstet und stehen für die Grasernte nicht zur Verfügung. Außerdem kommt die Rundballenpresse auf feuchtem Grünland deutlich weiter als die Häckselkette, denn auch Nabenschäden ziehen hohe Folgekosten nach sich.
Ständige Weiterentwicklung
Zu erwähnen sind noch die ständig weiterentwickelten Verfahren bei der Rundballensilage. So ist beispielsweise die Expansion des Ballens nach dem Pressen beim Verwenden von Mantelfolie deutlich geringer. Der Ballen nimmt über 100 l weniger Luft auf, was zum einen den Silierprozess begünstigt und zum anderen die Ballen formstabil macht.
Außerdem fällt nur eine Art von Abfall an, der auch einfacher vom Ballen zu lösen ist und unkomplizierter entsorgt werden kann. Zudem ist der Einsatz von Siliermittel bei der Ballensilage immer verbreiteter, was in Kombination mit der Mantelfolie zu besten Siliereigenschaften führt.
Tobias Bensing: Die Schnittqualität und die Schlagkraft fehlen
Ingo Zamperoni wird sich kaum mit Silageballen beschäftigen, aber ich starte mit seinem Zitat: „Zwischen Schwarz und Weiß ist jede Menge Grau.“ Ich arbeite selbst mit Silagerundballen und werde sie daher nicht verteufeln. Aber es gibt Argumente, die diese Futterbergung in schlechtem Licht erscheinen lassen — vor allem im Hochleistungsbereich.
Milchleistung aus dem Grundfutter ist einer der wichtigen wirtschaftlichen Aspekte. Und hier sind moderne Feldhäcksler ein Schlüssel zum Erfolg. Der wichtigste erste Schnitt wächst nicht in Etappen. Die Schnittreife von energiereichem Gras hat nur wenige Tage Spielraum, und damit ist das wohl wichtigste Ernteargument für den Feldhäcksler gegenüber der Presswickel-Kombi: Schlagkraft! 200 t Frischmasse und mehr in der Stunde zu ernten ist mit einer Presswickel-Kombination nicht möglich — selbst zwei Maschinen schaffen das nicht.
Der erste Schnitt wächst nicht in Etappen: Schlagkraft muss her!
Tobias Bensing
Schnittqualität maßgebend
Aber Schlagkraft ist für Milchviehbetriebe und Tierärzte nur die halbe Wahrheit: Das zweite unschlagbare Argument ist die Schnittqualität eines Feldhäckslers. Kühe lieben Konstanz. Da ist kein Platz für schwankende pH-Werte im Pansen. Und für eine möglichst große Oberfläche für die Pansenbakterien bedarf es kurzen Futters. Struktur kann man nicht kaputt schneiden... Bei hochleistenden Kühen soll eine Futterselektion im Trog ausgeschlossen werden. Sind Überlängen im Futter, ist dieser Punkt schwierig umzusetzen. Der Trend, kürzer und homogen zu häckseln, scheint mehr als ein Strohfeuer zu sein. Häcksellängen unter 8 mm bei Gras sind keine Seltenheit mehr — da scheiden andere Ernteverfahren derzeitig aus. Das Futter lässt sich viel besser im Mischwagen verarbeiten.
Selbst bei Häckselkosten von 300 Euro/h: Nimmt die Herde nur 1 kg mehr Trockenmasse im Trog auf, ist die Kostendiskussion vom Tisch. Denn gespartes Geld für schlecht aufbereitetes Futter bringt Sie im Zweifel direkt zum Tierarzt. Apropos Tierarzt: Hat die Presse einen Metalldetektor?
Die Futterkonstanz, die eine Kuh während der Laktation braucht, ist mit Ballensilage mühsam erreichbar. Aus dem Silostock heruntergefräst verteilt sich das erste Schwad unter den Bäumen über die gesamte Silolänge auf mehrere Monate. Bei der Ballensilage habe ich womöglich vier Tage in Folge miserable, mit Laub versetzte Silage im Trog: Die Leistungen sinken. Aber machen wir uns nichts vor: Wenn die übrigen Stallparameter nicht passen, bringt nur kurzes Häckseln auch nicht mehr Milch.
Greifbarer und nicht von anderen Parametern abhängig ist der Müllberg bei Ballensilage. Haltbarkeit und Silierung in allen Ehren: Aber wenn ich sehe, was meine wenigen Tiere für einen Plastikmüll verursachen, stellt sich schon die Frage, ob eine neue Siloanlage nicht langfristig die bessere Wahl wäre. Von den Netzresten im Güllemixer und Miststreuer ganz abgesehen.
Und die Siloanlage ist bei den letzten Schnitten im Herbst des Jahres ohnehin nötig. Denn dann kann die Presswickel-Kombination nur Eier formen. Diese sind nicht stapelbar, dürfen nur mit Samthandschuhen angefasst werden und sorgen bei nicht 100-prozentiger Lagerung für böse, schimmelige Überraschungen.
Zwischen Schwarz (Ballensilage) und Weiß (dem Feldhäcksler) bleibt Grau, aber es hellt sich auf...