Toptex Abdeckvlies von Solmax: Der Wind ist sein Freund
Sie sind grün. Dennoch gibt es beim Vlies zum Abdecken von Stroh Unterschiede — so unser Resümee, nachdem wir das Toptex von Solmax unter die Lupe nahmen.
Ob in der Schweine- oder in der Rinderhaltung: Der Bedarf an Stroh steigt aktuell spürbar an. Bei vielen Betrieben reicht damit die Hallenfläche zum Lagern der Strohballen oft nicht mehr aus. Ob hier das Lagern der Ballen auf dem Feld eine Alternative ist? — Wer mit Praktikern über ihre Erfahrungen mit Strohmieten diskutiert, trifft dabei interessanterweise immer auf zwei Meinungen. Denn während die einen davon berichten, dass sie selbst nach einem Jahr noch völlig intakte Ballen bergen, beklagen die anderen teils erhebliche Strohverluste aufgrund von Schimmel und Fäulnis wegen eingedrungener Nässe.
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Ob in der Schweine- oder in der Rinderhaltung: Der Bedarf an Stroh steigt aktuell spürbar an. Bei vielen Betrieben reicht damit die Hallenfläche zum Lagern der Strohballen oft nicht mehr aus. Ob hier das Lagern der Ballen auf dem Feld eine Alternative ist? — Wer mit Praktikern über ihre Erfahrungen mit Strohmieten diskutiert, trifft dabei interessanterweise immer auf zwei Meinungen. Denn während die einen davon berichten, dass sie selbst nach einem Jahr noch völlig intakte Ballen bergen, beklagen die anderen teils erhebliche Strohverluste aufgrund von Schimmel und Fäulnis wegen eingedrungener Nässe.
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Auf Suche nach einer Erklärung kamen wir mit Solmax ins Gespräch. Der Hersteller aus Linz (Österreich) bietet neben Textilen für den Straßenbau seit etwa 40 Jahren auch Vliese zum Abdecken von Mieten mit Stroh, Hackschnitzel, Rüben und Kompost an. Zugleich ist die Firma unseres Wissens nach der einzige Hersteller, welcher in der Abteilung Stroh- und Rübenvlies am bundesweiten Rücknahme- und Recyclingsystem ERDE teilnimmt.
Die eigentliche Besonderheit aber ist, dass Solmax als einer der wenigen Hersteller noch Endlosfasern verwendet. Dafür wird das geschmolzene Granulat aus Polypropylen zuerst zu langen Fäden gezogen und diese dann in einem fortlaufenden Prozess übereinandern abgelegt und verdichtet. Das Ergebnis ist vereinfacht gesprochen eine Konstruktion, die einem Reetdach ähnelt. Denn wie das Schilfdach leitet auch das Vlies aus Endlosfasern das meiste Regenwasser oberflächlich sowie in den oberen Teil der Fasern ab.
Ein Nebeneffekt der Endlosfaser: Die Struktur der Oberfläche verhakt sich gut mit den Widerhaken eines Klettverschlusses, weshalb mit Klettbändern befestigte Kiessäcke ganzjährig hängen bleiben.
Zum Vergleich: Mit einem Vlies aus Stapelfasern gelingt das Befestigen von Säcken per Klettverschluss in den meisten Fällen nur vorübergehend. Stapelfaservliese entstehen übrigens ebenfalls durch Ziehen heißer Fäden. Diese werden jedoch zuerst zerkleinert und dann stark vernadelt. Beim Vernadeln stechen mit Widerhaken ausgestattete Nadeln in einer hohen Frequenz in das Vlies, wobei sie bei jedem Einstechen Fasern aus den oberen Schichten nach unten mitnehmen. Beim Zurückziehen der Nadeln verankern die Fasern endgültig, indem die oberen und unteren Fasern über ein kreuz und quer verlaufendes System verbunden sind. Von oben kommendes Wasser wird dadurch in das Gewebe eingeleitet. Das ist wohl auch die Erklärung dafür, warum sich bei unserem Laborversuch ein in Wasser gelegtes Nadelvlies vollsog wie ein Schwamm. Doch dazu gleich mehr...
Die Unterschiede im Detail
Um eines klarzustellen: Ein Vlies ist nicht wasserdicht. Die Durchlässigkeit hat aber einen großen Vorteil: Bei einem guten Vlies entzieht Wind nach einem Regen wieder die Feuchtigkeit. Allerdings macht es einen großen Unterschied, ob ein Vlies sich bei jedem kleinsten Regen vollsaugt wie ein Schwamm — oder ob es deutlich weniger aufnimmt und das wenige Wasser auch schnell wieder ableitet.
Denn: Nimmt ein Vlies viel Wasser auf, liegt es wie ein nasses Handtuch auf den Strohballen. Wind, der normalerweise die Ballen wieder trocknet, kann so nur zeitlich verzögert zu den Ballen vordringen. Dies wäre dann auch eine Erklärung für die Probleme der Landwirte, die über Schimmel und Fäulnis an den Kontaktstellen zwischen übereinander gestapelten Ballen klagen.
Dass mit einem Toptex-Vlies von Solmax das Risiko von Schimmel und Fäulnis reduziert ist, hat auch mit dem Verspannen des Vlieses zu tun. Denn: Nur wenn ein Vlies dauerhaft stramm gespannt ist, ist der Eintrag von Wasser in die Strohmiete minimiert. Hängt dagegen das Vlies durch oder gibt es flache Bereiche, funktioniert das Entwässern nicht mehr optimal. An dieser Stelle kommt wieder der Klettverschluss mit daran befestigten Kiessäcken ins Spiel: Sie halten das Vlies immer auf Spannung, so dass es selbst bei starkem Wind nicht flattert. Und weil die Säcke nicht auf dem Boden aufliegen, bleibt die Spannung selbst dann erhalten, wenn die Miete im Laufe der Zeit etwas zusammensackt.
Solmax empfiehlt das Spannen mit Kiessäcken. Links eine Befestigung per Karabiner, rechts mit durchgezogener Schlaufe.
(Bildquelle: Zäh)
Weil der Boden sehr sandig ist, hat hier der Landwirt keine Paletten untergelegt. Zum Schutz der Ballen vor aufsteigender Feuchte sollten sie aber besser nicht direkt auf dem Boden lagern.
(Bildquelle: Zäh)
Mit auf die Ecken der Stirnseiten hängenden Säcken kommt die benötigte Spannung auch hier hin.
(Bildquelle: Zäh)
Anders bei der Verwendung von Vliesnägeln. Sacken hier die Ballen im Laufe der Zeit zusammen, fängt das Vlies an zu flattern, so dass bei starkem Wind einzelne Nägel mitunter herausgezogen werden. Zu guter Letzt hängt so das Vlies immer weiter durch, so dass auf den Ballen mit Wasser gefüllte Flachstellen entstehen können.
Verblüffende Ergebnisse
Soweit die Theorie. Um zu sehen, ob die Unterschiede zwischen einem Stapel- und einem Endlosvlies unter Laborbedingungen messbar sind, haben wir ein Stapelvlies eines uns unbekannten Herstellers mit einem Endlosvlies von Solmax getestet. Dafür haben wir zwei Vliese gleicher Größe und Gewicht für eine Stunde genässt und anschließend zum Trocknen vertikal aufgehangen. Die Messwerte haben wir auf 1 m2 Vliesgröße hochgerechnet, um sie besser vergleichen zu können.
Die Ergebnisse: Nach einer Stunde im Wasser hatte das Solmax Toptex 1,09 l Wasser aufgenommen, das Stapelvlies 1,43 l — macht einen Unterschied von fast einem Drittel zulasten des Stapelvlieses.
Um zu sehen, wie schnell sich die Vliese entwässern, hängten wir sie an der frischen Luft vertikal an einer Leine auf. Bei der ersten Wiegung nach 15 Minuten enthielt das Toptex-Vlies noch 0,4 l Wasser, während das Stapelvlies noch 0,6 l Wasser speicherte. Nach 45 Minuten enthielt das Toptex-Vlies noch 0,17 l Wasser, das Stapelvlies 0,34 l.
Und während das Toptex-Nadelvlies nach insgesamt 1,5 Stunden wieder trocken war, benötigte dafür das Stapelvlies ganze vier Stunden — ungeahnte Unterschiede!
Damit nahm in unserem Test das aus Endlosfasern hergestellte Toptex-Vlies nicht nur weniger Wasser auf wie ein Stapelvlies, es trocknete tatsächlich auch fast dreimal so schnell. Ballen, die im Freien lagern, bekommen so bei Regen nicht nur weniger Wasser ab, durch den schnelleren Trocknungsprozess haben sie übers Jahr auch deutlich mehr Zeit zum Ablüften.
Zur Praxis
Doch spiegeln sich unsere Labortests auch in der Praxis wider? — Um uns ein Bild zu machen, nahmen wir im Juni — also fast ein Jahr nach der Ernte — die Strohmiete von Bernhard Icking unter die Lupe. Die meisten der einst 250 Strohballen umfassenden Miete waren bereits weg, doch die restlichen Ballen waren uns für eine gründliche Bewertung völlig ausreichend.
Um es an dieser Stelle kurz zu machen: Die Ballen sahen auch nach fast einem Jahr auf dem freien Feld überaus gut aus. Und selbst bei einem festen Griff am Lager zwischen zwei Ballen vermochten wir keine stehende Nässe festzustellen — toll.
Solmax verkauft sein Vlies Toptex ausschließlich über Händler, wobei es nach eigenen Angaben keine Vorgaben bezüglich des Verkaufspreises gibt. Wir haben deshalb bei Händlern Preise eingeholt. Dabei sollte in einem Fall ein 9,80 x 12,50 m großes Toptex-Vlies 185 Euro kosten (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Macht einen Quadratmeterpreis von 1,50 Euro. Bei Abnahme größerer Mengen ging der Preis sogar auf bis zu 1,30 €/m2 zurück (Preisstanderhebung: 23.6.25).
Vergleichbare Stapelvliese kosteten zum Zeitpunkt unserer Erhebung rund 20 % weniger. Angesprochen auf die Mehrkosten verweist Solmax auf geringere Lagerverluste sowie auf eine längere Lebensdauer seines Vlieses. Demnach nutzen die Landwirte ein Toptex-Vlies des Herstellers meist zwischen sieben und 15 Jahren.
Zum Vergleich: Stapelfaservliese müssen oft schon nach drei bis fünf Jahren getauscht werden. Damit Landwirte das Alter ihrer Vliese kennen, und damit sie zwischen alten und neuen Vliesen besser unterscheiden können, druckt Solmax seit Kurzem das Jahr der Herstellung zusammen mit dem Produktnamen aufs Vlies auf.
Praktikerurteil: Freistehend ist wichtig!
Im Rahmen unserer Recherche sprachen wir mit Bernhard Icking. Rund 250 Ballen lagert er auf dem Feld.
Das Toptex-Vlies ist bei ihm nun drei Jahre im Einsatz. „Zuvor hatten wir ein anderes, weil wir dachten: Vlies ist Vlies. Das war unser erster Fehler“, so der Halter von 110 Milchkühen.
Was war das Problem? — „Wir konnten es nicht gescheit spannen, weil die Nägel beim Wind nicht hielten. Also spannten wir Schnüre über den Stapel, was auch keine gute Lösung war“. Die Lösung mit Säcken und Klettbändern zum Abspannen gefällt ihm hier viel besser. „Wenn die Kiessäcke einmal dranhängen, verrutscht nichts mehr — egal wie windig es ist.“
Und er hat an dieser Stelle auch gleich noch einen Tipp für uns parat: „Die Miete muss frei stehen, damit der Wind von allen Seiten durchpfeifen kann. Dann trocknet das Vlies nach einem Regen schneller wieder ab. Unsere erste Miete stand zu nah am Wald — das war damals unser zweiter Fehler.“
Aber auch trotz Aufstellort am offenen Feldrand stellte er Unterschiede fest: „Wir haben im ersten Jahr mit Toptex und dem alten Vlies den Vergleich gemacht: Neuer Aufstellort, und eine Miete mit beiden nebeneinander liegenden Vliesen“, erklärt er uns. „Die Ballen unterm Toptex waren trocken und blieben bis zum Schluss eigentlich wie am ersten Tag. Die Ballen unter dem alten Vlies waren hingegen nass.“
Sieben allgemeine Tipps zum Anlegen von Strohmieten unter Vlies