Elektrischer Futtermischwagen Strautmann eVerti-Feed 1251: Der gute Ton - Mischen mit Strom
Wenn Schweizer Importeure und Strautmann-Ingenieure auf der EuroTier bei einem Kaffee zusammen sitzen, entstehen neue Konzepte. Der eVerti-Feed ist eins davon.
Strom gehört heute zum guten Ton. Klar kann sich ein Unternehmen wie Strautmann mit dem grünen Finger auf die Schulter tippen und die Nachhaltigkeit des neuen eVerti-Selbstfahrers in die Welt tragen. Aber das ist sicher nicht der Hauptgrund der neuen Entwicklung.
(Quelle: profi)
Vielmehr rüstet man sich für die Zukunft: Neben Schlachthäusern befassen sich auch Molkereien mehr und mehr mit dem CO2-Fußabdruck der gesamten Produktionskette. Nicht unwahrscheinlich, dass es zukünftig Boni oder gar Produktionsbedingungen gibt, die eine etwaige Klimabilanz vorschreiben. Das Mischen und die Vorlage von Futter gehören auf Milchviehbetrieben zu den energieintensiven Arbeiten in der Kette der Milchproduktion. Entsprechend gibt es hier Sparpotenzial, was den CO2-Fußabdruck betrifft.
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Strom gehört heute zum guten Ton. Klar kann sich ein Unternehmen wie Strautmann mit dem grünen Finger auf die Schulter tippen und die Nachhaltigkeit des neuen eVerti-Selbstfahrers in die Welt tragen. Aber das ist sicher nicht der Hauptgrund der neuen Entwicklung.
(Quelle: profi)
Vielmehr rüstet man sich für die Zukunft: Neben Schlachthäusern befassen sich auch Molkereien mehr und mehr mit dem CO2-Fußabdruck der gesamten Produktionskette. Nicht unwahrscheinlich, dass es zukünftig Boni oder gar Produktionsbedingungen gibt, die eine etwaige Klimabilanz vorschreiben. Das Mischen und die Vorlage von Futter gehören auf Milchviehbetrieben zu den energieintensiven Arbeiten in der Kette der Milchproduktion. Entsprechend gibt es hier Sparpotenzial, was den CO2-Fußabdruck betrifft.
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Als Betriebsleiter mag man jene Entwicklung mit Argwohn betrachten — in Teilen verständlich. Aber unternehmerisch kann die Nutzung der selbst produzierten Energie aus der PV- oder Biogasanlage eine sehr sinnvolle und monetär ergiebige Entscheidung sein.
Triebkopf mit 40-kWh-Batterie
Werfen wir einen Blick auf die Technik von Strautmann. Der Strautmann-Importeur Agro-Technik Zulliger aus der Schweiz baut seit längerer Zeit Triebköpfe für die gezogenen Vertikalmischwagen von Strautmann. Üblich ist es dort, dass diese per Stromkabel betrieben werden. Dafür stehen die Maschinen auf dem Futtergang und werden mit dem Heukran stationär befüllt. Das Stromkabel muss nur so lang sein wie der Futtertisch.
Aber auch in der Schweiz stehen die Zeichen auf Wachstum: Soll die kabelgebundene Version in einem weiteren Stall Futter vorlegen, wird es schwierig.
Wie viel Strom verbraucht der eVertiFeed von Strautmann pro t Futter?
Weil ein Mischwagen ständig auf dem Hof ist und in den meisten Fällen kaum mehr als vier Stunden pro Tag genutzt wird, bietet sich die Akkutechnik herstellerübergreifend sehr gut an. Strautmann hat sich für einen 40 kWh großen Lithium-Ionen-Akku entschieden.
Das Paket soll für 3.000 Ladezyklen ausgelegt sein. Pro Akku-Ladung soll der eVerti-Feed 1251 etwa 10 t Futter mischen können — natürlich abhängig von den Komponenten und der Mischzeit. Strautmann kalkuliert derzeit etwa mit 3 kWh Strom pro t gemischtes Futter, wenn etwa 350 kg/m³ Mischvolumen vorausgesetzt werden. Das entspricht gerade einmal 0,3 l Diesel pro t gemischtem Futter.
Der Aufbau ist relativ einfach: Die Hardware des vertikalen Mischwagens ist baugleich mit dem gezogenen Modell Vertimix 105 bzw. 125 mit 10,5 oder 12,5 m³ Volumen und einer Mischschnecke.
Die Mischschnecke ist die identisch zum gezogenen Modell.
(Bildquelle: Velderman)
Die E-Motoren sind flüssigkeitsgekühlt. Der Tank ganz hinten ist für das Hydrauliköl.
(Bildquelle: Velderman)
Über einen geänderten Rahmen wird der Triebkopf samt Antriebsrad, Akku und Bedienplattform vor den Mischwagen geschraubt. Damit entsteht ein kleiner, dreirädriger Selbstfahrer. Angetrieben wird er von zwei E-Motoren. Der erste mit einer maximalen Leistung von 72 kW treibt die Mischschnecke direkt an. Die Leistung ist deshalb so hoch, damit das nötige Anlaufmoment auch bei schweren Mischungen ausreicht. Der Elektromotor dreht bis zu 6.000 U/min. Die untersetzte Mischschnecke kann so mit Boost-Taste mit bis zu 48 U/min schnell drehen. Das ist super, damit Restfutter einfach von der Schnecke heruntergeschleudert wird.
Der zweite E-Motor mit 46 kW maximaler Leistung betätigt eine Hydraulikpumpe, die Fahrantrieb und Nebenverbraucher (Lenkung, Schieber, Austragsband, etc.) speist.
Wendiges Dreirad
Stichwort Lenkung: Mit einem Lenkeinschlag von mehr als 90° in jede Richtung dreht der eVerti-Feed auf der Stelle, wenn man denn will. Damit ist man auf dem Hof flink unterwegs, wenngleich der Selbstfahrer maximal 10 km/h schnell ist. Bei unserer Demomaschine noch nicht integriert: ein Pfeil, der dem Fahrer den Lenkwinkel des Triebrades anzeigt. Ohne diese Kennzeichnung weiß der Fahrer nicht, in welchem Winkel das Triebrad gerade zum Fahrzeug steht und fährt entsprechend „blind“ los.
Herrlich einfach ist die Bedienplattform. Aufspringen und losfahren ist hier die Devise. Auf eine Kabine hat man laut Strautmann bewusst verzichtet, um die Anschaffungskosten gering zu halten. Gering ist relativ betrachtet: Schließlich kostet der eVerti-Feed 1251 laut Liste mehr als 120.000 Euro.
Die Bedienung per Kippschalterterminal ist einfach und vollkommen ausreichend. Die beiden grünen Drucktaster aktivieren die E-Motoren.
(Bildquelle: Velderman)
Per Fußtaster fährt man den Mischer. Der rote Bumper bremst das Fahrzeug, falls die Verzögerung vom Fahrantrieb nicht ausreichen sollte.
(Bildquelle: Velderman)
Als Sicherheit ist ein Trittblech mit Kontaktschalter integriert. Steht man darauf, dann kann der Mischer einfach per Kippschalterterminal bedient werden. Über Fußpedale fährt man das Fahrzeug vor- oder rückwärts. Das verlangt etwas Übung, weil die Reaktionszeit der Pedale schön kurz eingestellt ist.
Als Bediener fühlt man sich wie ein Logistiker, der seinen E-Stapler durch die Hochregale riesiger Lagerhäuser manövriert. Ein Kamerasystem von Brigade ermöglicht die Sicht nach rechts, links und vom Fahrer aus nach hinten auf das Querförderband.
Will der Fahrer an einer Seite des Mischwagens vorbeischauen, kann er die Bedienplattform einfach von links nach rechts bzw. in zwölf Stellungen à 15° drehen. Steht die Plattform im rechten Winkel zur Fahrtrichtung, steht sie allerdings seitlich über. Schiebt man den Wagen also in den Stall, ist die Übersicht bescheiden (ähnlich wie beim Selbstfahrer bei Rückwärtsfahrt). Zieht man den Wagen mit dem Triebkopf, ist die Sicht natürlich prima.
Das Triebrad lenkt eng. Der kleine Pfeil zeigt dem Fahrer die Fahrtrichtung.
(Bildquelle: Velderman)
Die Mischschnecke wird direkt vom eigenen E-Motor angetrieben. Eine hydraulische Feststellbremse der Achse ist Serie.
(Bildquelle: Velderman)
Zieht man den Wagen, ist die Sicht natürlich super. Schiebend bekommt das Triebrad aber mehr Gewicht und damit mehr Traktion.
(Bildquelle: Velderman)
Die Bedienplattform lässt sich in zwölf Positionen um 180° drehen. Dann kann man an einer Seite am Wagen vorbei schauen. Aber Vorsicht: Die Plattform ist dann breiter als der Wagen.
(Bildquelle: Velderman)
Mit der Kamera hat man das Fahrzeug größtenteils im Blick, denn die Sicht vom Fahrerstand aus ist begrenzt.
(Bildquelle: Velderman)
Wir haben sowohl eine Futtermischung für Rinder als auch eine für hochleistende Tiere angefertigt. Die Waage stammt von Dynamica Generale und hat die üblichen Rezepteinstellungen, identisch zur gezogenen Variante des Mischwagens. Gut ist, dass Fahrmotor und Mischmotor separat geschaltet werden können. Das bedeutet, dass die Pumpe für den Fahrantrieb beim Mischen stromlos geschaltet werden kann.
Mischschnecke dreht variabel von 0 bis 30 U/min
Der Mischmotor hatte in unserem Fall genügend Kraftreserven und Drehmoment, um die Mischschnecke nach Fertigstellen der Kuhmischung (4,5 t) wieder zum Drehen zu bringen. Perfekt wäre nun noch eine einstellbare Nachmischzeit, nach der sich der Wagen abschaltet. Die Drehzahl ist stufenlos von 0 bis 30 U/min einstellbar.
Auf dem Weg in den Stall gibt es aber Grenzen: Der Selbstfahrer braucht unbedingt festen Untergrund. Der Hydraulikmotor für das Triebrad war in unserem Fall für Steigungen über 12° noch etwas zu schwach ausgelegt. Schiebt man den Mischwagen in den Stall, reicht zwar die Traktion, aber dann fehlte dem Motor das letzte Drehmoment, um den Wagen über den steilen Anstieg in den Stall zu schieben. Für die Serienproduktion hat Strautmann bereits auf einen stärkeren Antrieb umgestellt.
Weitere Details:
Das System arbeitet mit 384 Volt. Laut Strautmann ist das Hochvoltsystem deutlich effizienter als die Variante mit 48 bzw. 96 Volt und bietet zusätzliche Leistungsreserven.
Der Akku kann einphasig mit etwa 5 kW pro Stunde geladen werden.
Eine Straßenzulassung gibt es nicht. Mit einer K80-Kalotte und einem Dreipunktbock am Schlepper kann der eVerti-Feed zur Werkstatt gebracht werden.
Die LED-Arbeitsscheinwerfer sind Serie.
Fazit
Auch Strautmann füttert flüsternd. Mit dem eVerti-Feed ist eine einfache, funktionale Einheit für den Einstieg in die Elektromobilität beim Füttern entstanden. Eine Akkuladung reicht für bis zu vier Mischungen. Die Bedienplattform ist bewusst einfach, die Bedienung kinderleicht. An die stehende Fahrposition gewöhnt man sich schnell. Wir sind gespannt, wie Strautmann diese Technik weiterentwickelt. Möglich wäre sicherlich auch ein elektrischer Selbstfahrer mit Fräse...