Gut zu wissen
- Nevonex ist ein herstellerunabhängiges, digitales Ökosystem für intelligente Landmaschinen, ähnlich wie Android für Smartphones.
- Features sind die Apps im Nevonex-System, sie bringen spezifische Funktionen auf die Maschinen oder in die Cloud.
- Nevonex wird per Smartphone oder Tablet bedient und läuft z. B. auf dem Jobrechner der Maschine.
Fast jeder kennt Android fürs Smartphone. Das Betriebssystem, von Google ständig weiterentwickelt, steht nahezu allen Herstellern von Smartphones und Tablets für die Nutzung zur Verfügung. Zusätzlich können Entwickler das System als Basis für ihre Apps nutzen, die dann auf Android-Geräten laufen.
Klassische Arbeitsteilung also: Der Geräte-Hersteller kümmert sich um die Hardware, Google um das Betriebssystem und viele Entwickler liefern Anwendungen. Es entsteht ein digitales Ökosystem, bei dem der Anwender von einer durchgängigen Bedienoberfläche und zahlreichen, einfach zu nutzenden Möglichkeiten profitiert.
Ganz ähnlich funktioniert auch Nevonex von Bosch. Die Software kann auf verschiedensten Geräten im landtechnischen Umfeld laufen. Das können zum Beispiel Jobrechner direkt in der Maschine oder ISO-Bus-Terminals in der Kabine sein. Über eine Schnittstelle hat Nevonex dann Zugriff auf ISO-Bus- und Maschinenfunktionen.
Entwickler erstellen in der Nevonex-Welt sehr einfach Anwendungen, sogenannte Features. Der Entwickler kann dabei auch der Hersteller der Maschine sein, der das System als Basis für Zusatzfunktionen nutzt. Ein Beispiel dafür ist Rauch mit der Funktion HillControl für Axis Düngerstreuer. Die Lösung basiert auf Nevonex.
Aber auch Drittanbieter können Features für Maschinen mit Nevonex entwickeln. Ein Düngerhersteller kann damit spezielle Features zu seinen Produkten anbieten, die auf Düngerstreuern mit Nevonex laufen.
Der Vorteil für die Entwickler: Sie müssen sich um die Unterschiede der verschiedenen Düngerstreuer und deren technische Ansteuerung nicht kümmern, da Nevonex die Schnittstelle bildet und die Ansprache in der Programmierumgebung damit immer gleich ist. Ähnlich wie der Android-Programmierer sich nicht um das Endgerät sorgen muss, auf dem seine Anwendung später laufen wird. Der Entwicklungs- und Programmieraufwand sinkt also deutlich.
Keine App-Plattform
Soweit die Parallelen zu Android. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Während nahezu jeder Entwickler schnell in die Programmierung einer App für das Smartphone einsteigen kann, muss man bei Nevonex den Status eines Partners haben.
Außerdem...
Gut zu wissen
- Nevonex ist ein herstellerunabhängiges, digitales Ökosystem für intelligente Landmaschinen, ähnlich wie Android für Smartphones.
- Features sind die Apps im Nevonex-System, sie bringen spezifische Funktionen auf die Maschinen oder in die Cloud.
- Nevonex wird per Smartphone oder Tablet bedient und läuft z. B. auf dem Jobrechner der Maschine.
Fast jeder kennt Android fürs Smartphone. Das Betriebssystem, von Google ständig weiterentwickelt, steht nahezu allen Herstellern von Smartphones und Tablets für die Nutzung zur Verfügung. Zusätzlich können Entwickler das System als Basis für ihre Apps nutzen, die dann auf Android-Geräten laufen.
Klassische Arbeitsteilung also: Der Geräte-Hersteller kümmert sich um die Hardware, Google um das Betriebssystem und viele Entwickler liefern Anwendungen. Es entsteht ein digitales Ökosystem, bei dem der Anwender von einer durchgängigen Bedienoberfläche und zahlreichen, einfach zu nutzenden Möglichkeiten profitiert.
Ganz ähnlich funktioniert auch Nevonex von Bosch. Die Software kann auf verschiedensten Geräten im landtechnischen Umfeld laufen. Das können zum Beispiel Jobrechner direkt in der Maschine oder ISO-Bus-Terminals in der Kabine sein. Über eine Schnittstelle hat Nevonex dann Zugriff auf ISO-Bus- und Maschinenfunktionen.
Entwickler erstellen in der Nevonex-Welt sehr einfach Anwendungen, sogenannte Features. Der Entwickler kann dabei auch der Hersteller der Maschine sein, der das System als Basis für Zusatzfunktionen nutzt. Ein Beispiel dafür ist Rauch mit der Funktion HillControl für Axis Düngerstreuer. Die Lösung basiert auf Nevonex.
Aber auch Drittanbieter können Features für Maschinen mit Nevonex entwickeln. Ein Düngerhersteller kann damit spezielle Features zu seinen Produkten anbieten, die auf Düngerstreuern mit Nevonex laufen.
Der Vorteil für die Entwickler: Sie müssen sich um die Unterschiede der verschiedenen Düngerstreuer und deren technische Ansteuerung nicht kümmern, da Nevonex die Schnittstelle bildet und die Ansprache in der Programmierumgebung damit immer gleich ist. Ähnlich wie der Android-Programmierer sich nicht um das Endgerät sorgen muss, auf dem seine Anwendung später laufen wird. Der Entwicklungs- und Programmieraufwand sinkt also deutlich.
Keine App-Plattform
Soweit die Parallelen zu Android. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Während nahezu jeder Entwickler schnell in die Programmierung einer App für das Smartphone einsteigen kann, muss man bei Nevonex den Status eines Partners haben.
Außerdem werden neue Features intensiv geprüft. So will Bosch die Funktion garantieren. Oft geht es auch um sicherheitsrelevante Steuerungsfunktionen, die besondere Sorgfalt bei der Umsetzung erfordern und z. B. der Maschinenrichtlinie entsprechen müssen. Ein weiterer Unterschied: Google agiert als Plattform für die Vermarktung der Apps und streicht einen Teil des Umsatzes ein. Bei Nevonex bleibt die Geschäftsbeziehung zwischen dem Anbieter des Features und dem Endkunden. Das System stellt die technische Basis, bringt die Partner zusammen und weist die Features den Nutzern zu.
Intelligenz kommt auf die Maschine
Nevonex ermöglicht einen kontinuierlichen Datenaustausch über das Internet. Bosch betreibt dazu eigene Server im Stuttgarter Raum, eine dauerhafte Speicherung von Daten erfolgt dort nach Angaben des Unternehmens nicht. Der Farmmanagement-Anbieter Xarvio arbeitet z. B. an einem Feature zum Datenaustausch zwischen Maschine und der Xarvio-Schlagkartei. So gelangen Applikationskarten einfach auf die Maschine und können dort abgearbeitet werden. Auch die Anbindung von Datendrehscheiben wie Agrirouter ist theoretisch per Feature recht einfach möglich.
Die Features sind nicht auf eine permanente Internetverbindung angewiesen. Perspektivisch sind aber die Übertragung von Sensordaten und der Empfang der passenden Stellgrößen nahezu in Echtzeit denkbar. Das erlaubt den Zugriff auf einen sehr viel größeren und aktuelleren Datenpool sowie größere Rechenkapazitäten, als sie auf der Maschine selbst zur Verfügung stehen — Potenzial für mehr Präzision.
Mit den Möglichkeiten steigen aber auch die Anforderungen an die Hardware. Erst die kommende Jobrechner- und Terminalgeneration bietet genügend Rechenleistung und Konnektivität für Nevonex. Nötig sind zum Beispiel Prozessoren mit zwei bis vier Rechenkernen und eine Wi-Fi-Verbindungsmöglichkeit. Nachrüstlösungen sind allerdings möglich. Topcon liefert zum Beispiel mit dem CL 55 ein erstes Telemetriemodul, auf dem Nevonex laufen kann. Es kann auch nachgerüstet werden. Das Modul greift dann auf den CAN- und ISO-Bus der Maschine zu.
Bedienung per App
Die Bedienung von Features erfolgt per Nevonex-App. Dazu verbindet der Nutzer sein Smartphone oder Tablet mit dem Gerät, auf dem die Software läuft, zum Beispiel dem CL 55. Mit dem Tablet kommt also zunächst ein weiteres Gerät zur Bedienung hinzu. Bei mehreren Maschinen und Features wird daraus aber ein Vorteil: Die Bedienoberfläche folgt einer immer gleichen Logik. Das unterschiedliche „Hineindenken“ in die Bedienung bei saisonalen Arbeiten wird minimiert.
Ein Beispiel: Landwirt Meier besitzt einen Düngerstreuer mit Nevonex. Sein Farmmanagementsystem (FMIS) bietet ein Feature für Düngerstreuer, um Applikationskarten unter Berücksichtigung von Daten eines Stickstoffsensors abzuarbeiten. Meier ordert dieses Feature über seinen FMIS-Anbieter, Nevonex weist es ihm anschließend zu. Damit ist es in Meiers Düngerstreuer verfügbar.
Um das Feature zu nutzen, startet er die Nevonex App auf seinem Tablet oder Smartphone und verbindet sich per Wi-Fi mit dem Jobrechner der Maschine. Das Feature startet er aus der App, den Düngerstreuer bedient er ansonsten über das ISO-Bus-Maschinenterminal. Das Feature erhält die Applikationskarte online vom FMIS. Sie wird, wie die gesamten Prozessdaten, auf den Bosch-Servern verarbeitet.
Über die Nevonex-Schnittstelle greift das Feature auf die Maschinenfunktionen zu, errechnet aus den Sensordaten die passenden Stellgrößen und beeinflusst so die Ausbringung. Nach dem Abschluss der Arbeit erhält das FMIS vom Feature die Daten der Ausbringung zur Dokumentation, bei Bosch werden diese gelöscht. Gibt es ein solches Features dann auch für Meiers Feldspritze, ist die Bedienlogik und Benutzeroberfläche des Features die gleiche, unabhängig vom Hersteller der Spritze.
Die aktuellen Partner und Features
Bisher listet Nevonex die Partner Amazone, Lemken, Pessl, Rauch, Syngenta, Topcon, Xarvio und ZG Raiffeisen auf der Website. Für das Frühjahr 2020 waren einige Features angekündigt, bisher ist es aber eher ruhig um das Thema. Da mit Bosch allerdings ein namhafter und ausdauernder Initiator hinter Nevonex steht, werden sicherlich weitere Anwendungen folgen.
Spannend bleibt, ob Bosch ein Branchen-Schwergewicht als Partner gewinnen kann. Dann könnte Nevonex ein ähnliches Erfolgsmodell werden, wie Android auf dem Smartphone. — Aber da gibt es doch noch Apples iOS: Denkt man die Parallelen weiter, könnte das wiederum dazu führen, dass sich auch in der Landtechnikwelt perspektivisch ein recht offener Standard wie Nevonex und eine durch einen einzelnen Hersteller bestimmtes digitales-Ökosystem gegenüberstehen.
Fazit
Mit Nevonex liefert Bosch einen interessanten Ansatz zur Vernetzung von Landmaschinen. Die Features genannten Anwendungen öffnen die Programmierung von Funktionen und Intelligenz für Dritte. Das bietet Potenzial für einen großen Innovationsschub. Ob sich Nevonex in der Breite durchsetzen kann, hängt wesentlich davon ab, ob Bosch in Zukunft möglichst viele und große Landtechnikhersteller für das System gewinnen kann.