Gut zu wissen
- Ohne Förderung rechnet sich die Anschaffung eines Batteriespeichers derzeit (noch) nicht.
- Die Preise für Batterien fallen, und sie bekommen durch technische Weiterentwicklung mehr Leistung.
- Rentabel ist der Betrieb eines Batteriespeichers nur, wenn die Netzbezugspreise steigen, die EEG-Vergütung sinkt und der Speicher häufig geladen und entladen wird.
Auf dem Dach meiner Maschinenhalle war noch Platz für eine Photovoltaikanlage. Und da ich im Kuh- und im Schweinestall insgesamt 127 500 kWh Strom im Jahr verbrauche, überlegte ich, eine Eigenbedarfsanlage zu installieren“, berichtet Landwirt Hermann Holtkamp aus 48619 Vreden.
Sein Elektroinstallateur Christian Böwing, Inhaber der Firma Böwing Energietechnik, brachte ihn dann auf die Idee, zusätzlich einen Batteriespeicher anzuschaffen. Dafür spricht, dass die zwei Melkroboter im Kuhstall und die Lüftung im Schweinestall auch nachts Strom brauchen, wenn die PV-Anlage keinen Strom produziert.
Förderung vom Land
Hinzu kam, dass es eine Investitionsförderung für Batteriespeicher im Rahmen des Förderprogramms „
progres.nrw“ gab und gibt. Hermann Holtkamp musste bei der Investition im Jahr 2018 von den rund 40 000 Euro ohne MwSt. nur 50 % der Anschaffungskosten für den Batteriespeicher selbst übernehmen, die andere Hälfte zahlte das Land Nordrhein-Westfalen.
Das Förderprogramm zur Markteinführung elektrischer Batteriespeicher in Verbindung mit einer neu zu errichtenden Photovoltaikanlage läuft weiterhin, nur inzwischen mit anderen Konditionen: Gefördert werden Batteriespeicher in NRW jetzt mit 200 Euro pro kWh Speicherkapazität. Ähnliche Förderprogramme gibt es auch in anderen Bundesländern. Einen Überblick, zu welchen Bedingungen andere Bundesländer die Anschaffung eines Batteriespeichers fördern, liefert der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) im Internet unter
sfv.de.
Leistung der B-Box
Seit Juli 2018 ist auf dem Dach der Maschinenhalle von Hermann Holtkamp eine Photovoltaikanlage mit 97,6 kW Nennleistung (kWp) in Ost-West-Ausrichtung installiert. Ein kleiner abgetrennter Raum in der Maschinenhalle beherbergt drei Batteriemodule vom Typ B-Box 13.8 des chinesischen Herstellers Byd. Jedes Model kann bis zu 13,8 kWh speichern. Dem Betrieb Holtkamp stehen also mit jedem Vollladezyklus maximal 41,4 kWh Strom zur Verfügung.
Das hört sich erst einmal nicht viel an. Aber im Jahr 2019 haben die Batterien insgesamt 8 800 kWh Strom gespeichert und mit 8 590 kWh fast genauso viel abgeben. Das führte dazu, dass sich die...
Gut zu wissen
- Ohne Förderung rechnet sich die Anschaffung eines Batteriespeichers derzeit (noch) nicht.
- Die Preise für Batterien fallen, und sie bekommen durch technische Weiterentwicklung mehr Leistung.
- Rentabel ist der Betrieb eines Batteriespeichers nur, wenn die Netzbezugspreise steigen, die EEG-Vergütung sinkt und der Speicher häufig geladen und entladen wird.
Auf dem Dach meiner Maschinenhalle war noch Platz für eine Photovoltaikanlage. Und da ich im Kuh- und im Schweinestall insgesamt 127 500 kWh Strom im Jahr verbrauche, überlegte ich, eine Eigenbedarfsanlage zu installieren“, berichtet Landwirt Hermann Holtkamp aus 48619 Vreden.
Sein Elektroinstallateur Christian Böwing, Inhaber der Firma Böwing Energietechnik, brachte ihn dann auf die Idee, zusätzlich einen Batteriespeicher anzuschaffen. Dafür spricht, dass die zwei Melkroboter im Kuhstall und die Lüftung im Schweinestall auch nachts Strom brauchen, wenn die PV-Anlage keinen Strom produziert.
Förderung vom Land
Hinzu kam, dass es eine Investitionsförderung für Batteriespeicher im Rahmen des Förderprogramms „
progres.nrw“ gab und gibt. Hermann Holtkamp musste bei der Investition im Jahr 2018 von den rund 40 000 Euro ohne MwSt. nur 50 % der Anschaffungskosten für den Batteriespeicher selbst übernehmen, die andere Hälfte zahlte das Land Nordrhein-Westfalen.
Das Förderprogramm zur Markteinführung elektrischer Batteriespeicher in Verbindung mit einer neu zu errichtenden Photovoltaikanlage läuft weiterhin, nur inzwischen mit anderen Konditionen: Gefördert werden Batteriespeicher in NRW jetzt mit 200 Euro pro kWh Speicherkapazität. Ähnliche Förderprogramme gibt es auch in anderen Bundesländern. Einen Überblick, zu welchen Bedingungen andere Bundesländer die Anschaffung eines Batteriespeichers fördern, liefert der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) im Internet unter
sfv.de.
Leistung der B-Box
Seit Juli 2018 ist auf dem Dach der Maschinenhalle von Hermann Holtkamp eine Photovoltaikanlage mit 97,6 kW Nennleistung (kWp) in Ost-West-Ausrichtung installiert. Ein kleiner abgetrennter Raum in der Maschinenhalle beherbergt drei Batteriemodule vom Typ B-Box 13.8 des chinesischen Herstellers Byd. Jedes Model kann bis zu 13,8 kWh speichern. Dem Betrieb Holtkamp stehen also mit jedem Vollladezyklus maximal 41,4 kWh Strom zur Verfügung.
Das hört sich erst einmal nicht viel an. Aber im Jahr 2019 haben die Batterien insgesamt 8 800 kWh Strom gespeichert und mit 8 590 kWh fast genauso viel abgeben. Das führte dazu, dass sich die Eigenverbrauchsquote im Vergleich zum reinen Direktverbrauch des PV-Stroms um 10 % erhöhte und somit die Eigenverbrauchquote rund 74 % betrug. Das heißt, 64 600 kWh von den 87 400 kWh selbst produziertem PV-Strom verbrauchten die elektrischen Maschinen und Geräte in den Ställen. Daher ist Landwirt Hermann Holtkamp zufrieden mit seiner Entscheidung, den Batteriespeicher angeschafft zu haben.
Potenzial der Batterie
Elektromeister Christian Böwing rechnet vor, welches Potenzial der Batteriespeicher theoretisch hat. Dabei geht er von den optimalsten Bedingungen aus. Darüber hinaus berücksichtigt er die zu erwartende Leistungsdegression des Speichersystems nicht: „Würden die Batterien 350-mal im Jahr vollgeladen und entleert, dann könnten sie theoretisch 14 490 kWh Strom im Jahr speichern und bei Bedarf zur Verfügung stellen. Bei Netzbezugskosten von 25 Cent pro kWh ergäbe sich somit nach Abzug der entgangenen EEG-Vergütung von rund 11 Cent pro kWh und abzüglich der mit 40 % anteilig zu zahlendenden EEG-Umlage ein jährlicher Mehrwert für den Batteriestrom von rund 1 640 Euro im Jahr. In diesem Fall würde sich der Batteriespeicher innerhalb von zehn Jahren amortisieren.“
Der Installateur weiß selbst, dass seine Rechnung hinkt und vergleicht den Speicher deshalb gerne mit einem Salatkopf. „Salat kann ich im Garten selbst anbauen, im Supermarkt bekomme ich ihn einfacher und kostengünstiger. Ähnlich ist es beim Batteriestrom. Der gespeicherte Strom macht unabhängiger vom Netz, aber er ist nicht unbedingt günstiger.“ Der Betrieb Holtkamp erreicht mit seiner PV-Anlage plus Batteriespeicher zur Zeit einen Autarkiegrad von rund 50 %.
Immer selbst nachrechnen
Weil wir die überschlägige Rechnung vom Elektroinstallateur mit 350 Ladezyklen im Jahr für zu optimistisch hielten, haben wir die Wirtschaftlichkeit des Batteriespeichers selbst nachgerechnet:
- einmal mit den tatsächlichen Zahlen aus dem Jahr 2019,
- einmal für die Situation, dass der Batteriespeicher auf dem Betrieb Holtkamp 250 Ladezyklen im Jahr durchläuft,
- und einmal für den Fall, dass der Betrieb den Batteriespeicher heute zum halben Preis hätte anschaffen können.
Da der Betrieb Holtkamp im Jahr 2019 nur 8 590 kWh Batteriestrom genutzt hat, bedeutet das Batteriespeicherkosten von 15,7 Cent pro kWh. Zwar wäre der Strom aus dem Netz mit aktuell 25,3 Cent pro kWh teurer gewesen. Jedoch sind für den Batteriestrom mit 2,7 Cent pro kWh 40 % der EEG-Umlage zu bezahlen, und außerdem entgehen ihm durch die Stromspeicherung rund 11 Cent pro kWh EEG-Vergütung. Summa summarum stand bei einer ehrlichen Rechnung für 2019 ein Verlust von rund 370 Euro für den Batteriestrom unter dem Strich.
Oft laden und entladen
Etwas besser sieht die Rechnung aus, wenn der Speicher jährlich 250 Vollladezyklen erreicht und somit unter Berücksichtigung des jährlichen Wirkungsgradverlusts im 20-jährigen Durchschnitt 9 420 kWh Batteriestrom pro Jahr vom Betrieb genutzt werden. Dann kostet der Batteriestrom nämlich nur noch 14,4 Cent pro kWh.
Dazu addieren muss man auch hier wieder die EEG-Umlage und die entgangene EEG-Vergütung. Das Ergebnis der Kostendifferenz gegenüber dem Netzbezug ist mit 380 Euro pro Jahr zwar positiv, aber dennoch ernüchternd. Denn die Amortisation der Anschaffungskosten im überschaubaren Zeitrahmen ist damit nicht möglich.
Nur wenn die Anschaffungspreise für Batteriespeicher fallen — wir haben Kosten von 10000 Euro angenommen — amortisiert sich der Speicher in weniger als zehn Jahren. Diese Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen, denn nach Aussage von Christian Böwing kostet das Speichersystem mit drei Batteriemodulen von Byd heute nur noch rund 18000 Euro ohne MwSt.
Erhält der Kunde über ein Förderprogramm z. B. 200 Euro pro kWh Speicherkapazität, so bleiben nur rund 10000 Euro Investitionskosten übrig. Aber auch hier gilt: Die Investition rechnet sich nur, wenn der Batteriespeicher im Komplettsystem PV-Anlage plus Batterie regelmäßig genutzt wird.
Was uns sonst noch auffiel:
- Die Firma Böwing installierte die Batteriemodule zusammen mit drei Wechselrichtern von SMA.
- Die Batterie-Wechselrichter könnten auch im Inselbetrieb arbeiten und wären somit notstromfähig. Diese Betriebsfunktion war auf dem Betrieb Holtkamp nicht eingerichtet.
- Elektroinstallateur Christian Böwing überwacht die Photovoltaikanlage und den Batteriespeicher über das Webportal von SMA. „Das gehört zum Service. So kann ich sofort aktiv werden, wenn es einen Fehler gibt“, sagt er.
Fazit
Landwirt Hermann Holtkamp ist einer der Pioniere, die schon in ein Batteriespeichersystem investiert haben. Sein Ziel war es, nachts wenigstens einen Teil seines tagsüber produzierten Photovoltaikstroms zu nutzen. Das ist gelungen. Gleichzeitig kann sein Elektroinstallateur Erfahrungen mit dem System sammeln.
Allerdings rechnet sich die Investition für ihn bisher noch nicht wirklich. Dazu müsste er seinen Stromspeicher noch besser auslasten, und der Netzbezugspreis müsste steigen. Aber selbst dann bleibt die Wirtschaftlichkeit seiner Investition mit rund 500 Euro pro kWh Speicherkapazität noch fraglich. Besser sieht das in Zukunft aus, wenn die Speicherpreise fallen.