Gut zu wissen
- Das hydraulisch verschiebbare Zwillingsrad-System soll in Kürze eine Betriebserlaubnis für den öffentlichen Straßenverkehr bekommen.
- Die Standfestigkeit des Schleppers verbessert sich gegenüber einer 1,50-m-Spur erheblich.
- Das System ist abnehmbar und kann beim Verkauf des Schleppers auf dem Betrieb bleiben.
Der Ökobetrieb Schirneker-Reineke aus Bad Salzuflen verwendete für seine Dammkulturen bisher ein fest montiertes Zwillingsrad. „Da wir vom Landkreis Lippe aber keine Ausnahmegenehmigungen mehr für überbreite Schlepper bekommen, brauchten wir Alternativen“, so Betriebsleiter Armin Schirneker-Reineke. Auf der Suche nach Lösungen kam er mit dem Maschinenbaubetrieb Becklönne in Kontakt. Die Aufgabenstellung war „einfach“: Für das bisherige System musste ein Ersatz her, der nur wenig Montageaufwand benötigt und der vor allem auch für den Straßenverkehr geeignet und zugelassen ist.
Schnelle Ideenfindung
Die Entwicklung bei Becklönne startete Anfang 2020 und zum Frühjahr stand das System — auch wenn es zur Zeit im Detail noch verbessert wird. Weil am John Deere 6110R Felgen mit doppeltem Lochkreis montiert waren, nahm Becklönne den äußeren 480 mm-Lochkreis als Basis für die Verschiebetechnik. Der innere Kreis dient weiterhin zum Verschrauben der Felge an der Flanschachse des Schleppers. Zunächst sollte ein massives Rohr das Führungselement sein, was sich jedoch schnell als nicht funktionell herausstellte. Das Rohr blieb aber Bestandteil des Systems — als Außenschutz für den Hydraulikzylinder, der das Rad...
Gut zu wissen
- Das hydraulisch verschiebbare Zwillingsrad-System soll in Kürze eine Betriebserlaubnis für den öffentlichen Straßenverkehr bekommen.
- Die Standfestigkeit des Schleppers verbessert sich gegenüber einer 1,50-m-Spur erheblich.
- Das System ist abnehmbar und kann beim Verkauf des Schleppers auf dem Betrieb bleiben.
Der Ökobetrieb Schirneker-Reineke aus Bad Salzuflen verwendete für seine Dammkulturen bisher ein fest montiertes Zwillingsrad. „Da wir vom Landkreis Lippe aber keine Ausnahmegenehmigungen mehr für überbreite Schlepper bekommen, brauchten wir Alternativen“, so Betriebsleiter Armin Schirneker-Reineke. Auf der Suche nach Lösungen kam er mit dem Maschinenbaubetrieb Becklönne in Kontakt. Die Aufgabenstellung war „einfach“: Für das bisherige System musste ein Ersatz her, der nur wenig Montageaufwand benötigt und der vor allem auch für den Straßenverkehr geeignet und zugelassen ist.
Schnelle Ideenfindung
Die Entwicklung bei Becklönne startete Anfang 2020 und zum Frühjahr stand das System — auch wenn es zur Zeit im Detail noch verbessert wird. Weil am John Deere 6110R Felgen mit doppeltem Lochkreis montiert waren, nahm Becklönne den äußeren 480 mm-Lochkreis als Basis für die Verschiebetechnik. Der innere Kreis dient weiterhin zum Verschrauben der Felge an der Flanschachse des Schleppers. Zunächst sollte ein massives Rohr das Führungselement sein, was sich jedoch schnell als nicht funktionell herausstellte. Das Rohr blieb aber Bestandteil des Systems — als Außenschutz für den Hydraulikzylinder, der das Rad verschiebt.
Als Führung und zur Drehmoment-Übertragung dient jetzt eine Platte, in die fünf massive, gehärtete 80-mm-Stahlwellen eingeschrumpft und verschweißt sind. Das Gegenstück an der ausschiebbaren Seite bilden 140 mm breite Gleitlager aus Messingbuchsen. Die Lager sind zwischen zwei Halteplatten verschweißt. Die äußere Platte ist mit Stehbolzen versehen, die wiederum zum Lochbild der Felge passen. So wird das äußere Rad am System befestigt.
Die Funktionsweise
Auf beiden Seiten verschiebt ein innenliegender Hydraulikzylinder das äußere Zwillingsrad. Dazu wird er mit langen Schläuchen an ein heckseitiges Steuergerät angeschlossen — am besten an eines mit externer Bedienung.
Damit die Verschiebung möglichst ohne Verspannungen erfolgt, sollte das innere Rad auf einem Kantholz, auf der Bankette oder einem Damm stehen — Hauptsache, das äußere Rad ist weitgehend entlastet. Dann wird das Rad ausgeschoben und hat in der Endposition einen Spurabstand von 75 cm. Eine Drehdurchführung für die Ölleitungen wäre machbar (dann könnte man während der Fahrt verschieben), wenn die Produktionszahl mal irgendwann stimmt.
Je Seite wiegt die Konstruktion rund 400 kg (ohne Rad), was bei der Gesamtachslast zu berücksichtigen ist. Gedacht ist das System zur dauerhaften Montage, es lässt sich aber mit einem Zeitaufwand von je einer Stunde pro Seite ab- und wieder anbauen.
Einsatz in der Praxis
Die Entlastung des Rads zum Verschieben ist laut Schirneker-Reineke in der Praxis kein Problem, allerdings verfügt er auch über entsprechende Schlaggrößen, so dass er nicht ständig verstellen muss. Bei unserem Einsatz hat das Verschieben für beide Räder keine fünf Minuten gedauert. Darin enthalten ist das Rangieren zur Entlastung der Räder, das Verbinden der Ölschläuche an jedem Rad und das Verstauen der Schläuche (bisher auf der Kabine).
Der Schlepper steht erheblich stabiler als auf der 1,50-m-Einzelspur mit den Reifen der Größe 270/95 R 48 — ein großer Vorteil bei den bis zu 12 m breiten Anbaugeräten, wie etwa dem Treffler-Striegel bei unserem Einsatz. Außerdem reduziert sich der Bodendruck natürlich erheblich, und vor allen Dingen ist man legal auf der Straße unterwegs — jedenfalls wenn die Einzelgenehmigung erfolgt, wovon Becklönne ausgeht. Dieselben Vorteile gelten natürlich auch für einen Einsatz auf empfindlichen Grünlandflächen, hier sieht Becklönne ein weiteres, interessantes Einsatzfeld.
Das System soll rund 14 000 Euro kosten. Eine Summe, die sich nach Meinung Schirneker-Reinekes kaum rentabel vertreten lässt, aber: „Ohne geht es nicht, wir brauchen die Verteilung der Last und die Standsicherheit.“ Sollte eine Serienfertigung möglich sein, geht Becklönne davon aus, das hydraulisch verschiebbare Zwillingsrad-System wesentlich preiswerter anbieten zu können.