Gut zu wissen
- Der X9 arbeitet mit einem Doppelrotor, wie ihn auch der Agco Ideal und New Holland CR haben.
- Zusammen mit neuen Bandschneidwerken will man Druschleistungen von 100 t/h Weizen realisieren.
- Neue Dimensionen erreicht auch der Fahrerkomfort, z. B. mit dem optionalen Massagesessel.
Egal, ob Fendt mit dem Ideal 10T, Claas mit dem Lexion 8900 oder New Holland mit dem CR 10.90 - in der Kategorie der Höchstleistungs-Mähdrescher mit 700 PS (New Holland) bzw. sogar 790 PS (Fendt, Claas) hatte John Deere mit dem Topmodell S790 und „nur“ 625 PS keine adäquate Antwort mehr. So kam aus Europa der Impuls für den amerikanischen Konzern, einen neuen Großmähdrescher zu bauen.
Herausgekommen ist der X9 mit Doppelrotor-Technologie. Vom Prinzip her ist die Maschine also ähnlich aufgebaut, wie der Ideal von Agco und der New Holland CR. Aber alles der Reihe nach.
Draper bis 15,20 m
Hauptsächlich wegen des Rapsanbaus in Europa hat John Deere das HDX-Draperschneidwerk entwickelt. HDX steht dabei für „Hinged Draper Extended Table“, was so viel bedeutet wie Draper mit Knickgelenk und verlängertem Tisch. Das HDX ist in Breiten von 10,70 bis 13,70 m lieferbar und bietet einige Besonderheiten. So sind die Querförderbänder mit 1,20 m Tiefe zusammen mit der oben an der Rückwand angeordneten Schnecke samt gesteuerten Einzugsfingern optimal für den Rapsdrusch gerüstet. Hinzu kommt das patentierte Profil der Bänder, das Rieselverluste gerade von kleinkörnigem Erntegut wie Raps von den — im Vergleich zum Wettbewerb — steiler stehenden Bändern deutlich reduzieren soll.
Zusätzlich zu den HDX-Drapern bietet John Deere HDR-Draperschneidwerke mit 1 m Bandtiefe und Arbeitsbreiten von bis zu 15,20 m an — das sollte reichen, um den X9 auch in ertragsschwächeren Regionen Zentral-Europas auszulasten.
Mechanische Bodenanpassung
Wir waren bei unserem Probeeinsatz mit einem 12,20 m breiten HDX-Draper begeistert von der Schneidwerkführung. Dank des knickgelenkten Rahmens mit dem 2,50 m breiten Mittelteil können die je rund 5 m breiten Ausleger des HD40X um mehr als 260 cm nach oben bzw. unten ausweichen und sich so schön dem Boden anpassen. Geführt wird der Draper dabei von den vier großen Tasträdern (27x10.50 -15), die hinter dem Tisch laufen und bis in 75 cm Schnitthöhe rund 20 % des immerhin 5 400 kg schweren Schneidwerks tragen. Die Federung von Mittelteil und Flügel ist dabei hydraulisch geregelt. Entsprechend kann sie in fünf Stufen an die Bodenbedingungen angepasst werden, während Schnitttiefe und -winkel wie gewohnt mit den Drehpotis oder dem Fahrhebel eingestellt werden — perfekt!
Damit die Haspel auch bei voller Auslenkung der Flügel immer einen möglichst gleichen Abstand zu den Bändern hat, ist sie in der Mitte ebenfalls geteilt. Außerdem haben die Ingenieure die Aushubhöhen von Schneidwerk und Haspel sowie das Drehmoment des hydraulischen Antriebes noch mal deutlich vergrößert.
John Deere X9: 1,72 m breiter Einzugskanal
Vom Schneidwerk aus geht es in den 1,72 m breiten Schrägförderer, der mit vier Ketten bestückt ist und seinen Drehpunkt jetzt direkt auf der Achse der neuen Zuführtrommel hat. So bleibt der Übergabewinkel unabhängig von der Schnitthöhe gleich. Nicht nur der im Vergleich zur S-Serie über 20 % breitere Kanal ist ein Superlativ. Auch der Vorsatzantrieb kann jetzt wahlweise 110 kW Leistung mit konstanter Drehzahl oder sage und schreibe bis zu 260 kW mit variabler Drehzahl übertragen. Auch eine optionale Staubabsaugung am Schrägförderer wird für den X9 zur kommenden Saison verfügbar sein. Allerdings war in der trockenen Wintergerste die Staubentwicklung — offensichtlich dank Sogwirkung der Rotoren — im Vergleich zum Durchsatz moderat.
Apropos Durchsatz: Um das Erntegut gleichmäßig und sicher auf die beiden Rotoren zu verteilen, hat John Deere eine 44 cm großen Zuführtrommel mit V-förmigen Elementen in der Mitte und Paddeln an den Seiten entwickelt. Außerdem drehen sich die beiden Rotoren von innen nach außen und haben die bewährte 270°-Zuführung, wie man sie aus der S-Serie kennt.
Zwei 61er-Rotoren
Statt eines Single-Rotors mit 76 cm Durchmesser wie im S hat der X9 wie gesagt zwei Rotoren mit je 61 cm Durchmesser. Die Rotoren sind mit 3,51 m auch noch fast 40 cm länger als der Single-Rotor in der S-Serie. Sehr vergleichbar ist aber die Unterteilung in die drei Bereiche Zuführung, Drusch und Abscheidung.
Für den Drusch sind unter den Rotoren je sechs Drahtkorbsegmente mit insgesamt 1,6 m2 Fläche montiert. Da die Segmente jeweils nur etwa 20 cm breit sind, können sie sehr einfach von einer Person aus- bzw. eingebaut werden. Außerdem haben die hydraulisch verstellbaren Körbe serienmäßig die von der S-Serie bekannte aktive Korbdämpfung, und die vorderen beiden Abschnitte können manuell mit Entgrannerblechen abgedeckt werden.
Der Restkorn-Abscheidebereich ist mit 3,6 m2 deutlich größer und mit Fingerkörben bestückt. Während das Erntegut im Druschbereich zweieinhalb Umdrehungen macht, sind es bei der Restkornabscheidung sieben Umdrehungen, bevor das Material an den vier Verlustsensoren vorbei von der 47 cm großen Auswurftrommel zum Strohhäcksler bzw. zur Schwadablage gefördert wird.
Siebkasten mit 7 m2 Fläche
Anders als beim T und S mit Tonnengebläse setzt John...
Gut zu wissen
- Der X9 arbeitet mit einem Doppelrotor, wie ihn auch der Agco Ideal und New Holland CR haben.
- Zusammen mit neuen Bandschneidwerken will man Druschleistungen von 100 t/h Weizen realisieren.
- Neue Dimensionen erreicht auch der Fahrerkomfort, z. B. mit dem optionalen Massagesessel.
Egal, ob Fendt mit dem Ideal 10T, Claas mit dem Lexion 8900 oder New Holland mit dem CR 10.90 - in der Kategorie der Höchstleistungs-Mähdrescher mit 700 PS (New Holland) bzw. sogar 790 PS (Fendt, Claas) hatte John Deere mit dem Topmodell S790 und „nur“ 625 PS keine adäquate Antwort mehr. So kam aus Europa der Impuls für den amerikanischen Konzern, einen neuen Großmähdrescher zu bauen.
Herausgekommen ist der X9 mit Doppelrotor-Technologie. Vom Prinzip her ist die Maschine also ähnlich aufgebaut, wie der Ideal von Agco und der New Holland CR. Aber alles der Reihe nach.
Draper bis 15,20 m
Hauptsächlich wegen des Rapsanbaus in Europa hat John Deere das HDX-Draperschneidwerk entwickelt. HDX steht dabei für „Hinged Draper Extended Table“, was so viel bedeutet wie Draper mit Knickgelenk und verlängertem Tisch. Das HDX ist in Breiten von 10,70 bis 13,70 m lieferbar und bietet einige Besonderheiten. So sind die Querförderbänder mit 1,20 m Tiefe zusammen mit der oben an der Rückwand angeordneten Schnecke samt gesteuerten Einzugsfingern optimal für den Rapsdrusch gerüstet. Hinzu kommt das patentierte Profil der Bänder, das Rieselverluste gerade von kleinkörnigem Erntegut wie Raps von den — im Vergleich zum Wettbewerb — steiler stehenden Bändern deutlich reduzieren soll.
Zusätzlich zu den HDX-Drapern bietet John Deere HDR-Draperschneidwerke mit 1 m Bandtiefe und Arbeitsbreiten von bis zu 15,20 m an — das sollte reichen, um den X9 auch in ertragsschwächeren Regionen Zentral-Europas auszulasten.
Mechanische Bodenanpassung
Wir waren bei unserem Probeeinsatz mit einem 12,20 m breiten HDX-Draper begeistert von der Schneidwerkführung. Dank des knickgelenkten Rahmens mit dem 2,50 m breiten Mittelteil können die je rund 5 m breiten Ausleger des HD40X um mehr als 260 cm nach oben bzw. unten ausweichen und sich so schön dem Boden anpassen. Geführt wird der Draper dabei von den vier großen Tasträdern (27x10.50 -15), die hinter dem Tisch laufen und bis in 75 cm Schnitthöhe rund 20 % des immerhin 5 400 kg schweren Schneidwerks tragen. Die Federung von Mittelteil und Flügel ist dabei hydraulisch geregelt. Entsprechend kann sie in fünf Stufen an die Bodenbedingungen angepasst werden, während Schnitttiefe und -winkel wie gewohnt mit den Drehpotis oder dem Fahrhebel eingestellt werden — perfekt!
Damit die Haspel auch bei voller Auslenkung der Flügel immer einen möglichst gleichen Abstand zu den Bändern hat, ist sie in der Mitte ebenfalls geteilt. Außerdem haben die Ingenieure die Aushubhöhen von Schneidwerk und Haspel sowie das Drehmoment des hydraulischen Antriebes noch mal deutlich vergrößert.
John Deere X9: 1,72 m breiter Einzugskanal
Vom Schneidwerk aus geht es in den 1,72 m breiten Schrägförderer, der mit vier Ketten bestückt ist und seinen Drehpunkt jetzt direkt auf der Achse der neuen Zuführtrommel hat. So bleibt der Übergabewinkel unabhängig von der Schnitthöhe gleich. Nicht nur der im Vergleich zur S-Serie über 20 % breitere Kanal ist ein Superlativ. Auch der Vorsatzantrieb kann jetzt wahlweise 110 kW Leistung mit konstanter Drehzahl oder sage und schreibe bis zu 260 kW mit variabler Drehzahl übertragen. Auch eine optionale Staubabsaugung am Schrägförderer wird für den X9 zur kommenden Saison verfügbar sein. Allerdings war in der trockenen Wintergerste die Staubentwicklung — offensichtlich dank Sogwirkung der Rotoren — im Vergleich zum Durchsatz moderat.
Apropos Durchsatz: Um das Erntegut gleichmäßig und sicher auf die beiden Rotoren zu verteilen, hat John Deere eine 44 cm großen Zuführtrommel mit V-förmigen Elementen in der Mitte und Paddeln an den Seiten entwickelt. Außerdem drehen sich die beiden Rotoren von innen nach außen und haben die bewährte 270°-Zuführung, wie man sie aus der S-Serie kennt.
Zwei 61er-Rotoren
Statt eines Single-Rotors mit 76 cm Durchmesser wie im S hat der X9 wie gesagt zwei Rotoren mit je 61 cm Durchmesser. Die Rotoren sind mit 3,51 m auch noch fast 40 cm länger als der Single-Rotor in der S-Serie. Sehr vergleichbar ist aber die Unterteilung in die drei Bereiche Zuführung, Drusch und Abscheidung.
Für den Drusch sind unter den Rotoren je sechs Drahtkorbsegmente mit insgesamt 1,6 m2 Fläche montiert. Da die Segmente jeweils nur etwa 20 cm breit sind, können sie sehr einfach von einer Person aus- bzw. eingebaut werden. Außerdem haben die hydraulisch verstellbaren Körbe serienmäßig die von der S-Serie bekannte aktive Korbdämpfung, und die vorderen beiden Abschnitte können manuell mit Entgrannerblechen abgedeckt werden.
Der Restkorn-Abscheidebereich ist mit 3,6 m2 deutlich größer und mit Fingerkörben bestückt. Während das Erntegut im Druschbereich zweieinhalb Umdrehungen macht, sind es bei der Restkornabscheidung sieben Umdrehungen, bevor das Material an den vier Verlustsensoren vorbei von der 47 cm großen Auswurftrommel zum Strohhäcksler bzw. zur Schwadablage gefördert wird.
Siebkasten mit 7 m2 Fläche
Anders als beim T und S mit Tonnengebläse setzt John Deere beim X9 zur Reinigung auf ein vierfaches Turbinengebläse, was die große Luftmenge für den jetzt laut John Deere 7 m2 großen Siebkasten energieeffizienter bereitstellen soll. Und statt der aufwändigen Schneckenkonstruktion gibt es wieder einen „normalen“ Vorbereitungsboden. Neu ist auch das abschüssige Kaskadensieb dahinter, das mit 25 mm Lamellenweite die Materialmengen auflockern und der belüfteten Fallstufe zuführen soll.
Größtes Manko an dieser Stelle ist sicher der noch fehlende Hangausgleich für die Reinigung. Außer den altbekannten Hangstegen auf den Sieben hat die Vorserie des X9 hier noch nicht viel zu bieten. Ein Punkt, den John Deere aber auf der „to do“-Liste stehen hat — zumal für den X9 (mit Rädern) derzeit auch wohl keine „Hillmaster“-Version mit Hangausgleich über die Achsportale in Planung ist.
Weiter gehen die Planungen aber bei der automatischen Maschineneinstellung ICA 2 sowie der Vorfahrtsregelung „Harvest Smart“. Kameras im Korn- und Überkehrelevator gehören genauso dazu, wie Sensoren im Korntank zur automatischen Kalibrierung der Ertragserfassung. Weiter geht es dann künftig mit der „vorausschauenden Durchsatzregelung“, wo neben Ergebnissen von Sensoren am Kabinendach sogar Vegetationsdaten von Satellitenbildern eine Rolle spielen sollen — wir sind gespannt!
Durchsatz bis 100 t/h
Wir haben den X9 1100 auf einem 40-ha-Gerstenschlag mit rund 10 t/ha Kornertrag eingesetzt. Das Stroh wurde gehäckselt, so dass wir die Maschine mit der HarvestSmart-Regelung durchaus häufiger an der Grenze der Motorleistung fuhren. Mit dem 12,20 m breiten Schneidwerk war das aber teilweise erst bei 7,5 km/h der Fall. Und das entspricht eben sehr exakt den (im Weizen versprochenen!) Durchsatzleistungen von unvorstellbaren 100 t/h — Wahnsinn!
Um aber ehrlich zu bleiben: Im Mittel lagen die Korndurchsätze bei einem von uns abgeschätzten (aber nicht exakt gemessenen) Verlustniveau von rund 1 % bei etwa 75 t/h — was immer noch eine echte Ansage ist! Wir haben uns jedenfalls vorgenommen, in der Weizenernte das Thema Durchsatzleistung, Verluste und Kornqualität noch einmal genauer zu beleuchten!
Bunker fasst 16,2 m3 Korn
Von der Reinigung wird das Korn per Elevator in den 16,2 m3 großen Korntank gefördert. Dabei ist das Wort Elevator sehr ernst zu nehmen, die theoretische Förderleistung liegt laut John Deere bei 290 t/h — mehr als die meisten Landhändler in der Republik an Förderleistung bei ihrer stationären Annahme haben dürften!
Und was den 16,2 m3 großen Korntank angeht, sei nur erwähnt, dass dieser schon bei unserem Einsatz immer in weniger als zehn Minuten wieder randvoll war. Und dann folgen — trotz der im Vergleich zum S gesteigerten Entleerleistung von 186 l/s — etwa 1,5 Minuten Überladezeit. Sehr gut gefallen hat uns dabei die — vom Wettbewerb schon länger bekannte — per Drehrad am Multifunktionsgriff schwenkbare Auslauftülle zum Anpassen der Überladeweite. Außerdem bleiben nach Abschalten der Entleerung erst die Schnecken im Tank stehen und das Abtankrohr läuft leer. Per Doppelklick erfolgt ein Sofort-Stopp der vollen Entladeschnecke. Und die Schnecke wird übrigens jetzt aktiv in der Parkposition verriegelt.
Kabine mit Massagesessel
Womit wir schon in der Kabine — oder sollen wir besser schreiben „Suite“ — des X9 wären. Sie bietet Platz satt, und hat natürlich die neue Armlehne samt 10-Zoll-Touchscreen und CommandPro-Fahrhebel, bei dem sieben der 15 Tasten frei konfigurierbar sind. So muss man sich an den ein oder anderen „versteckten“ Knopf auf der Rückseite sicher erst gewöhnen.
Was die Kabinen-Ausstattung angeht, gibt es neben „Select“, „Premium“ und „Ultimate“ beim X9 auch die „Signature“-Edition. Dann hat das neue Fahrerhaus „alles was geht“: Angefangen beim Ledersitz mit Heizung, Belüftung und Massagefunktion über das App-fähige Radio bis hin zur kompletten LED-Beleuchtung rundum. John Deere hat sich damit auch beim Fahrlicht von einem „Misch-Masch“ mit Halogen- oder Xenon-Licht verabschiedet.
Ebenfalls ein Novum ist der zu beiden Seiten frei drehbare Fahrersitz, um bequem die bis zu 15,20 m breiten Schneidwerke überblicken zu können. Eine Ausstattung, die wir im Mähdrescher bislang allerdings nicht vermisst haben. Ein echter Fortschritt ist dagegen der optionale, elektrische Türschließer: Man muss die Tür nur noch anlehnen, dann wird sie automatisch ganz fest angezogen — absolut dicht!
Häckslermesser im Golfball-Design
Im Vergleich zur S-Serie ist der Häcksler von 100 auf 124 Messer verbreitert. Und die Klingen sind für einen Selbstschärfungseffekt auf der Hinterseite stärker gehärtet als vorne. So können sie zusammen mit den 61 Klingen der in fünf Stufen (optional elektrisch) verstellbaren Gegenschneide das Stroh optimal zerkleinern. Danach wird das Häckselgut (oder bei Schwadablage nur der Siebabgang) per Radialverteiler mit fixer Drehzahl verteilt. Das funktionierte mit dem Gerstenstroh bei ordentlich Seitenwind auf 12,20 m Schnittbreite problemlos.
Doch wer hätte je gedacht, dass Häckslermesser und Golfbälle mal eine Gemeinsamkeit haben? So soll sich laut John Deere der Windwiderstand im Häcksler allein wegen der Golfball-ähnlich strukturierten Messeroberfläche um mehrere Kilowatt reduziert haben.
Ohnehin haben die Konstrukteure den gesamten Mähdrescher auf absolute Effektivität getrimmt. So will man durch den weitgehenden Verzicht auf Getriebe und Ketten sowie den Einsatz von Riementrieben mit großen Scheibenquerschnitten nach eigenen Angaben rund 120 PS eingespart haben bzw. im Vergleich zur S-Serie 20 % effizienter Dreschen.
Hirsch-Power mit 700 PS
Möglich macht das auch der neue Sechszylinder von Deere Power Systems (DPS) mit 13,6 l Hubraum. Mit SCR, DPF und DOC erfüllt er die Abgasstufe V und wird über einen großen Lüfter mit Flügelwinkelverstellung und Umkehrfunktion gekühlt. 700 PS Maximalleistung bei 1 900 U/min gibt John Deere für das Aggregat mit doppeltem Turbolader an, dass seinen Brennstoff aus einem 1 250 l großen Dieseltank zieht.
Laut John Deere soll der Kraftstoffvorrat für 14 Arbeitsstunden mit 80 % Auslastung reichen — wir sind gespannt, ob die Praxis das auch so sieht. Jedenfalls hat man schon mal vorgesorgt und ein optionales „FastFuelFill“ entwickelt, bei dem der Dieseltank über ein Rohr von unten mit bis zu 550 l/min von einer externen Pumpe befüllt werden kann. Und nur 83 l AdBlue sind ebenfalls schnell aufgefüllt.
Schnell ist auch das richtige Stichwort, wenn es um den Fahrantrieb geht. Das neue „Pro DriveXL“ hat zwei Motoren, die beim Anfahren 30 % mehr Drehmoment zur Verfügung stellen. Schließlich ist der X9 in voller Ausstattung, aber ohne Schneidwerk, mit etwa 27 t rund 4 t schwerer als die S-Serie. Mit vollem Korntank und Schneidwerk reden wir folglich über 45 bis 50 t, die auch hangaufwärts bewegt werden wollen.
Raupe mit 40 km/h
Abgestützt wird das Ganze auf den Raupenfahrwerken, die mit 61, 76 sowie 91 cm Bandbreite lieferbar sind. Wer in Deutschland allerdings unter 3,50 m Außenbreite bleiben muss, kann nur die 61-cm-Bänder montieren, so dass auch die Varianten mit 800er- oder 900er-Rädern hier kein Thema sein werden. Auf der Hinterachse sind dafür aber 30-Zoll-Felgen möglich (mit 500er Reifen bei 3,47 m Außenbreite).
Bei der Endgeschwindigkeit hat man die freie Wahl: Angefangen bei 20, 25 und 30 bis hin zur 40-km/h-Variante. Und selbst dann schnurrt der X9 dank Drehzahlabsenkung mit nur 1 700 Touren dahin.
Alles Weitere in Kürze:
- Die Schneidwerke sind mit einem eigenen Steuergerät ausgestattet, um dem Mähdrescher neben der Schnittbreite spezifische Kalibrationen und Diagnose-Codes sowie Betriebsstunden, Wartungsintervalle usw. mitteilen zu können.
- Die Hubzylinder des Schrägförderers werden in jeder Position automatisch per Sperrblock verriegelt, wenn der Fahrer absteigt oder unten ein entsprechender Knopf gedrückt wird.
- Die drei Rotordrehzahlen können jetzt mit einem Hebel hinter einer Verkleidung neben der Kabinentür geschaltet werden.
- Der Rotor ist nicht reversierbar, mit dem neuen Reversiergetriebe am Einzug kann aber bei voller Rotordrehzahl das Erntegut auch langsam und dosiert wieder eingezogen werden.
- Ab Werk gibt es Kameras sowohl im Heck, als auch an der Anhängerkupplung, im Korntank und am Entladerohr — sehr gut!
- Auch für den X9 steht „JD Link“ zum Datenaustausch zwei Jahre kostenlos zur Verfügung. Genauso können mit „Connected Support“ und „Expert Alerts“ Standzeiten minimiert werden.
- Neben dem Topmodell X9 1100 gibt es noch den X9 1000. Der Motor mit einfachem Turbo leistet statt 515 kW/700 PS genau 470 kW/639 PS. Außerdem ist der Korntank mit 14,8 m3 etwas kleiner sowie die Leistung beim Abbunkern mit 162 statt 186 l/min geringer.
- Spannend wird es sicher noch mal bei den Preisen. Leider konnte uns John Deere bis zum Redaktionsschluss hier allerdings noch keine Auskunft geben. Aber auch hier bleiben wir natürlich am Ball!
Fazit
Nach New Holland und Agco setzt auch John Deere bei seinen neuen Großmähdreschern auf die Doppelrotor-Technologie. Zusammen mit den neuen Schneidwerken will man mit der auf Effizienz getrimmten 700-PS- Maschine neben dem ähnlich motorisierten New Holland CR 10.90 auch den Konkurrenten Fendt und Claas Paroli bieten, deren Topmodelle fast 800 PS haben.
Achilles-Ferse des X9 ist wohl (noch) der fehlende (Seiten-)Hangausgleich. Aber in der Ebene ließ die Maschine bereits in der Gerste durchblicken, welche Leistungsdimensionen hier möglich sind. Und da scheint die Druschleistung von 100 t/h nicht zu viel versprochen.