Fahrbericht

John Deere X9 1100: Der 100-t-Drescher?

Mit dem X9 dringt John Deere in eine neue Dimension vor - bis zu 100 t Weizen pro Stunde bei unter 1 % Verlust soll die Maschine dreschen können. Hier eine erste Probefahrt.

John Deere Mähdrescher X9 bei der Wintergerstenernte

Wo bleibt der Abfahrer? Schon in der Gerste war der 16-Kubik- Korntank alle neun Minuten voll! (Bildquelle: Hubert Wilmer)

Gut zu wissen

- Der X9 arbeitet mit einem Doppelrotor, wie ihn auch der Agco Ideal und New Holland CR haben.
- Zusammen mit neuen Bandschneid­werken will man Druschleistungen von 100 t/h Weizen realisieren.
- Neue Dimensionen erreicht auch der Fahrerkomfort, z. B. mit dem optionalen Massagesessel.

Egal, ob Fendt mit dem Ideal 10T, Claas mit dem Lexion 8900 oder New Holland mit dem CR 10.90 - in der Kategorie der Höchstleistungs-­Mähdrescher mit 700 PS (New Holland) bzw. sogar 790 PS (Fendt, Claas) hatte John Deere mit dem Topmodell S790 und „nur“ 625 PS keine adäquate Antwort mehr. So kam aus Europa der Impuls für den amerikanischen Konzern, einen neuen Großmähdrescher zu bauen.
Herausgekommen ist der X9 mit Doppel­rotor-­Technologie. Vom Prinzip her ist die Maschine also ähnlich aufgebaut, wie der Ideal von Agco und der New Holland CR. Aber alles der Reihe nach.

Draper bis 15,20 m

Hauptsächlich wegen des Rapsanbaus in Europa hat John Deere das HDX-Draperschneidwerk entwickelt. HDX steht dabei für „Hinged Draper Extended Table“, was so viel bedeutet wie Draper mit Knickgelenk und verlängertem Tisch. Das HDX ist in Breiten von 10,70 bis 13,70 m lieferbar und bietet einige Besonderheiten. So sind die Querförderbänder mit 1,20 m Tiefe zusammen mit der oben an der Rückwand angeordneten Schnecke samt gesteuerten Einzugsfingern optimal für den Rapsdrusch gerüstet. Hinzu kommt das patentierte Profil der Bänder, das Rieselverluste gerade von kleinkörnigem Erntegut wie Raps von den — im Vergleich zum Wettbewerb — steiler stehenden Bändern deutlich redu­zieren soll.
Zusätzlich zu den HDX-Drapern bietet John Deere HDR-Draperschneidwerke mit 1 m Bandtiefe und Arbeitsbreiten von bis zu 15,20 m an — das sollte reichen, um den X9 auch in ertragsschwächeren Regionen Zentral-Europas auszulasten.

Mechanische Bodenanpassung

Wir waren bei unserem Probeeinsatz mit einem 12,20 m breiten HDX-Draper begeistert von der Schneidwerkführung. Dank des knickgelenkten Rahmens mit dem 2,50 m breiten Mittelteil können die je rund 5 m breiten Ausleger des HD40X um mehr als 260 cm nach oben bzw. unten ausweichen und sich so schön dem Boden anpassen. Geführt wird der Draper dabei von den vier großen Tast­rädern (27x10.50 -15), die hinter dem Tisch laufen und bis in 75 cm Schnitthöhe rund 20 % des immerhin 5 400 kg schweren Schneidwerks tragen. Die Federung von Mittelteil und Flügel ist dabei hydraulisch geregelt. Entsprechend kann sie in fünf Stufen an die Bodenbedingungen angepasst werden, während Schnitttiefe und -winkel wie gewohnt mit den Drehpotis oder dem Fahrhebel eingestellt werden — perfekt!
Damit die Haspel auch bei voller Auslenkung der Flügel immer einen möglichst gleichen Abstand zu den Bändern hat, ist sie in der Mitte ebenfalls geteilt. Außerdem haben die Ingenieure die Aushubhöhen von Schneidwerk und Haspel sowie das Drehmoment des hydraulischen Antriebes noch mal deutlich vergrößert.
(Quelle: profi)

John Deere X9: 1,72 m breiter Einzugskanal

Vom Schneidwerk aus geht es in den 1,72 m breiten Schrägförderer, der mit vier Ketten bestückt ist und seinen Drehpunkt jetzt direkt auf der Achse der neuen Zuführtrommel hat. So bleibt der Übergabewinkel unabhängig von der Schnitthöhe gleich. Nicht nur der im Vergleich zur S-Serie über 20 % breitere Kanal ist ein Superlativ. Auch der Vorsatzantrieb kann jetzt wahlweise 110 kW Leistung mit konstanter Drehzahl oder sage und schreibe bis zu 260 kW mit variabler Drehzahl übertragen. Auch eine optionale Staub­absaugung am Schrägförderer wird für den X9 zur kommenden Saison verfügbar sein. Allerdings war in der trockenen Wintergerste die Staubentwicklung — offensichtlich dank Sogwirkung der Rotoren — im Vergleich zum Durchsatz moderat.
Apropos Durchsatz: Um das Erntegut gleichmäßig und sicher auf die beiden Rotoren zu verteilen, hat John Deere eine 44 cm großen Zuführtrommel mit V-förmigen Elementen in der Mitte und Paddeln an den Seiten entwickelt. Außerdem drehen sich die beiden Rotoren von innen nach außen und haben die bewährte 270°-Zuführung, wie man sie aus der S-Serie kennt.

Zwei 61er-Rotoren

Statt eines Single-Rotors mit 76 cm Durchmesser wie im S hat der X9 wie gesagt zwei Rotoren mit je 61 cm Durchmesser. Die Rotoren sind mit 3,51 m auch noch fast 40 cm länger als der Single-Rotor in der S-Serie. Sehr vergleichbar ist aber die Unterteilung in die drei Bereiche Zuführung, Drusch und Abscheidung.
Für den Drusch sind unter den Rotoren je sechs Drahtkorbsegmente mit insgesamt 1,6 m2 Fläche montiert. Da die Segmente jeweils nur etwa 20 cm breit sind, können sie sehr einfach von einer Person aus- bzw. eingebaut werden. Außerdem haben die hydraulisch verstellbaren Körbe serien­mäßig die von der S-Serie bekannte aktive Korbdämpfung, und die vorderen beiden Abschnitte können manuell mit Entgrannerblechen abgedeckt werden.
Der Restkorn-Abscheidebereich ist mit 3,6 m2 deutlich größer und mit Fingerkörben bestückt. Während das Erntegut im Druschbereich zweieinhalb Umdrehungen macht, sind es bei der Restkornabscheidung sieben Umdrehungen, bevor das Material an den vier Verlustsensoren vorbei von der 47 cm großen Auswurftrommel zum Strohhäcksler bzw. zur Schwadablage gefördert wird.

Siebkasten mit 7 m2 Fläche

Anders als beim T und S mit Tonnengebläse setzt John...

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