Gut zu wissen
- Milchviehhaltung ist auch in Norwegen schwer verdientes Brot.
- Sondre Århus passte seinen neuen Roboterlaufstall an die Flächengröße seines Grünlands an.
- Durch die saisonale Abkalbung nutzt der Landwirt entlegene Bergweiden und spart so Futter.
Eine gute Autostunde nordöstlich der norwegischen Hauptstadt Bergen entfernt bewirtschaftet Sondre Århus in Evanger einen Milchviehbetrieb mit 20 Kühen. Und das, obwohl sein Vater schon 2008 den Hof inklusive einer Milchquote von 43 000 l verpachtet hatte. Seitdem wurden die alten Stallungen für Mutterkühe genutzt.
Im Januar 2019 übernahm Århus den Hof — und baute sogleich einen neuen Milchviehstall. Die Milchproduktion ist in Westnorwegen nämlich eine sichere Einnahmequelle. Aktuell beträgt der Basispreis 4,36 Norwegische Kronen, das sind umgerechnet 38 Cent. Betriebe, die über mindestens fünf Monate Milch mit weniger als 272 000 somatischen Zellen abliefern, erhalten 3 Cent mehr. Für im Winter abgelieferte Milch gibt es rund drei Cent Abzug. Für von Juni bis August abgelieferte Milch dagegen einen Zuschlag von vier Cent (alle Preise ohne MwSt.).
Teure Quote
Das Dorf der Familie Århus liegt 13 km talaufwärts. Was bedeutet, dass durch die geografische Lage Ackerflächen rar sind. Der Landwirt bewirtschaftet 6,7 ha eigene Flächen, weitere 10 ha sind hinzugepachtet. „Die Größe des neuen Stalls passt zu meiner Grünlandfläche. Zwar könnte ich auch in anderen Gemeinden Flächen pachten, doch der Transport rechnet sich durch die weiten Wege nicht.“...
Gut zu wissen
- Milchviehhaltung ist auch in Norwegen schwer verdientes Brot.
- Sondre Århus passte seinen neuen Roboterlaufstall an die Flächengröße seines Grünlands an.
- Durch die saisonale Abkalbung nutzt der Landwirt entlegene Bergweiden und spart so Futter.
Eine gute Autostunde nordöstlich der norwegischen Hauptstadt Bergen entfernt bewirtschaftet Sondre Århus in Evanger einen Milchviehbetrieb mit 20 Kühen. Und das, obwohl sein Vater schon 2008 den Hof inklusive einer Milchquote von 43 000 l verpachtet hatte. Seitdem wurden die alten Stallungen für Mutterkühe genutzt.
Im Januar 2019 übernahm Århus den Hof — und baute sogleich einen neuen Milchviehstall. Die Milchproduktion ist in Westnorwegen nämlich eine sichere Einnahmequelle. Aktuell beträgt der Basispreis 4,36 Norwegische Kronen, das sind umgerechnet 38 Cent. Betriebe, die über mindestens fünf Monate Milch mit weniger als 272 000 somatischen Zellen abliefern, erhalten 3 Cent mehr. Für im Winter abgelieferte Milch gibt es rund drei Cent Abzug. Für von Juni bis August abgelieferte Milch dagegen einen Zuschlag von vier Cent (alle Preise ohne MwSt.).
Teure Quote
Das Dorf der Familie Århus liegt 13 km talaufwärts. Was bedeutet, dass durch die geografische Lage Ackerflächen rar sind. Der Landwirt bewirtschaftet 6,7 ha eigene Flächen, weitere 10 ha sind hinzugepachtet. „Die Größe des neuen Stalls passt zu meiner Grünlandfläche. Zwar könnte ich auch in anderen Gemeinden Flächen pachten, doch der Transport rechnet sich durch die weiten Wege nicht.“ Ähnlich sieht es mit der Pacht und dem Kauf von Milchquoten aus, wobei laut Landwirt ein Quotenkauf die ersten Jahre zu viel Kapital gebunden hätte.
Für eine wirtschaftliche Produktion kommt Århus aber nicht um die Pacht von Milchquoten herum. Die Preise hierfür variieren zwischen 4 und 8 Cent je Liter. Alles in allem kommt Sondre Århus so auf eine Milchquote von 180 000 Litern.
Spezieller Jahreszyklus
Für einen ausreichend großen Futtervorrat wirtschaftet der Landwirt relativ untypisch für die Region. Denn um genügend Rundballen für den Winter zu haben, muss der Landwirt alle Flächen mindestens zwei Mal mähen. Dies gilt auch für die Flächen rund um den Hof. Sie werden ebenfalls für die Gewinnung von Rundballen dringend benötigt und stehen deshalb für einen Weidegang nicht zur Verfügung. Århus hält deshalb seine Tiere bis ins späte Frühjahr ausschließlich im Stall. Erst im Sommer nach dem Abmelken gehen die Tiere dann auf die Bergweiden des Betriebs. „Das hat in der Vergangenheit mit unseren Mutterkühen auch gut funktioniert“, berichtet er.
Aktuell überlegt er, auf seinen Weideflächen das neue Weidesystem „NoFence“ einzusetzen. Das GPS-basierte System würde ihm das Ziehen und zeitintensive Pflegen von Zäunen ersparen. Gleichzeitig könnte er mit dem neuen System einfach kontrollieren, wo in den Bergen die Tiere stehen.
Ziel für Sondre Århus ist eine saisonale Abkalbung im September — wenn die Tiere von den Weiden zurück sind. „Damit erzeuge ich meine gesamte Milch in den Wintermonaten — und verpasse folglich die Möglichkeit zum Verkauf höher vergüteter Sommermilch. Aber ich kann mit dieser Bewirtschaftung mehr Kühe halten und mehr Milch produzieren“, rechnet er vor. Dass der Landwirt in den Sommermonaten nicht im Stall arbeiten muss, ist für ihn ein angenehmer Nebeneffekt.
Für die Kühe das Beste
Im Stall sind 20 Liegeboxen zweireihig angeordnet und ein Melkroboter von Lely installiert. Vor dem Bau stellte Århus einen detaillierten Geschäftsplan auf. Hier wurde der neue Stall mit 6,5 Mio. Norwegischen Kronen kalkuliert (565 000 Euro). Für den Landwirt eine große Investition. Allerdings erhielt der Landwirt vom Staat eine Förderung von umgerechnet 175 000 Euro. „Das hilft schon mal“, meint Århus.
Die Erdbauarbeiten haben Sondre Århus und sein Vater selbst, die weiteren Bauarbeiten ein Generalunternehmen durchgeführt. Gefüttert wird wandständig. Um Platz und Geld zu sparen, gibt es keinen separaten Raum zum Lagern von Futter. Hinten im Stall neben dem Melkroboter befindet sich eine Abkalbebox und eine Krankenbucht. Ein Platz für das Jungvieh ist im Stall nicht vorgesehen.
Für die Zukunft plant der Landwirt sechs weitere Liegeplätze durch den Umbau des Laufgangs. „Umsetzen werde ich die Arbeiten allerdings erst dann, wenn mir wieder Felder zur Pacht angeboten werden,“ erklärt der Milchviehhalter.
Die Aufzucht der Färsen findet aktuell im umgebauten Fahrsilo statt. Hier entstanden zwei geräumige Stallabteile, eines ist noch mit Mutterkühen belegt. Ob das so bleibt, ist sich Århus nicht sicher. Denn vorausgesetzt, dass eine größere Futterfläche zur Verfügung steht, setzt der Landwirt seinen Fokus auf den Ausbau der Milchproduktion.