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Dezentrale Bio-LNG-Anlage betriebsbereit

Die erste Bio-LNG-Kompaktanlage Deutschlands produziert ab sofort CO₂-neutralen Kraftstoff für Lkw aus Gülle und Mist.

Die Bio-LNG-Anlage von Ruhe Biogas Service produziert demnächst bis zu 3 t flüssigen Kraftstoff pro Tag. (Bildquelle: Anja Böhrnsen (Landwirtschaftsverlag GmbH))

Die Biogasanlage der Agrarvereinigung e.G. Darchau im Landkreis Lüneburg östlich der Elbe hat eine Leistung von 2,7 MWel und versorgt über ein Fernwärmenetz 280 Haushalte mit Wärme. Nun kommt ein neues Geschäftsfeld hinzu: Die Produktion von verflüssigtem Methangas, kurz Bio-LNG genannt, wobei LNG für Liquefied Natural Gas steht.

Bio-LNG-Anlage mit Mist und Gülle

Am 9. August haben die Geschäftsführer der Ruhe Biogas Service GmbH die erste ihrer neuen, kompakten Bio-LNG-Anlage symbolisch in Betrieb genommen. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und Ulrich Löhr vom Landvolk Niedersachsen drückten sie den Startknopf.
Noch im August soll die Anlage mit einer Leistungsaufnahme von 500 kW bis zu 3 t flüssiges Bio-LNG am Tag erzeugen. Per Lkw wird der Biokraftstoff anschließend zu einer Tankstelle der Q1 Energy AG in Lehrte bei Hannover transportiert. Dort können dann Lkw und Busse das Bio-LNG tanken.
Ruhe hat die Bio-LNG-Anlage gemeinsam mit der italienischen Firma Ecospray Technologies entwickelt. Ecospray ist Hersteller für Umwelttechnologie. Die vergleichsweise kleinen Anlagen eignen sich für die dezentrale Kraftstoffherstellung auf Biogasanlagen ab 500 kWel Leistung bzw. einer Biogasproduktion von 260 nm³ pro Stunde. Das Modul Green Line Liquid können Betreiber von Biogasanlagen verwenden, es ist auch nachrüstbar.
Gerade in der Kompaktheit liegt laut Hersteller enormes Potenzial. Kunibert Ruhe, Vorstand der Agrarvereinigung e.G. Darchau und Gesellschafter der RUHE Biogas Service GmbH, sagt dazu: „Wir können jetzt in Deutschland viele kleine dezentrale Bio-LNG-Anlagen gut gebrauchen. Landwirtschaftliche Betriebe können autark in Form einer Kreislaufwirtschaft mit Reststoffen vom eigenen Hof und von Betrieben aus ihrer Region Biogas produzieren und zu Bio-LNG veredeln.“
Die Einheit in Darchau hat rund 4 Mio. Euro gekostet. Sie ersetzt pro Jahr etwa 1,3 Mio. Liter fossilen Diesel und spart bis zu 7.000 Tonnen CO₂ ein. In Planung ist außerdem eine Anlage zur Verflüssigung von CO₂. Dieser Rohstoff lässt sich beispielsweise für Schutzverpackungen, in Gewächshäusern oder bei der Herstellung synthetischer Kraftstoffe (sogenannte e-Fuels) nutzen.
Nach Ansicht von Kunibert Ruhe hat Bio-LNG großes Potenzial für die Verkehrswende. Denn Lkw machen zwar nur 6 % aller Fahrzeuge auf deutschen Straßen aus, verursachen aber 30 % der gesamten CO2-Emmisionen. Fossiles Flüssiggas kann Diesel zwar ebenfalls ersetzen, senkt die Emissionen allerdings nur um bis zu 20 %. Die CO₂-Bilanz von Bio-LNG ist dagegen sogar negativ, wenn der Treibstoff aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten hergestellt wird. Kunibert Ruhe rechnet das Potenzial hoch: „Nur ca. 30 % des Wirtschaftsdüngers werden derzeit in herkömmlichen Biogasanlagen eingesetzt. Würden wir künftig 100 % davon zu Bio-LNG verarbeiten, könnten wir rund 37 % der LKW-Flotte versorgen.“ Dabei sind weitere Reststoffe aus der Landwirtschaft, wie zum Beispiel Stroh und Futterreste noch nicht eingerechnet.
Von der Technologie für Biogasanlagen zeigten sich auch die EU und das Land Niedersachsen angetan: Die Agrarvereinigung e.G. Darchau erhielt für das Pilotprojekt Zuschüsse in Höhe von 55 Prozent der Investitionskosten aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

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