Aus dem Heft

Gottfried Eikel: Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!

Unser Praxistest des Mähdreschers Claas Lexion 440 bis 460 im Dezember-Heft 1996 scheint in der Praxis und bei den Mähdrescher- Herstellern Staub aufgewirbelt zu haben. Schriftliche Stellungnahmen anderer Mähdrescher- Hersteller, die den profi-Praxistest für ihre eigenen Zwecke kommentieren, können und wollen wir nicht kritisieren. Das ist übliche Praxis im Marketing. Problematisch und unseriös wird es allerdings, wenn Ergebnisse falsch dargestellt und zudem noch mit Werten verglichen werden, die unter völlig anderen Bedingungen ermittelt wurden. Dies geschieht beispielsweise ausführlich in einem Schreiben, das ein Mähdrescher-Hersteller an seine Händler verteilt hat: Hier werden die von uns gemessenen Durchsatzleistungen des Claas Lexion 460 mit einigen ausgewählten Ergebnissen der DLG-Prüfung seiner Maschine verglichen. Schon allein dieser Vergleich ist unzulässig, weil beide Prüfungen – die DLG-Prüfung und der profi-Praxistest – unter völlig anderen Verhältnissen durchgeführt wurden. Die Druschbedingungen sind in keinster Weise miteinander vergleichbar. Und nicht zuletzt fand die DLG-Prüfung 1994 und der profi-Praxistest 1996 statt. Doch der Hersteller geht noch einen Schritt weiter: Aus den von uns veröffentlichten Durchsatzleistungen des Claas Lexion 460 mit 31 bis 33 t/h Korn bei 0,3 bis 0,7 % Körnerverlusten (Spannweite mehrerer Messungen) schließt er willkürlich auf Durchsatzraten für 1 und 2% Körnerverluste. Willkürlich deshalb, weil er gar nicht wissen kann, wie hoch unter diesen Erntebedingungen der Durchsatz bei einem bestimmten Verlust-Niveau wirklich war. Zu „guter“ Letzt werden diese falschen Angaben zu einer Durchsatz-Verlust-Kurve zusammengefaßt und einigen ausgewählten Durchsatz-Verlust-Kurven von DLG-geprüften Mähdreschern in einem Diagramm gegenübergestellt. Das ist aus den besagten Gründen nicht statthaft. Fazit: Achten Sie bei Ihren Kaufgesprächen auf solche Vergleiche. Begegnen Sie Herstellerangaben äußerst kritisch, wenn Ihnen „unabhängige“ Zahlen und Leistungsangaben begegnen. Sind dies keine Original- Dokumente wie z.B. ein DLGPrüfbericht oder ein profi-Praxistest, können die Meßwerte manipuliert und verfälscht sein. Auch ein Textauszug – ein Satz oder ein Absatz – kann einen falschen Eindruck vermitteln. Und unser Appell an die Hersteller: Bleiben Sie seriös und glaubhaft. Überzeugen Sie Ihre Kunden mit ehrlichen Argumenten und nicht mit falschen Daten und geschönten Zahlen. Der Kampf um Marktanteile ist zwar hart und wird in Zukunft sicher nicht leichter. Trotzdem ist es im Sinne aller, den Wettbewerb mit fairen Mitteln zu führen.

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