Nur mit unabhängigen Experten ist ein seriöser Vergleich möglich.
Vor gut zwölf Jahren habe ich das Marketing der Landtechnik-Industrie hier zuletzt kritisiert. Spätestens jetzt kann ich wieder nicht an mich halten und muss meinem „Erstaunen“ an dieser Stelle Luft verschaffen.
Dass John Deere die Einführung des neuen Drescher-Flaggschiffs X9 mit Superlativen wie „100-Tonnen-Mähdrescher“, „Spitzenleistung“, „Höchste Zuverlässigkeit“, „Höchster Komfort“ und „Bestes Management“ begleitet, kann ich ja nachvollziehen. Das gehört heute zum Marketing-Einmaleins. Die Ausschreibung des „John Deere Mähdrescher-Wettbewerbs“ im vergangenen Juni geht mir jedoch etwas gegen...
Nur mit unabhängigen Experten ist ein seriöser Vergleich möglich.
Vor gut zwölf Jahren habe ich das Marketing der Landtechnik-Industrie hier zuletzt kritisiert. Spätestens jetzt kann ich wieder nicht an mich halten und muss meinem „Erstaunen“ an dieser Stelle Luft verschaffen.
Dass John Deere die Einführung des neuen Drescher-Flaggschiffs X9 mit Superlativen wie „100-Tonnen-Mähdrescher“, „Spitzenleistung“, „Höchste Zuverlässigkeit“, „Höchster Komfort“ und „Bestes Management“ begleitet, kann ich ja nachvollziehen. Das gehört heute zum Marketing-Einmaleins. Die Ausschreibung des „John Deere Mähdrescher-Wettbewerbs“ im vergangenen Juni geht mir jedoch etwas gegen die Hutschnur.
Einsatzbedingungen zugeschnitten
Grundsätzlich kann ich gut leben mit einem solchen Wettbewerb, der auch international als „John Deere Combine Challenge“ ausgerufen und mit einem Preisgeld von bis zu 25 000 Euro für Praktiker mit Maschinen anderer Fabrikate ausgelobt ist. Meine Kritik bezieht sich auf die Teilnahmebedingungen, die Voraussetzungen für einen seriösen Wettbewerb leider vermissen lassen. Dort steht auf acht Seiten genau beschrieben, unter welchen — John Deere gefälligen — Bedingungen man sich für die Challenge bewerben kann.
So sind beispielsweise nur Mähdrescher von Claas und New Holland zugelassen — warum nicht auch die anderen Fabrikate mit ihren passenden Maschinen? John Deere wählt die Teilnehmer aus den Bewerbungen aus — warum nicht eine unabhängige Jury? Und auch über die Eignung der Einsatzfläche entscheidet John Deere — wieder ohne unabhängige Experten oder Institute.
Messmethodik zweifelhaft
Auch bei den Methoden zur Überprüfung der Kornverluste und Erntequalität bleiben Fragen offen.
Hätte John Deere wirklich belastbare und unabhängige Ergebnisse diesem Wettbewerb zugrunde legen wollen, hätte man andere Maßstäbe anlegen müssen. Worauf es bei seriösen Vergleichsmessungen ankommt, erläutert Prof. Dr. Thomas Rademacher, anerkannter Mähdrusch-Experte der TH Bingen, auf Seite 70.
Für mich ist der „John Deere Mähdrescher-Wettbewerb“ eine reine Marketing-Veranstaltung — das ist schade. Fehlt hier das Vertrauen in die Technik der eigenen T- und X9-Mähdrescher, die an den Start gehen? Sonst hätte John Deere durch Beteiligung unabhängiger Experten dem Ganzen einen seriösen Rahmen verleihen können.