Gut zu wissen
- EuFID bedeutet Europäische-Fahrzeug-Identifizierungs-Datei. Die Daten stellen die Hersteller.
- Neben allgemeinen Informationen zur Maschine zeigt die Datenbank, wo sich die Fahrzeugidentifikationsnummern (FIN) befinden.
- Durch drei Berechtigungsstufen kann der Zugriff für die jeweilige Behörde angepasst werden.
Es ist keine schöne Vorstellung, morgens vor einem aufgebrochenen Hof- oder Hallentor zu stehen und festzustellen, dass sich die Anzahl der eigenen Maschinen unfreiwillig reduziert hat. Allein im Jahr 2018 wurden EU-weit Fahrzeuge beziehungsweise Teile davon mit einem Wert im Milliardenbereich gestohlen.
Christian Vogt, Leiter der Claas-Konzernsicherheit in Harsewinkel, berichtete uns: „Auf der Überwachungskamera eines Händlers konnten wir beobachten, wie Täter einen Tieflader in nur 12 Minuten mit drei Schleppern beluden und wieder wegfuhren.“ Dabei handelt es sich in vielen Fällen um kriminelle Banden, die Diebstähle systematisch planen und durchführen. Dies bestätigte auch Christian Greßhöner von der Polizei-Arbeitsgruppe EuFID und Entwickler der Anwendung „EuFID online“.
Problem der Identifizierung
Wird eine Maschine als gestohlen gemeldet, taucht deren Nummernschild und Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) im Fahndungsprogramm der Polizei auf. Da das Nummernschild fast immer entwendet oder getauscht wird, muss der Polizist bei einer Kontrolle wissen, an welcher Stelle die entsprechende Identifikationsnummer zu finden ist. Doch auch hier legen Kriminelle häufig Hand an: Sie fälschen die Papiere der Maschine und manipulieren die abgedruckte oder eingestanzte Fahrzeugidentifikationsnummer. In so einem Fall verringert sich die Chance enorm, die wahre Herkunft des Fahrzeugs herauszufinden. Es fehlt den Beamten schlichtweg an weiteren Informationen über die Maschine, um zum Beispiel die Sinnhaftigkeit der angegebenen FIN zu überprüfen.
EuFID schafft Abhilfe
An dieser Stelle setzt die Datenbank EuFID an. Hierbei handelt es sich um eine 2016 erstmals nutzbare Plattform, die vorrangig vom Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) sowie dem Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden und dem österreichischen BKA in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fahrzeugherstellern sämtlicher Bereiche initiiert wurde.
Ein unterstützender Landtechnikhersteller ist Claas. Das Unternehmen hilft dem Arbeitskreis des BKA mit technischem Know-how und stellt die entsprechenden Maschinendaten zur Verfügung. Die Zusammenarbeit seitens der Hersteller erfolgt auf freiwilliger Basis.
Christian Vogt sieht die Vorteile der Registrierung unter anderem für Händler und Endkunden: „Die Registrierung im EuFID ist eine weitere Maßnahme gegen Diebstähle. Maschinen finden schneller zum Besitzer zurück und auch Versicherungen geben positives Feedback.“ Neben Claas unterstützen beispielsweise der Landtechnik-Konzern CNH sowie weitere Fahrzeughersteller aus der Automobil-, Bau- und Nutzfahrzeugbranche das Vorhaben.
Wie Wikipedia
Vom Aufbau ist die Plattform mit Wikipedia vergleichbar: Der Beamte meldet sich über EuFID online auf seinem Tablet an und sucht die entsprechende Maschine. Je nach Berechtigung tauchen mal mehr und mal weniger Daten und Informationen auf.
Zugriffsberechtigungen der Stufe grün werden an Kfz-Zulassungsstellen vergeben. Hierüber können die Mitarbeiter allgemeine Maschineninformationen und Bilder ansehen, um sich einen Überblick zum Fahrzeug zu verschaffen. Die Stufe blau ist für den polizeilichen Einsatz im Außendienst gedacht und beschreibt unter anderem, wo sich die FIN befindet und wie sie zusammensetzt ist. Wurden z. B. Nummern verändert oder hinzugefügt, kann so die Unstimmigkeit schnell identifiziert werden.
Auf die gesamte Datenbank können nur Personen mit Berechtigungsstufe rot zugreifen. Hierzu zählt beispielsweise die Kriminalpolizei. Neben den bereits genannten Informationen können die Beamten unter anderem Baugruppenlisten der Maschinen sowie Kontaktdaten der jeweiligen Hersteller einsehen. Nützlich sind diese Informationen, um die Herkunft einzelner Teile nachzuvollziehen oder sich bei größeren Ermittlungen direkt mit dem Hersteller in Verbindung setzen zu können. In bestimmten Fällen und mit Zustimmung des Besitzers ist es dann sogar möglich, die Maschine über das Telemetrie-System zu orten.
Bereits mehrere Sprachen
Neben den deutschsprachigen Ländern wurde das System bislang in die Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch übersetzt. Zukünftig sollen weitere folgen. „Bereits jetzt gibt es bis zu 1 000 Abfragen pro Tag“, erzählt uns Greßhöner. Ziel ist es, die Datenbank EU-weit nutzen zu können und immer mehr Hersteller auf freiwilliger Basis mit einzubinden.
Die Aufgaben für die Hersteller liegen in der Bereitstellung der technischen Informationen und bei der fachlichen Unterstützung beim Anlegen der Datensätze. Diese werden von Mitarbeitern des BKA erstellt. Bei Claas lag das Hauptaugenmerk bislang auf der Erfassung der Informationen für die Traktoren. Zukünftig sollen Radlader und weitere Maschinengruppen folgen.
Fazit
Die Europäische-Fahrzeug-Identfizierungs-Datei EuFID ersetzt nicht das bestehende internationale Fahndungssystem. Sie stellt lediglich eine zusätzliche Informationsquelle dar, damit Polizei und Ämter Fahrzeuge auch ohne umfangreiche technische Kenntnisse sicher identifizieren können. Die Landmaschinenhersteller stellen hierfür freiwillig Informationen zu den Maschinen bereit, die durch Mitarbeiter des BKA in das System eingepflegt werden.