Als Michael Horsch 1984 im Alter von 25 Jahren gemeinsam mit seinem Onkel Walter Horsch die Horsch Maschinen GmbH in Schwandorf (40 km nördlich von Regensburg) gründete, war nicht absehbar, was sich daraus entwickeln sollte: Heute steht Horsch für ein Unternehmen mit 1 600 Mitarbeitern, mit Produktions-Standorten in Deutschland, in den USA und Brasilien, in Russland und China — und mit über 400 Millionen Euro Umsatz (2018).
Präzision bei der Saat, Pflege und Ernte braucht einen ebenen Acker.
Michael Horsch führt heute gemeinsam mit seiner Ehefrau Cornelia und seinem Bruder Philipp Horsch die Geschäfte von Horsch — und ist wie vor 35 Jahren immer noch erfüllt von Ideen, Visionen und Botschaften. Ein Gespräch mit ihm ist spannend, weil bei jeder Frage passieren kann, dass man bei einer ganz anderen Antwort endet…
Beeindruckend
Was Michael Horsch in den vergangenen 30 Jahren Landtechnik am meisten beeindruckt hat, beantwortet der Praktiker so: „Für mich gibt es nur zwei bahnbrechende Entwicklungen im Ackerbau: zum Einen hat unser Vater Ende der siebziger Jahre einen John Deere 4440 gekauft — mit Klimaanlage! Wir haben uns gestritten, wer diesen Traktor fahren durfte: Endlich konnte man ohne Staub und Hitze lange arbeiten. Das Zweite ist die automatische GPS-Spurführung ohne Überlappung. Beides sind die zwei wirklichen technologischen Fortschritte, die gefühlt den Ackerbau nach vorn gebracht haben.“
Und was hat zum heutigen Leistungsniveau in der Landtechnik entscheidend beigetragen? Michael Horsch nennt auch hier wieder zwei Entwicklungen: „Einmal die Reifen- und Raupentechnik, die uns in die Lage versetzt hat, die Zugkraft zu erhöhen und dabei gleichzeitig den Bodendruck zu verringern.
Zum Anderen entscheidend war und ist die gestiegene Motorleistung. Damit kann man den Boden nicht nur ausreichend tief grubbern und vorbereiten, sondern vor allem auch ausreichend breit. Denn ein ebener Acker lässt sich nicht mit schlepperbreiten Maschinen erzielen, dafür braucht es breitere Geräte. Der ebene Acker ist aber nötig, damit man Mulchsaat mit der nötigen Präzision durchführen und ordentliche Erträge erzielen kann!“
KI kommt
Die Vernetzung von Maschinen und...
Als Michael Horsch 1984 im Alter von 25 Jahren gemeinsam mit seinem Onkel Walter Horsch die Horsch Maschinen GmbH in Schwandorf (40 km nördlich von Regensburg) gründete, war nicht absehbar, was sich daraus entwickeln sollte: Heute steht Horsch für ein Unternehmen mit 1 600 Mitarbeitern, mit Produktions-Standorten in Deutschland, in den USA und Brasilien, in Russland und China — und mit über 400 Millionen Euro Umsatz (2018).
Präzision bei der Saat, Pflege und Ernte braucht einen ebenen Acker.
Michael Horsch führt heute gemeinsam mit seiner Ehefrau Cornelia und seinem Bruder Philipp Horsch die Geschäfte von Horsch — und ist wie vor 35 Jahren immer noch erfüllt von Ideen, Visionen und Botschaften. Ein Gespräch mit ihm ist spannend, weil bei jeder Frage passieren kann, dass man bei einer ganz anderen Antwort endet…
Beeindruckend
Was Michael Horsch in den vergangenen 30 Jahren Landtechnik am meisten beeindruckt hat, beantwortet der Praktiker so: „Für mich gibt es nur zwei bahnbrechende Entwicklungen im Ackerbau: zum Einen hat unser Vater Ende der siebziger Jahre einen John Deere 4440 gekauft — mit Klimaanlage! Wir haben uns gestritten, wer diesen Traktor fahren durfte: Endlich konnte man ohne Staub und Hitze lange arbeiten. Das Zweite ist die automatische GPS-Spurführung ohne Überlappung. Beides sind die zwei wirklichen technologischen Fortschritte, die gefühlt den Ackerbau nach vorn gebracht haben.“
Und was hat zum heutigen Leistungsniveau in der Landtechnik entscheidend beigetragen? Michael Horsch nennt auch hier wieder zwei Entwicklungen: „Einmal die Reifen- und Raupentechnik, die uns in die Lage versetzt hat, die Zugkraft zu erhöhen und dabei gleichzeitig den Bodendruck zu verringern.
Zum Anderen entscheidend war und ist die gestiegene Motorleistung. Damit kann man den Boden nicht nur ausreichend tief grubbern und vorbereiten, sondern vor allem auch ausreichend breit. Denn ein ebener Acker lässt sich nicht mit schlepperbreiten Maschinen erzielen, dafür braucht es breitere Geräte. Der ebene Acker ist aber nötig, damit man Mulchsaat mit der nötigen Präzision durchführen und ordentliche Erträge erzielen kann!“
KI kommt
Die Vernetzung von Maschinen und Daten ist für Michael Horsch nur ein erster Schritt, wichtig ist die künstliche Intelligenz: „Wir haben doch jetzt schon immer mehr Sensoren in den Maschinen. Deren Daten kann man zum Beispiel in einer Cloud sammeln. Doch dafür reicht es nicht, wenn sich die Gerätehersteller zusammentun: Nur mit den ganz Großen gemeinsam können wir mit Big Data und künstlicher Intelligenz etwas bewegen!
Und dann muss man diese Sammlung auswerten und bewerten. Section Control, Sim-Karten auf Traktor und Gerät sowie Spurführung sind heute bereits im Einsatz und machen Sinn. Aber die Herausforderung ist die Auswertung und Bewertung der gesammelten Daten!
Dabei wird der Fahrer und Landwirt als Multitalent zukünftig sicher mehr gebraucht als das heute schon der Fall ist. Eine nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung (die wir nicht nur anstreben müssen, wir sollten die anstreben wollen!) geht ohne eine Auswertung der gesammelten Daten nicht. Hier liegen große Herausforderungen — die aber nicht zum Roboter führen, sondern zum Landwirt!“
Ist das auch schon die Antwort auf die Frage nach der Nachhaltigkeit? — Für Michael Horsch beileibe nicht, er holt für dieses Thema weiter aus: „Wir haben ganz grob gesagt ungefähr eine Milliarde Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche auf der Welt (ohne Dauer- und Gemüsekulturen). Auf dieser Fläche produzieren wir rund drei Milliarden Tonnen Ackerfrüchte. Allerdings nutzen wir 60 Prozent der Nutzfläche zum Tiere füttern. Und hier — auf 600 Millionen Hektar — wird sich die Verteilung der angebauten Früchte ändern.
Heute suchen wir einen Weg zur nachhaltigen Landwirtschaft in drei Richtungen: a) Ökologisch, b) Konventionell und c) Hybrid-Landwirtschaft als Kombination. Diese drei Wege gehen wir parallel und finden Dinge, die sich auch zusammenfügen. Vielleicht ist es die Hybrid-Landwirtschaft, die eine Zukunft bietet.
Das Ziel muss „Flexitarismus“ sein. Hoch energiehaltige und hoch rohfaserhaltige Nahrungsmittel müssen besser gemischt werden. Und das heißt in letzter Konsequenz: die Tierproduktion und damit auch die Produktion von Tierfutter wird zurückgehen!“
Was kommt?
Und wie sieht der Weg dahin in den nächsten 10 bis 20 Jahren aus, autonome Großmaschinen oder Schwarm-Intelligenz? Michael Horsch: „Also an die Autonomie glauben wir. Aber von den Schwärmen schwärmen wir noch nicht so sehr. Natürlich kann es Roboter-Spritzen geben, aber dazu gehört Controlled Traffic Farming, dessen tieferer Sinn die Autonomie ist — und der Spritz-Roboter steht dann am Ende. Für uns gehören außerdem Autonomie und Rückverfolgbarkeit zusammen. Und hier sehen wir auch eine Zukunft — die aber durchaus früher und nicht erst in 10 oder 20 Jahren kommen kann.“
Das beantwortet bereits zur Hälfte die Frage nach der Zukunft von Horsch, wird von Michael Horsch aber noch um die andere Hälfte ergänzt: „Wir müssen uns auf den gesunden Menschen konzentrieren. Das hat in erster Linie damit zu tun, was er isst — und dann erst überlegen wir, wie wir das produzieren.
Gesunder Boden, hoch effiziente Produktion — heute wird zu meiner Überraschung die Regenwurm-Story aus den achtziger Jahren wieder aktuell! Auch die Themen Klima und CO2 werden in naher Zukunft für die Ackerbauern von Bedeutung:
profi heißt für mich schöne Bilder, wertvolle Informationen und viel sinnvolle Technik.
Wir können im Ackerbau allein in Deutschland 100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in Humus umwandeln und einlagern, wenn wir in Zukunft nicht auf die automatische Steigerung der Erträge setzen, sondern erstens nicht mehr pflügen, zweitens das tiefe Grubbern reduzieren, und drittens in der Fruchtfolge und mit Zwischenfrüchten die Verrottung organischer Masse fördern.
Wenn es uns gelingt, den Sauerstoffgehalt im Boden zu steuern und die bakterielle Rotte zu fördern, bleibt der Kohlenstoff besser im Boden als bei einer pilzlichen Rotte beispielsweise im Kompost. Und das ist dann wirkliche Mulchwirtschaft auf einem ganz anderen Niveau!“
Es bleibt noch viel zu tun
Dabei sind die Herausforderungen für Horsch (mit einem Exportanteil von mehr als 80 Prozent) auf den Weltmärkten durchaus unterschiedlich. Michael Horsch: „In Russland haben wir vor 10, 20 Jahren erstmal für ebene Äcker sorgen müssen. In China ist die Beschäftigung mit dem Boden vielfach noch recht unterentwickelt. In Nordamerika beschäftigt man sich mit der Frage, was kommt nach Glyphosat und Gentechnik…“
Es bleibt also noch viel zu tun. Dennoch zeigt uns auch dieses Treffen mit Michael Horsch einmal wieder, wie plastisch der Unternehmer seine Gedanken zu Bildern formt und so seine Visionen beschreibt. Hier liegt auch sicher ein Teil des Erfolges des Unternehmens Horsch in den vergangenen 35 Jahren: Horsch geht im Ackerbau den Ursachen auf den Grund, um dann erfolgreiche Lösungen zu entwickeln — und nicht umgekehrt.
Lieber Michael Horsch, vielen Dank für das Gespräch!