Management
Flüssige Unterfuß- bzw. Startdüngung im Mais
Rote Gebiete, hohe Nährstoffkosten und das Korsett der Düngebedarfsermittlung: Zwei Lohnunternehmer berichten über ihre Gründe für eine Flüssigdüngung beim Maislegen.
Kleiner Tank, große Wirkung: Über der Achse ist ein Fass für die Flüssigdünger montiert. (Bildquelle: Lossie)
Bei vielen Betrieben zählt eine Start-Unterfußdüngung mit 100 bis 150 kg Diammonphosphat (DAP) im Maisanbau zum Standard. Doch braucht es das wirklich? Jan Lossie und Michael Lepage sehen dies nicht als einzigen Weg, um die Jugendentwicklung zu fördern und die Nährstoffbedarfe zu decken.
Jan Lossie ist einer von vier Gesellschaftern der D.S.L. Agrarservice GbR aus Rodewald in Niedersachsen. Das Team, das sich vor allem auf die Aussaat spezialisiert hat, ackert nördlich von Hannover. Ihr Angebot erstreckt sich auf die Einzelkornsaat von Zuckerrüben, Mais und Raps. Neben einem mechanischen Grimme-Einzelkornsägerät setzen sie drei pneumatische Sägeräte von Horsch ein.
Bei vielen Betrieben zählt eine Start-Unterfußdüngung mit 100 bis 150 kg Diammonphosphat (DAP) im Maisanbau zum Standard. Doch braucht es das wirklich? Jan Lossie und Michael Lepage sehen dies nicht als einzigen Weg, um die Jugendentwicklung zu fördern und die Nährstoffbedarfe zu decken.
Jan Lossie ist einer von vier Gesellschaftern der D.S.L. Agrarservice GbR aus Rodewald in Niedersachsen. Das Team, das sich vor allem auf die Aussaat spezialisiert hat, ackert nördlich von Hannover. Ihr Angebot erstreckt sich auf die Einzelkornsaat von Zuckerrüben, Mais und Raps. Neben einem mechanischen Grimme-Einzelkornsägerät setzen sie drei pneumatische Sägeräte von Horsch ein.
Eines dieser Horsch-CV-Chassis haben die Betriebsleiter, die das Lohnunternehmen im Nebenerwerb führen, modifiziert. Unter anderem haben sie die Horsch-Säaggregate durch Einzelreihen der Agco-Tochter Precision Planting ersetzt. Ein Beweggrund war die gute Integration der Flüssigdüngung, beschreibt Lossie: „Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit habe ich einige Feldversuche mit der Flüssigdüngung begleitet, das hat mich überzeugt“, fasst der Landmaschinenmechaniker und Groß- und Außenhandelskaufmann zusammen.
Versuche überzeugten
Da Lossie zeitgleich aber auch einige Herausforderungen der Flüssigdüngung kennenlernte, wollte sich das Team die Option der granulierten Mineraldüngung offen halten. Heute können sie mit ihrer Maschine beide Düngeformen anbieten. Für die Flüssigdüngung montierten sie hinter dem Mineraldüngerbehälter einen 600-l-Tank. Das gesamte System zur Flüssigdüngung hat Lossie als geschlossene Einheit aufgebaut, um Staub- oder Schmutzeinträge zu vermeiden. „Bei den geringen Ausbringmengen von lediglich 30 l/ha spülen sich die Düsen nicht wieder frei“, beschreibt er. Um nahezu steril zu arbeiten, installierte das Team zum Befüllen eine hydraulische Saugpumpe mit Vorfilter am Fahrgestell. Über einen 2-Zoll-Camlock-Anschluss können sie den Tank innerhalb von 40 Sekunden befüllen — egal, ob am Feldrand oder stationär beim Kunden auf dem Hof. Der Tank entlüftet sich von selbst.
Ergänzend zur Frage, wo der Flüssigdünger appliziert werden muss, beschäftigte sich der junge Unternehmer intensiv mit der optimalen Phosphorverbindung. Im Bereich der Flüssigdüngung gibt es Präparate mit Ortho- oder Polyphosphat. Orthophosphat ist die klassisch vom DAP bekannte und im Boden gebundene Form. Polyphosphat muss hingegen erst von Bodenorganismen gespalten werden, um zu Orthophosphat umgewandelt und dann auch festgelegt werden zu können.
Herausfordernde Lagerung
Zunächst arbeiteten Lossie und seine Kollegen mit Produkten vom Hersteller Tessenderlo, bei dem Polyphosphat durch eine Kombination mit einem Thiosulfat pflanzenverfügbar bleiben soll. In diesem Jahr wechseln sie aufgrund von Lieferschwierigkeiten auf ein Produkt von ICL, das ähnliche Eigenschaften vorweisen soll. Eins haben die Präparate aber gemein: Sie sind mit einer Dichte von rund 1,3 kg/l schwer und nur wenige Monate lagerstabil. Herausfordernd ist zudem die Lagertemperatur, da die Lösungen keinen Frost tolerieren und dann ausflocken.
Bisher übernimmt Lossie die Warenbeschaffung für seine Kunden und bietet ihnen eine einzige Nährstoffformulierung an. Im Spätsommer fragt er hierfür den Bedarf seiner Kundschaft ab. Je nach Anbieter kommt der Dünger dann im Tankwagen oder in 1 000-l-Fässern. Im Falle des Tankwagens muss man eigene Lagermöglichkeiten vorhalten.
15 kg Phosphor als Startgabe
„Bei uns in der Region ist die Grunddüngung bzw. der Phosphorbedarf weitestgehend über die Organik gedeckt“, beschreibt Lossie. Ein übermäßiges Nährstoffangebot über DAP oder andere phosphorbasierte Mischdünger sieht er daher als nicht mehr notwendig. Mit der Flüssigdüngung haben sie die Phosphorstartgabe in den letzten Jahren ohne Ertrags- oder Wuchsdepressionen auf 10 bis 15 kg/ha reduziert. Auf Standorten mit niedrigen pH-Werten rät er von den Flüssigdünger-Gaben ab. Der niedrige pH-Wert kann den Boden temporär weiter versäuern und toxische Nebenwirkungen mit sich bringen.
Management gefragt
„Wesentlich einfacher wäre der Einsatz, wenn Landhändler vor Ort verschiedene Flüssigprodukte vorhalten würden — das ist momentan bei uns leider nicht der Fall“, beklagt Lossie die Situation.
Bisher kommen die Produkte zum Beispiel aus Spanien, was hohe Transportkosten verursacht und wirtschaftliche Vorteile zunichtemacht. „Mit durchschnittlich etwa 30 l Flüssigdünger bringen wir etwa 4 kg Stickstoff, 10 kg Phosphat und bis zu 3 kg Kalium und Schwefel aus. Das war im vergangenen Jahr etwa gleich teuer wie ein Doppelzentner DAP pro Hektar“, ist Lossie realistisch. Dennoch überzeugen ihn die Vorteile, wozu eine flexible Ergänzung mit Spurennährstoffen zählt. Größte Pluspunkte sind für ihn die Entlastung in den Düngebilanzen sowie die bedarfs- und termingerechte Nährstoffzufuhr.
Nach Lossies Einschätzung brauchen die Jungpflanzen den Phosphor genau dann, wenn sie von der Keim- auf die ersten Kronenwurzeln umstellen. Entsprechend bringt es nach seiner Philosophie nichts, die Nährstoffe zu tief und unterhalb des Saatkorns abzulegen — da kommt die Pflanze zum Zeitpunkt des Bedarfs nicht heran. Das hat er auch in Zusammenarbeit mit Precision Planting gelernt.
Technik mit Dreidüsenaustoß
Zunächst wird der Flüssigdünger bei Lossie vom Tank über ein Leitungssystem mit Druckumlauf per Elektropumpe zu den Einzelreihen gefördert. Dort findet man je ein Ventil, einen Durchflussmengenmesser und kleine Filter vor.
Von dort gelangt der Dünger zur FurrowJet-Einheit, die hinter dem sogenannten Smart-Firmer montiert ist. Kurze Einordnung: Der Smart-Firmer ist eine Einbettungs- und Sensoreinheit. Darüber kann man beispielsweise die Bodenfeuchte oder den Humusgehalt messen.
Mit Hilfe der FurrowJet-Komponenten erfolgt die Abgabe des Flüssigdüngers durch drei Düsen, zwei seitliche und eine mittige. Seitlich wird der Dünger etwa 1,5 cm neben und über dem Saatkorn platziert. Um z. B. Verätzungen bei größeren Ausbringmengen zu vermeiden, lassen sich einzelne Auslässe mit Stopfen verschließen. Die Ausbringmenge regeln die Fahrer über das Terminal, die Technik regelt daraufhin geschwindigkeitsabhängig nach. Auch eine GPS-gesteuerte Einzelreihenschaltung ist möglich. „Im Vergleich zum granulierten Mineraldünger ist die flüssige Unterfußdüngung für uns sogar einfacher in der Handhabung“, erzählt Lossie. Einerseits müssen sie beim Kundenwechsel nicht jedes Mal neu abdrehen und anderseits können sie den Düngertransport zum Feldrand selbst organisieren. Zudem brauchen sie zum Befüllen keinen separaten Lader.
Eine Maschine, viele Dünger
Ganz anders aufgestellt ist Landwirt und Lohnunternehmer Michael Lepage aus Kesfeld in der Eifel — unweit der luxemburgischen Grenze. Bei ihm bestimmen und besorgen die Kunden ihren gewünschten Flüssigdünger. „Wir haben vor drei Jahren eine Monosem NG 4 Plus-Sämaschine mit Flüssigdüngung, Kundenstamm und ausgereifter Logistik übernommen“, beschreibt der überzeugte Landwirt.
Pflanzenbaulich kämpfen Lepage und seine Berufskollegen in der Eifel mit verschiedenen Besonderheiten. Ein Beispiel ist die kurze Vegetationsdauer in der Höhenlage auf rund 540 m ü. NN. Im Frühjahr ist es oft lange kalt, dann folgt in einigen Jahren zeitnah eine ausgeprägte Frühsommertrockenheit, und im Herbst muss der Silomais zeitig vom Halm, ansonsten ist die Ernte in Gefahr.
Üblich sind Sorten mit 160er bis 260er Reifezahlen und Erträge zwischen 35 und 45 t/ha Frischmasse. Die Böden sind oftmals sehr leicht und steinig. Aus all diesen Gründen legen einige Betriebe großen Wert auf optimale Startbedingungen und eine aktive Unterstützung der Jugendentwicklung. Lepages Kunden wählen zwischen verschiedenen Flüssigdüngern, die bei örtlichen Landhändlern in der Regel vorrätig sind, beschreibt er: „Neben NP- oder NK-Lösungen (7-18 oder 2-0-13-3) setzen einige auch AHL oder eine stickstoff- und schwefelhaltige Düngerlösung ein.“
Gute Erfahrungen hat der Lohnunternehmer eher zufällig mit einer speziellen Stickstoff-Schwefel-Kaliumlösung mit dem Namen DPF gemacht. Dieser Dünger hat seinen Ursprung in der Aminosäuregewinnung für Futtermittel und hat durch seinen starken Geruch eine Abwehrwirkung gegen Wildschweine.
Dünger im alten Milchtanker
Logistisch arbeiten seine Kunden und der Lohnunternehmer Hand in Hand, erzählt er: „Unser Landhändler hält mehrere ausrangierte Milchtankwagen vor, mit denen die Kunden den Flüssigdünger abholen und am Feldrand für uns parken können.“
Von dort pumpt Lepage den Flüssigdünger in einen Fronttank über. Aktuell nutzt er einen 800 l großen Tank einer früheren Anbauspritze — inklusive Pumpe und Saugfilter. Über einen Hydraulikantrieb regelt er die Ausbringmenge — fahrgeschwindigkeitsabhängig arbeitet das System allerdings leider noch nicht. Dank einer Steuerung sind aber eine Halbseiten- und auch Einzelreihenschaltung möglich. Unterhalb des Schleppers verlaufen zwei ½-Zoll-Wasserschläuche zu den Seitenauslegern. Von dort wird der Flüssigdünger durch mengenspezifische Drosselplatten hindurch zu den Einzelreihen gefördert.
Düngerschar modifiziert
Zur Abgabe des Flüssigdüngers nutzt Lepage das klassische Mineraldüngerschar, allerdings leicht verändert. Hierfür hat der Vorbesitzer des Einzelkornsägerätes durch die Düngerlanze hindurch ein Edelstahlröhrchen geführt, das am Ende leicht gekröpft ist. So wird der Flüssigdünger leicht neben auf Höhe des Saatkorns abgelegt. Trotz der Nähe zum Maiskorn sind dem Betriebsleiter bisher keine Ätzschäden bekannt — selbst bei hohen AHL-Gaben nicht. Die Ausbringmengen schwanken stark, erzählt Lepage: „Je nach Kundenwunsch und Produkt bringen wir 140 bis 380 l/ha aus.“ Bei hohen Gaben wünscht sich Lepage einen größeren Fronttank, um nicht alle 2 ha nachtanken zu müssen, auch wenn der Vorgang nur maximal 90 Sekunden dauert.
Die größten Vorteile sehen der Landwirt, der selber Silomais für seine 140 Kühe anbaut, und seine Kunden in der Nährstoffverfügbarkeit: „Mitte bis Ende Mai sieht man immer wieder Bestände, die bedingt durch die Schafskälte stehen bleiben — auch weil der Boden bzw. die Nährstoffmobilisierung dann zur Ruhe kommen. In diesem Zeitraum steht oft auch die erste Herbizidbehandlung an, was zusätzlichen Stress für die Pflanzen bedeutet. Mit der Flüssigdüngung sind die Stresssymptome nach seinen Erkenntnissen geringer. Lepage vermutet durch die vitaleren Pflanzen auch weniger Drahtwurm-Schäden in den Beständen und einen besseren Wuchs in frühen Trockenphasen.
Womöglich verstärken auch die zum Teil hinzugemischten Spurennährstoffe das Pflanzenwachstum. Aktuell berechnet Lepage für die Flüssigdüngung 12 Euro/ha zusätzlich. Den Preis begründet er gegenüber seinen Kunden ganz nachvollziehbar. Zusätzlich zum Einstellaufwand erkannte das Team größeren Verschleiß an der Maschine: „Man sieht jeden Tropfen auf dem Stahlrahmen. Vor allem an der unteren Reihe der parallelgeklappten Maschine zehrt der Dünger, was einen höheren Pflegeaufwand zur Folge hat.“
Wir fassen zusammen
Jan Lossie von der D.S.L. Agrarservice GbR aus Niedersachsen sowie Landwirt und Lohnunternehmer Michael Lepage aus Rheinland-Pfalz setzen auf unterschiedliche Art und Weise auf die Flüssigdüngung beim Maislegen. Trotz einiger Unterschiede in puncto Logistik und Maschinenausstattung steht bei beiden Betrieben vor allem die Nährstoffverfügbarkeit im Vordergrund. Wirtschaftliche Vorteile scheinen bisher schwierig — eine Verbesserung der Nährstoffeffizienz ist aber durchaus möglich.
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