Technisch
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Vorstellung von verschiedenen Grenzstreueinrichtungen
Vorstellung von verschiedenen Grenzstreueinrichtungen
Um an der Feldgrenze den Mineraldünger randscharf zu verteilen, gibt es unterschiedliche Lösungen. Ulrich Lossie von der Deula Nienburg gibt einen Überblick.
Grenzgenaues Arbeiten ist bei der Applikation von Mineraldünger ein absolutes Muss! Leider ist genau dieses Ziel mit Zentrifugaldüngerstreuern nur schwer umzusetzen. Nicht nur jede Düngerart, sondern oft sogar jede Düngercharge hat andere Flugeigenschaften. Korngrößen, Kornhärte, Feinkornanteil, Oberflächenrauigkeit sind nur einige physikalische Parameter, die die Verteilung — insbesondere auch an der Grenze — stark beeinflussen.
Zu bedenken ist zudem, dass Stickstoff und Phosphor für die Umwelt und den Gesetzgeber an der Grenze wesentlich relevanter sind als z. B. schwefel-, kalium- und kalkhaltige Düngemittel. Dabei ist es im Interesse jedes Landwirts, den teuer gekauften Dünger auf den eigenen Feldern zu nutzen.
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Grenzgenaues Arbeiten ist bei der Applikation von Mineraldünger ein absolutes Muss! Leider ist genau dieses Ziel mit Zentrifugaldüngerstreuern nur schwer umzusetzen. Nicht nur jede Düngerart, sondern oft sogar jede Düngercharge hat andere Flugeigenschaften. Korngrößen, Kornhärte, Feinkornanteil, Oberflächenrauigkeit sind nur einige physikalische Parameter, die die Verteilung — insbesondere auch an der Grenze — stark beeinflussen.
Zu bedenken ist zudem, dass Stickstoff und Phosphor für die Umwelt und den Gesetzgeber an der Grenze wesentlich relevanter sind als z. B. schwefel-, kalium- und kalkhaltige Düngemittel. Dabei ist es im Interesse jedes Landwirts, den teuer gekauften Dünger auf den eigenen Feldern zu nutzen.
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Außerdem wechseln beim Düngerstreuen ständig die Grenzsituationen zwischen Feldnachbar, Wegerandstreifen, Gewässerrandstreifen und den besonders unter Beobachtung stehenden Fuß- und Radwegen sowie Gärten von angrenzender Bebauung. Während beim Grenzstreuen noch wenige Düngerkörner direkt hinter der Grenze liegen dürfen, wird beim Gewässerstreuen erwartet, dass kein einziges Korn außerhalb des eigenen Feldes landet — selbst bei einer Windböe nicht.
Je nach Hersteller sind in den Streutabellen jedoch teilweise nur zwei Grenzsituationen zu finden, nämlich das ertragsorientierte Rand- und das umweltoptimierte Grenzstreuen. Für das deutlich strengere Gewässerstreuen muss der Anwender daher oftmals durch Nachmessen und Anpassen der eigenen Einstellungen den gewünschten Effekt suchen. Die Vorgehensweise hierzu beschreiben wir mit unserem Test von Grenzstreusystemen in der nächsten profi-Ausgabe.
Um den Spagat zwischen Umweltschonung und Ertragsoptimierung zu erreichen, stehen dem Anwender zahlreiche Techniken zur Verfügung. Grenzstreuscheiben bei Düngerstreuern älteren Baujahrs lassen sich auf unterschiedliche Dünger mit vertretbarem Aufwand einstellen und bringen sehr gute Ergebnisse. Der Aufwand für das Umbauen ist jedoch für viele Landwirte nicht praxistauglich.
Grenzen des Seitenschirms
Besonders bei Streuern mit mechanischem Antrieb ist der außenseitige Grenzstreuschirm mit hydraulischer Aktivierung eine einfache und preiswerte Lösung und daher sehr beliebt. Bei den meisten Herstellern lassen sich Schirme sowohl für die linke als auch rechte Seite bestellen.
Jedoch bei großen Arbeitsbreiten und randscharfer Applikation stößt der Seitenschirm eindeutig an seine Grenzen. Denn systembedingt wirft die Scheibe die Düngerkörner auch an der Feldgrenze mit voller Energie ab. Der Schirm bremst sie und lenkt sie ab. Der Aufprall bedeutet eine große mechanische Belastung und führt zu Staubbildung und Abdrift. Zusätzlich ist häufig zu beobachten, dass einzelne Körner eine Kurvenbahn um den Schirm herum fliegen, weil die Streuschaufel ihnen einen Drall gegeben haben. Sie landen dann doch mehrere Meter außerhalb des Schlages.
Der größte Nachteil der Seitenschirme ist aber, dass der Fahrer für das Anpassen an unterschiedliche Grenzsituationen absteigen muss. Daher unterbleibt es meist. Hier haben neuere Systeme Vorteile.
Elektrischer Schirm
Limiter V+ nennt Amazone die zweite Generation seines Seitenschirms. Anstelle des Hydraulikzylinders ist ein elektrischer Linearmotor eingebaut. Dadurch kann der Fahrer bequem von der Kabine aus zwischen Rand-, Grenz- und Gewässerstreuen umschalten. Der Linearmotor passt dazu die Höhe des Schirms nahezu stufenlos an. Durch die unterschiedlichen Längen und Geometrien der Umlenklamellen ergeben sich so die angestrebten Streubilder. Die Grundeinstellung für das Grenzstreuen nimmt der Fahrer ohne lästiges Schrauben durch seitliches Verschieben des Schirms mit einem leicht bedienbaren Einrasthebel vor.
Bei der TS-Baureihe von Amazone sind die Streuscheiben zusätzlich mit kurzen, den sogenannten TS-Flügeln ausgestattet. Zum Streuen an der Feldgrenze wird der Dünger von den langen Normalschaufeln in die kurzen TS-Flügel umgeleitet.
Somit ist dieses Standardgrenzstreusystem mit dem Prinzip von Grenzstreuscheiben vergleichbar — mit dem Unterschied, dass der Fahrer bei den TS-Streuern ebenfalls von der Kabine aus auf das Grenzstreuen umschaltet. Dazu ist an den Getrieben der Streuscheiben je ein Elektromotor verbaut, der bei voller Scheibendrehzahl betätigt werden kann.
Einer der beiden TS-Flügel pro Scheibe ist in drei Stufen teleskopierbar, um ihn an die Flugeigenschaften verschiedener Düngerarten anpassen zu können. Amazone bietet diese Teleskope für verschiedene Düngerarten und Arbeitsbreiten in vier verschiedenen Längen an.
Das Einleitsystem bzw. der Aufgabepunkte lässt sich bei den Amazone TS-Streuern auf der Grenzseite nicht separat einstellen. Will der Fahrer zwischen Grenz- und Gewässerstreuen wechseln, muss er die Drehzahl der Scheiben anpassen. Bei den mechanisch angetriebenen Maschinen geht er dabei zwangsläufig einen Kompromiss ein, weil sich sowohl die Scheibendrehzahl auf der Grenzseite als auch auf der Seite zum Feldinneren ändert.
Aufgabepunkt anpassen
Bei Streuern mit hydraulischem Antrieb (z. B. Rauch Axis, Bredal F-Baureihe) gibt es die einfache Möglichkeit, die Drehzahl der äußeren Scheibe unabhängig von der inneren zu reduzieren. Die Düngerkörner werden dadurch mit weniger Energie abgeworfen. Eine Drehzahländerung hat dabei immer zwei Effekte: Sie beeinflusst die Flugweite und die Abflugposition.
So bewirkt eine Drehzahlverringerung, dass die Schaufeln die Körner über eine längere Strecke mitnehmen. Die meisten Streuwerke werfen sie somit mehr Richtung Feldrand. Wird bei den Hydrostreuern gleichzeitig der Aufgabepunkt angepasst, ist das Streuverhalten an der Grenze noch gezielter regulierbar.
Drehrichtung ändern
Der dänische Düngerstreuerhersteller Bogballe geht seit vielen Jahren einen eigenen Weg und verwendet an der Grenze ein spezielles Konzept. Im Gegensatz zu den meisten Zentrifugalstreuern von anderen Herstellern drehen die Scheiben bei den Bogballe-Streuern, wie auch bei Bredal-Streuen, von außen nach innen. Dadurch können sowohl die linke als auch die rechte Streuscheibe nahezu über die gesamte Wurfbreite streuen, und so entsteht eine erweiterte Überlappung.
An der Grenze ergibt sich dann aber das Problem, dass eine einseitige Streubreitenreduktion nicht ausreicht. Daher arbeitete Bogballe bislang mit einem doppelseitigen Flügel und wechselt zum Grenzstreuen die Scheibendrehrichtung. Daraus ergeben sich aber drei kleine Nachteile:
Das Grenzstreuen ist nur rechtsseitig möglich.
Der Fahrer muss zum Umschalten der Getriebedrehrichtung die Zapfwelle ausschalten.
Bei größeren Arbeitsbreiten findet systembedingt eine leichte Streubildbeeinflussung zur Feldinnenseite statt.
Deshalb hat Bogballe zur Agritechnica 2023 für seine Zentrifugalstreuer mit 27 bis 42 m Arbeitsbreite und Section Control ein kostenloses Software-Update vorgestellt, mit dem das Grenzstreuen durch Ändern von Einleitzeitpunkt und Drehzahl auch ohne Drehrichtungswechsel möglich ist.
Jeder, der häufiger Ballsport betreibt, weiß: Je kürzer die Distanz, umso höher die Trefferquote. Die Düngerapplikation direkt von der Feldgrenze zum Feldinneren ermöglicht also systembedingt eine höhere Randgenauigkeit. Um das zu erreichen, bieten viele Hersteller wie Amazone, Bogballe, Kverneland, Lemken und Rauch inzwischen mittig montierte Grenzstreuschirme zusätzlich zum Standard-Grenzstreusystem an. Die randscharfe Applikation ist nur ein Vorteil von Mittenschirmen. Denn sie brauchen im Gegensatz zu Außenschirmen auch keine Einstellungsänderung für das Grenz-, Rand- und Gewässerstreuen.
Andererseits haben Mittenschirme einen Nachteil gemeinsam: Es ist eine zusätzliche Fahrt direkt entlang der Feldgrenze notwendig. Das bedeutet mehr Aufwand und eventuelle Fahrschäden. Und in nassen Jahren sollten Landwirte die schlechtere Befahrbarkeit nicht außer Acht lassen. Der Mittenschirm ist also nicht für alle Situationen geeignet.
Schon bei der zweiten N-Gabe, insbesondere im Raps, entscheiden sich viele Betriebsleiter gegen die Fahrschäden beim Einsatz eines Mittenschirms. Und selbst wenn die Streutabellen keine entsprechenden Empfehlungen geben, so ist bei der ersten Fahrt mit Mittenschirm an der Feldgrenze eine um ca. 20 bis 35 % erhöhte Stickstoffgabe überlegenswert. Bei den nachfolgenden Gaben kann dann mit jeder beliebigen Grenzstreutechnik und Gewässereinstellung gestreut werden.
Weitere Grenzstreutechnik
Lemken bzw. Sky arbeiten beim sogenannten Triboard-System zum Grenzstreuen mit einer zusätzlichen dritten Schaufel auf der Streuscheibe. Herzstück ist eine elektrisch betätigte Stelleinheit. Sie lenkt den Dünger so um, dass beim ertragsoptimierten Randstreuen eine Teilmenge von der langen Normalschaufel in die speziell geformte Grenzstreuschaufel fliegt. Beim umweltoptimierten Grenzstreuen wird der Dünger ausschließlich von der Grenzstreuschaufel und der kurzen Normalschaufel verteilt.
Pneumatikstreuer verfügen über werkseitige Grenzstreubleche, die den Dünger nach entsprechender Einstellung zielgenau entlang der Grenze applizieren.
Bei der Flüssigdüngung sind Randdüsen für das Ausbringen entlang von Feldgrenzen leider noch selten. Herkömmliche FD-Düsen applizieren den Flüssigdünger rund 50 bis 80 cm über die Grenze hinaus. Daher ist auch bei der Flüssigdüngung eine Randdüsenschaltung unbedingt erforderlich. Lediglich Lechler bietet derzeit eine Flüssigdünger-Randdüse an.
Je größer die Arbeitsbreite von Streuern, desto schwieriger wird es bei der Applikation von Mineraldünger, die gewünschte Nährstoffmenge bis zur Grenze auszubringen, ohne den Dünger über sie hinauszuwerfen.
In der Praxis ist deshalb eine Nährstoffverarmung auf dem äußersten Drittel des Fahrgassenabstandes zur Feldgrenze zu beobachten. Das führt unweigerlich zu Ertragsverlusten im kritischen Randbereich. Der dadurch bedingte Verlust beim Jahresergebnis kann schnell mehrere Tausend Euro annehmen.
Leider setzten in den letzten Jahren noch viele Betriebe beim Grenzstreuen eher auf Komfort als auf Genauigkeit. Inzwischen bieten alle namhaften Hersteller von Düngerstreuern gute Lösungen an, die beide Anforderungen vereinen: gleichmäßige Verteilung im Feldinneren und randscharf an der Grenze. Beispielhaft haben wir die wichtigsten Systeme für Sie getestet. In unserer nächsten Ausgabe (profi 7/2024) werden wir Ihnen die spannenden Ergebnisse präsentieren.