Oberlenkersteuerung Agco Smart Toplink: Alles waagrecht
Je leerer der Düngerstreuer wird, desto eher verändert sich der Streuwinkel und die Querverteilung kann leiden. Die schlaue Oberlenkersteuerung von Agco soll das verhindern.
Bis zu 20 Euro/ha lassen sich Valtra zufolge mit dem Smart Toplink einsparen. Während sich über den exakten Betrag streiten lässt, ist die Logik dahinter durchaus nachvollziehbar: Der Landwirt baut den Düngerstreuer an, füllt ihn und richtet ihn in der empfohlenen Höhe und waagrecht zum Boden aus. Im Streuverlauf wird der Düngerbehälter leerer und leichter.
Je nach Ballastierung des Traktors, Luftdruck in den Reifen und Bodenbeschaffenheit ändert sich damit auch der Winkel der Streuscheiben im Verhältnis zur Bodenoberfläche. Kurzum: Der Streuer zeigt hinten zunehmend nach oben. Verschiedenen Studien zufolge führt dies zu einer Verschlechterung der Querverteilung, weil sich die Ausbringmenge von der Mitte nach außen verschiebt.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
25,80 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Bis zu 20 Euro/ha lassen sich Valtra zufolge mit dem Smart Toplink einsparen. Während sich über den exakten Betrag streiten lässt, ist die Logik dahinter durchaus nachvollziehbar: Der Landwirt baut den Düngerstreuer an, füllt ihn und richtet ihn in der empfohlenen Höhe und waagrecht zum Boden aus. Im Streuverlauf wird der Düngerbehälter leerer und leichter.
Je nach Ballastierung des Traktors, Luftdruck in den Reifen und Bodenbeschaffenheit ändert sich damit auch der Winkel der Streuscheiben im Verhältnis zur Bodenoberfläche. Kurzum: Der Streuer zeigt hinten zunehmend nach oben. Verschiedenen Studien zufolge führt dies zu einer Verschlechterung der Querverteilung, weil sich die Ausbringmenge von der Mitte nach außen verschiebt.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
25,80 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Dem DLG-Bewertungsschema zufolge sollte der Variationskoeffizient der Querverteilung nicht über 15 % liegen. Einer Studie des Düngemittelherstellers Yara zufolge führt ein Anstieg des Variationskoeffizienten von guten 10 % auf schlechte 34 % zu Ertragseinbußen von durchschnittlich 3 %. Dieser Wert kann je nachdem, wie stickstoffsensitiv Boden und Ackerkultur sind, geringer oder höher ausfallen.
Das zeigt auch, dass die optimale Düngerverteilung nur einer von vielen Ertragsfaktoren ist. Im Gegensatz zur Bodenart und zum Wetter während der Vegetationsperiode kann man hierauf aber Einfluss nehmen. Dabei ist zu bedenken, dass Smart Toplink nicht die Einstellung des Düngerstreuers verändert. Das System sorgt nur dafür, dass der Streuer unter gleichbleibend guten Bedingungen arbeiten kann. Nur ein auf die Düngersorte richtig eingestellter Streuer kann die optimale Verteilgenauigkeit erreichen. Fehler bei der Grundeinstellung kann der schlaue Oberlenker nicht geradebiegen.
Simple Hardware
Wobei der Oberlenker in diesem System gar nicht schlauer ist also andere. Die Intelligenz sitzt in einer kleinen Steuerbox (ECU). Diese erhält von zwei Radarsensoren — einer vor und einer hinter den Streuscheiben — Daten zum Abstand vom Boden. Daraus ermittelt sie den Winkel und entscheidet, ob eine Korrektur nötig ist. In diesem Fall gibt die ECU einen Steuerbefehl an einen extra montierten Hydraulikblock, der vom Loadsensing-System des Traktors gespeist wird. Am Hydraulikblock hängt wiederum der Oberlenker, der dann kürzer oder länger gefahren wird.
Für die Montage der Radarsensoren liefert Agco zwei Aluplatten mit. Der Rest ist der Kreativität des Monteurs überlassen.
(Bildquelle: Holzhammer)
Hier ließ sich die ECU unter einer Abdeckung unterhalb der Heckscheibe verstecken.
(Bildquelle: Holzhammer)
Das rote Band markiert die Startposition mit vollem Streuer. Bis der Streuer leer war, fuhr der Oberlenker um etwa 2 cm aus.
(Bildquelle: Holzhammer)
Ein Nachteil: Manuell kann der Oberlenker nur noch über zwei Schaltflächen in der Smart Toplink Bedienoberfläche auf dem Terminal in der Kabine ein- und ausgefahren werden. Wenn man den Streuer zum Beladen nach hinten kippen will, stört das nicht. Beim Ankuppeln kann die fehlende Außenbedienung allerdings nerven.
Nachrüsten bevorzugt
Weil das Smart Toplink System als Nachrüstlösung gedacht ist, sind die ECU und der Hydraulikblock nicht in den Schlepper integriert. Dafür ist es möglich, alle Isobus-fähigen Traktoren der Agco-Marken Fendt, Massey Ferguson und Valtra damit auszurüsten. Eine Integration direkt ab Werk gibt es derzeit nicht, wird seitens Agco für die Zukunft aber nicht ausgeschlossen. Auch die Erweiterung der Funktionalität z. B. auf die Überwachung von Bodenbearbeitungsgeräten kann man sich langfristig vorstellen.
Ein weiterer Vorteil des Nachrüstkonzepts: Smart Toplink funktioniert mit jedem angebauten Schleuderstreuer. Es müssen lediglich die Radarsensoren montiert werden. So können auch ältere Streuer mit neuester Technik aufgerüstet werden.
Logische Bedienung
Die Bedienung erfolgt per Isobus. Wobei Bedienung nach mehr klingt, als es der Fall ist. Denn im Prinzip muss man das System nur per Tastendruck scharf schalten, den Rest übernimmt die Automatik. Einzige Einstellmöglichkeit — abgesehen von der Kalilbrierung — ist der Zielwinkel, der beispielsweise bei einer Spätdüngung durchaus in Richtung 4° gehen kann.
Ist das System aktiv, geht es mit gegebenenfalls notwendigen Anpassungen behutsam vor. Die Sensoren messen den Abstand zum Boden zwar mehrmals pro Sekunde, das System reagiert aber nicht im selben Takt. Eine zu hohe Schaltfrequenz, bei der die Steuerung auf jeden Bodenunebenheit reagiert, habe sich Valtra zufolge als nicht praktikabel erwiesen.
Im Einsatz
Wir haben das System im Frühjahr auf einem Weizen- und einem Gerstenschlag in der Bodenseeregion eingesetzt — mit einem Valtra-Traktor der T-Serie und einem Düngerstreuer von Rauch. Die Montage erfolgte durch die ortsansässige Fachwerkstatt. Auf dem Acker glänzte das System mit unauffälliger Zuverlässigkeit nach dem Motto: „Einschalten und an etwas anderes denken“. Die Isobus-Maske braucht der Fahrer nur zum Aktivieren, anschließend kann er sich z. B. die Bedienmaske des Düngerstreuers anzeigen lassen, während das System arbeitet.
Nach wenigen Metern hatten die Sensoren die Stellung des Streuers erfasst, und das System begann, ihn waagrecht auszurichten — zügig aber nicht ruckartig. Wichtig: Das System ist für Acker und Grünland konzipiert. Mit Schotter oder Asphalt kommt es wegen der gleichmäßigen Oberfläche nicht zurecht — Testfahrten vor der Maschinenhalle sind damit also zwecklos. Aus Sicherheitsgründen schaltet das System bei 25 km/h automatisch ab.
Fazit
Als Listenpreis gibt Agco etwa 4.200 Euro (ohne MwSt.) an. Bei einer Ersparnis von 20 Euro/ha wäre die Investition rechnerisch nach 210 ha amortisiert — theoretisch. Praktisch lässt sich diese Rechnung nur einzelbetrieblich aufstellen. Klar ist: Nicht jeder Betrieb braucht Smart Toplink. Für den einen oder anderen kann es aber eine clevere Detaillösung sein.
In jedem Fall ist es ein weiterer Schritt in Richtung autonom arbeitender Maschinen. Denn spätestens, wenn kein Mensch mehr in der (vielleicht gar nicht mehr vorhandenen) Kabine sitzt, braucht es derartige Systeme, um die Arbeitsqualität kontinuierlich zu sichern.