Praxistest
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Ein Vergleich der Fliegl Miststreuer ADS 120 und KDS 140
Systemvergleich Fliegl Miststreuer ADS 120 und KDS 140: Kratzen vs. schieben
Nach der Übernahme von Brochard bietet Fliegl neben seinem Abschiebesystem auch Tiefbettstreuer mit Kratzboden an. Wir haben beide Systeme in der Praxis verglichen.
Fliegl ist für seine Abschiebetechnik bekannt. Und nach dem Abschiebewagen haben die Bayern das System stetig weiterentwickelt und auch für die Einachsstreuer modifiziert. 2019 hat Fliegl den französischen Hersteller Brochard übernommen, der bis dato in Frankreich ein namhafter Hersteller vor allem von Dungstreuern war.
Dungstreuer Fliegl KDS 140 ist mit Kratzbodenketten ausgestattet
Der „klassische“ Kratzbodenketten-Dungstreuer (KDS) hat rund 14 m³ Ladevolumen. Unsere Testmaschine hatte ohne 50-cm-Aufsätze etwa 13 m³ Ladevolumen. Tiefbett-typisch ist der Laderaum mit nur 1,40 m unten relativ schmal. Damit ist der Schwerpunkt tief, was für eine gute Hangtauglichkeit spricht. Der Laderaum ist konisch und 5,45 m lang. Im Bereich der Überladekante in 2,78 m Höhe ist der Laderaum 1,87 m breit.
Das Streugut wird mit einem zweiteiligen Kratzboden nach hinten befördert. Die geschmiedeten Kettenglieder sind massiv und haben laut Fliegl eine Bruchlast von 50 t je Kette. Das Streuwerk MuckControl ist ein Breitstreuwerk für alle möglichen Streugüter von Mist bis Kalk. Zwei liegende Streuwalzen mit je 77 cm Durchmesser fräsen das Streugut auf Streuteller mit 95 cm Durchmesser und bis zu sechs Wurfpaddel.
Dungstreuer Fliegl ADS 120 schiebt die Frontwand bis vor die Streuwalzen
Der ADS 120 Abschiebe-Dungstreuer (ADS) verfügt über zwei stehenden Streuwalzen mit je 1,10 m Durchmesser. V2 nennt Fliegl diese Variante. Ein Universalstreuwerk gibt es nicht.
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Der ADS schiebt das Streugut zum Streuwerk. Zunächst schiebt ein unterer Zylinder den geteilten Boden samt Frontwand nach hinten. Dann fließt das Öl hintereinander in die drei Zylinder, welche die Frontwand bis kurz vor die Streuwalzen drücken. Die Dosierung erfolgt dabei über die Geschwindigkeit des Abschiebevorgangs, der per Öldrossel oder auch per Drehpoti aus der Kabine (als Option) reguliert wird.
14 m³ Ladevolumen wurden mit 8 t frischem Tretmist beladen
Bei einem Volumen von 14 m³ beträgt die Überladehöhe bei beiden Streuern etwa 2,70 m. Für Hoflader ist das Überlademaß zu hoch, Rad-, Front- und Teleskoplader haben mit dem Maß keine Probleme. Besonderheit beim KDS-Kettenstreuer: Ohne Aufsätze ist der Laderaum oben mit nur 1,85 m relativ schmal. Mit großvolumigen Ladewerkzeugen kann schon mal Material auf der anderen Seite herunterfallen. Der Vorteil des schmalen Laderaums: Der KDS-Kettenstreuer kann mit 2,06 m hohen Reifen bestückt werden (650/85 R 38).
Der Abschiebestreuer ADS ist im oberen Bereich des Laderaums 2,15 m breit. Kanthölzer schützen den ebenfalls stabilen Laderaum vor engagierten Laderfahrern. Nachteil im Vergleich zum Kettenstreuer: Zwischen Abschiebewand und vorderem Frontgitter fehlt unserer Meinung nach ein Blech. Das würde verhindern, dass Material zwischen beweglicher Vorderwand und Frontwand fallen kann.
Ein weiterer Systemunterschied: Wenn man den Kettenstreuer vorne höher belädt als der Durchgang des Streuwerks, fällt der Berg bei laufendem Kratzboden nach vorne zurück. Das ist beim Abschiebesystem natürlich nicht der Fall. Hier sollte die Beladehöhe den Durchgang (1,85 m) des Streuwerks nicht überschreiten.
Beide Streuer bieten mehr Volumen, als ihre Nutzlast für den öffentlichen Straßenverkehr zulässt. Bei 7,3 t (KDS) bzw. 6,8 t (ADS) Leergewicht dürfen die Streuer technisch bis 16 t zuladen. Auf der Straße ist bei 13 t Gesamtgewicht Schluss. Mit frischem Tretmist konnten wir ohne weiteres bei beiden Streuern 8 t zuladen.
Wie klappt es mit der Handhabung der beiden Dungstreuer von Fliegl?
Das Abschiebesystem ist herrlich einfach. Mit insgesamt nur drei hydraulischen Steuergeräten kann jede Aushilfe in die Mistsaison starten. Nachdem man die Heckklappe geöffnet und das Ventil für den Abschub betätigt, öffnet zunächst der Stauschieber komplett, bevor der Abschiebevorgang beginnt. Eine Sicherheitsschaltung, die drehende Walzen erkennt, gibt es nicht. Anders als bei dem Kettenstreuer beginnt das Material nicht direkt zu fließen, sondern wird zunächst durch die Abschiebewand vorverdichtet, bevor sich die gesamte Ladung in Bewegung setzt. Daher dauert es länger, bis Mist an den Streuwalzen anliegt. Die Option mit elektrischem Vorschub hilft, den Abschiebevorgang zunächst zu beschleunigen. Die mächtigen Streuwalzen verlangen ordentliches Anfahrmoment, reißen aber auch festen Mist sicher auseinander.
Weil die Abschiebewand bis unter den Stauschieber gedrückt wird, kann dieser nicht manuell nach unten gefahren werden. Nachteil: Bei nicht voller Ausladung kann Material zurückgeschleudert werden und den Schlepper verschmutzen. Außerdem verbleiben geringe Restmengen im Laderaum zwischen der Abschiebewand und den Streuwalzen.
Der Kettenstreuer KDS 140 ist mit der Streuwerkseinheit MuckControl und der Isobus-Steuerung Spreader Control deutlich höher ausgestattet. Komplett via Isobus und Loadsensing bedienbar, könnte der Wagen auch mit einem Wiegesystem ausgestattet werden. Unsere Testmaschine dosierte die Ausbringmenge über das Volumen. Die Software von TopCon muss dazu die Dichte des Streuguts kennen. Über das Traktorsteuergerät kann der Streuer in Abhängigkeit der Vorwärtsgeschwindigkeit die Kratzbodengeschwindigkeit stufenlos variieren und damit die Ausbringmenge anpassen. Gerade bei homogenen Streugütern wie separierten Gärresten ist das eine feine Sache. Die Bedienung bedarf allerdings etwas mehr Einarbeitungszeit als beim einfacher ausgestatteten ADS. Außerdem erkennt das System ohne Wiegesystem nicht, wenn der Laderaum nicht komplett homogen beladen ist — das ist als Fahrer zu beachten. Übrigens: Den KDS gibt es optional auch mit einer einfachen Ausstattung.
Ein weiterer großer Systemunterschied ist der Stauschieber. Dieser kann beim Kettenstreuer stufenlos variiert werden. Damit ist die homogene Ausbringung von z. B. Kalk problemlos möglich. Problematisch kann sehr strohiges Material sein. Aufgrund des oben erwähnten schmalen Laderaums kam es schon mal vor, dass die Kette unter dem Material durchrutscht und die Ladung nicht mehr sicher zu den Auflösewalzen führt. Das Problem gibt es beim Abschiebestreuer nicht.
Andersherum: Sollte mal eine Überlast am Streuwerk vorliegen, lässt sich das Material beim Kettenstreuer dank rückwärts laufenden Kratzbodens aktiv von den Walzen weg fördern. Das funktioniert mit dem Abschiebesystem nicht.
Ebenfalls ein Plus beim Kettenstreuer: Bei fast leerem Streuer hat das System mehr Stützlast als der Abschiebestreuer. Grund ist die Frontwand, die das Gewicht beim ADS nach hinten verlagert. Allerdings war bei unserem Streuer die Achse in der vorderen Lochkulisse angebracht. Es besteht auch die Möglichkeit, die Achse 10 cm weiter hinten zu montieren.
Wir haben die Streuqualität und den Kraftbedarf gemessen
Das große V2-Streuwerk mit stehenden Walzen im Abschieber reist den Mist sicher auseinander und schleudert ihn bis zu 14 m weit. Bei frischem Stallmist haben wir einen Variationskoeffizienten von 19 % ermittelt. Mit separiertem Gärrest waren es nur 10 % bei 12 m Arbeitsbreite.
Der KDS mit Universalstreuwerk macht seinem Namen alle Ehre. Ebenfalls bei einer Arbeitsbreite von 12 m bringt das Streuwerk bei einer Ausbringmenge von 25 t/ha den Mist noch gleichmäßiger ohne Haufen auf den Acker. Der Variationskoeffizient von 17 % bei frischem Stallmist und nur 8 % bei Gärresten sprechen für eine präzise Verteilung.
Der Kraftbedarf des Kettenstreuers gemessen an der Zapfwelle ist mit 50 bis maximal 70 kW nicht wesentlich höher als beim Abschiebestreuer. Das über die Abschiebewand vorverdichtete Material muss wieder auseinandergerissen werden. So ist der Kraftbedarf des V2-Streuwerks nicht geringer als beim Universalstreuwerk Muck Control — bei einer Ausbringmenge von 2 bis 2,5 t/min. Bei separierten Gärresten war der Kraftbedarf an der Gelenkwelle 20 % geringer als bei Festmist. Was im feuchten Frühjahr ebenfalls aufgefallen ist: Der Zugkraftbedarf für die kleinere Bereifung am Abschiebestreuer ist deutlich höher als bei der höheren VF-Bereifung am Kettenstreuer.
Weitere Details
Mistreste werden mit dem Kratzboden unter den KDS-Wagen gebracht. Das erschwert die Reinigung. Die Reinigung des Bodens unterhalb der ersten Abschiebewand (ADS) ist ebenfalls nicht einfach.
Die Ausbringung von Mist mit geschlossener Heckklappe beim Abschiebestreuer empfehlen wir nur bei geringen Ausbringmengen und trockenen Gütern.
Das Abschiebesystem ist bei der Wartung überlegen. Beide Streuer verfügen über schön zusammengefasste Schmierbänke.
Beide Streuer sind mit der hydraulisch gedämpften Knickdeichsel versehen.
KDS und ADS sind mit Nockenschaltkupplungen gegen Überlast gesichert.
Mit der Software vom Kettenstreuer wäre eine teilflächenspezifische Applikation möglich.
Mit Volumenklappe kann der ADS auch als Transportwagen genutzt werden.
Fazit
Beide Systeme haben ihren Markt: Als einfach zu bedienende Maschine für Stallmist jeglicher Art ist die Abschiebetechnik mit stehendem Streuwerk prädestiniert. Das System kostet laut Liste im Vergleich etwa 20.000 Euro weniger.
Für den professionellen Einsatz im Lohn und mit vielen wechselnden Streugütern inklusive Kalk ist der Kettenstreuer KDS das Mittel der Wahl. Mit der Volumen-Steuerung ist eine präzise Ausbringung möglich, und das Breitstreuwerk streut homogener.
Fabian Lachenschmidt ist Disponent bei agrolohn.de. „Seit 2015 arbeiten wir mit einem ADS 120, den wir seit einem Jahr um einen KDS 140 und KDS 260 ergänzt haben. Die Streuer werden bei uns zu 80 % im Mietpark eingesetzt. Ohne elektrische Steuerung ist der ADS zwar sehr simpel und einfach zu bedienen, aber einige unserer Kunden störten sich an dem hohen Stauschieber während des Streuvorgangs und der negativen Stützlast. Daher sind wir auf den KDS mit elektronischer Steuerung gewechselt. Damit kommen die Kunden auch sehr gut zurecht, zumal der KDS mit Universalstreuwerk subjektiv ein besseres Streubild hinterlässt. Die Kombination von Preis-/Leistung, Bedienbarkeit und Zweitmarkt hat uns überzeugt und wir setzten deswegen auf Fliegl-Streuer.“