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Bauern- und Bulldogmuseum Stühlingen: Der Schatz in der Scheune
Bauern- und Bulldogmuseum Stühlingen: Der Schatz in der Scheune
Wer durch Stühlingen schlendert, einer Stadt nahe der Schweizer Grenze, ahnt nicht, welch ein landtechnischer Schatz sich dort in einer Scheune verbirgt.
Meinen Vater nannten die Leute manchmal den Alteisenhändler aus Stühlingen“, berichtet Christine Sarnow von den Ursprüngen ihres privaten Museums mitten in der Stadt. Gemeinsam mit ihrem Mann Jochen betreibt sie dort den alteingesessenen Landgasthof Rebstock. Direkt daneben steht das ehemalige landwirtschaftliche Gebäude, das seit 2004 auf vier Etagen eine unglaubliche Vielfalt alter Landtechnik beherbergt. Dieser Schatz ist das Kondensat einer ehemals wesentlich größeren Sammlung an Traktoren und Landmaschinen aller Art (profi 4/1991).
Christine Sarnows Vater Roland Porten (1933 bis 2001) hatte bereits Anfang der 1970er Jahre den Grundstock für die Sammlung gelegt. Aufgrund der beengten Lage in der Stadt siedelte er die Landwirtschaft 1975 auf einen Hof außerhalb der Stadt aus, der Gasthof blieb an alter Stelle.
Viele Jahre lang bewirtschaftete Roland Porten seinen Alphof mit Rindermast, Ackerbau und Grünland. Nebenbei frönte er seinem Hobby und kaufte alte Traktoren und Landmaschinen aller Art. Nachdem er die Rinderhaltung aufgegeben hatte, gab es Platz für die historischen Maschinen.
Die Sammlung wuchs und lockte viele Besucher an. Ab 1990 war der Alphof in Stühlingen auch offiziell ein Museum. Roland Porten war ein gefragter Fachmann für historische Landtechnik und organisierte mehrmals große Oldtimertreffen.
Plötzlich war alles anders
Als der Senior 2001 überraschend starb, war völlig offen, wie es weitergehen sollte. Christine und Jochen Sarnow hatten das Herzblut ihres Vaters bzw. Schwiegervaters geerbt, jedoch waren sie mit ihrer Gastronomie voll ausgelastet.
Einige Jahre pflegten sie den Alphof und die Maschinen so gut es ging und boten auch Museumsführungen an. Gleichzeitig stellte sich die Frage, was mit dem landwirtschaftlichen Gebäude mitten in Stühlingen passieren sollte.
Christine und Jochen Sarnow fassten 2003 den Entschluss, die Landmaschinensammlung drastisch zu verkleinern und vom Aussiedlerhof zurück in die Stadt zu holen. Dabei kam ihnen zugute, dass ihre Scheune neben dem Gasthof tatsächlich viel größer ist, als sie von außen wirkt. Jochen Sarnow nahm Kontakt mit Fachleuten und potenziellen Käufern auf, um zu verhindern, dass die geliebten Schätze seines Schwiegervaters in aller Welt zerstreut werden.
Von 2003 bis 2004 verkaufte Familie Sarnow etwa 80 % der Maschinen und Geräte. Ein guter Teil ging in den Bestand des Traktormuseums Bodensee über (profi 1/2015). Die verbliebenen Exponate ließen sie professionell aufarbeiten, sofern dies nötig war.
Seit 2004 ist die alte Technik im Bauern- und Bulldogmuseum in Stühlingen offiziell zu besichtigen. Die Öffnungszeiten sind unter rebstock.eu zu finden. Um Enttäuschungen zu vermeiden, sei darauf hingewiesen, dass der Gründer der Sammlung zwischen 1970 und 2000 aktiv war. So ist der älteste Traktor von 1924, der jüngste von 1959, und manche Landmaschinen wie ein hölzernes Jauchefass stammen noch aus der Zeit des Pferdezugs.
Eine restaurierte Schmiede, Standmotoren, Maiskolbenentkerner, Getreideputzmühlen, Kettensägen, Transportschlitten sowie unzählige Geräte aus Stall und Hof geben einen runden Eindruck der Landtechnik des vorigen Jahrhunderts wider. Roland Porten hat auch Exponate aus dem häuslichen Bereich gesammelt, wie eine holzgefeuerte Waschmaschine und unzähliges Kleingerät.
Technik aus der Gründerzeit
Und damit auch junge Eltern etwas lernen können, weist Christine Sarnow auf die elektrische Oma hin, die ihr Vater irgendwann rekrutiert hat. Das ist keine Landmaschine, sondern eine Kinderwagen-Schaukelmaschine aus der Anfangszeit der Elektrifizierung. Sie beweist den technischen Weitblick des Museumsgründers.