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Maßstab 1 : 87: Feinkost für Modellfreunde
Maßstab 1 : 87: Feinkost für Modellfreunde
Der Modellbaustammtisch Ostwestfalen hat sich dem Maßstab 1 : 87 verschrieben. profi hat ein Mitglied besucht, den die anderen „den Verrückten“ nennen.
Fangen wir mit der Wahrheit an, und die lautet, dass unsere Mitglieder nicht nur aus Ostwestfalen, sondern aus ganz Deutschland, Österreich und Holland kommen“, berichtigt Heiko Brockmann aus Aerzen in Niedersachsen) die erste Fehleinschätzung.
Brockmann (Jahrgang 1960) ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und hat nach einer handwerklichen Ausbildung verschiedene Berufe ausgeübt. Dabei hat er sein Hobby, den Bau von Miniaturlandtechnik, entdeckt.
Weil er beim exakten Maßstab und bei der Detaillierung keine Kompromisse macht, nennen ihn seine Freunde „den Verrückten“. Wer schon einmal Modelle im Maßstab 1 : 87 gebaut oder repariert hat und Brockmanns Fuhrpark anschaut, kann die Einschätzung seiner Stammtischbrüder nachvollziehen.
Doch ist der Modell-Enthusiast niemand, der sich selbst auf die Schulter klopft. „Ohne meine Freunde vom OWL-Stammtisch wäre ich im Modellbau nichts“, sagt Heiko Brockmann. Dieser Freundeskreis ist seit 2014 in einer WhatsApp-Gruppe organisiert, über die er sich intensiv austauscht. Hier geht es um handwerkliche Kniffe, Bezugsadressen für Teile oder um den Austausch von Bauteilen.
Mehrere OWL-Stammtischler sind in den 3D-Druck eingestiegen und versorgen auch ihre Freunde mit Modellbauteilen, die von Hand nur mühsam und in größeren Stückzahlen gar nicht zu fertigen wären. Davon profitiert auch Heiko Brockmann. Er wiederum besitzt seit zwei Jahren eine CNC-Fräse für den Modellbau. Großen Spaß hat Brockmann auch daran, detailgenaue Typenaufkleber am PC zu produzieren.
„In unserem Stammtisch gilt das Motto, dass jeder dem andere hilft, so gut er kann“, berichtet Heiko Brockmann. Einmal im Vierteljahr treffen sich die Modellfreunde auch leibhaftig. Das nächste Treffen ist am 4. März 2023 im Gasthof Grohnder Fährhaus (grohnder-faehrhaus-hotel.de).
Brockmann hat fast alle Modelle komplett selbst gebaut. Wenn es sich anbot, hat er schon mal ein Großserienmodell geschlachtet. Ansonsten feilt, sägt, fräst und klebt er alles aus dem Grundstoff Polystyrol zusammen. Die Farben besorgt er sich zum Teil direkt von den Herstellern.
Die Vorbilder seiner Modelle stammen überwiegend aus seiner Region, manche Exoten auch aus dem Internet. Weil Brockmann extrem präzise arbeitet, geht es nicht ohne genaue Maße und Zeichnungen. Deshalb setzt er sich mit den Besitzern seiner Wunschmaschine in Verbindung und fotografiert und misst die Maße und Stärken direkt an der Maschine. Mit den Fotos und Notizen setzt er sich an den PC und fertigt mit einem Grafikprogramm maßstabsgetreue Zeichnungen. Erst dann beginnt er mit dem Bau.
Manchmal vergehen bis zu zwei Jahre, ehe ein Modell fertig ist, das seinen Ansprüchen genügt. Oft braucht er mehrere Anläufe, wobei er verunglückte Teile kompromisslos entsorgt.
Der Lohn für seine Arbeit ist zum einen die Anerkennung von den Kollegen, auch aus anderen Gruppen und Foren. Denn über WhatsApp machen Bilder schnell die Runde. Hin und wieder kommt auch ein direktes Feedback von den Herstellern. So ging Heiko Brockmann vor einigen Jahren mit dem 1 : 87-Modelle einer Drillmaschine des Typs Rapid zum Agritechnica-Stand der Firma Väderstad.
Ein Mitarbeiter holte den Firmenchef Crister Stark dazu. „Dem standen die Tränen in den Augen, und er wollte am liebsten gleich mehrere solche Modelle haben“, erinnert sich Heiko Brockmann. Aber er blieb standhaft, denn er baut jedes Modell nur einmal und nur für sich. In dem Punkt ist er genauso konsequent wie in seiner Perfektion.