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Schweizer Traktorenbau: Eidgenossen zum Anspannen
Schweizer Traktorenbau: Eidgenossen zum Anspannen
Der Schweizer Traktorenbau ist durch ein großes Auf und Ab geprägt. Viele Namen und Entwicklungen sind Geschichte, während sich wieder ein Hersteller am Markt behauptet.
Nach Versorgungsengpässen bei den Lebensmitteln organisierten ranghohe Armee-Offiziere im Februar 1918 die erste schweizerische Traktor- und Pflugvorführung. Den Durchbruch in der Schweiz schaffte der Traktor aber auch in 1920er Jahren nicht. Es blieb bei Kleinserien und vereinzelten Importen. Um die Traktorenfertigung zu fördern, wurde eine Kontingentierung der Importe eingeführt. Das brachte die Produktion von Traktoren für den typischen landwirtschaftlichen Betrieb in der Schweiz richtig in Fahrt. Im ganzen Land befassten sich Handwerksbetriebe, Schmieden und Maschinenfabriken mit der Herstellung von Traktoren.
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Anfänglich wurden vielerorts alte Autos umgebaut. Der Fachmann und Buchautor Manuel Gemperle und seine Co-Autoren haben bei nahezu 150 Schweizer Firmen recherchiert, die einen oder mehrere Traktoren gebaut hatten. Während des Zweiten Weltkriegs mussten viele Traktoren auf Holzgas umgerüstet werden. Der Rohstoffmangel und die Gummiknappheit zwangen damals manchen Hersteller in die Knie. Dank der angestoßenen Mechanisierung kamen die Schweizer aber besser durch die Kriegszeit als von 1914 bis 1918.
Ab den 1950er Jahren erlebte die schweizerische Landmaschinen- und Traktorenindustrie ihre Blütezeit, es existierten zu dieser Zeit noch rund 30 Hersteller. Im Jahr 1958 wurde die Importkontingentierung aufgehoben, denn die landeseigene Produktion konnte nur einen Bruchteil des Bedarfs an Traktoren decken. Die meist handwerklich ausgerichteten Schweizer Traktorhersteller waren nicht mehr konkurrenzfähig und gaben auf.
Traktoren für den Hang
In den 1960er Jahren entstanden für die Bergmechanisierung viele Neuentwicklungen. Dabei konnten Firmen wie Schilter, Bucher, Aebi und Rapid auch große Stückzahlen ihrer Zweiachsmäher und Hangtransporter exportieren.
Anfang der 1970er Jahre waren mit Hürlimann und Bührer gerade noch zwei einheimische Traktorenhersteller am Markt. Besonders mit der Erdölkrise 1973 verschlechterte sich der Markt. Fritz Bührer verkaufte seine Firma 1973 an Rapid, und Hürlimann begann mit dem Generalvertrieb von Lamborghini-Traktoren.
1977 verkaufte Hans Hürlimann seinen Betrieb an Same. In der Folge entstand in Wil eine ganz neue Traktoren- und Motorengeneration. Mit dem Export-Netzwerk der Italiener konnte Hürlimann auch sehr viele Traktoren in das Ausland verkaufen. Doch nach etwas mehr als 5 000 Exemplaren der Hürlimann H-Baureihe wurde 1983 der vorläufig letzte Serientraktor in der Schweiz gefertigt.
Schon fünf Jahre zuvor hatte Rapid einen Schlussstrich unter die Bührer-Produktion gezogen und stellte 1992 auch die Fertigung von Transportern und Zweiachsmähern ein. Zu der Zeit beendete auch Bucher-Guyer die Produktion von Transportern und Zweiachsmähern. Selbst Aebi blieb nicht von heftigen Turbulenzen verschont. Dank des Investors Peter Spuhler und seiner Stadler Rail AG sowie dem Zukauf der Schmidt-Gruppe entstand eine neue Größe im kommunalen Fahrzeugbau.
Nach 20 Jahren ohne echten Traktor aus Schweizer Produktion startete Sepp Knüsel aus Küssnacht am Rigi im Herbst 2003 mit dem Bau des stufenlosen Rigitrac. Angesichts des Schicksals all seiner Vorgänger war die Skepsis groß, ob dieses Vorhaben gelingen kann. Doch sein Mut wurde belohnt, und heute ist der Rigitrac eine feste Größe im Traktorenmarkt.
Mehr über den Traktorenbau in der Schweiz steht im dreiteiligen Buchband von Manuel Gemperle, Hermann Wyss und Walter Hungerbühler. Das Werk ist erschienen im Eigenverlag (fm-modellbau.ch).