Gut zu wissen
- Demmler wird in der vierten Generation geführt und produziert seit 1898 Transportfahrzeuge.
- Neben Kippern werden Abschiebe- und Ballenwagen, Güllezubringer und Tieflader gefertigt.
- Neuste Entwicklung ist ein Kombiwagen, der den Muldenkipper und Güllezubringer vereint.
Abferkelbuchten zum Beispiel. Oder Hecklader und Paletten-Hubwagen. Gefertigt wurde immer das, bei dem gerade eine Marktlücke oder ein großer Bedarf zu erkennen war. Kerngeschäft bei Demmler war aber fast durchgehend der Bau von Transportanhängern — mit einer Lücke in den 1970er und 1980er Jahren. Gegründet wurde der Betrieb bereits 1898 als Schmiede von Pius Demmler. Schon damals lag der Schwerpunkt des Handwerksbetriebs auf dem Kutschenbau. Produziert wurde in der Schmiedgasse mitten in der Kleinstadt Wertingen in Bayrisch-Schwaben.
Schlepper und ein Schicksalsschlag
Mit dem 1916 geborenen Johann Demmler stieg noch vor dem Zweiten Weltkrieg die zweite Generation in den stetig wachsenden Schmiedebetrieb ein: der Vater des heutigen Johann Demmler Senior. Zu Hochzeiten standen damals bereits deutlich über 100 Mitarbeiter bei Demmler in Lohn und Brot. Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte sogar der Traktorenbau bei Demmler in den Fokus: Rund 45 Stück der Konfektionsschlepper, also aus Standardkomponenten zusammengebauten Traktoren, wurden mit Demmler-Logo auf der Haube gebaut und verkauft. Dann ereilte ein Schicksalsschlag das Unternehmen: Mit 33 Jahren verstarb Johann Demmler viel zu früh.
Seine Ehefrau führte das Unternehmen in verkleinerter Form bis zum Eintreten des Sohnes, dem heutigen Johann Demmler Senior, fort. Er begann in den 1960er Jahren damit, den Betrieb aus dem engen Ortskern von Wertingen auszulagern. Im benachbarten Geratshofen fand sich im Industriegebiet ein neuer Betriebsstandort.
Beim endgültigen Umzug 1963 arbeiteten 13 Mitarbeiter im Fahrzeugbau und der parallel aufgebauten Spedition. Ein wichtiges Geschäft bildeten aber nach wie vor die landwirtschaftlichen Anhänger, von denen bereits bis zu 100 Stück pro Jahr aus den Werkstätten rollten.
Das Aufkommen der ersten Ladewagen führte zum starken Rückgang der einfachen landwirtschaftlichen Anhänger. „Wir haben dann selbst einen Ladewagen entwickelt und sieben Stück gebaut“, erzählt Johann Demmler Senior. „Für eine dauerhafte Fertigung waren die Patentforderungen von Ladewagen-Erfinder Weichel aber leider zu hoch und wir mussten den Bau einstellen.“
Heck- und Frontlader
Der findige Fahrzeugbauer fand aber schnell eine andere Marktlücke: „Wir haben einen ganz simplen, mechanischen Hecklader konstruiert und ins Programm aufgenommen. Auf vielen kleinen Betrieben in der Umgebung kam das günstige Gerät sehr gut an.“ Rund 9 000 Stück wurden verkauft.
Apropos Verkauf: Der Maschinenverkauf war damals noch echtes Haustürgeschäft, das vom Chef selbst erledigt wurde. Bereits mit jungen 17 Jahren verkaufte Johann Demmler Senior seinen ersten Kipper. Wobei schon damals ganz Deutschland zum Verkaufsgebiet gehörte. Heute sind Deutschland, Österreich und Dänemark die Hauptmärkte. Zwischenzeitlich war Demmler parallel in den Bau von Flurförderfahrzeugen und Hebebühnen eingestiegen.
Mit der nachlassenden Nachfrage der Hecklader wurden auch Frontlader mit ins Programm aufgenommen, die unter der Marke Dewe (Demmler...
Gut zu wissen
- Demmler wird in der vierten Generation geführt und produziert seit 1898 Transportfahrzeuge.
- Neben Kippern werden Abschiebe- und Ballenwagen, Güllezubringer und Tieflader gefertigt.
- Neuste Entwicklung ist ein Kombiwagen, der den Muldenkipper und Güllezubringer vereint.
Abferkelbuchten zum Beispiel. Oder Hecklader und Paletten-Hubwagen. Gefertigt wurde immer das, bei dem gerade eine Marktlücke oder ein großer Bedarf zu erkennen war. Kerngeschäft bei Demmler war aber fast durchgehend der Bau von Transportanhängern — mit einer Lücke in den 1970er und 1980er Jahren. Gegründet wurde der Betrieb bereits 1898 als Schmiede von Pius Demmler. Schon damals lag der Schwerpunkt des Handwerksbetriebs auf dem Kutschenbau. Produziert wurde in der Schmiedgasse mitten in der Kleinstadt Wertingen in Bayrisch-Schwaben.
Schlepper und ein Schicksalsschlag
Mit dem 1916 geborenen Johann Demmler stieg noch vor dem Zweiten Weltkrieg die zweite Generation in den stetig wachsenden Schmiedebetrieb ein: der Vater des heutigen Johann Demmler Senior. Zu Hochzeiten standen damals bereits deutlich über 100 Mitarbeiter bei Demmler in Lohn und Brot. Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte sogar der Traktorenbau bei Demmler in den Fokus: Rund 45 Stück der Konfektionsschlepper, also aus Standardkomponenten zusammengebauten Traktoren, wurden mit Demmler-Logo auf der Haube gebaut und verkauft. Dann ereilte ein Schicksalsschlag das Unternehmen: Mit 33 Jahren verstarb Johann Demmler viel zu früh.
Seine Ehefrau führte das Unternehmen in verkleinerter Form bis zum Eintreten des Sohnes, dem heutigen Johann Demmler Senior, fort. Er begann in den 1960er Jahren damit, den Betrieb aus dem engen Ortskern von Wertingen auszulagern. Im benachbarten Geratshofen fand sich im Industriegebiet ein neuer Betriebsstandort.
Beim endgültigen Umzug 1963 arbeiteten 13 Mitarbeiter im Fahrzeugbau und der parallel aufgebauten Spedition. Ein wichtiges Geschäft bildeten aber nach wie vor die landwirtschaftlichen Anhänger, von denen bereits bis zu 100 Stück pro Jahr aus den Werkstätten rollten.
Das Aufkommen der ersten Ladewagen führte zum starken Rückgang der einfachen landwirtschaftlichen Anhänger. „Wir haben dann selbst einen Ladewagen entwickelt und sieben Stück gebaut“, erzählt Johann Demmler Senior. „Für eine dauerhafte Fertigung waren die Patentforderungen von Ladewagen-Erfinder Weichel aber leider zu hoch und wir mussten den Bau einstellen.“
Heck- und Frontlader
Der findige Fahrzeugbauer fand aber schnell eine andere Marktlücke: „Wir haben einen ganz simplen, mechanischen Hecklader konstruiert und ins Programm aufgenommen. Auf vielen kleinen Betrieben in der Umgebung kam das günstige Gerät sehr gut an.“ Rund 9 000 Stück wurden verkauft.
Apropos Verkauf: Der Maschinenverkauf war damals noch echtes Haustürgeschäft, das vom Chef selbst erledigt wurde. Bereits mit jungen 17 Jahren verkaufte Johann Demmler Senior seinen ersten Kipper. Wobei schon damals ganz Deutschland zum Verkaufsgebiet gehörte. Heute sind Deutschland, Österreich und Dänemark die Hauptmärkte. Zwischenzeitlich war Demmler parallel in den Bau von Flurförderfahrzeugen und Hebebühnen eingestiegen.
Mit der nachlassenden Nachfrage der Hecklader wurden auch Frontlader mit ins Programm aufgenommen, die unter der Marke Dewe (Demmler Wertingen) auf den Markt kamen. Der Bau der Frontlader wurde zu Beginn der 2000er Jahre eingestellt.
„Die zeitlichen Abstände zwischen den Vorstellungen neuer Schleppergenerationen wurden immer enger, und die Variantenvielfalt immer größer. Es wurde für uns immer schwieriger, die passenden Konsolen in der knappen Zeit zu entwickeln“, erinnert sich der 80-jährige Senior an die Herausforderungen.
Mit der vierten Generation in die Lücke
Also verstärkte man ab 1991 wieder die Aktivitäten im Bereich der landwirtschaftlichen Anhänger. „Mit dem Konkurs des Fahrzeugherstellers Unsinn war eine Lücke entstanden, in der wir unsere Chance sahen“, berichtet Johann Demmler Junior. Mit seinem Eintritt in das Unternehmen hielten auch neue Technikkomponenten Einzug: „Ich habe mich um die Entwicklung größerer Anhänger gekümmert, erstmals haben wir auch Druckluftbremsen verbaut.“
Bei der Produktentwicklung arbeiten Vater und Sohn aber bis heute Hand in Hand: Auch der Anstoß für den heute verbreiteten Abschiebewagen ging 2003 von Johann Demmler Senior aus, der das Konzept auf Messen und bei Kunden gesehen hatte. „Wir wollten das System aber verbessern und ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. So war schnell die Idee mit dem kippbaren Schlitten geboren“, erklärt Johann Demmler die Entwicklung des ASW Mammut. 2008 wurde die Schwerlast-Variante des Abschiebewagens für den Tiefbau vorgestellt.
Auch hinter einer weiteren Programmentwicklung steht eine Idee des Seniors: Ballenwagen mit hydraulischer Ladungssicherung, die bei der Kundschaft stark nachgefragt werden. „Wir wollten auch hier etwas Eigenes entwickeln. Die Idee mit den Spanngurten hat zwar etwas gedauert, dafür kann man defekte Gurte aber quasi an jeder Tankstelle ersetzen.“ Johann Demmler ergänzt: „Bei den Ballenwagen sehen wir viel Potenzial — auch für andere Anwendungen wie beispielsweise als Kistenwagen.“
Durch den Biogasboom stieg die Nachfrage nach großvolumigen Transportfahrzeugen um 2010 herum stark an. 2013 konnte daher ein großzügiger Neubau mit insgesamt rund 6 250 m² überdachter Hallenfläche in Betrieb genommen werden.
Heute wird der Familienbetrieb in der vierten Generation geführt, die fünfte Generation steht bereits in den Startlöchern. Gefertigt wird komplett am Standort Geratshofen. Zum Teil produzieren lokale Zulieferer einzelne Bauteile, außerdem ist das Verzinken an einen Fachbetrieb aus der Nähe vergeben. Rund die Hälfte der gut 550 Fahrzeuge pro Jahr gehen in die Landwirtschaft, die andere Hälfte sind überwiegend Tieflader für den Nutzfahrzeugbereich.
Einen Vorteil sieht Johann Demmler in der höheren Regelmäßigkeit bei Neuanschaffungen im Nutzfahrzeugbereich. Tieflader bilden den Hauptanteil bei der Nutzfahrzeugfertigung. Hier ist die Kundschaft zum Teil international, so laufen auch Demmler-Tieflader für den Transport von Minenräumtechnik in Afrika. Grundsätzlich unterscheiden sich die Kundenstrukturen in der Landwirtschaft und im Nutzfahrzeugbereich aber sehr.
„Dafür ergeben sich auch in der Konstruktion Synergien. Das beste Beispiel sind in diesem Zusammenhang unsere Ballenwagen: Durch den Tiefladerbau haben wir bereits umfangreiche Erfahrungen mit der Konstruktion von niedrigen Rahmenhöhen. Gleichzeitig können wir die Wagen in abgespeckter Bauweise als Schnellläufer im Nutzfahrzeugbereich anbieten.“
Stichwort Schnellläufer: Für Agrartrucks bietet Demmler die Abschiebetechnik als Sattelauflieger an.
Noch nicht lange im Programm sind Güllezubringfässer. Im Gegensatz zu den Abschiebewagen, bei denen überwiegend hydraulisch oder mechanisch gefederte Fahrwerke zum Einsatz kommen, werden hier auch Luftfederungen verwendet.
Ideen für die Zukunft
Die neuste Entwicklung aus dem Hause Demmler ist die Kombimulde: Ein Muldenkipper wurde dafür mit hydraulisch abklappbaren Seitenwänden ausgerüstet, die einen Deckel für die Mulde bilden können. In Verbindung mit einer wechselbaren Rückwand mit Befülltechnik kann der Kipper so als Güllezubringer eingesetzt werden.
„Die Idee hatten wir schon vor über 15 Jahren, vor allem durch Bilder von unseren Muldenkippern, die im Sommer zu Schwimmbädern umfunktioniert wurden“, erzählt Johann Demmler mit einem Augenzwinkern. „Und mit den klappbaren Bordwänden und der Wechselklappe haben wir bereits Erfahrungen durch den Miststreuer-Umrüstsatz. Am schwierigsten war aber natürlich die sichere Abdichtung für den Einsatz mit Gülle.“ Der fertige Wagen ist so in der Lage, als Kipper mit 40 m³ Schüttgut oder als Zubringer 20 m³ Gülle zu transportieren. Für einen sicheren Transport dienen steckbare Alu-Schwallwände im Innern, die gleichzeitig als Stirnwand beim Kipper zum Einsatz kommen.
Das Beispiel zeigt: Auch wenn Kipper und Abschiebewagen den Hauptanteil der Stückzahlen liefern, ist Demmler bei den Produkten nach wie vor flexibel — Schlepper oder Abferkelbuchten mit dem Demmler-Logo wird es vermutlich aber nie mehr geben.
Drei Fragen an Johann Demmler
profi: Welche Rolle wird der Lkw zukünftig im Agrarbereich spielen?
Die höhere Flexibilität beim Schlepper durch einfachere Führerscheinregelungen und das fehlende Sonntagsfahrverbot sprechen weiterhin für einen hohen Anteil an Transportarbeiten mit dem Schlepper. Aber: Dem Lkw wird sicher trotzdem eine wachsende Rolle zu teil.
profi: Sind technische Neuentwicklungen wie der Abschiebewagen auch in Zukunft im Transportsektor denkbar?
Für uns war der Schritt zu den Abschiebewagen die bisher größte Veränderung, vor allem die großen Tridemwagen waren anfangs eine neue Dimension. Aber unsere Überladewagen und auch der neue Kombiwagen zeigen, dass es immer Raum für neue Ideen gibt.
profi: Wo liegen die Stärken eines lokalen Fahrzeugbauers aus Deutschland?
Durch unsere neue Halle sind wir mittlerweile für größere Aufträge wie zum Beispiel bei den Zubringern gut aufgestellt. Gleichzeitig können wir noch flexibel auf die Marktsituationen reagieren und einzelne Kundenwünsche gut berücksichtigen. So können unsere Ballenwagen individuell ausgerüstet werden und beispielsweise auch zum Baggertransport genutzt werden.