Gut zu wissen
-
Dittec ist aus einem bestehenden Lohnbetrieb entstanden.
- Um Synergieeffekte auszunutzen, gründete Jesko Staffen gemeinsam mit Götz Wieczorek einen Landmaschinen-Handel.
- Im Lohn- und Handelsunternehmen besetzen die mutigen Jungunternehmer vor allem Nischen.
Topfebene Ackerflächen, zerschnitten von tiefen Wasserläufen: Wo flache Grüppen vor Staunässe schützen, zählen Fruchtfolgen aus Kohl, Getreide und Raps zum Standard. Saatkartoffeln oder Speisemöhren gehören außerdem zu den Spezialitäten. Die nährstoffreichen Marschflächen mit klimatischem Einfluss der Nordsee sind prädestiniert dafür. Und egal wohin man schaut: Windräder in allen Himmelsrichtungen. Das ist Dithmarschen in Schleswig-Holstein.
Inmitten dieser Ackerbauregion sind Jesko Staffen und Götz Wieczorek tätig. 2018 setzte Staffen als gelernter und studierter Landwirt den Grundstein für die Konstellation: Er übernahm ein bestehendes Lohnunternehmen, bei dem der Firmeninhaber aus Altersgründen ausschied. Ein mutiger Schritt, wie Staffen zurückblickt: „Mit nicht mal 30 Jahren war das nicht ohne.“
Mutiger Jungunternehmer
Ganz unbefleckt war Staffen in der Unternehmensführung aber nicht, verrät er: „Als 21-Jähriger habe ich ein Fischereigeschäft mit sieben Angestellten geerbet und fortgeführt. Heute leitet meine Frau den Betrieb.“ Parallel absolvierte Staffen sein landwirtschaftliches Bachelor-Studium und arbeitete auf einem Gemüsebaubetrieb. Anschließend engagierte er sich im internationalen Handel und in der Kartoffelaufbereitung.
2018 bot sich dann die Übernahme des örtlichen Lohnbetriebes an, wofür sich Staffen nach umfangreichen Überlegungen entschied. Zwei Jahre später, zur Saison 2020, übernahm Staffen zusätzlich drei Rundballenpressen eines Kollegen. Nach nur einer Saison beendet er dieses Kapitel aber wieder: „Betriebe mit anderen Hauptstandbeinen können offensichtlich günstiger pressen als wir. Bei Dumping-Preisen ziehen wir nicht mit,“ ist Staffen realistisch.
Auch wenn Staffen sich manchmal nach seiner vorherigen Festanstellung sehnt, bereut er den Schritt und den Ausbau des heutigen Unternehmens Dittec technische Dienstleistungs GmbH nicht. „Auch wenn es natürlich wie in jeder anderen Selbstständigkeit auch mal Rückschläge gibt“, gibt er offen zu.
Kerngeschäft: Mist und Gülle
Bei der Betriebsübernahme im Jahr 2018 hat Staffen drei Mitarbeiter übernommen, heute sind es im Lohnbetrieb vier weitere plus zehn Aushilfen. „Unser Hauptgeschäft ist die organische Düngung mit sechs Großflächenstreuern und zwei Gülleketten. Hierzu zählen ein 20-m³-Güllefass von Samson und eine Verschlauchungsanlage.“
Darüber hinaus umfasst der Maschinenpark drei Lkw, zwei fünffurchige Pflüge und zwei 3,50 m breite Bestellkombinationen. Obendrein handelt der Berieb mit organischen Nährstoffen und ist im Erdbau aktiv. Im Unternehmen gibt es insgesamt neun Traktoren mit 4 000 bis 11 000 Betriebsstunden.
Eigene Gülleverschlauchung
Staffens erstes Großprojekt war der Bau einer mobilen Verschlauchungsanlage: „Wir haben einen 35-m³-Container samt Pumpe und Motor auf einen Vierachstieflader gebaut. Damit sollte ein Mitarbeiter autark arbeiten können.“ Aufgegangen ist der Plan aber nicht, erzählt Staffen: „Ohne eine zweite Person am Feldrand funktioniert es nicht.“ Für die Verschlauchungsanlage hat Dittec im Winter 2019 ein 36-m-Schleppschuhgestänge gebaut, das auf alle gängigen Arbeitsbreiten reduziert werden kann.
Neue Nische: Kohlernter
2020 stieg Dittec in die maschinelle Kohlernte ein, berichtet Staffen: „Bei uns wird neben Frisch- viel Industriekohl geerntet. Dieser Kohl lässt sich maschinell ernten, was noch wenig verbreitet ist.“ Durch steigende Lohnkosten und die Corona-Pandemie sah Staffen eine Chance und investierte in einen Bunker-Kohlernter von ASA-Lift.
„Anstelle von sechs bis acht Erntehelfern reichen für diese Technik zwei Mitarbeiter. Einer fährt den Traktor, der zweite putzt die Kohlköpfe nach.“ Der größte Vorteil ist die Ernteleistung, so der Lohnunternehmer: „10 bis 20 t pro Stunde sind kein Problem — das dreifache im Vergleich zur Handarbeit.“
Die Werkzeuge des Kohlernters
Die Kohlreihe wird von zwei zusammenlaufenden, angetriebenen Walzen erfasst, und zwei rotierende Messer schneiden die Köpfe vom Stiel ab. Im nächsten Schritt werden sie von zwei Bändern — eins oben, eins unten — erfasst und zur Reinigung gefördert. Dort streifen zwei gegenläufig arbeitende Walzen die obersten Kohlblätter ab, bevor die Kontrolle durch einen Mitarbeiter erfolgt. Mit einem Kohlmesser putzt dieser einzelne Köpfe nach. Anschließend gelangt der Kohl in den 6-t-Bunker.
Nach der ersten Saison zieht Staffen ein gemischtes Resümee: „Trotz 165 000 Euro Anschaffungspreis muss technisch noch einiges verändert werden. Grundsätzlich ist aber eine schonende Ernte möglich.“ Zeitgleich wünscht sich Staffen ein Umdenken bei den Abnehmern: „Derzeit ist die Logistik auf die Handernte abgestimmt. Oft dürfen die Anbauer nur einen Anhänger-Zug Kohl pro Tag in die Fabriken liefern, das ist für die maschinelle Ernte unwirtschaftlich. Größere Ernte- und Liefermengen wären bei diesem System sinnvoller.“ Die Auslastung in der ersten Saison fasst der Unternehmer so zusammen: „Da ist noch Luft nach oben. Viele Praktiker sind zunächst skeptisch und wollen das System erst im Feld sehen.“
Gemeinsame Pläne
Schon vor der Übernahme des Lohnbetriebes hatte Staffen Pläne mit dem Landmaschinenmechaniker-Meister Götz Wieczorek, in den Landmaschinen-Handel einzusteigen. Wieczorek war zuvor als Mechaniker und Meister aktiv, später auch im Vertrieb. Sein Fachgebiet sind Maschinen für den Gemüsebau und Steuerungstechnik.
Zusammen gründeten sie eine zweite Gesellschaft, die Dittec GmbH. „Wir erkannten Synergieeffekte, zum Beispiel bei der Gebäudenutzung“, so Wieczorek. Das operative Geschäft ist klar aufgeteilt, Staffen regelt das Lohngeschäft und Wieczorek den Handel. „Die Anfangsphase war hart, da ich vom Vertrieb über die Reparaturen bis zu den Ersteinsätzen und der Büroarbeit allein war“, beschreibt der Mechanikermeister.
Wachstum gemeistert
Mittlerweile besteht Wieczoreks Team aus drei festangestellten Mitarbeitern und einem Auszubildenden. Den ersten Mitarbeiter zu gewinnen, kostete Kraft, blickt Wieczorek zurück: „Trotz guter Bezahlung und fairen Arbeitszeiten war die Hürde für Interessenten groß. Ein junges Unternehmen schien für viele uninteressant und riskant.“
Handel mit Nischenprodukten
Im Vertrieb haben sie sich zunächst auf Spezial- und Kleintechnik konzentriert. Damit ist der Zugang auf die Betriebe nach ihren Erfahrungen am leichtesten.
Mittlerweile arbeitet das Team mit knapp 30 Herstellern zusammen: bei der automatischen Lenkung und Gerätesteuerung z. B. mit Raven, bei der Kartoffel- und Möhrentechnik mit Bijlsma Herkules, VSS (Amac) und AVR. Für die Bodenbearbeitung und den Gemüsebau kommen Imants, Van Houcke, Van den Beucken und Ruthenberg dazu. Ein weiterer Betriebszweig ist die mechanische Unkrautbekämpfung. „Hier sind Kult-Kress und Treffler unsere Partner. Für Dammkulturen entwickelten wir auch schon eigene Konzepte“, so Wieczorek.
Um ihren Kunden preislich attraktive Technik anbieten zu können, sind die beiden Partner bereits durch die Beneluxstaaten und durch Polen gereist. In Polen haben sie beispielsweise KMK mit Technik zur Kartoffel- und Gemüse-Aufbereitung als Partner gewonnen. Von Van de Beucken aus den Niederlanden importiert das Team seitdem Produkte für Gemüsebetriebe.
„Außerdem planen und installieren wir Anlagen zur Kartoffelverarbeitung — von der Annahme bis zum Abpacken“, so Wieczorek und fügt hinzu: „Für Möhrenroder von ASA-Lift und Dewulf bieten wir zudem günstige Umrüstsätze für Verschleißteile an.“ Vermutlich werden den Geschäftsmännern auch zukünftig die Ideen nicht ausgehen.
Wir fassen zusammen
Jesko Staffen und Götz Wieczorek sind zwei unterschiedliche Charaktere und beweisen Mut. Mit Ende 20 übernahm Staffen ein Lohnunternehmen. Darauf aufbauend gründete er zusammen mit Partner Wieczorek einen Landmaschinen-Handel.