Gut zu wissen
- Chris Koppelman bekämpft Eichenprozessionsspinner biologisch mit B.t. und Nematoden.
- Der Zeitraum der Bekämpfung ist für die Wirkung entscheidend.
- Die Technik ist simpel: Die Mittel werden in einen Luftstrom dosiert und mit diesem bis zu 40 m in die Baumkronen hochgeschleudert.
Chris Koppelman ist Gärtner. Er befasst sich seit acht Jahren mit der Bekämpfung der Raupe des Eichenprozessionsspinners. „Aufgrund der klimatischen Bedingungen hat die kleine Raupe ihren Siegeszug in den letzten Jahren stetig fortgesetzt“, ist der Niederländer überzeugt.
Neben dem forstwirtschaftlichen Schaden, den die Raupe durch Kahlfraß anrichten kann, sind die Brennhaare dieser Raupen für viele Säugetiere gefährlich: Sie lösen Juckreiz aus und können bis zur akuten Atemnot führen.
Bakterien und Fadenwürmer gegen die Raupe
Ende April: Mit dem Austrieb der frischen Blätter an den Eichen beginnt für die Larven des Eichenprozessionsspinners die Zeit der Nahrungsaufnahme. Noch haben sich keine für den Menschen gesundheitsschädlichen Brennhaare gebildet. Das ist der optimale Zeitpunkt, das Präparat FlorBac aufzubringen: Bakterienstämme, die mit Wasser auf die Blätter der Bäume aufgetragen werden. Wir sitzen mit Chris Koppelman auf dem Schlepper und schauen uns die Ausbringung des biologischen Fraßgiftes Bacillus thuringiensis (B.t.) an. B.t.-Präparate wirken als selektive Insektizide. Insekten nehmen die zunächst ungiftige Form mit der Nahrung auf. Durch einen alkalischen pH-Wert im...
Gut zu wissen
- Chris Koppelman bekämpft Eichenprozessionsspinner biologisch mit B.t. und Nematoden.
- Der Zeitraum der Bekämpfung ist für die Wirkung entscheidend.
- Die Technik ist simpel: Die Mittel werden in einen Luftstrom dosiert und mit diesem bis zu 40 m in die Baumkronen hochgeschleudert.
Chris Koppelman ist Gärtner. Er befasst sich seit acht Jahren mit der Bekämpfung der Raupe des Eichenprozessionsspinners. „Aufgrund der klimatischen Bedingungen hat die kleine Raupe ihren Siegeszug in den letzten Jahren stetig fortgesetzt“, ist der Niederländer überzeugt.
Neben dem forstwirtschaftlichen Schaden, den die Raupe durch Kahlfraß anrichten kann, sind die Brennhaare dieser Raupen für viele Säugetiere gefährlich: Sie lösen Juckreiz aus und können bis zur akuten Atemnot führen.
Bakterien und Fadenwürmer gegen die Raupe
Ende April: Mit dem Austrieb der frischen Blätter an den Eichen beginnt für die Larven des Eichenprozessionsspinners die Zeit der Nahrungsaufnahme. Noch haben sich keine für den Menschen gesundheitsschädlichen Brennhaare gebildet. Das ist der optimale Zeitpunkt, das Präparat FlorBac aufzubringen: Bakterienstämme, die mit Wasser auf die Blätter der Bäume aufgetragen werden. Wir sitzen mit Chris Koppelman auf dem Schlepper und schauen uns die Ausbringung des biologischen Fraßgiftes Bacillus thuringiensis (B.t.) an. B.t.-Präparate wirken als selektive Insektizide. Insekten nehmen die zunächst ungiftige Form mit der Nahrung auf. Durch einen alkalischen pH-Wert im Mitteldarm wird das Protein durch Enzyme umgesetzt und ist dann toxisch. Die Raupen fressen nicht mehr und sterben ab.
Neben B.t. können auch Fadenwürmer (Nematoden) gegen die Raupen eingesetzt werden. Fadenwürmer müssen direkt auf die Raupen ausgebracht werden. Hierfür bieten sich laut Koppelman die Abend- und Nachtstunden an. Im Larvenstadium haben sich die Raupen noch nicht zu den typischen Wanderungen und den Nestern vereint.
Obstbautechnik aus Italien
Bedingung für die Wirkung von B.t. ist, dass das Präparat gleichmäßig auf den Eichenblättern verteilt wird. Dazu hat Koppelman italienische Technik aus dem Obstbau im Einsatz. Der Hersteller Tufoni lieferte ihm die Bravo 600 mit 600 l Tankvolumen. Direkt hinter dem Tank ist das hydraulisch schwenk- und drehbare Gebläse aufgebaut, das direkt von der Schlepperzapfwelle angetrieben wird.
Ein Kranz aus Düsen direkt am Auswurf des Gebläses vernebelt die Spritzbrühe in den Luftstrom. Interessantes Detail: Die Spritzflüssigkeit kann bei diesem Modell elektrostatisch aufgeladen werden. Das soll die Haftung und damit die Benetzung der Blätter erhöhen und Abdrift vermindern. Bis in eine Höhe und Weite von 40 m wird so das Gemisch in den Bestand geschleudert, immer abhängig von der Vorfahrtgeschwindigkeit und der Witterung.
„Für diese Behandlung brauchen wir möglichst wenig Wind und keinen Dauerregen“, gibt Koppelman zu bedenken. „Der Zeitraum für die Applikation von B.t. ist etwa zwei bis drei Wochen lang. In dieser Zeit arbeiten wir eigentlich rund um die Uhr. Wir fahren mit dem Schlepper soweit möglich rund um die Bäume. In größeren Beständen machen wir das in Beeten, brauchen dann aber im Abstand von 30 m Gassen, in denen der Schlepper durchfahren kann.“
In Parks und im Bereich von öffentlichen Alleen erhält der Pflanzenschützer nicht nur Lob für seine Arbeit: „Nicht selten werde ich von Passanten verbal angegriffen und als Umweltverpester beschimpft. Leider wissen die wenigsten, dass wir biologisch gegen die Raupen vorgehen“, berichtet Koppelman.
Bei der langsamen Vorbeifahrt schwenkt das Gebläse automatisch auf und ab und schleudert die Mischung bis weit in die Kronen der Eichen hinein. Pro Baum benetzt er die Blätter mit etwa fünf Liter Brühe — je nach Größe der Krone.
Koppelman rechnet mit seinen Kunden nach Aufwand ab. So ergibt sich ein Preis von 20 bis 80 Euro pro Baum je nach Anzahl der zu behandelnden Eichen. „Ich glaube, dass die Raupenpopulation in unseren Breitengraden sinkt“, ist Koppelman überzeugt. Das gibt Hoffnung im Kampf gegen die nervigen Brennhaare der sonst friedlichen Raupe.