Gut zu wissen
- Granit Parts unterhält nach eigenen Angaben das größte Landtechnik-Zentralersatzteillager Europas.
- Saphir ist die Landtechnik-Eigenmarke, die auf eigene Entwicklungen und Patente setzt.
- Fricke Landmaschinen ist die Handelstochter und befasst sich mit Neu- und Gebrauchtmaschinen.
Direkt an der Autobahn 1 zwischen Bremen und Hamburg liegt gut sichtbar das Gebrauchtmaschinenzentrum des Fricke Landmaschinenhandels. Den Standort in Bockel — der auch als „Schaufenster“ des Unternehmens gilt — teilen sich der Handel und die Maschinenbautochter mit der Eigenmarke „Saphir“. Wenige Kilometer weiter liegt Heeslingen — der Hauptsitz der Fricke-Gruppe und gleichzeitig der Standort für das Ersatzteilgeschäft, das unter der Marke „Granit Parts“ firmiert.
Fricke: Heeslingen, Bremen, Hamburg
In Heeslingen untermauert die Fricke-Gruppe das Bekenntnis zum Standort im wahrsten Sinne des Wortes: Ein kürzlich eingeweihtes Verwaltungsgebäude verbindet moderne Architektur und zeitgemäße, attraktive Arbeitsplätze. Der Inhaber und Geschäftsführer Hans-Peter Fricke betont, dass es der Gruppe wichtig sei, attraktive Arbeitsplätze zu bieten: „Zuverlässige, leistungsbereite und begeisterungsfähige Mitarbeiter zu finden, ist nicht immer einfach.“ Das ist auch der Grund für die beiden „Satelliten“ in Hamburg und Bremen: In Bremen ist ein kleines Entwickler-Team ansässig, dass die E-Commerce-Plattformen für die Fricke-Gruppe weiterentwickelt. In Hamburg arbeiten 15 Mitarbeiter im „Fri:X Innovation Lab“ an neuen digitalen Geschäftsmodellen und Service-Angeboten. Jährlich investiert die Gruppe rund 9,7 Mio. Euro in die digitale Entwicklung.
Das Umsatzziel der Gruppe für 2020 ist mit 891 Mio. Euro definiert. Trotz der Corona-Pandemie will Geschäftsführer Hans-Peter Fricke das erreichen. Dann hätte sich der Umsatz seit 2010 deutlich mehr als verdoppelt. Dafür arbeiten derzeit 2 721 Mitarbeiter weltweit. Neben den schon genannten Firmen gehören noch drei weitere zur Gruppe, die aber nur geringe Überschneidungen zur Landtechnik haben: das Gartenland Großhandelsgeschäft mit Garten- und Kommunaltechnik, die Fricke Nutzfahrzeug-Sparte und der Ersatzteilgroßhändler und Fahrzeugbauer Hofmeister & Meincke.
Granit als Partner des Handels
Granit, der Ersatzteilspezialist der Fricke-Gruppe, sieht sich als Partner des Fachhandels, europaweit sind rund 40 000 Händler angeschlossen. In Deutschland sind es etwa 10 000 Werkstätten, die Teile bei Granit beziehen und damit die Landwirte und Lohnbetriebe versorgen. Eine direkte Bestellung ist für Endkunden nicht möglich, aber über die Partnershops von etwa 1 000 Händlern können auch Landwirte und Lohnbetriebe online bei Granit bestellen.
Das Ersatzteilgeschäft startete bereits 1996 mit dem Ursprung im Landmaschinengeschäft, das seinerseits aus der 1923 gegründeten Schmiede hervorging. Inzwischen erzielt das Ersatzteilgeschäft mit einem Anteil von rund 60 % den größten Teil des Gruppenumsatzes.
Zukünftig stehen nach der Fertigstellung von zwei weiteren neuen Hallen am Standort Heeslingen 9 ha überdachte Fläche (auf mehreren Regal-Etagen) für Lager und Logistik zur Verfügung. Die bisher installierten 140 Regalkilometer werden damit noch erheblich erweitert.
Schon jetzt finden rund 230 000 Teile in Heeslingen Platz. Das sind die gefragtesten Stücke, die im Über-Nacht-Service zum Händler geliefert werden; insgesamt stehen 12 Mio. Positionen in der Lieferliste. Neben dem Kernsortiment der Landmaschinen-Ersatzteile sieht sich Granit inzwischen auch im Bereich der Gartentechnik-Ersatzteile als einer der Marktführer. Einer der Topseller ist das Begrenzungskabel für Rasenroboter, von dem Granit jährlich rund 2,2 Mio. m handelt! Im Übrigen gehen inzwischen 96 % der Aufträge online bei Granit ein — ein großer Erfolg in Bezug auf die Digitalisierungs-Strategie.
Zukauf von Ersatzteilen für den Handel
„Rund 65 % unseres Einkaufsvolumens kommt von deutschen Lieferanten“, erläutert Hans-Peter Fricke. Alles Weitere wird weltweit zugekauft, mit Schwerpunkten in Europa und Fernost. „Daher unterhalten wir hier ein eigenes Qualitätssicherungslabor, in dem allein über 20 Mitarbeiter damit beschäftigt sind, die Produkte streng zu kontrollieren. Denn wir müssen mindestens so gut — im Idealfall sogar noch besser — als das Original sein“, berichtet der Geschäftsführer. Die Laborergebnisse werden mit umfangreichen Langzeit-Praxistests auf Betrieben von Mitarbeitern abgerundet. Außerdem gibt es mehrere Kooperationen mit Materialprüfungs-Laboren nahe gelegener Hochschulen.
Zugenommen hat das Geschäft mit Werkzeugen, dafür unterhält Granit seit einiger Zeit ein Büro in Taiwan. „Das ist für unsere Beschaffung ideal, denn rund 80 % des weltweit produzierten Werkzeugs kommen aus Taiwan“, gibt Fricke Auskunft. Zur vergangenen Agritechnica hat Granit die Profi-Werkzeuglinie „Granit Black Edition“ vorgestellt, die gut angekommen ist und daher in Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll.
Ein weiteres Feld ist der zertifizierte Bosch-Service. Für Händler aus ganz Europa überholt und wartet ein kleines Team in Kooperation mit der Firma Ilgenfritz Bosch-Einspritzpumpen. Für ganz schwere Fälle, die eventuell etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, stehen Ersatzpumpen zur Verfügung. Alle anderen Pumpen sind normalerweise nach zwei bis drei Tagen wieder beim Händler.
Gerade jüngst hat Granit das Geschäftsfeld noch auf Ersatzteile für Gabelstapler und Baumaschinen sowie Teleskoplader ausgeweitet. Außerdem soll der Vertriebskanal der Erstausrüstung mit Granit-Teilen jetzt noch stärker fokussiert werden.
Fricke bietet Landtechnikkompetenz
Fricke Landmaschinen ist der Landtechnik-Spezialist in der Fricke-Gruppe. Hauptsitz der Tochter ist ebenfalls Heeslingen. Auf einem 3 ha großen Firmengelände, das eine großzügige Ausstellung ermöglicht und auch als Puffer dient, sind 1 000 m² Werkstatt und 800 m² Verkaufsräume, Teilelager und Büros vorgesehen. Eine zusätzlich rund 1 000 m² große Halle dient der Prüfung und Wartung sowie dem Waschen von Maschinen — beispielsweise für die umfangreichen Nacherntechecks, die die Kundschaft zunehmend nachfragt, wie die Geschäftsführer Heinz Gartelmann und Joachim Schlesselmann bei unserem Besuch erläutern.
Insgesamt betreibt Fricke Landmaschinen 23 Standorte, jeweils neun in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie fünf weitere in Polen. Aber auch das Gebrauchtmaschinen-Geschäft ist für Fricke wichtig, wie der oben erwähnte Ausstellungsstandort in Bockel direkt an der A1 unterstreicht.
„Rund 65 % des Gebrauchtmaschinenhandels erfolgen mit dem Ausland, da ist die Autobahn als Verkehrsanbindung, aber auch als „Schaufenster“ ideal“, sind sich die Geschäftsführer einig. In Bockel sind durchschnittlich rund 1 000 Gebrauchtmaschinen in nahezu allen Maschinengattungen verfügbar. Ein spezialisiertes Team kümmert sich hier um nichts anderes als die Annahme, die Aufbereitung, die Reparatur und den anschließenden Wiederverkauf.
Alternatives Standbein: Saphir Maschinenbau
Saphir ist das Maschinenbauunternehmen bzw. der Hersteller und die Eigenmarke von Landmaschinen in der Fricke Gruppe. Auftrag ist die Entwicklung und Produktion von Landtechnik sowie deren Vertrieb. Gegründet wurde die Marke Saphir im Jahr 2000. Zunächst waren im Wesentlichen nur Grünlandtechnik und einfache Bodenbearbeitungsgeräte im Programm.
Das Portfolio hat Saphir nach und nach weiter ausgebaut, und Arbeitsgeräte, Silage-, Hof- sowie Weidetechnik sind hinzugekommen. Die neue grau-rote Farbgebung seit dem Jahr 2016 führte zu einer besseren Wahrnehmung und erhöhte nach Angaben des Unternehmens den Vertriebserfolg.
Seit 2013 hat Saphir den Import von Samasz-Technik für Deutschland, Belgien und Luxemburg übernommen. Und auch die Bodenbearbeitung steht mit dem „Clean-Field-Konzept“ (aufeinander abgestimmte Bodenbearbeitungsgeräte für Einsätze nach der Ernte und vor der Aussaat) im Fokus.
„Eigene Entwicklungen und Patente zeigen unsere Absicht, unsere Marktposition auszubauen“, betonen die Geschäftsführer Lars Druske und Stefan Schröder. Dass die Niedersachsen durchstarten wollen, unterstreichen auch die 26 regionalen Messen und Feldtage, die das Team 2019 in Deutschland und dem angrenzenden Ausland bestritten hat. Kurze Lieferzeiten sollen hier der Türöffner beim Landwirt und auch beim Lohnunternehmer sein.
Was Saphir nach Vorstellungen von Stefan Schröder noch fehlt, ist ein richtiges „Zugpferd“ im Bereich der Bodenbearbeitung. Hier herrscht aber Zuversicht, dieses bald gemeinsam mit den deutschen Händlern vorstellen zu können.