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John Deere 8RX im Einsatz: Was bringen die Raupen ?
John Deere 8RX im Einsatz: Was bringen die Raupen ?
Als Standardschlepper, ausgestattet mit vier Raupenlaufwerken, geht der 8RX von John Deere eigene Wege. Wir haben Praktikern besucht, die den Raupenschlepper einsetzen.
Ganz anders als beim 9RX, den man erst 20 Jahre nach der Einführung des Case IH Quadtrac vorgestellt hat, kam John Deere im Jahr 2019 mit dem 8RX allen anderen Herstellern zuvor. Statt auf Halbraupen zu setzen, wie es Case IH/New Holland und auch Claas machen, präsentierten die Amerikaner zur Agritechnica 2019 den großen Standardschlepper mit vier Raupenlaufwerken.
Vier Raupen statt vier Räder
Der 8RX war damit die Ergänzung zum Radschlepper 8R sowie zur Vollraupe 8RT. Während John Deere den 8RT als ideale Zugmaschine mit bestem Wirkungsgrad sieht, soll der 8RX mit seiner Standfestigkeit — insbesondere am Hang — punkten. Außerdem gibt es beim Lenken mit den vier Laufwerken gegenüber der Vollraupe keine Zugkraftunterbrechung, die insbesondere auf schmierigen Oberflächen schnell zu Traktionsproblemen führen kann. Und nicht zuletzt wird der Boden beim 8RX durch die — im Vergleich zum Radschlepper 8R fast 40 % — größere Aufstandsfläche geschont. Und dass, obwohl der 8RX laut John Deere mit 18,7 t Leergewicht stolze 4,7 t schwerer ist als der 8R.
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Ganz anders als beim 9RX, den man erst 20 Jahre nach der Einführung des Case IH Quadtrac vorgestellt hat, kam John Deere im Jahr 2019 mit dem 8RX allen anderen Herstellern zuvor. Statt auf Halbraupen zu setzen, wie es Case IH/New Holland und auch Claas machen, präsentierten die Amerikaner zur Agritechnica 2019 den großen Standardschlepper mit vier Raupenlaufwerken.
Vier Raupen statt vier Räder
Der 8RX war damit die Ergänzung zum Radschlepper 8R sowie zur Vollraupe 8RT. Während John Deere den 8RT als ideale Zugmaschine mit bestem Wirkungsgrad sieht, soll der 8RX mit seiner Standfestigkeit — insbesondere am Hang — punkten. Außerdem gibt es beim Lenken mit den vier Laufwerken gegenüber der Vollraupe keine Zugkraftunterbrechung, die insbesondere auf schmierigen Oberflächen schnell zu Traktionsproblemen führen kann. Und nicht zuletzt wird der Boden beim 8RX durch die — im Vergleich zum Radschlepper 8R fast 40 % — größere Aufstandsfläche geschont. Und dass, obwohl der 8RX laut John Deere mit 18,7 t Leergewicht stolze 4,7 t schwerer ist als der 8R.
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Um die Nutzlast muss man sich trotzdem keine Sorgen machen. Dank der vier Raupen steht ein starkes zulässiges Gesamtgewicht von 24 t (statt 18 t beim 8R) in den Papieren — prima! Genauso, wie die Außenbreite des 8RX mit 76,5 cm breiten Bändern gesetzeskonform unter 3 m bleibt. Diesen Vorteilen steht — zumindest laut Liste — ein Aufpreis von über 80 000 Euro im Vergleich zur Radversion gegenüber.
Hinzu kommt die Einschränkung, den 8RX nicht auch mal zum Transport einsetzen zu können. Zusätzlich steht der vermeintlich höhere Verschleiß für die Laufbänder im Vergleich zu Reifen im Raum. Wir haben deshalb drei Betriebe besucht, die sich aus unterschiedlichen Gründen für einen 8RX mit Laufbändern entschieden haben.
Vielseitig einsetzbar
Wenig Bodendruck und viel Zugkraft waren die wichtigsten Argumente für Ludwig Braun, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Leyerhof im Landkreis Vorpommern-Rügen. Im Agrarverbund bewirtschaftet der Unternehmer neben den gut 1 600 ha an diesem Standort noch weitere Flächen im Umfeld sowie etwa 1 300 ha auf der Insel Rügen.
Zur Bodenbearbeitung und Aussaat setzte der Betrieb dabei früher auf Standardtraktoren mit Zwillingsbereifung. Aber obwohl es Ausnahmegenehmigungen für das Umsetzen zwischen den Flächen des jeweiligen Betriebes mit 3,99 m Außenbreite gab, war der Aufwand mit Begleitfahrzeug, engen Straßen und viel Touristenverkehr erheblich. So kam 2018 einer der ersten 9RX-Raupentraktoren in Deutschland auf den Leyerhof, um unter anderem mit einem 9-m-Vector von Köckerling die tiefe Bodenbearbeitung zu erledigen.
„Da wir aber auch bei der Drillmaschine vom Radschlepper weg wollten, kam der 8RX genau richtig“, so Ludwig Braun zu dem „kleineren“ Raupenschlepper, der seit Sommer 2021 auf dem Betrieb bereits rund 2 000 Stunden absolviert hat. Dabei wird der 8RX 410 nicht nur für die 9 m breite Horsch Pronto genutzt, sondern auch für die angebaute Einzelkorndrille Tempo von Väderstad.
„Der Dieselverbrauch ist mit dem 8RX zwar etwas höher als mit einem kleineren Radschlepper, aber der Bodendruck ist dank der Laufbänder geringer, und man hat gerade am Hang noch Leistungsreserven“, begründet Betriebsleiter Max Engel den Einsatz.
Die Raupe ist für den Betrieb außerdem eine „Versicherung“ für die erste Düngergabe, wenn es im Frühjahr für alles andere noch zu nass ist. „Anders als einen Radschlepper kann man den 8RX aber nicht für Transportfahrten einsetzen, die bei unserer Biogasanlage oder anderen Betriebsteilen mit Grünland und Mutterkuhhaltung schon mal anfallen“, nennt Engel eine Einschränkung, die reine Ackerbaubetriebe wohl kaum betrifft. Im Gegenteil: Auf den deutlich stärker kupierten Flächen des Betriebes auf Rügen läuft ein 8RX z. B. im Sommer auch vor dem Überladewagen.
Was den Komfort angeht, ist Fahrer Dennis Kühle zumindest auf dem Acker sehr zufrieden. Statt des e23-Schaltgetriebes würde er sich allerdings auch für das Top-Modell das stufenlose Getriebe mit CommandPro-Bedienung wünschen. Das bietet John Deere allerdings erst seit diesem Frühjahr an.
Ulrike und Markus Stollsteimer bewirtschaften einen Ackerbaubetrieb mit Saatgutvermehrung in Nagold, am Tor zum Schwarzwald. Aufgrund der Flächenstruktur teilen sich die 540 ha Acker in sage und schreibe 280 Parzellen auf. „Es gibt nur zwei Flächen mit rund 30 ha und ein paar wenige Stücke sind 8 bis 10 ha groß, während die meisten Felder bei etwa 3 ha liegen“, beschreibt Markus Stollsteimer eine der Herausforderungen für den Betrieb am Rande des Gäu.
Angebaut werden auf den Lössböden mit 30 bis 60 Bodenpunkten in einer fünfgliedrigen Fruchtfolge Raps, Winterweizen, Erbsen, Wintergerste, Hafer und etwas Zuckerrüben. Während zu den Sommerungen in der Regel gepflügt wird, setzen die Stollsteimers bei der Herbstbestellung auf den 6 m breiten, vierbalkigen Grubber Terria sowie die ebenfalls 6 m breite Universaldrille Terrasem C6 — beides Maschinen von Pöttinger.
Um diese Geräte zu bewegen, hat der Betrieb 2020 einen 8R 340 als Radmaschine sowie einen 8RX 370 mit Raupen bekommen. „Am 8260R hatten wir vorher große Probleme mit den 800er IF-Reifen, die bereits nach einer Saison massive Risse aufwiesen. Die Lösung von Michelin dazu lautete, künftig bei der schweren Bodenbearbeitung nicht unter 1,7 bar zu fahren, lediglich auf der Straße sei ein Absenken auf 1,4 bar möglich“, ärgert sich Markus Stollsteimer noch heute.
„Und genau zu der Zeit stellte John Deere den 8RX mit Raupen vor“, schmunzelt der Praktiker. Und dank des Einstiegspreises für die Raupentechnik wurde man sich mit dem John Deere-Vertriebspartner vor Ort schnell handelseinig.
Das Fazit der Stollsteimers nach nunmehr gut 1 600 Betriebsstunden fällt (fast) nur positiv aus. „Fast“ deshalb, weil beide Traktoren bereits einen Turbolader-Schaden hatten. „Die Reparaturen waren zwar kostenfrei, aber den Ärger hat man natürlich trotzdem“, so Stollsteimer.
Was die Raupenfahrwerke angeht, macht Ulrike Stollsteimer — sie ist die meisten Stunden selbst auf den 8RX gefahren — aus ihrer Begeisterung keinen Hehl: „Vor dem Grubber zieht der Raupenschlepper immer voll durch, und die Wendigkeit ist so gut, dass wir auch beim Drillen mit drei Breiten Vorgewende auskommen. Das geht mit dem Radschlepper nicht, wenn man Bahn an Bahn fahren will!“
Hinzu kommt der bessere Fahrkomfort auf dem Acker, da die Raupen Unebenheiten sehr gut ausgleichen. „Auf der Straße ist die Raupe dagegen nicht nur deutlich unkomfortabler. Man hat uns auch geraten, möglichst wenig mit Endgeschwindigkeit zu fahren, um den Verschleiß gering zu halten“, nennt die Landwirtin auch Nachteile des Konzeptes. Denn gerade wegen der Streulage der zahlreichen Parzellen muss sie oft umsetzen oder zum Saatgutwechsel zum Betrieb zurück.
„Da man jetzt ersten Verschleiß an den Stollen der Bänder erkennen kann, sind wir sehr gespannt, wie hoch die Mehrkosten für die Raupe im Vergleich zum Radschlepper am Ende tatsächlich sind“, resümiert Markus Stollsteimer. Andererseits sieht er aber auch Vorteile durch den niedrigeren Bodendruck sowie den geringeren Schlupf, die schwer monetär zu bewerten sind.
Gülle-Verschlauchung mit dem John Deere 8RX
Bodendruck und Schlupf waren die Themen, die auch den Lohnbetrieb Hergen Stühmer aus 26937 Stadland am Jadebusen zum 8RX 310 gebracht haben. Hier ist der Schlepper seit drei Jahren und mehr als 1 200 Stunden fast ausschließlich mit der Gülleverschlauchung unterwegs. „Wenn die schweren Marschböden nass sind, kann ein Radschlepper den Schlauch nicht ziehen“, so die Erfahrungen von Geschäftsführer Daniel van der Velde.
Erste Versuche mit einem Fendt 826 und Nachrüst-Raupenlaufwerken auf der Hinterachse scheiterten daran, dass wegen des falschen Vorlaufes die Allradwelle ausgebaut werden musste. „In der Spur war das kein Problem, aber am Vorgewende wollte der Schlepper ohne Allrad einfach nicht um die Kurve“, beschreibt der Lohnunternehmer das K.-o.-Kriterium.
So wurde 2018 ein gebrauchter John Deere 7R angeschafft, der rundum mit Raupen von Zuidberg ausgerüstet war. Das funktionierte in Sachen Zugkraft hervorragend. „Mit der schweren Schlauchhaspel im Fronthubwerk konnte man den 7R allerdings nicht mehr lenken“, nennt Mitarbeiter Tammo Leiner das Problem.
Nach einer Vorführung schaffte das Lohnunternehmen dann 2020 den 8RX 310 an. „Im Vergleich war der zwar noch mal größer und schwerer“, so der Lohnunternehmer, „aber er hebt die Trommel problemlos und zieht auch den Schlauch locker.
Außerdem ist der Bodendruck dank der großen Aufstandsfläche geringer als beim Radschlepper.“ So ist das Gespann jetzt seit drei Jahren mit einem 12 m breiten Schlitzgerät oder einer 9 m breiten Kurzscheibenegge von Schouten unterwegs. Und wenn die Bedingungen optimal passen, bringen Pumpenfahrer Uwe Wiggemann und Verschlauchungsfahrer Florian Müller in 12 Stunden locker 2 000 m3 Gülle aus. „Dabei muss man auf Grünland allerdings immer mit Bedacht fahren und lenken, um keine Narbenschäden zu verursachen“, ergänzt Müller.
Auf sonstige Probleme angesprochen — insbesondere wegen des hohen Anteils an Straßenfahrten — nennt Tammo Leiner eine defekte Laufrolle sowie ein Laufband, das wegen Blasenbildung kostenlos ausgetauscht wurde. Außerdem hat der Händler Steinabweiser an den Laufwerken nachgerüstet, um hier weitere Probleme zu vermeiden. „Und um die Auslastung noch weiter zu verbessern, spannen wir den 8RX auch immer öfter vor einen großen Tiefenlockerer von He-Va “, plant van der Velde weiter.
Der John Deere 8RX kann sehr vielseitig eingesetzt werden, wie die drei Betriebe zeigen. Von der schweren Bodenbearbeitung über die bodenschonende Aussaat und Düngerausbringung unter widrigen Bedingungen bis hin zum Einsatz bei der Gülleverschlauchung ist alles dabei.
Einen Teil der Mehrkosten für Anschaffung und Unterhalt spart man durch weniger Schlupf und niedrigeren Verbrauch wieder ein. Noch nicht endgültig bewerten lassen sich jedoch die tatsächlichen Mehrkosten gegenüber einer Radmaschine. Genauso schwer fällt auch die monetäre Bewertung des niedrigeren Bodendrucks.