Gut zu wissen
- Hoyer veredelt Mineralöle sowie Treib- und Schmierstoffe.
- Es gibt rund 500 Tankfahrzeuge, um unter anderem etwa 2,8 Mrd. Liter Diesel pro Jahr auszuliefern.
- Jeder dritte Liter AdBlue wird in Deutschland von Hoyer abgefüllt.
- Vier Autohöfe und 200 Tankstellen runden das Geschäft ab.
Den „Hoyer“-Schriftzug kennen die meisten vermutlich von den rund 1 000 Pkw und Lkw des Unternehmens, die tagtäglich auf deutschen Straßen unterwegs sind. Dazu gehören alleine etwa 500 Tank-Lkw, die in erster Linie Mineralöle, Heizöle und Kraftstoffe für Hoyer ausliefern.
Umso spannender ist es zu hören, dass der Firmengründer Wilhelm Hoyer im Jahr 1924 als Milchkontrolleur in Visselhövede mit dem Fahrrad begann, den Landwirten am Rande der Lüneburger Heide nebenbei Lederfette, Hufsalben und Bohnerwachs zu verkaufen.
Vom Milchkontrolleur zum Schmierstoffhersteller
Visselhövede ist noch heute der Sitz der Firmenzentrale, wo sich etwa 400 der mittlerweile fast 1 900 Mitarbeiter um die Abfüllung und den Vertrieb von Ölen, Fetten und nicht zuletzt auch AdBlue kümmern. Schließlich macht Hoyer heute einen Jahresumsatz von mehr als vier Milliarden Euro — als inhabergeführtes Familienunternehmen wohlgemerkt! Neben Heinz-Wilhelm Hoyer und seiner Frau Ulrike ist mit den Söhnen Thomas, Markus und Stefan Hoyer bereits die vierte Generation der Familie in der Geschäftsführung aktiv.
Und zu tun gibt es genug: Neben dem Handel betreibt das Unternehmen zum Beispiel auch fünf eigene Autohöfe sowie 200 weitere Tankstellen, so dass im Jahr sage und schreibe 2,8 Milliarden Liter Diesel gehandelt werden. Kein Wunder, wenn Hoyer-Tankzüge zum Beispiel allein in einem Tagebau bei Cottbus jeden Mittag die Kipper, Bagger und Raupen mit 50 000 l Diesel betanken. Oder wenn sie eine schwimmende Tankstelle im Hamburger Hafen diverse Groß-Jachten „mal kurz“ mit bis zu 400 000 l Brennstoff versorgen.
Doch zurück zur Firmenzentrale: Im Labor ist eigens ein sogenannter Tribologe angestellt, der sich ausschließlich mit dem Thema „Reibung“ beschäftigt. Oder besser: mit der Reduzierung der Reibung. So gibt es unglaubliche 850 Rezepturen für Motoren-, Getriebe- und Hydrauliköle, die in Visselhövede gemischt, mit Additiven versehen und dann abgefüllt werden.
850 000 l Löschwasser
Auch die Lagerung in den riesigen Hallen auf dem mehr als zehn Hektar großen Firmengelände hat es in sich. So gibt es nicht nur ein Hochregal mit autonomem Stau-System („stow atlas“). Jede Etage der Regale hat auch ein eigenes Sprinkler-System, das von einem 850 m3 großen Wassertank versorgt wird — und zwar von einer Pumpenanlage mit mehrfacher Redundanz, sprich drei vollkommen separaten Pumpen.
Sicherheit geht eben vor, schließlich lagern auf dem Gelände auch noch 1,4 Millionen Liter Flüssiggas, das in einer eigenen Anlage abgefüllt wird — von der 5-kg-Campingflasche bis hin zu 760-l-Tanks mit Dreipunkt-Aufnahme. Diese Gebinde erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Bio-Betrieben, die damit Abflammgeräte betreiben.
Nicht brennbar, aber in den letzten Jahren trotzdem zu einem Verkaufsschlager bei Hoyer entwickelte sich AdBlue. Jeder dritte Liter der wässrigen Harnstofflösung für die Abgasnachbehandlung im SCR-Katalysator stammt in Deutschland von Hoyer.
Kein Wunder, dass vor der Halle 6 Tanks à 100 000 l stehen, die die Abfüllanlagen drinnen versorgen. Schließlich wird tatsächlich ein gewaltiger Teil des AdBlue nicht lose über Tanksäulen verkauft, sondern im 5- und 10-l-Gebinde im Baumarkt oder sogar als Aktionsware im Discounter.
Zukunft ohne fossile Brennstoffe
Trotz aller Klima-Diskussionen ist man bei Hoyer zuversichtlich, was die Zukunft des Geschäfts angeht. So hat man derzeit großen Erfolg mit dem „Future Power Diesel“, wobei sogar bewusst auf den Biodiesel-Anteil mit seinen negativen Eigenschaften (geringerer Energiegehalt, wasser-anziehender Effekt und Verkokungsneigung) verzichtet wird. Gleichzeitig läuft aber bereits ein Antrag für eine Produktionsanlage von LNG (Liquefied Natural Gas), also der Verflüssigung von Erdgas.
Außerdem handelt Hoyer schon länger mit Holzpellets. Dafür wurde eine spezielle Entstaubungs-Anlage entwickelt, um immer hochwertigste Ware an die Kunden liefern zu können. Und nicht zuletzt ist man gerade aktuell in die Technik zur Stromspeicherung eingestiegen, um auch hier für die Zukunft gerüstet zu sein.