Technisch

Schmiertechnik und -stoffe: Dann läuft es wie geschmiert

Auch die Entwicklung bei Schmiersystemen und Schmierstoffen steht nicht still. Wir geben Ihnen einige Einblicke in die aktuelle Technik.

Vor allem beim Dieselmotor ist wichtig, dass immer genug Schmieröl vorhanden ist und dies regelmäßig getauscht wird. (Bildquelle: Tovornik)

Ohne Schmierung läuft nichts — zumindest nicht lange. Diese Erkenntnis erlangten die Kon­strukteure bereits in den Anfangsjahren der modernen Landtechnik. Der Schmiernippel ist seit jeher ein fester Bestandteil von Traktoren, selbstfahrenden Erntemaschinen, Ladern, Anbaugeräten und Anhängern.
Zwar wurden im Laufe der Zeit viele Wälzlager durch geschlossene Varianten mit Dauerschmierung ersetzt, doch gibt es auch noch viele Einsatzbereiche in Landmaschinen, wo diese per Hand abgeschmiert werden müssen. Entweder setzen Sie hierfür eine Handhebel-Fettpresse ein oder greifen auf ein mit Akku betriebenes Gerät zurück. Diese werden mittlerweile von fast allen Akku-Werkzeugherstellern wie Milwaukee, Makita, DeWalt, Mato, Würth, oder Pressol angeboten.
Wichtig ist jedoch, dass auch die Fettkupplung fest auf dem Nippel hält und nicht viel kleckert. Zwei Lösungen, die eine Arretierung auf dem Schmiernippel erlauben sind zum einen die Hochdruck-Fettkupplung von Lube Pro Plus oder die Greifkupplung des Herstellers Umeta.
Während die erste auf dem Nippel festgeschraubt wird, kann die zweite einfach über einen federbelasten Überwurf arretiert werden. Ein weiterer Vorteil der Kupplung von Umeta ist, dass es diese optional mit einem Ventil zur Druckentlastung gibt. Vor allem bei Akku-Fettpressen, die bis zu 600 bar Betriebsdruck aufbauen sinnvoll.

Zentrale Schmierung

Eine deutliche Vereinfachung schaffen zudem per Kunststoffleitungen in Schmierblöcken zusammengelegte Schmierpunkte. So wird ein lästiges Klettern und Verrenken an der Maschine vermieden und die Wartung deutlich vereinfacht.
Noch komfortabler sind Zentralschmieranlagen, wie sie beispielsweise von SKF, Vogel, Lincoln oder Delimon angeboten werden. Über einen zentralen Speicher versorgen solche Anlagen diverse Schmiernippel in einstellbaren Intervallen mit Fett, weshalb sie auf vielen komplexen Neumaschinen bereits zur Serienausstattung gehören.
Für diejenigen, die nur einen kleineren Vorrat benötigen, gibt es auch Systeme, die über eine gängige Fettkartusche versorgt werden — praktisch, wenn man diese sowieso auf dem Betrieb nutzt. Ist Ihr Gerät nicht werksmäßig mit einer solchen Anlage ausgerüstet, können Sie eine Zentralschmier­anlage auch selbst oder von Firmen wie S. Krude Fahrzeugbau oder MS-Zentralschmiertechnik nachrüsten lassen.
Doch nicht nur für die Fettschmierung gibt es Zentralschmieranlagen. Bei Rundballenpressen beispielsweise gehören zentrale Ölschmieranlagen für die Antriebsketten bereits seit über 20 Jahren zur gängigen Praxis. Die Lebensdauer einer Kette kann so nahezu verdoppelt werden. Ölschmierungen spielen zudem auch bei der Lagerschmierung eine immer größere Rolle.
Während die Ölschmierung von Wälz- und Gleitlagern in Motoren und Getrieben gang und gäbe ist, integrierte das Unternehmen Scherer eine sogenannte Ölnebelschmierung für die hochbelasteten und schnell drehenden Lager in ihrem „ProfiCracker“ für Maishäcksler. In Deutschland wird das Produkt von Kemper und John Deere angeboten. Mittels einer Temperaturüberwachung wird gar die Erwärmung der Lager für den Fahrer visualisiert. Der Ölnebel kühlt und schmiert das Lager gleichermaßen.

Auf Qualität und Einsatzzweck achten

Händler und Spezialisten für Wälzlager wie die Friedrich Braun GmbH testen ständig, welche Schmierstoffe am besten für eine lange Lebensdauer von Wälzlagern geeignet sind. Der wichtigste Faktor ist hierbei der Temperaturbereich. Bei gängigen Schmierfetten liegt dieser zwischen –30 und +120  °C. Läuft das Wälzlager ständig im Grenztemperaturbereich unter 0 oder über 80 °C, sollte man über die Nutzung von Hoch- bzw. Niedrigtemperaturfetten nachdenken. Für langsam drehenden Wälzlager genügt meist ein Mehrbereichs- oder Langzeitfett der NLGI-Klasse 2.
Für die Kettenschmierung per Hand bietet z. B. Innotech verschiedenste Schmieröle an. Die synthetische Innenlagerschmierung SIS 105 ist ein sogenannter Trockenschmierstoff und vereint drei Funktionen in einem Mittel: Es soll die Kette dauerhaft reinigen, schmieren und vor Korrosion schützen. Der Hersteller tauft diese Entwicklung „tricomplex-Technologie“.
Bei Motoren- und Getriebeölen sollten Sie auf die passenden Spezifikationen wie die Viskosität, die API-Klassifikation und die ACEA-Spezifikation als Qualitätsmerkmal achten. Diese Anforderungen sind vom Landmaschinen- oder Motoren-Hersteller vorgegeben. Zudem werden häufig Empfehlungen für spezielle Motor- und Getriebeöle seitens der Hersteller angegeben.
Um immer bessere Mittel für die Reduzierung von Reibung zu entwickeln, haben Unternehmen wie die Wilhelm Hoyer GmbH sogenannte Tribologen angestellt, die immer neue Rezepte für bessere Schmiereigenschaften entwickeln. Jedes Schmieröl besteht aus einem Grundöl (auch Basisöl genannt), Additiven und gegebenenfalls einem Schmierfett zur Verdickung.

Umweltverträglichkeit

Auch der Punkt Umweltverträglichkeit rückt bei Schmierstoffen immer mehr in den Fokus. Grundsätzlich sollten in der Land- und Forstwirtschaft vor allem biologisch abbaubare Schmierstoffe und Hydrauliköle genutzt werden. In manchen Landesforstbetrieben sind diese sogar Pflicht. Mittlerweile bieten Unternehmen wie Liqui Moly deshalb auch Bio-Hydrauliköle an.
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz bio­logisch abbaubarer Schmierstoffe sind Säge­­kettenöle wie die des Herstellers Zeller und Gmelin, die unter der Marke Divinol ver­trieben werden. Sie erkennen solche Bioschmierstoffe z. B. am „Blauen Engel“ oder dem EU-Ecolabel.

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