„Wie die Saat — so die Ernte“ — dieses Motto möchte man der Firma Gebrüder Röber zuschreiben, die im Jahr 1852 von Christian Friedrich Röber in Eichrodt (Teil der heutigen Gemeinde Wutha-Farnroda, Thüringen) gegründet wurde. Der Firmengründer beschäftigte sich vor allem mit der Produktion von Pflügen, Eggen, Pferdewagen, Kornsieben und später auch Handdreschmaschinen.
Erst dessen Söhne Carl und Rudolf Röber spezialisierten sich in den 1880er Jahren unter dem Firmennamen „C.F. Röber Söhne“ auf die Herstellung von Reinigungs- und Sortiermaschinen von Getreide und anderen Früchten. Sie legten damit den Grundstein für das Unternehmen Petkus Technologie GmbH, das heute zu den führenden Spezialisten in der Getreidebehandlung und -lagerung zählt.
Mechanisierte Saatgutreinigung
Entscheidend für die Weiterverwertung des Getreides nach dem Dreschen war das Reinigen, also die minderwertige Spreu vom wertvollen Getreide zu trennen. Das geschah seit den Anfängen des Getreidebaus mit Hilfe von Wind — das Getreide wurde geworfelt, das heißt in einem Korb (oder einer sogenannten Getreidewanne) von Hand hochgeworfen. Leichte Spelzen, Grannen und Stängelteilchen wurden dabei seitlich vom Wind erfasst und die schwereren Getreidekörner wieder mit dem Korb aufgefangen.
Mit der Entwicklung von modernen Dreschmaschinen wurde diese Arbeit im 19. Jahrhundert weitgehend maschinell erledigt.
Bei den einfachen, von Hand betriebenen Dreschmaschinen musste ein zusätzlicher Arbeitsgang zum Reinigen angeschlossen werden.
Das Reinigen von Saatgut war allerdings noch aufwändiger als das von gebrauchsfähigem Getreide. Für das Saatgut mussten Kümmerkörner, Unkrautsamen sowie sonstige Fremdbestandteile ausgesondert werden, um am Ende die besten Körner für die Aussaat zu behalten.
Für diese anspruchsvolle Technik entwickelte sich die junge Firma C.F. Röber Söhne zu einem der führenden Spezialisten. Carl und Robert Röber waren gut ausgebildete Maschinenbauer. Robert sammelte zudem Erfahrungen in England, leitete später eine landwirtschaftliche Maschinenfabrik in der Schweiz, bis er schließlich mit seinem Bruder im Jahr 1883 die väterliche Firma in Wutha übernahm.
Modernes Marketing
Sie bauten die Firma zum modernen Industriebetrieb um, den sie dann „Spezialbetrieb für Reinigungs- und Sortiermaschinen“ nannten. Zu den ersten Erfolgsmaschinen gehörte die Windfege „Trieur“, die das Getreide (aber auch Erbsen, Bohnen, Linsen usw.) nach dem Gewicht der Körner trennte.
Die Brüder waren aber nicht nur gute Techniker, sondern auch weitsichtige Unternehmer. Sie betrieben modernes Marketing, druckten Prospekte und internationalisierten ihre Kontakte. Zu Tausenden gingen ihre Maschinen nach Frankreich, England, Österreich, Ungarn und Russland. Und es wurden spezielle Reinigungsmaschinen für Kaffee, Pfeffer und Mais entwickelt und weltweit verkauft. In Deutschland war die Windfege „Triumph“ besonders erfolgreich.
Das Marketinggespür zeigte sich auch in der Einführung des Namens „Petkus“. Petkus ist ein kleiner Ort rund 80 km südlich von Berlin und bekannt durch den Pflanzenzüchter Ferdinand von Lochow. Den Namen des Ritterguts Petkus machte sich das Unternehmen seit etwa 1910 in seiner Werbung zunutze. Seither steht nicht mehr „Röber“ als Name im Vordergrund, sondern „Petkus-Wutha“. Das Unternehmen florierte und war ein namhafter Spezialist in seiner Branche. 1922 beschäftigte man 280 Mitarbeiter. Nach dem Tod von Rudolf Röber übernahm dessen Sohn Paul ab 1926 die alleinige Geschäftsführung.
Vom VEB zu Petkus Technologie
Ab 1948 gehörte Petkus-Wutha zum volkseigenen Betrieb „LBH Landmaschinenfabrik Wutha“. Das einstige Familienunternehmen war zwar verstaatlicht, aber als Betriebsleiter wurde zunächst Hans-Joachim Röber (Enkel von Rudolf, Neffe von Paul) eingesetzt. Anfang der 1950er Jahre siedelten die Familien von Paul und Hans-Joachim Röber nach Minden in Westfalen über und gründeten dort mit Albert Scholze eine neue Firma. Derweil wurde der Betrieb in Wutha ab 1955 als VEB Petkus Landmaschinenwerk Wutha fortgeführt.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands haben die Nachfahren von Albert Scholze bzw. die neuen Besitzer von Petkus ihre Unternehmen im Jahr 1994 wieder zusammengeführt. Heute ist Petkus ein weltweit agierendes Unternehmen mit über 350 Mitarbeitern.