Gut zu wissen
- Assistenzsysteme im Mähdrescher werden von fast allen Fahrern positiv gesehen.
- Zwei Drittel bewerten die Möglichkeit, dann Nebentätigkeiten erledigen zu können, positiv.
- Neue Bedienelemente wie die Gestensteuerung oder Head-up-Displays werden noch skeptisch gesehen.
Durch moderne Assistenzsysteme wie Lenk- und Einstellautomaten sowie Vorfahrtregelungen entstehen Freiräume für den Mähdrescherfahrer. Stellt sich die Frage, inwieweit eine Kabine künftig Möglichkeiten für Nebentätigkeiten bieten muss, damit der Fahrer diese Zeit sinnvoll nutzen kann.
Valentin Ernst, Timo Grupp und Ingo Haußmann vom Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim haben deshalb unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Stefan Böttinger im Rahmen des Forschungsprojektes „Fahrerkabine 4.0“ eine Umfrage gestartet (Kasten: Wer hat teilgenommen?).
Mähdrescher-Kabine: Technikbegeisterung — und Langeweile
In einer der ersten Fragen ging es um die Technik-Affinität der Fahrer. Hier gaben 84 % an, sich intensiv mit den Systemen sowie den technischen Hintergründen zu beschäftigen. Sogar 95 % der Teilnehmer geben an, Assistenzsysteme im Mähdrescher nutzen zu wollen, 56 % sehen darin eine große Erleichterung für sich. Gerade mal 5 % lehnen solche Systeme mit der Begründung ab, den Mähdrescher selbst besser einstellen und fahren zu können.
Immerhin die Hälfte aller Fahrer sagt, dass sie sich beim Mähdrescherfahren hin und wieder langweilen — vor allem auf großen Schlägen mit langen Bahnen sowie bei Wartezeiten. Während 15 % der Fahrer diese Zeit gerne anders sinnvoll nutzen würden, empfinden 35 % die Phasen der Langeweile als durchaus angenehm.
Dazu passt auch, dass mehr als die Hälfte sich überfordert fühlen, wenn sich die Bedienung des Mähdreschers und eine eventuelle Nebentätigkeit überschneiden würden. Genau hier setzt das Projekt Fahrerkabine 4.0 an, um die Möglichkeiten zu nutzen, aber gleichzeitig solche Konflikte zu vermeiden.
Effektive Nebentätigkeit oder zusätzlicher Stress?
Bereits jetzt bewerten zwei Drittel aller Fahrer die Möglichkeiten, im Mähdrescher Nebentätigkeiten zu drledigen, als positiv oder sehr positiv. Als Nachteil sehen aber genau diese Fahrer auch die Gefahren einer Dauerbelastung durch Fahr- und Nebentätigkeit: Fehlermeldungen werden übersehen oder es kann sogar Bruch geben.
Gleichzeitig nennen die Fahrer aber die Vorteile, nebenbei den Betrieb organisieren zu können, Logistik und Verkauf zu regeln und somit letztlich eher Feierabend zu haben, da die Aufgaben bereits erledigt sind. Eher ablehnend stehen die Umfrage-Teilnehmer allerdings anderen Bürotätigkeiten wie Briefe und Rechnungen schreiben gegenüber. Und...
Gut zu wissen
- Assistenzsysteme im Mähdrescher werden von fast allen Fahrern positiv gesehen.
- Zwei Drittel bewerten die Möglichkeit, dann Nebentätigkeiten erledigen zu können, positiv.
- Neue Bedienelemente wie die Gestensteuerung oder Head-up-Displays werden noch skeptisch gesehen.
Durch moderne Assistenzsysteme wie Lenk- und Einstellautomaten sowie Vorfahrtregelungen entstehen Freiräume für den Mähdrescherfahrer. Stellt sich die Frage, inwieweit eine Kabine künftig Möglichkeiten für Nebentätigkeiten bieten muss, damit der Fahrer diese Zeit sinnvoll nutzen kann.
Valentin Ernst, Timo Grupp und Ingo Haußmann vom Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim haben deshalb unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Stefan Böttinger im Rahmen des Forschungsprojektes „Fahrerkabine 4.0“ eine Umfrage gestartet (Kasten: Wer hat teilgenommen?).
Mähdrescher-Kabine: Technikbegeisterung — und Langeweile
In einer der ersten Fragen ging es um die Technik-Affinität der Fahrer. Hier gaben 84 % an, sich intensiv mit den Systemen sowie den technischen Hintergründen zu beschäftigen. Sogar 95 % der Teilnehmer geben an, Assistenzsysteme im Mähdrescher nutzen zu wollen, 56 % sehen darin eine große Erleichterung für sich. Gerade mal 5 % lehnen solche Systeme mit der Begründung ab, den Mähdrescher selbst besser einstellen und fahren zu können.
Immerhin die Hälfte aller Fahrer sagt, dass sie sich beim Mähdrescherfahren hin und wieder langweilen — vor allem auf großen Schlägen mit langen Bahnen sowie bei Wartezeiten. Während 15 % der Fahrer diese Zeit gerne anders sinnvoll nutzen würden, empfinden 35 % die Phasen der Langeweile als durchaus angenehm.
Dazu passt auch, dass mehr als die Hälfte sich überfordert fühlen, wenn sich die Bedienung des Mähdreschers und eine eventuelle Nebentätigkeit überschneiden würden. Genau hier setzt das Projekt Fahrerkabine 4.0 an, um die Möglichkeiten zu nutzen, aber gleichzeitig solche Konflikte zu vermeiden.
Effektive Nebentätigkeit oder zusätzlicher Stress?
Bereits jetzt bewerten zwei Drittel aller Fahrer die Möglichkeiten, im Mähdrescher Nebentätigkeiten zu drledigen, als positiv oder sehr positiv. Als Nachteil sehen aber genau diese Fahrer auch die Gefahren einer Dauerbelastung durch Fahr- und Nebentätigkeit: Fehlermeldungen werden übersehen oder es kann sogar Bruch geben.
Gleichzeitig nennen die Fahrer aber die Vorteile, nebenbei den Betrieb organisieren zu können, Logistik und Verkauf zu regeln und somit letztlich eher Feierabend zu haben, da die Aufgaben bereits erledigt sind. Eher ablehnend stehen die Umfrage-Teilnehmer allerdings anderen Bürotätigkeiten wie Briefe und Rechnungen schreiben gegenüber. Und nicht mal jeder Fünfte wünscht sich mehr Unterhaltung beim Dreschen.
Terminal mit Touchscreen und intuitive Menüs
Rund 90 % aller Umfrageteilnehmer bewerten die Gestaltung sowie die Informationsdarstellung in ihrer Mähdrescherkabine als sehr positiv oder positiv. Wenn Dinge bemängelt werden, geht es vor allem um den Komfort (Federung, Ablagen) und die Sicht, insbesondere nach rechts unten.
Das Platzangebot für große Fahrer wird kritisiert, vor allem die Beinfreiheit. Kritik bei der Informationsdarstellung bezieht sich auf mangelnde Qualität der Displays (Anordnung, Verstellbarkeit, Auflösung) und eine nicht intuitive Menüführung.
Was die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine angeht, bekommen die haptischen Bedienelemente fast durchweg gute Noten. Dabei wird aber zum Beispiel der Touchscreen noch deutlich besser bewertet als etwa ein Dreh- und Drücksteller. Über 50 % können sich sogar ein Head-up-Display vorstellen.
Dagegen wird die Sprach- und Gestensteuerung für die Bedienung noch mehrheitlich skeptisch gesehen. Das gilt auch für die Augmented Reality, eine erweiterte Realität, bei der mit Hilfe von Smartphones oder Datenbrillen Zusatzinformationen in die Livebilder der Realität eingeblendet werden.
Selbst die Möglichkeit, das Lenkrad als Arbeitsplattform zu nutzen, wird von den Fahrern kritisch gesehen, da sie keine Einschränkung des Sichtfeldes sowie übersichtliche Anzeige-/Steuerelemente mit intuitiver Bedienung haben möchten — auch wenn einem Drittel die Nutzung der Kabine für maschinen-fremde Tätigkeiten wichtig ist.
Wer hat teilgenommen?
Insgesamt gab es 312 Teilnehmer, darunter war nur eine Frau. Bei mehr als der Hälfte der Befragten handelte es sich um angestellte Fahrer, ungefähr ein Viertel gab an, Leiter eines landwirtschaftlichen Betriebes zu sein, und 9 % der Teilnehmer waren selbst Inhaber eines Lohnunternehmens. Über 60 % der Fahrer waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, weniger als jeder Zehnte war über 40 Jahre. Trotzdem hatten mehr als zwei Drittel mehr als fünf Jahre Erfahrung auf dem Mähdrescher.
Was die Einsatzdauer in der Saison angeht, lassen sich die Teilnehmer in drei Gruppen einteilen: Ein Drittel gab an, bis zu 15 Tage im Jahr zu fahren. Bei einem weiteren Drittel dauert die Saison zwischen 16 und 25 Tage, während das letzte Drittel mehr als 25 Tage im Jahr auf dem Mähdrescher sitzt. Dabei sind die Arbeitstage lang: Ca. ein Drittel der Fahrer arbeitet täglich 10 bis 12 Stunden, bei einem weiteren Drittel sind es 14 bis 15 Stunden und 20 % geben sogar an, in der Saison täglich mehr als 16 Stunden zu arbeiten.
Geerntet wird dabei von fast allen Mähdreschern Getreide, gut 80 % dreschen auch Raps und fast 30 % Mais. Immerhin 41 % der Fahrer geben an, Erbsen zu dreschen, während 22 % Soja und 11 % Grassamen ernten. Nur 8 % sind auch in Sonnenblumen unterwegs.
Was die Mähdrescher angeht, fahren 63 % der Teilnehmer eine Maschine von Claas, 13 % sitzen im Sommer auf einem John Deere, 12 % auf einem New Holland. Abgeschlagen dahinter folgen bei dieser Umfrage Fendt mit 4 % sowie Deutz-Fahr und Case IH mit jeweils 3 %.
Mehr als ein Drittel der Mähdrescher ist weniger als fünf Jahre und ungefähr ein weiteres Drittel zwischen fünf und zehn Jahre alt. Die älteste Maschine eines Teilnehmers war von Baujahr 1986.
Fazit
Die 312 befragten Mähdrescherfahrer sind zum größten Teil unter 30 Jahre alt, haben aber mehrheitlich über fünf Jahre Erfahrung mit dem Mähdrescher. Trotzdem stehen die meisten von ihnen Assistenzsystemen aufgeschlossen gegenüber, mehr als die Hälfte sieht darin sogar eine große Entlastung.
Immerhin die Hälfte aller Fahrer sagt aber, dass sie sich bereits heute beim Mähdrescherfahren hin und wieder langweilen. Zwei Drittel stehen deshalb auch Nebentätigkeiten (zum Beispiel den Betrieb zu organisieren oder Logistik und Verkauf zu regeln) positiv gegenüber.
Was die Bedienelemente angeht, wird dabei etwa der Touchscreen deutlich besser bewertet als ein Dreh-und Drücksteller. Über 50 % können sich sogar ein Head-up-Display vorstellen. Dagegen wird Augmented Reality genau wie eine Sprach- und Gestensteuerung noch mehrheitlich skeptisch gesehen.
Weitere Infos zur „Fahrerkabine 4.0“ sowie den Projekt-Partnern:agrartechnik-440a.uni-hohenheim.de/fahrerkabineagrarsysteme-der-zukunft.de/konsortien/fahrerkabine-40